Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] moores im Kreise Rendsburg in Schleswig- Das Bargstedter Moor umfaßt 210 Hektar. Das Reitmoor südlicher Teil umfaßt 457 Das Plattevenn erhebt sich 650 Meter Ödland und wurde im Jahre 1399 von der Die Gefangenenarbeit auf Heide und Moor Volkswirtschaft Die Reichsregierung und die Trusts. Im Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] moores im Kreise Rendsburg in Schleswig- Das Bargstedter Moor umfaßt 210 Hektar. Das Reitmoor südlicher Teil umfaßt 457 Das Plattevenn erhebt sich 650 Meter Ödland und wurde im Jahre 1399 von der Die Gefangenenarbeit auf Heide und Moor Volkswirtschaft Die Reichsregierung und die Trusts. Im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0345" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322747"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_1670" prev="#ID_1669"> moores im Kreise Rendsburg in Schleswig-<lb/> Holstein, sowie des Plattevenns im Kreise<lb/> Monjoie im Regierungsbezirk Aachen,</p> <p xml:id="ID_1671"> Das Bargstedter Moor umfaßt 210 Hektar.<lb/> Auf dem nördlichen Teil des Bargstedter<lb/> Moores waren vor der Überweisung an die<lb/> Gefängnisverwaltung geringe Kulturvcrsuche<lb/> vorgenommen worden. Im Jahre 1399 be¬<lb/> gann die Gefängnisverwaltung zunächst mit<lb/> dreißig Gefangenen die Arbeit. Vorgesehen<lb/> sind sieben Kolonistenstellen, einfache Kulonate<lb/> von 13 Hektar, Doppelkolonate von 20 bis<lb/> 26 Hektar und eine Großbauernstelle von<lb/> 37 Hektar. Vergeben sind sechs Kolonade;<lb/> ein Kolonat wird zur Unterbringung der Ge¬<lb/> fangenen benutzt. Die Kolonie zählt neun-<lb/> unddreißig Einwohner. Der Viehbestand der<lb/> Kolonisten umfaßt zwölf Pferde, vierund¬<lb/> zwanzig Kühe und Ochsen, fünfzig Stück Jung¬<lb/> vieh und vierundachtzig Schweine. Die Ge¬<lb/> bäudekosten betrugen je nach der Größe 7000<lb/> bis 14000 Mark. Für Wohn- und Wirt¬<lb/> schaftsgebäude der Großbauernstelle wurden<lb/> 23000 Mark aufgewendet. Es dürfte hier<lb/> der erste Versuch vorliegen, eine Großbauern¬<lb/> stelle auf Hochmoor zu errichten, um darauf<lb/> Weidewirtschaft in größerem Umfange zu be¬<lb/> treiben. Der Besitzer dieser Stelle hat über<lb/> den Eingang seiner Haustür das Wort ge¬<lb/> setzt: Ich habe es gewagt. Daß dies Wagnis<lb/> gelingen wird, scheint heute schon sein Stall voll<lb/> prächtigen Rindviehs zu beweisen, das dem<lb/> Marschvieh nicht nachsteht.</p> <p xml:id="ID_1672"> Das Reitmoor südlicher Teil umfaßt 457<lb/> Hektar. Auch hier sind Kolonade verschiedener<lb/> Größe vorgesehen. Bis jetzt sind fünf Stellen<lb/> überwiesen. Die Nachfrage nach Stellen war<lb/> so groß, daß nicht alle Bewerber befriedigt<lb/> werden konnten. Die Zahl der Bewohner<lb/> beträgt einunddreißig Personen. Der Vieh¬<lb/> stand weist elf Pferde, neunundzwanzig Kühe,<lb/> sieben Stück Jungvieh und neundneunzig<lb/> Schweine auf. Für sieben Siedlungen sind bis<lb/> jetzt Gebäude errichtet; zwei davon dienen einst¬<lb/> weilen noch der Unterbringung von Gefan¬<lb/> genen. Die Ernteerträge stellten sich für das<lb/> Hektar bei Kartoffeln auf !)v bis 105, bei Hafer<lb/> auf 18 bis 22, bei Roggen auf 15 bis 21, bei<lb/> Heu auf durchschnittlich 58 Doppelzentner.</p> <p xml:id="ID_1673" next="#ID_1674"> Das Plattevenn erhebt sich 650 Meter<lb/> über dem Meeresspiegel. Es umfaßt 69 Hektar</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1674" prev="#ID_1673"> Ödland und wurde im Jahre 1399 von der<lb/> Gefängnisverwaltung erworben. Es sind<lb/> sechs Kolonade gebildet von je 10 bis 14 Hektar.<lb/> Die Kolonisten kommen den Berichten zufolge<lb/> gut voran; der erste Kolonist z. B. besaß beim<lb/> Anzüge zehn Stück Rindvieh und zwei<lb/> Schweine; er hat jetzt zwanzig Stück Rind¬<lb/> vieh, zwölf Schweine und ein Pferd. Das<lb/> Land wird vorzugsweise als Viehweide be¬<lb/> nutzt; der Hmertrag hat 40 Doppelzentner<lb/> für das Hektar ergeben Die Versicherungs¬<lb/> summe für Mobiliar, Vieh, Futtcrvorräte be¬<lb/> trägt rund 10600 Mark. Beim Anzüge be¬<lb/> zahlte er 6 Mark Steuern, jetzt 21 Mark,<lb/> die wegen großer Kinderzahl auf 6 Mail<lb/> ermäßigt sind. Die anderen Kolonisten be¬<lb/> finden sich in annähernd gleicher Lage. Die<lb/> Kulturen sind für die Umgegend vorbildlich<lb/> geworden, zahlreiche Landwirte setzen ihre<lb/> bis dahin wertlosen Vennländereien in gleiche<lb/> Kultur.</p> <p xml:id="ID_1675"> Die Gefangenenarbeit auf Heide und Moor<lb/> bedeutet nicht nur einen kulturellen Segen in<lb/> der Schaffung von Neuland. Sie ist ihrer<lb/> ganzen Natur nach dazu angetan, den Ge¬<lb/> fangenen draußen im freien Felde bei schwerer<lb/> Arbeit inneren Halt, frischen Mut und neue<lb/> Schaffensfreude wiedergewinnen zu lassen,<lb/> wenn überhaupt noch Keime für ein neues<lb/> Leben in ihm schlummern. Der Leiter einer<lb/> Gefangenenabteilung auf dem Moore be¬<lb/> richtete, daß ihm häufiger Äußerungen zu<lb/> Ohren gekommen seien, aus denen hervor¬<lb/> geht, daß die Gefangenen mit dieser Arbeit,<lb/> die neue Kulturwerte schafft, ihr Unrecht<lb/> glauben sühnen zu können. In dem Schreib¬<lb/> heft eines „Moorgcfangenen" wurde ein Ge¬<lb/> dicht gefunden, das mit den Worten schloß:</p> <lg xml:id="POEMID_36" type="poem"> <l/> </lg> <note type="byline"> Dr. Maa</note> </div> </div> <div n="2"> <head> Volkswirtschaft</head> <p xml:id="ID_1676" next="#ID_1677"> Die Reichsregierung und die Trusts. Im<lb/> Herbst 1895 veröffentlichte Theodor Duimchen</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0345]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
moores im Kreise Rendsburg in Schleswig-
Holstein, sowie des Plattevenns im Kreise
Monjoie im Regierungsbezirk Aachen,
Das Bargstedter Moor umfaßt 210 Hektar.
Auf dem nördlichen Teil des Bargstedter
Moores waren vor der Überweisung an die
Gefängnisverwaltung geringe Kulturvcrsuche
vorgenommen worden. Im Jahre 1399 be¬
gann die Gefängnisverwaltung zunächst mit
dreißig Gefangenen die Arbeit. Vorgesehen
sind sieben Kolonistenstellen, einfache Kulonate
von 13 Hektar, Doppelkolonate von 20 bis
26 Hektar und eine Großbauernstelle von
37 Hektar. Vergeben sind sechs Kolonade;
ein Kolonat wird zur Unterbringung der Ge¬
fangenen benutzt. Die Kolonie zählt neun-
unddreißig Einwohner. Der Viehbestand der
Kolonisten umfaßt zwölf Pferde, vierund¬
zwanzig Kühe und Ochsen, fünfzig Stück Jung¬
vieh und vierundachtzig Schweine. Die Ge¬
bäudekosten betrugen je nach der Größe 7000
bis 14000 Mark. Für Wohn- und Wirt¬
schaftsgebäude der Großbauernstelle wurden
23000 Mark aufgewendet. Es dürfte hier
der erste Versuch vorliegen, eine Großbauern¬
stelle auf Hochmoor zu errichten, um darauf
Weidewirtschaft in größerem Umfange zu be¬
treiben. Der Besitzer dieser Stelle hat über
den Eingang seiner Haustür das Wort ge¬
setzt: Ich habe es gewagt. Daß dies Wagnis
gelingen wird, scheint heute schon sein Stall voll
prächtigen Rindviehs zu beweisen, das dem
Marschvieh nicht nachsteht.
Das Reitmoor südlicher Teil umfaßt 457
Hektar. Auch hier sind Kolonade verschiedener
Größe vorgesehen. Bis jetzt sind fünf Stellen
überwiesen. Die Nachfrage nach Stellen war
so groß, daß nicht alle Bewerber befriedigt
werden konnten. Die Zahl der Bewohner
beträgt einunddreißig Personen. Der Vieh¬
stand weist elf Pferde, neunundzwanzig Kühe,
sieben Stück Jungvieh und neundneunzig
Schweine auf. Für sieben Siedlungen sind bis
jetzt Gebäude errichtet; zwei davon dienen einst¬
weilen noch der Unterbringung von Gefan¬
genen. Die Ernteerträge stellten sich für das
Hektar bei Kartoffeln auf !)v bis 105, bei Hafer
auf 18 bis 22, bei Roggen auf 15 bis 21, bei
Heu auf durchschnittlich 58 Doppelzentner.
Das Plattevenn erhebt sich 650 Meter
über dem Meeresspiegel. Es umfaßt 69 Hektar
Ödland und wurde im Jahre 1399 von der
Gefängnisverwaltung erworben. Es sind
sechs Kolonade gebildet von je 10 bis 14 Hektar.
Die Kolonisten kommen den Berichten zufolge
gut voran; der erste Kolonist z. B. besaß beim
Anzüge zehn Stück Rindvieh und zwei
Schweine; er hat jetzt zwanzig Stück Rind¬
vieh, zwölf Schweine und ein Pferd. Das
Land wird vorzugsweise als Viehweide be¬
nutzt; der Hmertrag hat 40 Doppelzentner
für das Hektar ergeben Die Versicherungs¬
summe für Mobiliar, Vieh, Futtcrvorräte be¬
trägt rund 10600 Mark. Beim Anzüge be¬
zahlte er 6 Mark Steuern, jetzt 21 Mark,
die wegen großer Kinderzahl auf 6 Mail
ermäßigt sind. Die anderen Kolonisten be¬
finden sich in annähernd gleicher Lage. Die
Kulturen sind für die Umgegend vorbildlich
geworden, zahlreiche Landwirte setzen ihre
bis dahin wertlosen Vennländereien in gleiche
Kultur.
Die Gefangenenarbeit auf Heide und Moor
bedeutet nicht nur einen kulturellen Segen in
der Schaffung von Neuland. Sie ist ihrer
ganzen Natur nach dazu angetan, den Ge¬
fangenen draußen im freien Felde bei schwerer
Arbeit inneren Halt, frischen Mut und neue
Schaffensfreude wiedergewinnen zu lassen,
wenn überhaupt noch Keime für ein neues
Leben in ihm schlummern. Der Leiter einer
Gefangenenabteilung auf dem Moore be¬
richtete, daß ihm häufiger Äußerungen zu
Ohren gekommen seien, aus denen hervor¬
geht, daß die Gefangenen mit dieser Arbeit,
die neue Kulturwerte schafft, ihr Unrecht
glauben sühnen zu können. In dem Schreib¬
heft eines „Moorgcfangenen" wurde ein Ge¬
dicht gefunden, das mit den Worten schloß:
Dr. Maa Volkswirtschaft Die Reichsregierung und die Trusts. Im
Herbst 1895 veröffentlichte Theodor Duimchen
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
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