Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr.Die Insel Sansibar und ihre wirtschaftliche Bedeutung Prof. Dr. Friedrich Tobler von Der im Jahre 1390 zwischen Deutschland und England geschlossene' vielgeschmähte Sansibarvertrag ruft immer noch Erörterungen hervor, ob der Insel heute überhaupt noch eine Bedeutung für die deutschen Interessen zukomme. Der folgende Aussatz versucht, an solche Erörterungen anschließend, die Bedeutung der Insel, unter besonderer Berücksichtigung der Interessen Deutsch-Ostafrikas, zu skizzieren. le Insel Sansibar hat eine Länge von 86, eine Breite von etwa Die Insel Sansibar und ihre wirtschaftliche Bedeutung Prof. Dr. Friedrich Tobler von Der im Jahre 1390 zwischen Deutschland und England geschlossene' vielgeschmähte Sansibarvertrag ruft immer noch Erörterungen hervor, ob der Insel heute überhaupt noch eine Bedeutung für die deutschen Interessen zukomme. Der folgende Aussatz versucht, an solche Erörterungen anschließend, die Bedeutung der Insel, unter besonderer Berücksichtigung der Interessen Deutsch-Ostafrikas, zu skizzieren. le Insel Sansibar hat eine Länge von 86, eine Breite von etwa <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0070" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328170"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_328099/figures/grenzboten_341899_328099_328170_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Insel Sansibar und ihre wirtschaftliche Bedeutung<lb/><note type="byline"> Prof. Dr. Friedrich Tobler</note> von </head><lb/> <note type="argument"> Der im Jahre 1390 zwischen Deutschland und England geschlossene'<lb/> vielgeschmähte Sansibarvertrag ruft immer noch Erörterungen hervor,<lb/> ob der Insel heute überhaupt noch eine Bedeutung für die deutschen<lb/> Interessen zukomme. Der folgende Aussatz versucht, an solche Erörterungen<lb/> anschließend, die Bedeutung der Insel, unter besonderer Berücksichtigung<lb/> der Interessen Deutsch-Ostafrikas, zu skizzieren.</note><lb/> <p xml:id="ID_262"> le Insel Sansibar hat eine Länge von 86, eine Breite von etwa<lb/> 37 Kilometern, einen Gesamtflächeninhalt von rund 1500 Quadrat¬<lb/> kilometern; das entspricht etwa der Größe des Herzogtums Sachsen-<lb/> Altenburg. Sie ist durch und durch eine echte Koralleninsel, d. h.<lb/> aller Boden besteht aus Kalk, wenn auch zum Teil von hohem<lb/> Alter. Früher hat sie zweifellos aus mehreren Inseln bestanden; darauf deuten<lb/> noch verschiedentlich Senkungen, meist im Verlaufe der Längsachse der Insel,<lb/> hin, die, wie namentlich ein Tal im Südosten der Insel, das die Südostspitze<lb/> abgrenzt, auch sogar noch sumpfig sind. Die Westküste unterscheidet sich durch¬<lb/> aus vou der Ostküste dadurch, daß an ihr die Korallenriffbildung vor der<lb/> eigentlichen Uferlinie verhältnismäßig wenig auffällig zutage tritt, während an<lb/> der Ostküste auf oft mehrere Kilometer vor dem eigentlichen Uferstreifen ein<lb/> stark brandendes Korallenriff vorgelagert erscheint. Unter anderem ist es auch<lb/> die Westküste, die einzig Schiffen eine Annäherung zuläßt, und an ihr ist denn<lb/> auch der einzige gute große Hafen, der der Stadt Sansibar selbst, gelegen.<lb/> Auch das eigentliche Kulturgebiet der Insel liegt zum größten Teil auf der<lb/> Westseite. Die Ostseite ist zum Teil sogar unbewohnt. Der Baumwuchs, die<lb/> Kulturgebiete der großen Pflanzungen liegen in der westlichen Längshälfte.<lb/> Ebenso findet sich hier auch die größere Zahl der Flußläufe, die übrigens meist<lb/> zunächst in der Längsrichtung selbst verlaufen. Sie entspringen auf den Höhen¬<lb/> zügen, die (bis über 100 Meter Höhe) in der Längsachse und nahe der<lb/> Mitte, etwas nach Westen verschoben, auftreten, und münden durchweg auf der<lb/> Westseite. Zum Teil aufgefangen, dienen sie auch zur Anlage der vorzüglichen<lb/> Wasserleitung, die einen großen Teil des Kulturgebietes durchzieht.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0070]
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Die Insel Sansibar und ihre wirtschaftliche Bedeutung
Prof. Dr. Friedrich Tobler von
Der im Jahre 1390 zwischen Deutschland und England geschlossene'
vielgeschmähte Sansibarvertrag ruft immer noch Erörterungen hervor,
ob der Insel heute überhaupt noch eine Bedeutung für die deutschen
Interessen zukomme. Der folgende Aussatz versucht, an solche Erörterungen
anschließend, die Bedeutung der Insel, unter besonderer Berücksichtigung
der Interessen Deutsch-Ostafrikas, zu skizzieren.
le Insel Sansibar hat eine Länge von 86, eine Breite von etwa
37 Kilometern, einen Gesamtflächeninhalt von rund 1500 Quadrat¬
kilometern; das entspricht etwa der Größe des Herzogtums Sachsen-
Altenburg. Sie ist durch und durch eine echte Koralleninsel, d. h.
aller Boden besteht aus Kalk, wenn auch zum Teil von hohem
Alter. Früher hat sie zweifellos aus mehreren Inseln bestanden; darauf deuten
noch verschiedentlich Senkungen, meist im Verlaufe der Längsachse der Insel,
hin, die, wie namentlich ein Tal im Südosten der Insel, das die Südostspitze
abgrenzt, auch sogar noch sumpfig sind. Die Westküste unterscheidet sich durch¬
aus vou der Ostküste dadurch, daß an ihr die Korallenriffbildung vor der
eigentlichen Uferlinie verhältnismäßig wenig auffällig zutage tritt, während an
der Ostküste auf oft mehrere Kilometer vor dem eigentlichen Uferstreifen ein
stark brandendes Korallenriff vorgelagert erscheint. Unter anderem ist es auch
die Westküste, die einzig Schiffen eine Annäherung zuläßt, und an ihr ist denn
auch der einzige gute große Hafen, der der Stadt Sansibar selbst, gelegen.
Auch das eigentliche Kulturgebiet der Insel liegt zum größten Teil auf der
Westseite. Die Ostseite ist zum Teil sogar unbewohnt. Der Baumwuchs, die
Kulturgebiete der großen Pflanzungen liegen in der westlichen Längshälfte.
Ebenso findet sich hier auch die größere Zahl der Flußläufe, die übrigens meist
zunächst in der Längsrichtung selbst verlaufen. Sie entspringen auf den Höhen¬
zügen, die (bis über 100 Meter Höhe) in der Längsachse und nahe der
Mitte, etwas nach Westen verschoben, auftreten, und münden durchweg auf der
Westseite. Zum Teil aufgefangen, dienen sie auch zur Anlage der vorzüglichen
Wasserleitung, die einen großen Teil des Kulturgebietes durchzieht.
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