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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Mit dem Kaiser auf Reisen
Nach Briefen und Tagebuchblättern von Teilnehmern erzählt
George Lleinow von in
(Lop^riZIN I9lZ Verlag der Grenzboten G. in. b. H. Berlin)
4. Zum Nordkap 1891

"Daß männlichem Ernst heiterer Frohsinn sich Paare,
Ist norddeutscher Männer ureigenste Art."
G. von Hülsen

Die dritte Nordlandsfahrt wurde am Morgen des 14. Juli 1891 von
Leith aus angetreten, nachdem der Kaiser einen Besuch in London ab¬
gestattet hatte.

"Als auf der "Hohenzollern" die Kaiserstandarte gehißt war," berichtet
Herr von Kiderlen, "wurde dieselbe von den beiden im Hafen liegenden deutschen
Kriegsschiffen salutiert. Es waren dies S. M. Kreuzerkorvette "Prinzeß Wilhelm",
Kommandant Boeters, bestimmt, die "Hohenzollern" während der Nordlands¬
reise zu begleiten und das Schulschiff "Stosch", Kommandant Kapitänleutnant
Diederichsen. Nach dem Frühstück begab sich Se. Majestät an Bord des letz¬
teren Schiffes und inspizierte die auf demselben befindlichen achtzig Seekadetten,
welche verschiedene Exerzitien ausführten. Nach Rückkehr des Kaisers lichtete
die "Hohenzollern" die Anker und fuhr zunächst nach der berühmten 2^ Kilo¬
meter langen Eisenbahnbrücke über den Forth. Als die "Hohenzollern" unter
diesem gewaltigen Bauwerk mit seinem luftigen, weithin gespannten Bogen
durchfuhr, passierte die Brücke gerade ein Eisenbahnzug, der von unten aus
wie ein Kinderspielzeug aussah. Die herrlichen Ufer des Forth of Leith werden
von prachtvollen Parks und Schlössern und Ruinen geziert. Dicht am Wasser
steht n. a. in einem gewaltigen Park, der nach seinem Umfange bei uns schon
ein hübsches Gut ausmachen würde, ein schloßartiges Gebäude, das der Besitzer
des Parks. Lord Roseberrn, als Dependenz seines weiter rückwärts liegenden
Schlosses lediglich für etwaige Gäste hierher gestellt hat. Die Fahrt ging nun
hinaus ins offene Meer direkt auf Bergen zu. Das Wetter war schön und
klar, die See spiegelglatt. Se. Majestät ruhte sich von den Anstrengungen des
Londoner Aufenthaltes aus und erzählte seinen Gästen mit hoher Befriedigung
von dem Verlauf des Besuches in England und den daselbst gewonnenen Ein-
drücken. Den ganzen Tag kamen nur wenige Schiffe in Sicht. Am Mittag
wurde einmal gestoppt, um von einem Fischerboot frische Fische zu kaufen.


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Mit dem Kaiser auf Reisen
Nach Briefen und Tagebuchblättern von Teilnehmern erzählt
George Lleinow von in
(Lop^riZIN I9lZ Verlag der Grenzboten G. in. b. H. Berlin)
4. Zum Nordkap 1891

„Daß männlichem Ernst heiterer Frohsinn sich Paare,
Ist norddeutscher Männer ureigenste Art."
G. von Hülsen

Die dritte Nordlandsfahrt wurde am Morgen des 14. Juli 1891 von
Leith aus angetreten, nachdem der Kaiser einen Besuch in London ab¬
gestattet hatte.

„Als auf der „Hohenzollern" die Kaiserstandarte gehißt war," berichtet
Herr von Kiderlen, „wurde dieselbe von den beiden im Hafen liegenden deutschen
Kriegsschiffen salutiert. Es waren dies S. M. Kreuzerkorvette „Prinzeß Wilhelm",
Kommandant Boeters, bestimmt, die „Hohenzollern" während der Nordlands¬
reise zu begleiten und das Schulschiff „Stosch", Kommandant Kapitänleutnant
Diederichsen. Nach dem Frühstück begab sich Se. Majestät an Bord des letz¬
teren Schiffes und inspizierte die auf demselben befindlichen achtzig Seekadetten,
welche verschiedene Exerzitien ausführten. Nach Rückkehr des Kaisers lichtete
die „Hohenzollern" die Anker und fuhr zunächst nach der berühmten 2^ Kilo¬
meter langen Eisenbahnbrücke über den Forth. Als die „Hohenzollern" unter
diesem gewaltigen Bauwerk mit seinem luftigen, weithin gespannten Bogen
durchfuhr, passierte die Brücke gerade ein Eisenbahnzug, der von unten aus
wie ein Kinderspielzeug aussah. Die herrlichen Ufer des Forth of Leith werden
von prachtvollen Parks und Schlössern und Ruinen geziert. Dicht am Wasser
steht n. a. in einem gewaltigen Park, der nach seinem Umfange bei uns schon
ein hübsches Gut ausmachen würde, ein schloßartiges Gebäude, das der Besitzer
des Parks. Lord Roseberrn, als Dependenz seines weiter rückwärts liegenden
Schlosses lediglich für etwaige Gäste hierher gestellt hat. Die Fahrt ging nun
hinaus ins offene Meer direkt auf Bergen zu. Das Wetter war schön und
klar, die See spiegelglatt. Se. Majestät ruhte sich von den Anstrengungen des
Londoner Aufenthaltes aus und erzählte seinen Gästen mit hoher Befriedigung
von dem Verlauf des Besuches in England und den daselbst gewonnenen Ein-
drücken. Den ganzen Tag kamen nur wenige Schiffe in Sicht. Am Mittag
wurde einmal gestoppt, um von einem Fischerboot frische Fische zu kaufen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/84>, abgerufen am 19.10.2024.