Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] und gegrast. Im deutschen Adel als notorisch Man kann aus der Art der Anführung Ehe ich nun auf das Genealogische und Neu ist also an dieser Stelle, das; der Diesen Mann sich etwas näher anzusehen, königlich dänischer Oberst. Sachse war nun Übrigens -- und das muß in diesem Zu¬ Verkehrswesen Elcktrisieruni, der Stadtbahn. Das Ab¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] und gegrast. Im deutschen Adel als notorisch Man kann aus der Art der Anführung Ehe ich nun auf das Genealogische und Neu ist also an dieser Stelle, das; der Diesen Mann sich etwas näher anzusehen, königlich dänischer Oberst. Sachse war nun Übrigens — und das muß in diesem Zu¬ Verkehrswesen Elcktrisieruni, der Stadtbahn. Das Ab¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0156" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322558"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_722" prev="#ID_721"> und gegrast. Im deutschen Adel als notorisch<lb/> bekannte Tatsachen."</p> <p xml:id="ID_723"> Man kann aus der Art der Anführung<lb/> im „Semigotha" nicht recht sehen, woFritsch<lb/> aufhört und von wo an das „Redaktions¬<lb/> komitee" selbst spricht. Der Schlußsatz: „Im<lb/> deutschen Adel als notorisch bekannte Tat¬<lb/> sacken" ist jedenfalls vom letzteren. Ich habe<lb/> gegen alles dieses zunächst zu erklären, daß,<lb/> wenn das Handbuch usw. von Fritsch das<lb/> vorstehend angeführte wirklich enthält, dieses<lb/> im höchsten Grade bedauerlich ist. Zweitens<lb/> aber kann ich, der ich ziemlich genau weiß,<lb/> was „im deutschen Adel als notorisch bekannte<lb/> Tatsachen" sind, nie von der vorstehenden<lb/> „Geschichte" gehört zu haben bekunden.</p> <p xml:id="ID_724"> Ehe ich nun auf das Genealogische und<lb/> das Biographische näher eingehe, möchte ich<lb/> noch auf dasjenige hinweisen, was der „Semi¬<lb/> gotha" in der „III. Abteilung — Freiherrn¬<lb/> klasse" über „Schimmelmann" sagt. Er ver¬<lb/> weist hier im wesentlichen auf das in dem<lb/> vorstehend geschilderten Artikel Gesagte. Her¬<lb/> vorzuheben ist aber doch der Satz: „gemein¬<lb/> samer Abstammung mit den dar. Gfn. von<lb/> demselben Sachs. Juden Schimmelmann".</p> <p xml:id="ID_725"> Neu ist also an dieser Stelle, das; der<lb/> „Jude Schimmelmann", der „Überführer der<lb/> Vorräte der sächsischen Porzellanmanufaktur<lb/> unter Friedrich dem Großen", ein: „sächsischer"<lb/> Jude ist.</p> <p xml:id="ID_726" next="#ID_727"> Diesen Mann sich etwas näher anzusehen,<lb/> verlohnt sich nun doch. Es ist Karl Heinrich<lb/> Schimmelmann, geboren 1724, gestorben 1782,<lb/> der zunächst in Dresden als Kaufmann, Pächter<lb/> der kursächsischen Generalakzise und Lieferant<lb/> Friedrichs des Großen im siebenjährigen<lb/> Kriege ein beträchtliches Vermögen erwarb.<lb/> Von 1759 ab war er Inhaber eines Hand¬<lb/> lungshauses zu Hamburg und trat 1761 als<lb/> Generalkommerzintendant in den Staatsdienst<lb/> des Königreichs Dänemark, dessen Finanzen<lb/> er von 1764 ab, mit kurzer Unterbrechung,<lb/> fast unbeschränkt und mit großem Erfolge für<lb/> die königlichen Kassen leitete. Er erhielt im<lb/> Jahre 1762 den dänischen Freiherrenstand mit<lb/> dem Prädikate „af Lindenborg" und am<lb/> 28. April 1779 den dänischen Grafenstand.<lb/> Er ist der Ahnherr des gräflichen Hauses des<lb/> Namens. Der Ahnherr des freiherrlichen<lb/> Hauses ist sein Brudersohn Ludwig Heinrich,</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_727" prev="#ID_726"> königlich dänischer Oberst. Sachse war nun<lb/> keiner von diesen beiden Ahnherrn, das Ge¬<lb/> schlecht Schimmelmann ist vielmehr, nach ur¬<lb/> kundlichen Nachweisen, die mir vorgelegen<lb/> haben, ein altes Bürgergeschlecht der Stadt<lb/> Rostock. Es ist bisher gelungen, es bis zum<lb/> Jahre 1486 ungefähr dort zurück zu ver¬<lb/> folgen. Die Stammreihe beginnt mit Joachim<lb/> Schimmelmann, der 1K10 Bürger der Hansa¬<lb/> stadt Rostock wird. Die Ehefrauen der Schimmel¬<lb/> mann sind vom Jahre 1608 ab, in welchem<lb/> ein Niklaus Schimmelmann heiratet, sämtlich<lb/> Ratsherrentöchter, bis zur Mutter Karl Hein¬<lb/> richs einschließlich. Bürger von Rostock konnte<lb/> nun, von den Zeiten der dortigen Juden¬<lb/> verfolgung (1493) an bis in das neunzehnte<lb/> Jahrhundert hinein, kein Jude werden, ebenso¬<lb/> wenig konnte ein Jude dort Grundbesitz er¬<lb/> werben. Mit den vorstehenden Feststellungen<lb/> entfällt somit auch nur die Möglichkeit, daß<lb/> die Schimmelmann jüdischer Herkunft seien.<lb/> Was endlich der „Semigotha" an Lebens¬<lb/> einzelheiten über Karl Heinrich, den ersten<lb/> Grafen, auftischt, ist einer Schmähschrift ent¬<lb/> nommen, die zu Anfang des vorigen Jahr¬<lb/> hunderts erschien, und entspricht nicht den<lb/> Tatsachen.</p> <p xml:id="ID_728"> Übrigens — und das muß in diesem Zu¬<lb/> sammenhang auch noch erwähnt werden —<lb/> sollte man meinen, daß der Name Schimmel¬<lb/> mann im deutschen Volke für alle Zeiten vor<lb/> solchen und ähnlichen Verunglimpfungen ge¬<lb/> schützt sein müßte: durch die hochherzige Hand¬<lb/> lung des Grafen Heinrich Ernst von Schimmel¬<lb/> mann, gestorben 1831, der, gemeinsam mit<lb/> dem Prinzen Friedrich Christian von Schleswig-<lb/> Holstein-Augustenburg, von 1791 bis 1794<lb/> unserem Schiller die bekannte Unterstützung<lb/> von jährlich 3600 Mark zahlte, die dem<lb/> kranken Dichter die Genesung und eine Zeit<lb/> stiller Sammlung ohne Rücksicht auf Geld¬<lb/> erwerb ermöglichte.</p> <note type="byline"> -Berlin</note> <note type="byline"> Dr. Stephan Keknlc von Stradonitz</note> </div> <div n="2"> <head> Verkehrswesen</head> <p xml:id="ID_729" next="#ID_730"> Elcktrisieruni, der Stadtbahn. Das Ab¬<lb/> geordnetenhaus wird in den nächsten Wochen<lb/> darüber zu beschließen haben, ob die Züge<lb/> auf der Stadt- und Ringbahn und auf den<lb/> Berliner Vorortbahnen noch weitermitDamPf-<lb/> lokomotiven befördert werden sollen, oder ob</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0156]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
und gegrast. Im deutschen Adel als notorisch
bekannte Tatsachen."
Man kann aus der Art der Anführung
im „Semigotha" nicht recht sehen, woFritsch
aufhört und von wo an das „Redaktions¬
komitee" selbst spricht. Der Schlußsatz: „Im
deutschen Adel als notorisch bekannte Tat¬
sacken" ist jedenfalls vom letzteren. Ich habe
gegen alles dieses zunächst zu erklären, daß,
wenn das Handbuch usw. von Fritsch das
vorstehend angeführte wirklich enthält, dieses
im höchsten Grade bedauerlich ist. Zweitens
aber kann ich, der ich ziemlich genau weiß,
was „im deutschen Adel als notorisch bekannte
Tatsachen" sind, nie von der vorstehenden
„Geschichte" gehört zu haben bekunden.
Ehe ich nun auf das Genealogische und
das Biographische näher eingehe, möchte ich
noch auf dasjenige hinweisen, was der „Semi¬
gotha" in der „III. Abteilung — Freiherrn¬
klasse" über „Schimmelmann" sagt. Er ver¬
weist hier im wesentlichen auf das in dem
vorstehend geschilderten Artikel Gesagte. Her¬
vorzuheben ist aber doch der Satz: „gemein¬
samer Abstammung mit den dar. Gfn. von
demselben Sachs. Juden Schimmelmann".
Neu ist also an dieser Stelle, das; der
„Jude Schimmelmann", der „Überführer der
Vorräte der sächsischen Porzellanmanufaktur
unter Friedrich dem Großen", ein: „sächsischer"
Jude ist.
Diesen Mann sich etwas näher anzusehen,
verlohnt sich nun doch. Es ist Karl Heinrich
Schimmelmann, geboren 1724, gestorben 1782,
der zunächst in Dresden als Kaufmann, Pächter
der kursächsischen Generalakzise und Lieferant
Friedrichs des Großen im siebenjährigen
Kriege ein beträchtliches Vermögen erwarb.
Von 1759 ab war er Inhaber eines Hand¬
lungshauses zu Hamburg und trat 1761 als
Generalkommerzintendant in den Staatsdienst
des Königreichs Dänemark, dessen Finanzen
er von 1764 ab, mit kurzer Unterbrechung,
fast unbeschränkt und mit großem Erfolge für
die königlichen Kassen leitete. Er erhielt im
Jahre 1762 den dänischen Freiherrenstand mit
dem Prädikate „af Lindenborg" und am
28. April 1779 den dänischen Grafenstand.
Er ist der Ahnherr des gräflichen Hauses des
Namens. Der Ahnherr des freiherrlichen
Hauses ist sein Brudersohn Ludwig Heinrich,
königlich dänischer Oberst. Sachse war nun
keiner von diesen beiden Ahnherrn, das Ge¬
schlecht Schimmelmann ist vielmehr, nach ur¬
kundlichen Nachweisen, die mir vorgelegen
haben, ein altes Bürgergeschlecht der Stadt
Rostock. Es ist bisher gelungen, es bis zum
Jahre 1486 ungefähr dort zurück zu ver¬
folgen. Die Stammreihe beginnt mit Joachim
Schimmelmann, der 1K10 Bürger der Hansa¬
stadt Rostock wird. Die Ehefrauen der Schimmel¬
mann sind vom Jahre 1608 ab, in welchem
ein Niklaus Schimmelmann heiratet, sämtlich
Ratsherrentöchter, bis zur Mutter Karl Hein¬
richs einschließlich. Bürger von Rostock konnte
nun, von den Zeiten der dortigen Juden¬
verfolgung (1493) an bis in das neunzehnte
Jahrhundert hinein, kein Jude werden, ebenso¬
wenig konnte ein Jude dort Grundbesitz er¬
werben. Mit den vorstehenden Feststellungen
entfällt somit auch nur die Möglichkeit, daß
die Schimmelmann jüdischer Herkunft seien.
Was endlich der „Semigotha" an Lebens¬
einzelheiten über Karl Heinrich, den ersten
Grafen, auftischt, ist einer Schmähschrift ent¬
nommen, die zu Anfang des vorigen Jahr¬
hunderts erschien, und entspricht nicht den
Tatsachen.
Übrigens — und das muß in diesem Zu¬
sammenhang auch noch erwähnt werden —
sollte man meinen, daß der Name Schimmel¬
mann im deutschen Volke für alle Zeiten vor
solchen und ähnlichen Verunglimpfungen ge¬
schützt sein müßte: durch die hochherzige Hand¬
lung des Grafen Heinrich Ernst von Schimmel¬
mann, gestorben 1831, der, gemeinsam mit
dem Prinzen Friedrich Christian von Schleswig-
Holstein-Augustenburg, von 1791 bis 1794
unserem Schiller die bekannte Unterstützung
von jährlich 3600 Mark zahlte, die dem
kranken Dichter die Genesung und eine Zeit
stiller Sammlung ohne Rücksicht auf Geld¬
erwerb ermöglichte.
-Berlin Dr. Stephan Keknlc von Stradonitz Verkehrswesen Elcktrisieruni, der Stadtbahn. Das Ab¬
geordnetenhaus wird in den nächsten Wochen
darüber zu beschließen haben, ob die Züge
auf der Stadt- und Ringbahn und auf den
Berliner Vorortbahnen noch weitermitDamPf-
lokomotiven befördert werden sollen, oder ob
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