Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.Reiseromantik Erscheinung des Zinses zu tun. Auch wenn das Kapital der Allgemeinheit Die Erscheinung des Zinses ist in ihrem inneren Wesen ein Rätsel, wie Reiseromantik von p. Hoche Mag lauern und trauern, o klingt es uns aus einem deutschen Volksliede frisch entgegen; Wir wollen diesen Wandertrieb nicht schelten. Wissen wir doch, was er Reiseromantik Erscheinung des Zinses zu tun. Auch wenn das Kapital der Allgemeinheit Die Erscheinung des Zinses ist in ihrem inneren Wesen ein Rätsel, wie Reiseromantik von p. Hoche Mag lauern und trauern, o klingt es uns aus einem deutschen Volksliede frisch entgegen; Wir wollen diesen Wandertrieb nicht schelten. Wissen wir doch, was er <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0053" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328787"/> <fw type="header" place="top"> Reiseromantik</fw><lb/> <p xml:id="ID_156" prev="#ID_155"> Erscheinung des Zinses zu tun. Auch wenn das Kapital der Allgemeinheit<lb/> gehört, erwirbt es Zinsen, sie werden vielleicht nur anders verteilt.</p><lb/> <p xml:id="ID_157"> Die Erscheinung des Zinses ist in ihrem inneren Wesen ein Rätsel, wie<lb/> es die chemischen Kontaktsubstanzen sind, die als Vergleich zuHilfe gezogen<lb/> sind. Die Suche nach einer besonderen Erklärung des Kapitalzinses hat daher<lb/> nur geringe Aussicht auf eine einwandfreie Lösung und hat auch keinen sozial<lb/> verwertbaren Zweck.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Reiseromantik<lb/><note type="byline"> von p. Hoche</note></head><lb/> <quote type="epigraph"> Mag lauern und trauern,<lb/> wer will hinter Mauern,<lb/> ich fahr in die Welt!</quote><lb/> <p xml:id="ID_158"> o klingt es uns aus einem deutschen Volksliede frisch entgegen;<lb/> und in der Tat ist der tiefe Wandertrieb von jeher ein kostbares<lb/> Erbteil des deutschen Volkes gewesen. Schon die Völkerwanderung<lb/> ist mit aufs Konto dieses Wanderdranges zu setzen. Im Mittel¬<lb/> alter begegnen wir dem abenteuernden Ritter, dem Sänger, der<lb/> von Burg zu Burg zog; ein Walter von der Vogelweide bekannte selber von<lb/> sich: Lande hab ich viel gesehen! Der fahrende Schüler, der, wie es im Liede<lb/> heißt, fröhlich dahin „seine Straßen" zieht, war damals keine ungewöhnliche<lb/> Erscheinung. Wir kennen einen Seume, den rüstigen Spaziergänger nach<lb/> Syrakus, wissen von Goethe, daß er sich selbst den Namen „Wanderer" bei¬<lb/> legte und bekannte: was ich nicht erlernt habe, das habe ich erwandert.<lb/> Bis ins letzte Jahrhundert hinein zog der deutsche Handwerksbursche mit<lb/> leichtem Sinn und Ränzel durch die weiten Gauen, und wenn der Fechtbruder<lb/> im Straßengraben lagerte und nächtigte, so lag selbst darin noch ein Nest alter<lb/> Wanderpoesie.</p><lb/> <p xml:id="ID_159" next="#ID_160"> Wir wollen diesen Wandertrieb nicht schelten. Wissen wir doch, was er<lb/> uns einbringt, wie er bereichert. Wer mit offenen Augen und froher Seele<lb/> wandert, bringt kostbare Schätze mit heim, die auch „weder Motten noch Rost<lb/> fressen", die für die späteren mageren Jahre „zum Brote werden, das nie alle<lb/> wird". Ein Erzphilister daher, den es nie hinaus in die Ferne treibt, der<lb/> vielleicht um die paar Groschen greint, die eine Wanderung wohl extra kostetI<lb/> Es müssen recht verstaubte Seelen sein, denen — wenn es die äußeren Um-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0053]
Reiseromantik
Erscheinung des Zinses zu tun. Auch wenn das Kapital der Allgemeinheit
gehört, erwirbt es Zinsen, sie werden vielleicht nur anders verteilt.
Die Erscheinung des Zinses ist in ihrem inneren Wesen ein Rätsel, wie
es die chemischen Kontaktsubstanzen sind, die als Vergleich zuHilfe gezogen
sind. Die Suche nach einer besonderen Erklärung des Kapitalzinses hat daher
nur geringe Aussicht auf eine einwandfreie Lösung und hat auch keinen sozial
verwertbaren Zweck.
Reiseromantik
von p. Hoche
Mag lauern und trauern,
wer will hinter Mauern,
ich fahr in die Welt!
o klingt es uns aus einem deutschen Volksliede frisch entgegen;
und in der Tat ist der tiefe Wandertrieb von jeher ein kostbares
Erbteil des deutschen Volkes gewesen. Schon die Völkerwanderung
ist mit aufs Konto dieses Wanderdranges zu setzen. Im Mittel¬
alter begegnen wir dem abenteuernden Ritter, dem Sänger, der
von Burg zu Burg zog; ein Walter von der Vogelweide bekannte selber von
sich: Lande hab ich viel gesehen! Der fahrende Schüler, der, wie es im Liede
heißt, fröhlich dahin „seine Straßen" zieht, war damals keine ungewöhnliche
Erscheinung. Wir kennen einen Seume, den rüstigen Spaziergänger nach
Syrakus, wissen von Goethe, daß er sich selbst den Namen „Wanderer" bei¬
legte und bekannte: was ich nicht erlernt habe, das habe ich erwandert.
Bis ins letzte Jahrhundert hinein zog der deutsche Handwerksbursche mit
leichtem Sinn und Ränzel durch die weiten Gauen, und wenn der Fechtbruder
im Straßengraben lagerte und nächtigte, so lag selbst darin noch ein Nest alter
Wanderpoesie.
Wir wollen diesen Wandertrieb nicht schelten. Wissen wir doch, was er
uns einbringt, wie er bereichert. Wer mit offenen Augen und froher Seele
wandert, bringt kostbare Schätze mit heim, die auch „weder Motten noch Rost
fressen", die für die späteren mageren Jahre „zum Brote werden, das nie alle
wird". Ein Erzphilister daher, den es nie hinaus in die Ferne treibt, der
vielleicht um die paar Groschen greint, die eine Wanderung wohl extra kostetI
Es müssen recht verstaubte Seelen sein, denen — wenn es die äußeren Um-
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