Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


Wir bitten die Freunde derGrenzboten
das Abonnement zum I. Quartal 1916
erneuern zu wollen.Bestellungen
nimmt jede Buchhandlung und jede
Postanstalt entgegen. Preis 6 M.Verlag der
<3?en2boten
G. in. b. S.
Berlin SV/n.

Ein Rapitel zur Entstehungsgeschichte des Krieges

le Gedankengänge des Feld--, Wald- und Wiesensozialisnms haben
uns im ganzen wenig Neues über unsere Ansicht vom Kriege und
seine Entstehungsgeschichte gebracht. Wenn man die Ideen der
tüchtigen und klugen Leute verfolgt, die wir in allen Ländern
unter den Sozialisten finden, so kommt man gewöhnlich zu einem
Punkt, wo sich irgend etwas wie eine große Mauer anstürmt, über die der
sozialistische Denker nicht herüberklettern kann. Es ist die Mauer der Partei-
doktrm. Die Ideengange vom Kapitalismus werden auf irgend eine gezwungene
^else in das Gedankensystem hineingebracht, der alte Leisten hervorgeholt^
und es fängt eine Schablone an, die man nicht vertragen kann.

Nach der reinsozialistischen Anschauung hat schließlich der Kapitalismus in
allen Staaten den Krieg verursacht, oder wenigstens einen erheblichen Teil
daran gehabt. Klassengegensätze und Klassenpolitik in den einzelnen Ländern
spielen bei der sozialistischen Betrachtungsweise eine große Rolle. Solche Ideen-
gange, so einseitig sie sind, haben trotzdem ein Gutes, 'ihr Nachdenken führt
uns dazu, uns über gewisse Zusammenhänge der großen auswärtigen Politik
und der inneren Politik in manchen Ländern -- besonders in Rußland ist das
nützlich -- Rechenschaft zu geben. Das haben wir bisher zu wenig getan,
-^adel müssen wir uns hüten, durch allzu große Generalisierungen den Fehler
n sozialistischen Gedankengänge nachzuahmen. Zu der hier gestreiften Frage
haben russische Sozialisten wertvolle Beiträge geliefert, auf die ich später zu
sprechen komme.

Wir erinnern uns, daß die Krisis, die dem Kriege vorherging, in eine
ijm fiel, die für zwei Länder nicht leicht war. England hatte schwere Ver-
sassungskämpfe hinter sich, die Home Rule-Frage spaltete das Land in zwei
ager, die sich immer feindlicher gegenüberstanden. Der König hatte vergeblich
den Konflikt beizulegen versucht. In Irland hatten sich die Gegner bewaffnet,
ein Bürgerkrieg schien bevorzustehen.


Gnnzboten IV 10to 26


Wir bitten die Freunde derGrenzboten
das Abonnement zum I. Quartal 1916
erneuern zu wollen.Bestellungen
nimmt jede Buchhandlung und jede
Postanstalt entgegen. Preis 6 M.Verlag der
<3?en2boten
G. in. b. S.
Berlin SV/n.

Ein Rapitel zur Entstehungsgeschichte des Krieges

le Gedankengänge des Feld--, Wald- und Wiesensozialisnms haben
uns im ganzen wenig Neues über unsere Ansicht vom Kriege und
seine Entstehungsgeschichte gebracht. Wenn man die Ideen der
tüchtigen und klugen Leute verfolgt, die wir in allen Ländern
unter den Sozialisten finden, so kommt man gewöhnlich zu einem
Punkt, wo sich irgend etwas wie eine große Mauer anstürmt, über die der
sozialistische Denker nicht herüberklettern kann. Es ist die Mauer der Partei-
doktrm. Die Ideengange vom Kapitalismus werden auf irgend eine gezwungene
^else in das Gedankensystem hineingebracht, der alte Leisten hervorgeholt^
und es fängt eine Schablone an, die man nicht vertragen kann.

Nach der reinsozialistischen Anschauung hat schließlich der Kapitalismus in
allen Staaten den Krieg verursacht, oder wenigstens einen erheblichen Teil
daran gehabt. Klassengegensätze und Klassenpolitik in den einzelnen Ländern
spielen bei der sozialistischen Betrachtungsweise eine große Rolle. Solche Ideen-
gange, so einseitig sie sind, haben trotzdem ein Gutes, 'ihr Nachdenken führt
uns dazu, uns über gewisse Zusammenhänge der großen auswärtigen Politik
und der inneren Politik in manchen Ländern — besonders in Rußland ist das
nützlich — Rechenschaft zu geben. Das haben wir bisher zu wenig getan,
-^adel müssen wir uns hüten, durch allzu große Generalisierungen den Fehler
n sozialistischen Gedankengänge nachzuahmen. Zu der hier gestreiften Frage
haben russische Sozialisten wertvolle Beiträge geliefert, auf die ich später zu
sprechen komme.

Wir erinnern uns, daß die Krisis, die dem Kriege vorherging, in eine
ijm fiel, die für zwei Länder nicht leicht war. England hatte schwere Ver-
sassungskämpfe hinter sich, die Home Rule-Frage spaltete das Land in zwei
ager, die sich immer feindlicher gegenüberstanden. Der König hatte vergeblich
den Konflikt beizulegen versucht. In Irland hatten sich die Gegner bewaffnet,
ein Bürgerkrieg schien bevorzustehen.


Gnnzboten IV 10to 26
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0391" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324804"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341901_324408/figures/grenzboten_341901_324408_324804_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p> Wir bitten die Freunde derGrenzboten<lb/>
das Abonnement zum I. Quartal 1916<lb/>
erneuern zu wollen.Bestellungen<lb/>
nimmt jede Buchhandlung und jede<lb/>
Postanstalt entgegen.  Preis 6 M.Verlag der<lb/>
&lt;3?en2boten<lb/>
G. in. b. S.<lb/>
Berlin SV/n.</p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Ein Rapitel zur Entstehungsgeschichte des Krieges</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1402"> le Gedankengänge des Feld--, Wald- und Wiesensozialisnms haben<lb/>
uns im ganzen wenig Neues über unsere Ansicht vom Kriege und<lb/>
seine Entstehungsgeschichte gebracht. Wenn man die Ideen der<lb/>
tüchtigen und klugen Leute verfolgt, die wir in allen Ländern<lb/>
unter den Sozialisten finden, so kommt man gewöhnlich zu einem<lb/>
Punkt, wo sich irgend etwas wie eine große Mauer anstürmt, über die der<lb/>
sozialistische Denker nicht herüberklettern kann. Es ist die Mauer der Partei-<lb/>
doktrm. Die Ideengange vom Kapitalismus werden auf irgend eine gezwungene<lb/>
^else in das Gedankensystem hineingebracht, der alte Leisten hervorgeholt^<lb/>
und es fängt eine Schablone an, die man nicht vertragen kann.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1403"> Nach der reinsozialistischen Anschauung hat schließlich der Kapitalismus in<lb/>
allen Staaten den Krieg verursacht, oder wenigstens einen erheblichen Teil<lb/>
daran gehabt. Klassengegensätze und Klassenpolitik in den einzelnen Ländern<lb/>
spielen bei der sozialistischen Betrachtungsweise eine große Rolle. Solche Ideen-<lb/>
gange, so einseitig sie sind, haben trotzdem ein Gutes, 'ihr Nachdenken führt<lb/>
uns dazu, uns über gewisse Zusammenhänge der großen auswärtigen Politik<lb/>
und der inneren Politik in manchen Ländern &#x2014; besonders in Rußland ist das<lb/>
nützlich &#x2014; Rechenschaft zu geben. Das haben wir bisher zu wenig getan,<lb/>
-^adel müssen wir uns hüten, durch allzu große Generalisierungen den Fehler<lb/>
n sozialistischen Gedankengänge nachzuahmen. Zu der hier gestreiften Frage<lb/>
haben russische Sozialisten wertvolle Beiträge geliefert, auf die ich später zu<lb/>
sprechen komme.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1404"> Wir erinnern uns, daß die Krisis, die dem Kriege vorherging, in eine<lb/>
ijm fiel, die für zwei Länder nicht leicht war. England hatte schwere Ver-<lb/>
sassungskämpfe hinter sich, die Home Rule-Frage spaltete das Land in zwei<lb/>
ager, die sich immer feindlicher gegenüberstanden. Der König hatte vergeblich<lb/>
den Konflikt beizulegen versucht. In Irland hatten sich die Gegner bewaffnet,<lb/>
ein Bürgerkrieg schien bevorzustehen.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Gnnzboten IV 10to 26</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0391] [Abbildung] Wir bitten die Freunde derGrenzboten das Abonnement zum I. Quartal 1916 erneuern zu wollen.Bestellungen nimmt jede Buchhandlung und jede Postanstalt entgegen. Preis 6 M.Verlag der <3?en2boten G. in. b. S. Berlin SV/n. Ein Rapitel zur Entstehungsgeschichte des Krieges le Gedankengänge des Feld--, Wald- und Wiesensozialisnms haben uns im ganzen wenig Neues über unsere Ansicht vom Kriege und seine Entstehungsgeschichte gebracht. Wenn man die Ideen der tüchtigen und klugen Leute verfolgt, die wir in allen Ländern unter den Sozialisten finden, so kommt man gewöhnlich zu einem Punkt, wo sich irgend etwas wie eine große Mauer anstürmt, über die der sozialistische Denker nicht herüberklettern kann. Es ist die Mauer der Partei- doktrm. Die Ideengange vom Kapitalismus werden auf irgend eine gezwungene ^else in das Gedankensystem hineingebracht, der alte Leisten hervorgeholt^ und es fängt eine Schablone an, die man nicht vertragen kann. Nach der reinsozialistischen Anschauung hat schließlich der Kapitalismus in allen Staaten den Krieg verursacht, oder wenigstens einen erheblichen Teil daran gehabt. Klassengegensätze und Klassenpolitik in den einzelnen Ländern spielen bei der sozialistischen Betrachtungsweise eine große Rolle. Solche Ideen- gange, so einseitig sie sind, haben trotzdem ein Gutes, 'ihr Nachdenken führt uns dazu, uns über gewisse Zusammenhänge der großen auswärtigen Politik und der inneren Politik in manchen Ländern — besonders in Rußland ist das nützlich — Rechenschaft zu geben. Das haben wir bisher zu wenig getan, -^adel müssen wir uns hüten, durch allzu große Generalisierungen den Fehler n sozialistischen Gedankengänge nachzuahmen. Zu der hier gestreiften Frage haben russische Sozialisten wertvolle Beiträge geliefert, auf die ich später zu sprechen komme. Wir erinnern uns, daß die Krisis, die dem Kriege vorherging, in eine ijm fiel, die für zwei Länder nicht leicht war. England hatte schwere Ver- sassungskämpfe hinter sich, die Home Rule-Frage spaltete das Land in zwei ager, die sich immer feindlicher gegenüberstanden. Der König hatte vergeblich den Konflikt beizulegen versucht. In Irland hatten sich die Gegner bewaffnet, ein Bürgerkrieg schien bevorzustehen. Gnnzboten IV 10to 26

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/391
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/391>, abgerufen am 27.12.2024.