Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.Das Niederländische im Sprachunterricht v Dr. H. viekmann on KZWu den gesicherten Ergebnissen des bisherigen Kriegsverlaufs gehört Drei Sprachgruppen scheinen bestimmt zu sein, bei der Neuverteilung des Das Niederländische im Sprachunterricht v Dr. H. viekmann on KZWu den gesicherten Ergebnissen des bisherigen Kriegsverlaufs gehört Drei Sprachgruppen scheinen bestimmt zu sein, bei der Neuverteilung des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0406" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324821"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341901_324408/figures/grenzboten_341901_324408_324821_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das Niederländische im Sprachunterricht<lb/> v<note type="byline"> Dr. H. viekmann</note> on </head><lb/> <p xml:id="ID_1459"> KZWu den gesicherten Ergebnissen des bisherigen Kriegsverlaufs gehört<lb/> die Erkenntnis der Notwendigkeit einer weitsichtigen und gro߬<lb/> zügigen nationalen Sprachpolitik. Deutscher Geist und deutsche<lb/> Interessen müssen auch in der fremdsprachlichen Schularbeit in<lb/> stärkerem Maße wirksam sein als bisher. Wir litten an einer<lb/> starken Überschätzung der sogenannten Weltsprachen, deren Monopolstellung wir<lb/> in politischer Kurzsichtigkeit mit begründen halfen. Nicht wechselseitiges Ver¬<lb/> ständnis, sondern einseitiges Opferbringen unsererseits bestimmte das Verhältnis<lb/> zu den gegnerischen Sprachen. Was könnten die englischen und französischen<lb/> Sprachwissenschaftler aufzeigen an Gegenwert für die von unseren Augusten<lb/> und Romanisten geleistete wissenschaftliche Durchforschung ihrer Sprachen! Noch<lb/> stärker lastete der Druck der weltsprachlichen Voreingenommenheit auf unseren<lb/> Sprachinstituten, Handelsschüler, Pensionaten und Übersetzern. Deutsch galt<lb/> nicht als „internationale" Sprache, deshalb wurde es kaum bemerkt, daß unsere<lb/> Gegner im Verkehr mit uns sich des Deutschen fast nie bedienten und diesem<lb/> im gesellschaft-Iiterarischen und geschäftlichen Leben eine Einflußzone nicht ein¬<lb/> räumten. Eine gewisse Einschränkung des englisch-französischen Sprachbetriebes<lb/> erscheint daher durchaus berechtigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1460" next="#ID_1461"> Drei Sprachgruppen scheinen bestimmt zu sein, bei der Neuverteilung des<lb/> Interesses unseres "lernbegierigen und sprachbegabten Volkes besonders bedacht<lb/> zu werden: die islamitische, die kulturslawische und die kleinstaatlich-germanische.<lb/> Innerhalb jeder Gruppe wird eine Sprache mit der Vorzugsstellung die Ver¬<lb/> mittlerrolle zum Verständnis der verwandten Idiome und Dialekte übernehmen<lb/> müssen. Daß für die erstgenannten Gruppen voraussichtlich Türkisch und<lb/> Polnisch in Betracht kommen, und die jetzt allerorten eingerichteten Schnellkurse<lb/> zu dauernder Pflege an geeigneten Bildungsstätten führen werden, soll hier nur<lb/> beiläufig angedeutet werden. Hinsichtlich der germanischen Kleinstaaten ist vor¬<lb/> auszusehen, daß sich für niederländisch wie für eine skandinavische Sprache<lb/> (schwedisch) Stimmen erheben werden. Für letztere sprechen die bekannten<lb/> Gründe der Sympathie und Geschichte, daneben die zunehmende Bedeutung<lb/> Schwedens und der Ostsee bei Erschließung der um diese sich gruppierenden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0406]
[Abbildung]
Das Niederländische im Sprachunterricht
v Dr. H. viekmann on
KZWu den gesicherten Ergebnissen des bisherigen Kriegsverlaufs gehört
die Erkenntnis der Notwendigkeit einer weitsichtigen und gro߬
zügigen nationalen Sprachpolitik. Deutscher Geist und deutsche
Interessen müssen auch in der fremdsprachlichen Schularbeit in
stärkerem Maße wirksam sein als bisher. Wir litten an einer
starken Überschätzung der sogenannten Weltsprachen, deren Monopolstellung wir
in politischer Kurzsichtigkeit mit begründen halfen. Nicht wechselseitiges Ver¬
ständnis, sondern einseitiges Opferbringen unsererseits bestimmte das Verhältnis
zu den gegnerischen Sprachen. Was könnten die englischen und französischen
Sprachwissenschaftler aufzeigen an Gegenwert für die von unseren Augusten
und Romanisten geleistete wissenschaftliche Durchforschung ihrer Sprachen! Noch
stärker lastete der Druck der weltsprachlichen Voreingenommenheit auf unseren
Sprachinstituten, Handelsschüler, Pensionaten und Übersetzern. Deutsch galt
nicht als „internationale" Sprache, deshalb wurde es kaum bemerkt, daß unsere
Gegner im Verkehr mit uns sich des Deutschen fast nie bedienten und diesem
im gesellschaft-Iiterarischen und geschäftlichen Leben eine Einflußzone nicht ein¬
räumten. Eine gewisse Einschränkung des englisch-französischen Sprachbetriebes
erscheint daher durchaus berechtigt.
Drei Sprachgruppen scheinen bestimmt zu sein, bei der Neuverteilung des
Interesses unseres "lernbegierigen und sprachbegabten Volkes besonders bedacht
zu werden: die islamitische, die kulturslawische und die kleinstaatlich-germanische.
Innerhalb jeder Gruppe wird eine Sprache mit der Vorzugsstellung die Ver¬
mittlerrolle zum Verständnis der verwandten Idiome und Dialekte übernehmen
müssen. Daß für die erstgenannten Gruppen voraussichtlich Türkisch und
Polnisch in Betracht kommen, und die jetzt allerorten eingerichteten Schnellkurse
zu dauernder Pflege an geeigneten Bildungsstätten führen werden, soll hier nur
beiläufig angedeutet werden. Hinsichtlich der germanischen Kleinstaaten ist vor¬
auszusehen, daß sich für niederländisch wie für eine skandinavische Sprache
(schwedisch) Stimmen erheben werden. Für letztere sprechen die bekannten
Gründe der Sympathie und Geschichte, daneben die zunehmende Bedeutung
Schwedens und der Ostsee bei Erschließung der um diese sich gruppierenden
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