Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.Die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd v Julius R, Haarhaus on er Weltkrieg und die durch ihn herbeigeführte Notwendigkeit einer Daß ein noch so gründlicher Wildabschuß, ganz abgesehen von seinen auf Leider herrschen beim großen, nicht weltmännisch gebildeten Publikum -- Die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd v Julius R, Haarhaus on er Weltkrieg und die durch ihn herbeigeführte Notwendigkeit einer Daß ein noch so gründlicher Wildabschuß, ganz abgesehen von seinen auf Leider herrschen beim großen, nicht weltmännisch gebildeten Publikum — <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0052" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330152"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_330101/figures/grenzboten_341903_330101_330152_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd<lb/> v<note type="byline"> Julius R, Haarhaus</note> on </head><lb/> <p xml:id="ID_109"> er Weltkrieg und die durch ihn herbeigeführte Notwendigkeit einer<lb/> möglichst zweckmäßigen Ausnutzung der in Deutschland vorhandenen<lb/> Naturschätze haben, besonders seit sich ein Knapperwerden der Fleisch¬<lb/> nahrung bei uns geltend macht, die Aufmerksamkeit weiter Kreise<lb/> ^ auf die Jagd und die Verwertung der Wildbestände gelenkt. Daß<lb/> bei der Landbevölkerung in manchen Gegenden unseres Vaterlandes sogleich nach<lb/> dem Kriegsausbruch die Anschauung laut wurde, nun sei die Jagd für jedermann<lb/> frei, ist nicht weiter verwunderlich. Dieser Meinung lag ohne Frage eine dunkle<lb/> Erinnerung an längst vergangene Zeiten und Verhältnisse zugrunde, an Zeiten,<lb/> in denen der Kriegszustand gleichbedeutend mit der Auflösung aller staatlichen<lb/> und bürgerlichen Ordnung war. Weit bedenklicher waren die auf einen ähnlichen<lb/> Ton gestimmten Erörterungen in einer Anzahl von Tageszeitungen, und zwar<lb/> gerade in solchen Blättern, die von jeher der Eigenart des deutschen Volkstums.<lb/> also auch dem deutschen Weidwerk, verständnislos und feindselig gegenüber¬<lb/> gestanden haben, und die sich nun plötzlich von einem bis zum Äußersten<lb/> gehenden Wildavschusse Rettung aus aller Not versprachen. Was bei solchen<lb/> Maßnahmen herauskommt, sollte doch die Zeit der sogenannten Jagdfreiheit,<lb/> 1848—1850, zur Genüge dargetan haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_110"> Daß ein noch so gründlicher Wildabschuß, ganz abgesehen von seinen auf<lb/> Jahrzehnte hinaus fühlbaren wirtschaftlichen Folgen, nicht imstande wäre, für<lb/> die verminderte Fleischerzeugung und -einfuhr auch nur für wenige Wochen<lb/> Ersatz zu bieten, leuchtet jedem ein, der sich die Mühe nimmt, einmal über die<lb/> geschichtliche Entwicklung der Jagd nachzudenken. Gewiß hat es eine Zeit ge¬<lb/> geben, wo für unsere Vorfahren das Weidwerk die bei weitem wichtigste Nah¬<lb/> rungsquelle war. Sogar noch im späten Mittelalter war das Wild die Haupt¬<lb/> nutzung der Wälder, neben der die Holznutzung weit zurücktrat. Aber die<lb/> zunehmende Besiedlung des Landes, die Verbesserung des Getreidebaues und<lb/> der Viehzucht, das Aufkommen einer geordneten Forstwirtschaft haben die Wild¬<lb/> bestände allenthalben so stark verringert und damit das Weidwerk als Erwerbs¬<lb/> zweig so gewaltsam zurückgedrängt, daß es wirklich zuviel verlangt ist, wenn<lb/> man fordert, die Jagd solle heute, unter gänzlich veränderten Verhältnissen, die<lb/> von ihr vor einem halben Jahrtausend gespickte Rolle wieder aufzunehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_111" next="#ID_112"> Leider herrschen beim großen, nicht weltmännisch gebildeten Publikum —<lb/> und daran trägt zum guten Teil unsere Tagespresse Schuld, die über jagdliche</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0052]
[Abbildung]
Die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd
v Julius R, Haarhaus on
er Weltkrieg und die durch ihn herbeigeführte Notwendigkeit einer
möglichst zweckmäßigen Ausnutzung der in Deutschland vorhandenen
Naturschätze haben, besonders seit sich ein Knapperwerden der Fleisch¬
nahrung bei uns geltend macht, die Aufmerksamkeit weiter Kreise
^ auf die Jagd und die Verwertung der Wildbestände gelenkt. Daß
bei der Landbevölkerung in manchen Gegenden unseres Vaterlandes sogleich nach
dem Kriegsausbruch die Anschauung laut wurde, nun sei die Jagd für jedermann
frei, ist nicht weiter verwunderlich. Dieser Meinung lag ohne Frage eine dunkle
Erinnerung an längst vergangene Zeiten und Verhältnisse zugrunde, an Zeiten,
in denen der Kriegszustand gleichbedeutend mit der Auflösung aller staatlichen
und bürgerlichen Ordnung war. Weit bedenklicher waren die auf einen ähnlichen
Ton gestimmten Erörterungen in einer Anzahl von Tageszeitungen, und zwar
gerade in solchen Blättern, die von jeher der Eigenart des deutschen Volkstums.
also auch dem deutschen Weidwerk, verständnislos und feindselig gegenüber¬
gestanden haben, und die sich nun plötzlich von einem bis zum Äußersten
gehenden Wildavschusse Rettung aus aller Not versprachen. Was bei solchen
Maßnahmen herauskommt, sollte doch die Zeit der sogenannten Jagdfreiheit,
1848—1850, zur Genüge dargetan haben.
Daß ein noch so gründlicher Wildabschuß, ganz abgesehen von seinen auf
Jahrzehnte hinaus fühlbaren wirtschaftlichen Folgen, nicht imstande wäre, für
die verminderte Fleischerzeugung und -einfuhr auch nur für wenige Wochen
Ersatz zu bieten, leuchtet jedem ein, der sich die Mühe nimmt, einmal über die
geschichtliche Entwicklung der Jagd nachzudenken. Gewiß hat es eine Zeit ge¬
geben, wo für unsere Vorfahren das Weidwerk die bei weitem wichtigste Nah¬
rungsquelle war. Sogar noch im späten Mittelalter war das Wild die Haupt¬
nutzung der Wälder, neben der die Holznutzung weit zurücktrat. Aber die
zunehmende Besiedlung des Landes, die Verbesserung des Getreidebaues und
der Viehzucht, das Aufkommen einer geordneten Forstwirtschaft haben die Wild¬
bestände allenthalben so stark verringert und damit das Weidwerk als Erwerbs¬
zweig so gewaltsam zurückgedrängt, daß es wirklich zuviel verlangt ist, wenn
man fordert, die Jagd solle heute, unter gänzlich veränderten Verhältnissen, die
von ihr vor einem halben Jahrtausend gespickte Rolle wieder aufzunehmen.
Leider herrschen beim großen, nicht weltmännisch gebildeten Publikum —
und daran trägt zum guten Teil unsere Tagespresse Schuld, die über jagdliche
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