Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr.Die Hexe von Mayen Roman Lharlotte Niese von (Sechzehnte Fortsetzung) "Wahrlich, Sehestedt, es ist gekommen, wie ich oft sagte, die Franzosen Er schlug mit der Hand auf den Tisch. "Erinnert Ihr Euch noch des guten Abtes von Laach, des Herrn Plazidus? Josias war sehr aufmerksam geworden. "Woher erfuhr Euer Gnaden alle diese schlimmen Dinge?" "Ich hatte hier einen Prinzen zu Besuch, einen vom Rhein, Löwenstein, Josias fuhr in die Höhe. "Es war der Stadtschreiber von Mayen, so wenigstens sagte die Frau Die Hexe von Mayen Roman Lharlotte Niese von (Sechzehnte Fortsetzung) „Wahrlich, Sehestedt, es ist gekommen, wie ich oft sagte, die Franzosen Er schlug mit der Hand auf den Tisch. „Erinnert Ihr Euch noch des guten Abtes von Laach, des Herrn Plazidus? Josias war sehr aufmerksam geworden. „Woher erfuhr Euer Gnaden alle diese schlimmen Dinge?" „Ich hatte hier einen Prinzen zu Besuch, einen vom Rhein, Löwenstein, Josias fuhr in die Höhe. „Es war der Stadtschreiber von Mayen, so wenigstens sagte die Frau <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0180" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328280"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_328099/figures/grenzboten_341899_328099_328280_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Hexe von Mayen<lb/> Roman<lb/><note type="byline"> Lharlotte Niese</note> von<lb/> (Sechzehnte Fortsetzung) </head><lb/> <p xml:id="ID_767"> „Wahrlich, Sehestedt, es ist gekommen, wie ich oft sagte, die Franzosen<lb/> sind wieder ins Rheinland gekommen, haben die alten schönen Burgen ver¬<lb/> brannt, haben das Kloster Laach berannt und beraubt. In Mayen sind sie auch<lb/> gewesen und der Turm, darinnen Eure Frau Eheliebste einmal verwahrt war,<lb/> ist mit Pulver auseinandergesprengt worden. Majestät der König Ludwig haben<lb/> sich einmal wieder gelangweilt!"</p><lb/> <p xml:id="ID_768"> Er schlug mit der Hand auf den Tisch.</p><lb/> <p xml:id="ID_769"> „Erinnert Ihr Euch noch des guten Abtes von Laach, des Herrn Plazidus?<lb/> Mit all seinen Mönchen hat er fliehen müssen und in der Höhle vom Hochstein<lb/> fand er Obdach und Versteck. Aber sein Kloster und alles, was er geschafft<lb/> ist ihm elend vom Feind zerstört worden!"</p><lb/> <p xml:id="ID_770"> Josias war sehr aufmerksam geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_771"> „Woher erfuhr Euer Gnaden alle diese schlimmen Dinge?"</p><lb/> <p xml:id="ID_772"> „Ich hatte hier einen Prinzen zu Besuch, einen vom Rhein, Löwenstein,<lb/> hieß er, und war mit den Seinen aus der Eifel geflohen, wo seine Burg lag.<lb/> Nun sind Gemahl und Kinder in Mecklenburg, und er wollte nach Wien zum<lb/> Kaiser. Nun, dieser wird wieder nicht helfen. Er hat mir soviel berichtet,<lb/> daß ich wohl einmal wieder mit den Braunschweigern möchte ins Feld ziehen.<lb/> Aber die Welsen haben keine Lust mehr, sie bleiben daheim und denken an ihr<lb/> Land! Wer kann es ihnen verdenken. Doch die Generalstaaten rüsten, und<lb/> dorthin werde ich wohl einmal gehen! Übrigens —" er unterbrach sich.<lb/> „Wißt Ihr, daß ich Euren Brenner im Kaschott habe? Denselben, der auf<lb/> Schierensee angezündet hat, und dann noch auf Wittmoldt und anderen Edel-<lb/> höfen? Bei Euch ist er ausgerissen, aber hier liegt er unter im Schloß, und<lb/> in den nächsten Tagen soll er hängen."</p><lb/> <p xml:id="ID_773"> Josias fuhr in die Höhe.</p><lb/> <p xml:id="ID_774"> „Es war der Stadtschreiber von Mayen, so wenigstens sagte die Frau<lb/> Sehestedt. Darum wollte sie ihn nicht hängen lassen, wie es ihm gebührte,<lb/> und so hat er noch viel Elend angestiftet."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0180]
[Abbildung]
Die Hexe von Mayen
Roman
Lharlotte Niese von
(Sechzehnte Fortsetzung)
„Wahrlich, Sehestedt, es ist gekommen, wie ich oft sagte, die Franzosen
sind wieder ins Rheinland gekommen, haben die alten schönen Burgen ver¬
brannt, haben das Kloster Laach berannt und beraubt. In Mayen sind sie auch
gewesen und der Turm, darinnen Eure Frau Eheliebste einmal verwahrt war,
ist mit Pulver auseinandergesprengt worden. Majestät der König Ludwig haben
sich einmal wieder gelangweilt!"
Er schlug mit der Hand auf den Tisch.
„Erinnert Ihr Euch noch des guten Abtes von Laach, des Herrn Plazidus?
Mit all seinen Mönchen hat er fliehen müssen und in der Höhle vom Hochstein
fand er Obdach und Versteck. Aber sein Kloster und alles, was er geschafft
ist ihm elend vom Feind zerstört worden!"
Josias war sehr aufmerksam geworden.
„Woher erfuhr Euer Gnaden alle diese schlimmen Dinge?"
„Ich hatte hier einen Prinzen zu Besuch, einen vom Rhein, Löwenstein,
hieß er, und war mit den Seinen aus der Eifel geflohen, wo seine Burg lag.
Nun sind Gemahl und Kinder in Mecklenburg, und er wollte nach Wien zum
Kaiser. Nun, dieser wird wieder nicht helfen. Er hat mir soviel berichtet,
daß ich wohl einmal wieder mit den Braunschweigern möchte ins Feld ziehen.
Aber die Welsen haben keine Lust mehr, sie bleiben daheim und denken an ihr
Land! Wer kann es ihnen verdenken. Doch die Generalstaaten rüsten, und
dorthin werde ich wohl einmal gehen! Übrigens —" er unterbrach sich.
„Wißt Ihr, daß ich Euren Brenner im Kaschott habe? Denselben, der auf
Schierensee angezündet hat, und dann noch auf Wittmoldt und anderen Edel-
höfen? Bei Euch ist er ausgerissen, aber hier liegt er unter im Schloß, und
in den nächsten Tagen soll er hängen."
Josias fuhr in die Höhe.
„Es war der Stadtschreiber von Mayen, so wenigstens sagte die Frau
Sehestedt. Darum wollte sie ihn nicht hängen lassen, wie es ihm gebührte,
und so hat er noch viel Elend angestiftet."
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |