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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Mit den Glfern am 56. August ^870
s Oswald Freiherr" von Richthofen Unveröffentlichter Brief des späteren Staatssekretär

C. O. Malancourt, 16 Kilon. westlich von
Metz, in der Linie Metz - Briey, etwas
westlich von der Eisenbahn Metz-Thion-
ville, Donnerstag 25,/8. 70.

Furchtbare Tage des Schreckens und unendlichen Jammers liegen hinter
mir. Wenn man, wie ich, in der letzten Woche, von einem Leichenwall zum
andern marschirt ist, wenn man stunden-, tage- und nächtelang nichts Anderes
gehört hat, als das Geächze, Gestöhns und Gewinsele der Verwundeten und
Sterbenden, wenn man die besten Freunde, die treuesten Cameraden neben sich
hat getroffen niederfallen sehen; ohne ihnen helfen zu können, und sie selbst hat
in Massen mit zu Grabe tragen helfen, so bedarf es erst einer gewissen Zeit,
um in das alte geistige Gleichgewicht zurückzukommen und die vergangenen Tage
überwinden zu können. Die ersten Tage nach der Schlacht bei Gorze waren
wir Alle nach und nach in einen Zustand vollkommenster Apathie gekommen.
Ich glaube, am Tage des Gefechts von Vernöville - Armanvillers hätte man
mit uns anfangen können, was man wollte; wir wären Alle zusammengestürzt,
ohne uns nur darüber zu wundern. So herbe, so furchtbar hatten die Verluste
von Gorze*) getroffen. Erst jetzt kommt Alles ins alte Geleise und Jeder sucht
sich und seine Thätigkeit wieder so gut als möglich einzurichten und seinen Platz
wieder, so viel er kann, auszufüllen.

Sie haben gewiß schon lange von mir einen Bericht über unsere Schicksale
erwartet; die nachfolgenden Notizen werden Ihnen zeigen, daß es mir unmöglich
war, früher zu schreiben, konnte ich doch sogar erst Montag dazu kommen,
meinen Eltern Nachricht von mir zu geben. Ich hoffe sehr, daß meine beiden
gleich nach der Schlacht bei Gorze abgesandten Korrespondenzkarten sie erreicht
haben, ebenso wie Sie auch wohl meine beiden Briefe aus Luppy vom 14ten
empfangen haben werden.



D. Red. ) Südlich von Rezonville.


Mit den Glfern am 56. August ^870
s Oswald Freiherr» von Richthofen Unveröffentlichter Brief des späteren Staatssekretär

C. O. Malancourt, 16 Kilon. westlich von
Metz, in der Linie Metz - Briey, etwas
westlich von der Eisenbahn Metz-Thion-
ville, Donnerstag 25,/8. 70.

Furchtbare Tage des Schreckens und unendlichen Jammers liegen hinter
mir. Wenn man, wie ich, in der letzten Woche, von einem Leichenwall zum
andern marschirt ist, wenn man stunden-, tage- und nächtelang nichts Anderes
gehört hat, als das Geächze, Gestöhns und Gewinsele der Verwundeten und
Sterbenden, wenn man die besten Freunde, die treuesten Cameraden neben sich
hat getroffen niederfallen sehen; ohne ihnen helfen zu können, und sie selbst hat
in Massen mit zu Grabe tragen helfen, so bedarf es erst einer gewissen Zeit,
um in das alte geistige Gleichgewicht zurückzukommen und die vergangenen Tage
überwinden zu können. Die ersten Tage nach der Schlacht bei Gorze waren
wir Alle nach und nach in einen Zustand vollkommenster Apathie gekommen.
Ich glaube, am Tage des Gefechts von Vernöville - Armanvillers hätte man
mit uns anfangen können, was man wollte; wir wären Alle zusammengestürzt,
ohne uns nur darüber zu wundern. So herbe, so furchtbar hatten die Verluste
von Gorze*) getroffen. Erst jetzt kommt Alles ins alte Geleise und Jeder sucht
sich und seine Thätigkeit wieder so gut als möglich einzurichten und seinen Platz
wieder, so viel er kann, auszufüllen.

Sie haben gewiß schon lange von mir einen Bericht über unsere Schicksale
erwartet; die nachfolgenden Notizen werden Ihnen zeigen, daß es mir unmöglich
war, früher zu schreiben, konnte ich doch sogar erst Montag dazu kommen,
meinen Eltern Nachricht von mir zu geben. Ich hoffe sehr, daß meine beiden
gleich nach der Schlacht bei Gorze abgesandten Korrespondenzkarten sie erreicht
haben, ebenso wie Sie auch wohl meine beiden Briefe aus Luppy vom 14ten
empfangen haben werden.



D. Red. ) Südlich von Rezonville.
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[0414] [Abbildung] Mit den Glfern am 56. August ^870 s Oswald Freiherr» von Richthofen Unveröffentlichter Brief des späteren Staatssekretär C. O. Malancourt, 16 Kilon. westlich von Metz, in der Linie Metz - Briey, etwas westlich von der Eisenbahn Metz-Thion- ville, Donnerstag 25,/8. 70. Furchtbare Tage des Schreckens und unendlichen Jammers liegen hinter mir. Wenn man, wie ich, in der letzten Woche, von einem Leichenwall zum andern marschirt ist, wenn man stunden-, tage- und nächtelang nichts Anderes gehört hat, als das Geächze, Gestöhns und Gewinsele der Verwundeten und Sterbenden, wenn man die besten Freunde, die treuesten Cameraden neben sich hat getroffen niederfallen sehen; ohne ihnen helfen zu können, und sie selbst hat in Massen mit zu Grabe tragen helfen, so bedarf es erst einer gewissen Zeit, um in das alte geistige Gleichgewicht zurückzukommen und die vergangenen Tage überwinden zu können. Die ersten Tage nach der Schlacht bei Gorze waren wir Alle nach und nach in einen Zustand vollkommenster Apathie gekommen. Ich glaube, am Tage des Gefechts von Vernöville - Armanvillers hätte man mit uns anfangen können, was man wollte; wir wären Alle zusammengestürzt, ohne uns nur darüber zu wundern. So herbe, so furchtbar hatten die Verluste von Gorze*) getroffen. Erst jetzt kommt Alles ins alte Geleise und Jeder sucht sich und seine Thätigkeit wieder so gut als möglich einzurichten und seinen Platz wieder, so viel er kann, auszufüllen. Sie haben gewiß schon lange von mir einen Bericht über unsere Schicksale erwartet; die nachfolgenden Notizen werden Ihnen zeigen, daß es mir unmöglich war, früher zu schreiben, konnte ich doch sogar erst Montag dazu kommen, meinen Eltern Nachricht von mir zu geben. Ich hoffe sehr, daß meine beiden gleich nach der Schlacht bei Gorze abgesandten Korrespondenzkarten sie erreicht haben, ebenso wie Sie auch wohl meine beiden Briefe aus Luppy vom 14ten empfangen haben werden. D. Red. ) Südlich von Rezonville.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/414>, abgerufen am 26.12.2024.