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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

der Entdeckung geführt, daß Steffens tat¬
sächlich väterlicherseits Deutscher und mütter¬
licherseits Däne ist. Er erhielt vom eme¬
ritierten Professor der Mathematik an der
Universität Kopenhagen und Sekretär der Ge¬
sellschaft der Wissenschaften H, G. Zcuthen.
der ein Großneffe von Steffens ist, folgende
Mitteilungen:

"Der Vater von Steffens war Holsteiner,
also ein Deutscher, kam zu jener Zeit des
friedlichen Verkehrs der beiden Nationen in¬
nerhalb des Gesamtstaates nach Kopenhagen
und wurde von der dänischen Negierung auf
kurze Zeit nach Norwegen, das damals zu
Dänemark gehörte, als Regierungsarzt ge¬
schickt. In dieser Zeit ist Henrich dort ge¬
boren. Seine Mutter war eine Darin aus
alter, angesehener Familie. Die Familie
Steffens kehrte nach Dänemark zurück, der
Sohn besuchte eine dänische Schule, dann die
Universität Kopenhagen, an welcher er später
vor seiner Übersiedelung nach Deutschland
Vorträge gehalten hat, die in Dänemark zu
außerordentlicher Bedeutung gelangten und
Dänemarks Jugend, darunter bedeutenden
Männern der späteren Zeit, starke Anregungen
gaben. Deshalb rechnet ihn Dänemark zu
seinen besten Söhnen. Von meinem Vater
wurde er nie als norwegischer Onkel be¬
zeichnet, Wohl aber sind eine Schwester und
ein Bruder von ihm Norweger geworden,
und diese gelten unserer Familie als unsere
norwegischen Verwandten. Er hat von Deutsch¬
land aus nochmals den Norden besucht, so¬
wohl seine norwegische Schwester als seine
zahlreichen Verwandten in Dänemark, bei
welcher Gelegenheit er dort sehr gefeiert
wurde."

Diese Tatsache ist interessant, da Steffens
die vaterländische Bewegung vor hundert
Jahren angeleitet und sich überhaupt als
deutscher Patriot betätigt hat. Die Neuaus¬
gabe seiner Selbstbiographie hatten wir erst

[Spaltenumbruch]

kürzlich (Heft 47, Jahrg. 1913) anzuzeigen
* Gelegenheit.

Sprache

Zweifellos. Aus Anlaß der Vorgänge in
Zabern stellte die dortige Staatsanwaltschaft
in einer Bekanntmachung zweifellos fest, daß
auf einen Posten nicht geschossen worden ist.
Die Militärbehörde hingegen stellte zweifellos
fest, daß auf den Posten geschossen ist. Eine
der beiden Behörden muß sich also geirrt
haben. Was sich zugetragen hat, ist nicht
zweifellos festgestellt. Zweifellos ist nur so¬
viel, daß man mit dem Gebrauch dieses
Wortes vorsichtiger sein soll. Der Ausdruck
erfreut sich zwar großer Beliebtheit, er gehört
zu den Modeworten, wie einwandfrei, be¬
denkenfrei, tadellos. Er findet sich auch häufig
in gerichtlichen Entscheidungen, wie in Ver¬
fügungen anderer Behörden. Regelmäßig ist
er indessen überflüssig, ja schädlich. Er soll
den Eindruck hervorrufen, als ob die ver¬
tretene Ansicht ganz unumstößlich wäre; nur
zu oft verrät sich dadurch aber Schwäche und
Unsicherheit. Dergleichen leere Beteuerungen
sollten unterbleiben, sie dienen nicht dazu,
das Ansehen der Behörden zu erhöhen. Die
Neigung, große, tönende Worte zu gebrauchen,
hat sich im öffentlichen Leben zu sehr ver¬
breitet. Darunter leidet die Reinheit der
deutschen Sprache, aber auch Ehrlichkeit und
Wahrhaftigkeit im Denken und Empfinden.
Diese nachteiligen Wirkungen übertragen sich
bis zu einem gewissen Grade auf den Leser
und Hörer.

Darum sollte nicht nur in den Gym¬
nasien, in denen Cicero gelesen wird,
sondern in jeder Klasse jeder Schule eine
Tafel mit der Inschrift angebracht werden:
Schreibt klares, schlichtes Deutschi Vermeidet
lange Sätze, vermeidet dunkle Fremdwörter,
vermeidet starke, übertriebene AusdrückeI

B. [Ende Spaltensatz]


Nachdruck sämtlicher Aussiitzc nur mit onödriicklicher Erlaubnis deS BcrlagS gestattet.
Verantwortlich! der Herausgeber George Eleinow in Berlin-Schöneberg. -- Wanuslriptsendunge" mit Brot>
werden erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Frieden"", Hedwigftr. 1".
Fernsprecher der Schristleitung: Amt Uhland SK30, de" Verlags: Amt Lü"od> "10.
Verlag: Verlag der Nrenzboten G. in. b. H. er Berlin 8V. II.
Druck: "Der Reichsbote' <S. in. b. H. er Berlin D-ff-u-r Strabe SS/S?.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

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der Entdeckung geführt, daß Steffens tat¬
sächlich väterlicherseits Deutscher und mütter¬
licherseits Däne ist. Er erhielt vom eme¬
ritierten Professor der Mathematik an der
Universität Kopenhagen und Sekretär der Ge¬
sellschaft der Wissenschaften H, G. Zcuthen.
der ein Großneffe von Steffens ist, folgende
Mitteilungen:

„Der Vater von Steffens war Holsteiner,
also ein Deutscher, kam zu jener Zeit des
friedlichen Verkehrs der beiden Nationen in¬
nerhalb des Gesamtstaates nach Kopenhagen
und wurde von der dänischen Negierung auf
kurze Zeit nach Norwegen, das damals zu
Dänemark gehörte, als Regierungsarzt ge¬
schickt. In dieser Zeit ist Henrich dort ge¬
boren. Seine Mutter war eine Darin aus
alter, angesehener Familie. Die Familie
Steffens kehrte nach Dänemark zurück, der
Sohn besuchte eine dänische Schule, dann die
Universität Kopenhagen, an welcher er später
vor seiner Übersiedelung nach Deutschland
Vorträge gehalten hat, die in Dänemark zu
außerordentlicher Bedeutung gelangten und
Dänemarks Jugend, darunter bedeutenden
Männern der späteren Zeit, starke Anregungen
gaben. Deshalb rechnet ihn Dänemark zu
seinen besten Söhnen. Von meinem Vater
wurde er nie als norwegischer Onkel be¬
zeichnet, Wohl aber sind eine Schwester und
ein Bruder von ihm Norweger geworden,
und diese gelten unserer Familie als unsere
norwegischen Verwandten. Er hat von Deutsch¬
land aus nochmals den Norden besucht, so¬
wohl seine norwegische Schwester als seine
zahlreichen Verwandten in Dänemark, bei
welcher Gelegenheit er dort sehr gefeiert
wurde."

Diese Tatsache ist interessant, da Steffens
die vaterländische Bewegung vor hundert
Jahren angeleitet und sich überhaupt als
deutscher Patriot betätigt hat. Die Neuaus¬
gabe seiner Selbstbiographie hatten wir erst

[Spaltenumbruch]

kürzlich (Heft 47, Jahrg. 1913) anzuzeigen
* Gelegenheit.

Sprache

Zweifellos. Aus Anlaß der Vorgänge in
Zabern stellte die dortige Staatsanwaltschaft
in einer Bekanntmachung zweifellos fest, daß
auf einen Posten nicht geschossen worden ist.
Die Militärbehörde hingegen stellte zweifellos
fest, daß auf den Posten geschossen ist. Eine
der beiden Behörden muß sich also geirrt
haben. Was sich zugetragen hat, ist nicht
zweifellos festgestellt. Zweifellos ist nur so¬
viel, daß man mit dem Gebrauch dieses
Wortes vorsichtiger sein soll. Der Ausdruck
erfreut sich zwar großer Beliebtheit, er gehört
zu den Modeworten, wie einwandfrei, be¬
denkenfrei, tadellos. Er findet sich auch häufig
in gerichtlichen Entscheidungen, wie in Ver¬
fügungen anderer Behörden. Regelmäßig ist
er indessen überflüssig, ja schädlich. Er soll
den Eindruck hervorrufen, als ob die ver¬
tretene Ansicht ganz unumstößlich wäre; nur
zu oft verrät sich dadurch aber Schwäche und
Unsicherheit. Dergleichen leere Beteuerungen
sollten unterbleiben, sie dienen nicht dazu,
das Ansehen der Behörden zu erhöhen. Die
Neigung, große, tönende Worte zu gebrauchen,
hat sich im öffentlichen Leben zu sehr ver¬
breitet. Darunter leidet die Reinheit der
deutschen Sprache, aber auch Ehrlichkeit und
Wahrhaftigkeit im Denken und Empfinden.
Diese nachteiligen Wirkungen übertragen sich
bis zu einem gewissen Grade auf den Leser
und Hörer.

Darum sollte nicht nur in den Gym¬
nasien, in denen Cicero gelesen wird,
sondern in jeder Klasse jeder Schule eine
Tafel mit der Inschrift angebracht werden:
Schreibt klares, schlichtes Deutschi Vermeidet
lange Sätze, vermeidet dunkle Fremdwörter,
vermeidet starke, übertriebene AusdrückeI

B. [Ende Spaltensatz]


Nachdruck sämtlicher Aussiitzc nur mit onödriicklicher Erlaubnis deS BcrlagS gestattet.
Verantwortlich! der Herausgeber George Eleinow in Berlin-Schöneberg. — Wanuslriptsendunge» mit Brot>
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Verlag: Verlag der Nrenzboten G. in. b. H. er Berlin 8V. II.
Druck: „Der Reichsbote' <S. in. b. H. er Berlin D-ff-u-r Strabe SS/S?.
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[0300] Maßgebliches und Unmaßgebliches der Entdeckung geführt, daß Steffens tat¬ sächlich väterlicherseits Deutscher und mütter¬ licherseits Däne ist. Er erhielt vom eme¬ ritierten Professor der Mathematik an der Universität Kopenhagen und Sekretär der Ge¬ sellschaft der Wissenschaften H, G. Zcuthen. der ein Großneffe von Steffens ist, folgende Mitteilungen: „Der Vater von Steffens war Holsteiner, also ein Deutscher, kam zu jener Zeit des friedlichen Verkehrs der beiden Nationen in¬ nerhalb des Gesamtstaates nach Kopenhagen und wurde von der dänischen Negierung auf kurze Zeit nach Norwegen, das damals zu Dänemark gehörte, als Regierungsarzt ge¬ schickt. In dieser Zeit ist Henrich dort ge¬ boren. Seine Mutter war eine Darin aus alter, angesehener Familie. Die Familie Steffens kehrte nach Dänemark zurück, der Sohn besuchte eine dänische Schule, dann die Universität Kopenhagen, an welcher er später vor seiner Übersiedelung nach Deutschland Vorträge gehalten hat, die in Dänemark zu außerordentlicher Bedeutung gelangten und Dänemarks Jugend, darunter bedeutenden Männern der späteren Zeit, starke Anregungen gaben. Deshalb rechnet ihn Dänemark zu seinen besten Söhnen. Von meinem Vater wurde er nie als norwegischer Onkel be¬ zeichnet, Wohl aber sind eine Schwester und ein Bruder von ihm Norweger geworden, und diese gelten unserer Familie als unsere norwegischen Verwandten. Er hat von Deutsch¬ land aus nochmals den Norden besucht, so¬ wohl seine norwegische Schwester als seine zahlreichen Verwandten in Dänemark, bei welcher Gelegenheit er dort sehr gefeiert wurde." Diese Tatsache ist interessant, da Steffens die vaterländische Bewegung vor hundert Jahren angeleitet und sich überhaupt als deutscher Patriot betätigt hat. Die Neuaus¬ gabe seiner Selbstbiographie hatten wir erst kürzlich (Heft 47, Jahrg. 1913) anzuzeigen * Gelegenheit. Sprache Zweifellos. Aus Anlaß der Vorgänge in Zabern stellte die dortige Staatsanwaltschaft in einer Bekanntmachung zweifellos fest, daß auf einen Posten nicht geschossen worden ist. Die Militärbehörde hingegen stellte zweifellos fest, daß auf den Posten geschossen ist. Eine der beiden Behörden muß sich also geirrt haben. Was sich zugetragen hat, ist nicht zweifellos festgestellt. Zweifellos ist nur so¬ viel, daß man mit dem Gebrauch dieses Wortes vorsichtiger sein soll. Der Ausdruck erfreut sich zwar großer Beliebtheit, er gehört zu den Modeworten, wie einwandfrei, be¬ denkenfrei, tadellos. Er findet sich auch häufig in gerichtlichen Entscheidungen, wie in Ver¬ fügungen anderer Behörden. Regelmäßig ist er indessen überflüssig, ja schädlich. Er soll den Eindruck hervorrufen, als ob die ver¬ tretene Ansicht ganz unumstößlich wäre; nur zu oft verrät sich dadurch aber Schwäche und Unsicherheit. Dergleichen leere Beteuerungen sollten unterbleiben, sie dienen nicht dazu, das Ansehen der Behörden zu erhöhen. Die Neigung, große, tönende Worte zu gebrauchen, hat sich im öffentlichen Leben zu sehr ver¬ breitet. Darunter leidet die Reinheit der deutschen Sprache, aber auch Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit im Denken und Empfinden. Diese nachteiligen Wirkungen übertragen sich bis zu einem gewissen Grade auf den Leser und Hörer. Darum sollte nicht nur in den Gym¬ nasien, in denen Cicero gelesen wird, sondern in jeder Klasse jeder Schule eine Tafel mit der Inschrift angebracht werden: Schreibt klares, schlichtes Deutschi Vermeidet lange Sätze, vermeidet dunkle Fremdwörter, vermeidet starke, übertriebene AusdrückeI B. Nachdruck sämtlicher Aussiitzc nur mit onödriicklicher Erlaubnis deS BcrlagS gestattet. Verantwortlich! der Herausgeber George Eleinow in Berlin-Schöneberg. — Wanuslriptsendunge» mit Brot> werden erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Frieden»», Hedwigftr. 1«. Fernsprecher der Schristleitung: Amt Uhland SK30, de» Verlags: Amt Lü«od> «10. Verlag: Verlag der Nrenzboten G. in. b. H. er Berlin 8V. II. Druck: „Der Reichsbote' <S. in. b. H. er Berlin D-ff-u-r Strabe SS/S?.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_327465/300>, abgerufen am 28.12.2024.