Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Briefe an August Wilhelm Schlegel Haltung es bestund war, angegriffen hat^''), verhaftet und ihm der Prozeß Laßen Sie mich doch den Ausgang der Bürger-Kästnerschen Fehde wissen, Adieu, bester Freund, ich hoffe auf eine baldige Erscheinung von Ihnen in Prosa und in Versen. Ganz der Ihrige v. Arnswalde. Ich höre, daß Dornford Goettingen verlassen wird; wann? u. warum IV. Hannover am 5. März 1789. Sie kommen gewiß, mein Bester, unsre Goettingschen Abendunterhaltungen") Geschäftsmänner, die nur für ihre Geschäfte leben, und das thun doch Meine ietzige einsame Muße hat die Neigung zu poetischer Lektüre, der Nach Ur. 7 des Jntelligenzblattes der Allg. Litteratur-Zeitung vom 17. Jan. 1789 schrieb ein Dr. Würger "Bemerkungen über das Religionsedikt" und wurde dafür durch das Berliner Kammergericht zu einer sechswöchentlichen Gefängnisstrafe verurteilt. Darüber auch Philivpson a. a. O. 22g f. ^) Vgl. Anmerkung 16. ^) Bereits Ende des Jahres 1788 suchte Bürger Kastners Zorn zu beschwichtigen (t'gi, Briefe von und an Bürger III 202 f). Doch erschienen erst im Musenalmanach auf 1791 wieder Gedichte von Kästner. °°) Unter diesen, Decknamen veröffentlichte Bürger im Musenalmanach auf 1789 sechs Gedichte. Vgl. Anmerkung 21. ") Näheres über dieselben bei Pütter, Versuch einer academischen Gelehrtengesch. von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen II 369 f. Der ^äone war das Hauptwerk des italienischen Dichters Giovanni Battista Marini oder Marino (1669--162S), von dem 1789 eine vierhändige neue Ausgabe erschien. Grenzboten I 1914 °i2
Briefe an August Wilhelm Schlegel Haltung es bestund war, angegriffen hat^''), verhaftet und ihm der Prozeß Laßen Sie mich doch den Ausgang der Bürger-Kästnerschen Fehde wissen, Adieu, bester Freund, ich hoffe auf eine baldige Erscheinung von Ihnen in Prosa und in Versen. Ganz der Ihrige v. Arnswalde. Ich höre, daß Dornford Goettingen verlassen wird; wann? u. warum IV. Hannover am 5. März 1789. Sie kommen gewiß, mein Bester, unsre Goettingschen Abendunterhaltungen") Geschäftsmänner, die nur für ihre Geschäfte leben, und das thun doch Meine ietzige einsame Muße hat die Neigung zu poetischer Lektüre, der Nach Ur. 7 des Jntelligenzblattes der Allg. Litteratur-Zeitung vom 17. Jan. 1789 schrieb ein Dr. Würger „Bemerkungen über das Religionsedikt" und wurde dafür durch das Berliner Kammergericht zu einer sechswöchentlichen Gefängnisstrafe verurteilt. Darüber auch Philivpson a. a. O. 22g f. ^) Vgl. Anmerkung 16. ^) Bereits Ende des Jahres 1788 suchte Bürger Kastners Zorn zu beschwichtigen (t'gi, Briefe von und an Bürger III 202 f). Doch erschienen erst im Musenalmanach auf 1791 wieder Gedichte von Kästner. °°) Unter diesen, Decknamen veröffentlichte Bürger im Musenalmanach auf 1789 sechs Gedichte. Vgl. Anmerkung 21. ") Näheres über dieselben bei Pütter, Versuch einer academischen Gelehrtengesch. von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen II 369 f. Der ^äone war das Hauptwerk des italienischen Dichters Giovanni Battista Marini oder Marino (1669—162S), von dem 1789 eine vierhändige neue Ausgabe erschien. Grenzboten I 1914 °i2
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0509" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327975"/> <fw type="header" place="top"> Briefe an August Wilhelm Schlegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_2363" prev="#ID_2362"> Haltung es bestund war, angegriffen hat^''), verhaftet und ihm der Prozeß<lb/> gemacht ist. Dafür geht es hier doch noch billiger zu, wenn man gleich einige<lb/> profane Aeußerungen felbst im Mus^en-^ Almanachs) rügt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2364"> Laßen Sie mich doch den Ausgang der Bürger-Kästnerschen Fehde wissen,<lb/> die vermutlich schon in Vergessenheit begraben^) ist. Dem unberufner Retter<lb/> der Orthodoxie hätte ich gern eine kleine Züchtigung gegönnt und Dietrich<lb/> Menschenschreck"') ist doch der Mann nicht, der zu sparsam damit wäre. —</p><lb/> <note type="closer"> Adieu, bester Freund, ich hoffe auf eine baldige Erscheinung von Ihnen<lb/> in Prosa und in Versen. Ganz der Ihrige<note type="bibl"> v. Arnswalde.</note></note><lb/> <p xml:id="ID_2365"> Ich höre, daß Dornford Goettingen verlassen wird; wann? u. warum<lb/> so schnell? — beantworten Sie mir gütigst.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> IV.</head><lb/> <p xml:id="ID_2366"> Hannover am 5. März 1789.</p><lb/> <p xml:id="ID_2367"> Sie kommen gewiß, mein Bester, unsre Goettingschen Abendunterhaltungen")<lb/> nicht mit der Sehnsucht zurückwünschen als ich, der ich den Abgang derselben<lb/> bei dem Mangel eines vertrauten Umgangs, ganz nach meinem Sinne,<lb/> doppelt fühle.</p><lb/> <p xml:id="ID_2368"> Geschäftsmänner, die nur für ihre Geschäfte leben, und das thun doch<lb/> hier die meisten, sind für den ungenießbar, der etwas mehr als Schaale<lb/> Zeitungsunterhaltung sucht und doch wird man seines Lebens nur zur Hälfte<lb/> froh ohne ein menschliches Wesen, dem man auch seine geheimsten Gedanken<lb/> und Empfindungen vertrauensvoll mittheilen kan, und mit dem man Liebe zu<lb/> denselben Geistesbeschäftigungen theilt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2369" next="#ID_2370"> Meine ietzige einsame Muße hat die Neigung zu poetischer Lektüre, der<lb/> ich in den leztern Jahren zum Theil entsagen mußte, wieder erweckt und ich<lb/> habe Sie mir oft zum Theilnehmer des Genußes gewünscht, den sie mir ver¬<lb/> schafft hat. Vereinigen sich einmal Zeit und Lust bei Ihnen, so lesen Sie la<lb/> den Atome des Marino^), dem ich mehrere sehr angenehme Abende verdanke.</p><lb/> <note xml:id="FID_161" place="foot"> Nach Ur. 7 des Jntelligenzblattes der Allg. Litteratur-Zeitung vom 17. Jan. 1789<lb/> schrieb ein Dr. Würger „Bemerkungen über das Religionsedikt" und wurde dafür durch das<lb/> Berliner Kammergericht zu einer sechswöchentlichen Gefängnisstrafe verurteilt. Darüber auch<lb/> Philivpson a. a. O. 22g f.</note><lb/> <note xml:id="FID_162" place="foot"> ^) Vgl. Anmerkung 16.</note><lb/> <note xml:id="FID_163" place="foot"> ^) Bereits Ende des Jahres 1788 suchte Bürger Kastners Zorn zu beschwichtigen<lb/> (t'gi, Briefe von und an Bürger III 202 f). Doch erschienen erst im Musenalmanach auf<lb/> 1791 wieder Gedichte von Kästner.</note><lb/> <note xml:id="FID_164" place="foot"> °°) Unter diesen, Decknamen veröffentlichte Bürger im Musenalmanach auf 1789 sechs<lb/> Gedichte.</note><lb/> <note xml:id="FID_165" place="foot"> Vgl. Anmerkung 21.</note><lb/> <note xml:id="FID_166" place="foot"> ") Näheres über dieselben bei Pütter, Versuch einer academischen Gelehrtengesch. von<lb/> der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen II 369 f.</note><lb/> <note xml:id="FID_167" place="foot"> Der ^äone war das Hauptwerk des italienischen Dichters Giovanni Battista<lb/> Marini oder Marino (1669—162S), von dem 1789 eine vierhändige neue Ausgabe erschien.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I 1914 °i2</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0509]
Briefe an August Wilhelm Schlegel
Haltung es bestund war, angegriffen hat^''), verhaftet und ihm der Prozeß
gemacht ist. Dafür geht es hier doch noch billiger zu, wenn man gleich einige
profane Aeußerungen felbst im Mus^en-^ Almanachs) rügt.
Laßen Sie mich doch den Ausgang der Bürger-Kästnerschen Fehde wissen,
die vermutlich schon in Vergessenheit begraben^) ist. Dem unberufner Retter
der Orthodoxie hätte ich gern eine kleine Züchtigung gegönnt und Dietrich
Menschenschreck"') ist doch der Mann nicht, der zu sparsam damit wäre. —
Adieu, bester Freund, ich hoffe auf eine baldige Erscheinung von Ihnen
in Prosa und in Versen. Ganz der Ihrige v. Arnswalde.
Ich höre, daß Dornford Goettingen verlassen wird; wann? u. warum
so schnell? — beantworten Sie mir gütigst.
IV.
Hannover am 5. März 1789.
Sie kommen gewiß, mein Bester, unsre Goettingschen Abendunterhaltungen")
nicht mit der Sehnsucht zurückwünschen als ich, der ich den Abgang derselben
bei dem Mangel eines vertrauten Umgangs, ganz nach meinem Sinne,
doppelt fühle.
Geschäftsmänner, die nur für ihre Geschäfte leben, und das thun doch
hier die meisten, sind für den ungenießbar, der etwas mehr als Schaale
Zeitungsunterhaltung sucht und doch wird man seines Lebens nur zur Hälfte
froh ohne ein menschliches Wesen, dem man auch seine geheimsten Gedanken
und Empfindungen vertrauensvoll mittheilen kan, und mit dem man Liebe zu
denselben Geistesbeschäftigungen theilt.
Meine ietzige einsame Muße hat die Neigung zu poetischer Lektüre, der
ich in den leztern Jahren zum Theil entsagen mußte, wieder erweckt und ich
habe Sie mir oft zum Theilnehmer des Genußes gewünscht, den sie mir ver¬
schafft hat. Vereinigen sich einmal Zeit und Lust bei Ihnen, so lesen Sie la
den Atome des Marino^), dem ich mehrere sehr angenehme Abende verdanke.
Nach Ur. 7 des Jntelligenzblattes der Allg. Litteratur-Zeitung vom 17. Jan. 1789
schrieb ein Dr. Würger „Bemerkungen über das Religionsedikt" und wurde dafür durch das
Berliner Kammergericht zu einer sechswöchentlichen Gefängnisstrafe verurteilt. Darüber auch
Philivpson a. a. O. 22g f.
^) Vgl. Anmerkung 16.
^) Bereits Ende des Jahres 1788 suchte Bürger Kastners Zorn zu beschwichtigen
(t'gi, Briefe von und an Bürger III 202 f). Doch erschienen erst im Musenalmanach auf
1791 wieder Gedichte von Kästner.
°°) Unter diesen, Decknamen veröffentlichte Bürger im Musenalmanach auf 1789 sechs
Gedichte.
Vgl. Anmerkung 21.
") Näheres über dieselben bei Pütter, Versuch einer academischen Gelehrtengesch. von
der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen II 369 f.
Der ^äone war das Hauptwerk des italienischen Dichters Giovanni Battista
Marini oder Marino (1669—162S), von dem 1789 eine vierhändige neue Ausgabe erschien.
Grenzboten I 1914 °i2
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |