Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches und der Technik sprechen können, so hat die Mathematik das Hauptverdienst Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Jubiläum [Spaltenumbruch] ganz gewiß aber der wertvollste Zug seiner [Ende Spaltensatz] Maßgebliches und Unmaßgebliches und der Technik sprechen können, so hat die Mathematik das Hauptverdienst Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Jubiläum [Spaltenumbruch] ganz gewiß aber der wertvollste Zug seiner [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0243" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326413"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1161" prev="#ID_1160" next="#ID_1162"> und der Technik sprechen können, so hat die Mathematik das Hauptverdienst<lb/> daran. Wie sehr hat Schopenhauer ihren Wert verkannt, als er mit scharfem<lb/> Spott von ihr sagte, sie könne höchstens den Nutzen haben, flatterhafte Köpfe<lb/> an Aufmerksamkeit zu gewöhnen. Wir wissen, daß sie zum vollen Verständnis<lb/> unserer gegenwärtigen Kultur nötig ist. Und wenn „allgemeine Bildung" die<lb/> Fähigkeit bedeutet, unsere gesamte Kulturentwicklung zu verstehen, dann ist für<lb/> alle, welche darauf Anspruch machen und in diese Entwicklung eingreifen wollen,<lb/> ein gewisses Maß an mathematischen Kenntnissen unerläßlich.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <cb type="start"/> <div n="2"> <head> Jubiläum</head><lb/> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1162" prev="#ID_1161"> ganz gewiß aber der wertvollste Zug seiner<lb/> menschlichen und dichterischen Persönlichkeit.<lb/> Man muß unter den heutigen Poeten deut¬<lb/> scher Zunge weit, sehr weit umhersuchen, ehe<lb/> man jemanden findet, der zu den Erschei¬<lb/> nungen der Umwelt auch nur annähernd ein<lb/> so unmittelbares Verhältnis hat wie dieser<lb/> Peter Rosegger. Er ragt in unsere „literarisch"<lb/> verseuchte Epoche wie das Sinnbild einer<lb/> besseren Zeit, in der die geistreiche Kon¬<lb/> struktion weniger und die Persönlich mensch¬<lb/> liche Beziehung zu den Dingen mehr galt<lb/> als heute. Was unserer ratlosem, von Skepsis<lb/> und quälendem Abstraktionsbedürfnis geplagten<lb/> Literatur fast nirgends gelingen will: aus<lb/> dem eigenen Erleben heraus unmittelbar<lb/> dichterisch zu gestalten — das fällt diesem<lb/> Bauernsproß, diesem Autodidakten wie ein<lb/> Gottesgeschenk in den Schoß. Gesehenes und<lb/> Erlittenes, Geträumtes und Erlauschtes wandelt<lb/> sich ihm ganz von selbst in das lautere Gold<lb/> der Poesie. Er hat es niemals nötig gehabt,<lb/> die Kunst der deutschen Poeterei in geheim¬<lb/> nisvollen Laboratorien zurecht zu destillieren.<lb/> Er hat niemals in literarischen Caföhäusern<lb/> umhergesessen und sich den Kopf mit blaß-<lb/> blütiger Problematik vollgepfropft. Er ist</p><lb/> <cb type="end"/><lb/> <p xml:id="ID_1163"/><lb/> <p xml:id="ID_1164" next="#ID_1165"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0243]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
und der Technik sprechen können, so hat die Mathematik das Hauptverdienst
daran. Wie sehr hat Schopenhauer ihren Wert verkannt, als er mit scharfem
Spott von ihr sagte, sie könne höchstens den Nutzen haben, flatterhafte Köpfe
an Aufmerksamkeit zu gewöhnen. Wir wissen, daß sie zum vollen Verständnis
unserer gegenwärtigen Kultur nötig ist. Und wenn „allgemeine Bildung" die
Fähigkeit bedeutet, unsere gesamte Kulturentwicklung zu verstehen, dann ist für
alle, welche darauf Anspruch machen und in diese Entwicklung eingreifen wollen,
ein gewisses Maß an mathematischen Kenntnissen unerläßlich.
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Jubiläum
ganz gewiß aber der wertvollste Zug seiner
menschlichen und dichterischen Persönlichkeit.
Man muß unter den heutigen Poeten deut¬
scher Zunge weit, sehr weit umhersuchen, ehe
man jemanden findet, der zu den Erschei¬
nungen der Umwelt auch nur annähernd ein
so unmittelbares Verhältnis hat wie dieser
Peter Rosegger. Er ragt in unsere „literarisch"
verseuchte Epoche wie das Sinnbild einer
besseren Zeit, in der die geistreiche Kon¬
struktion weniger und die Persönlich mensch¬
liche Beziehung zu den Dingen mehr galt
als heute. Was unserer ratlosem, von Skepsis
und quälendem Abstraktionsbedürfnis geplagten
Literatur fast nirgends gelingen will: aus
dem eigenen Erleben heraus unmittelbar
dichterisch zu gestalten — das fällt diesem
Bauernsproß, diesem Autodidakten wie ein
Gottesgeschenk in den Schoß. Gesehenes und
Erlittenes, Geträumtes und Erlauschtes wandelt
sich ihm ganz von selbst in das lautere Gold
der Poesie. Er hat es niemals nötig gehabt,
die Kunst der deutschen Poeterei in geheim¬
nisvollen Laboratorien zurecht zu destillieren.
Er hat niemals in literarischen Caföhäusern
umhergesessen und sich den Kopf mit blaß-
blütiger Problematik vollgepfropft. Er ist
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