Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] keinen Einfluß auf ihren Inhalt, ihre Rich - Daher ist die Verknüpfung der rhyth Flugwesen Flugmotorindustrie und Heeresverwal¬ Den französischen Motorfabriken für Auto¬ Aber gerade in diese Zeit siel die erste Es wäre nun Aufgabe der berufenen Be¬ Motorenindustrie der Vorwurf gemacht werden Die Feststellung dieses Tatbestandes ist Zum Beweise sei folgendes angeführt! Solche Dinge sind zu ernst, um über¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] keinen Einfluß auf ihren Inhalt, ihre Rich - Daher ist die Verknüpfung der rhyth Flugwesen Flugmotorindustrie und Heeresverwal¬ Den französischen Motorfabriken für Auto¬ Aber gerade in diese Zeit siel die erste Es wäre nun Aufgabe der berufenen Be¬ Motorenindustrie der Vorwurf gemacht werden Die Feststellung dieses Tatbestandes ist Zum Beweise sei folgendes angeführt! Solche Dinge sind zu ernst, um über¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0408" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/321491"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_1747" prev="#ID_1746"> keinen Einfluß auf ihren Inhalt, ihre Rich -<lb/> tung aus.</p> <p xml:id="ID_1748"> Daher ist die Verknüpfung der rhyth<lb/> mischen Erziehung mit inhaltlichen, echten<lb/> Persönlichkeitswerten das Problem, das die<lb/> Vertreter der rhythmischen Erziehung jetzt in<lb/> erster Reihe zu lösen haben werden.</p> <note type="byline"> Dr. W, Warstat-</note> </div> <div n="2"> <head> Flugwesen</head> <p xml:id="ID_1749"> Flugmotorindustrie und Heeresverwal¬<lb/> tung. Zu den interessantesten Erscheinungen auf<lb/> demGebiete desFlugwesens gehört der Vergleich<lb/> der Leistungsfähigkeit zwischen deutscher und<lb/> französischer Motorenindustrie.</p> <p xml:id="ID_1750"> Den französischen Motorfabriken für Auto¬<lb/> mobile kann man den Nachteil nicht absprechen,<lb/> daß sie für Länder mit weniger entwickelter<lb/> Straßenkultur, als sie Frankreich aufweist, zu<lb/> empfindlich sind. Der deutsche Automobilmotor<lb/> fiel von vornherein etwas schwerer und wider¬<lb/> standsfähiger aus. Die Prinz-Heinrich-Auto¬<lb/> mobilfahrten wirkten ständig auf Erhöhung der<lb/> Sicherheit im Betriebe hin. So kam es, daß<lb/> sich die deutsche Automobilmotorindustrie schnell<lb/> einen beträchtlichen Teil des Weltmarktes er¬<lb/> oberte.</p> <p xml:id="ID_1751"> Aber gerade in diese Zeit siel die erste<lb/> Entwicklung der Flugapparate, und hierfür<lb/> war der feiner und leichter gearbeitete fran¬<lb/> zösische Automobilmotor geeigneter als der<lb/> deutsche. Während sich nun die französischen<lb/> Fabriken in den Jahren 1907 bis 1911 mit<lb/> Eifer der Vervollkommnung des Flugzeug¬<lb/> motors widmeten, wollte die mit Bestellungen<lb/> für Automobilmotoren noch reichlich versorgte<lb/> deutsche Motorenindustrie von einem SPezial-<lb/> motor für Lustfahrzeuge noch nicht allzuviel<lb/> Aussen.</p> <p xml:id="ID_1752" next="#ID_1753"> Es wäre nun Aufgabe der berufenen Be¬<lb/> hörden gewesen, die Industrie sachgemäß zu<lb/> ermuntern. Das geschah aber nicht, und<lb/> konnte nicht geschehen, da sich einige ma߬<lb/> gebende militärische Luftfahrerkreise auf den<lb/> Standpunkt stellten, daß man die Entwicklung<lb/> der Flugzeuge getrost dem Auslande über¬<lb/> lassen könne, weil sie doch nicht viel mehr Wert<lb/> hätten, als etwa Akrobatenkunststücke. Die<lb/> Entwicklung des Flugwesens hat diese Stellen<lb/> gezwungen, ihre Ansichten in puncio Flug¬<lb/> zeuge zu revidieren. Wenn also jetzt der</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1753" prev="#ID_1752"> Motorenindustrie der Vorwurf gemacht werden<lb/> soll, daß sie ihre Schuldigkeit nicht mit dem<lb/> genügenden Weitblick getan habe, so muß man<lb/> die Industrie mit der derzeitigen Lage des<lb/> Weltmarktes entschuldigen und lieber selbst<lb/> eingestehen, daß man die Industrie nicht recht¬<lb/> zeitig und weitblickend genug ermuntert hat.</p> <p xml:id="ID_1754"> Die Feststellung dieses Tatbestandes ist<lb/> eine Forderung der Gerechtigkeit besonders<lb/> deshalb, weil sich die Motorenindustrie aus<lb/> Rücksicht auf die Heereslieferungen nicht recht<lb/> gegen eine andere Auslegung wehren kann.<lb/> > Aus gleicher Rücksicht kann sie auch nicht zur<lb/> Sprache bringen, daß sie unter einem Druck<lb/> seufzt, welchen die Verstcindnislosigkeit der be¬<lb/> rufenen Behörden für das kaufmännische Wesen<lb/> hervorgebracht hat.</p> <p xml:id="ID_1755"> Zum Beweise sei folgendes angeführt!<lb/> Im Herbst 1910 schrieb die französische Heeres¬<lb/> verwaltung einen Wettbewerb für Flugzeuge<lb/> nebst Motoren zum Herbst 1911 aus und<lb/> machte gleichzeitig die Bedingungen bekannt.<lb/> Ein Jahr später, im Herbst 1911, schrieb die<lb/> deutsche Heeresverwaltung einen Wettbewerb<lb/> für Flugzeuge und Motoren zum Herbst 1912<lb/> aus, machte aber die Bedingungen nicht be¬<lb/> kannt. Jetzt, im Monat Mai, steht endlich<lb/> zu hoffen, daß die Bedingungen veröffentlicht<lb/> werden. Während also die entwickeltere fran¬<lb/> zösische Industrie ein volles Jahr für die Vor¬<lb/> bereitungen zum Wettbewerb Zeit hatte, kom¬<lb/> men für die auf diesem Gebiete weniger<lb/> fortgeschrittene deutsche Industrie höchstens vier<lb/> Monate in Betracht.</p> <p xml:id="ID_1756" next="#ID_1757"> Solche Dinge sind zu ernst, um über¬<lb/> gangen zu werden; denn bisher kann man<lb/> noch keinen deutschen nationalen Wettbewerb<lb/> für Flugzeuge ausschreiben, ohne daß fran¬<lb/> zösische Motoren zugelassen werden müssen.<lb/> Damit ist aber weder dem militärischen Flug¬<lb/> wesen noch der späteren Konkurrenz auf dem<lb/> Weltmarkte gedient. Die Preisausschreibung<lb/> Seiner Majestät des Kaisers für den besten<lb/> Flugmotor ist ein Beleg dafür, daß die be¬<lb/> rufenen Stellen bisher nicht weitschauend genug<lb/> vorgegangen sind. Die Industrie braucht zu<lb/> gesunder Entwicklung Stetigkeit. Sie muß<lb/> auch einen ungefähren Überblick darüber haben,<lb/> wie groß der Mindestbedarf im Laufe eines<lb/> Jahres sein wird. Die Franzosen haben diesen-<lb/> Umstände dadurch Rechnung getragen, daß sie</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0408]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
keinen Einfluß auf ihren Inhalt, ihre Rich -
tung aus.
Daher ist die Verknüpfung der rhyth
mischen Erziehung mit inhaltlichen, echten
Persönlichkeitswerten das Problem, das die
Vertreter der rhythmischen Erziehung jetzt in
erster Reihe zu lösen haben werden.
Dr. W, Warstat- Flugwesen Flugmotorindustrie und Heeresverwal¬
tung. Zu den interessantesten Erscheinungen auf
demGebiete desFlugwesens gehört der Vergleich
der Leistungsfähigkeit zwischen deutscher und
französischer Motorenindustrie.
Den französischen Motorfabriken für Auto¬
mobile kann man den Nachteil nicht absprechen,
daß sie für Länder mit weniger entwickelter
Straßenkultur, als sie Frankreich aufweist, zu
empfindlich sind. Der deutsche Automobilmotor
fiel von vornherein etwas schwerer und wider¬
standsfähiger aus. Die Prinz-Heinrich-Auto¬
mobilfahrten wirkten ständig auf Erhöhung der
Sicherheit im Betriebe hin. So kam es, daß
sich die deutsche Automobilmotorindustrie schnell
einen beträchtlichen Teil des Weltmarktes er¬
oberte.
Aber gerade in diese Zeit siel die erste
Entwicklung der Flugapparate, und hierfür
war der feiner und leichter gearbeitete fran¬
zösische Automobilmotor geeigneter als der
deutsche. Während sich nun die französischen
Fabriken in den Jahren 1907 bis 1911 mit
Eifer der Vervollkommnung des Flugzeug¬
motors widmeten, wollte die mit Bestellungen
für Automobilmotoren noch reichlich versorgte
deutsche Motorenindustrie von einem SPezial-
motor für Lustfahrzeuge noch nicht allzuviel
Aussen.
Es wäre nun Aufgabe der berufenen Be¬
hörden gewesen, die Industrie sachgemäß zu
ermuntern. Das geschah aber nicht, und
konnte nicht geschehen, da sich einige ma߬
gebende militärische Luftfahrerkreise auf den
Standpunkt stellten, daß man die Entwicklung
der Flugzeuge getrost dem Auslande über¬
lassen könne, weil sie doch nicht viel mehr Wert
hätten, als etwa Akrobatenkunststücke. Die
Entwicklung des Flugwesens hat diese Stellen
gezwungen, ihre Ansichten in puncio Flug¬
zeuge zu revidieren. Wenn also jetzt der
Motorenindustrie der Vorwurf gemacht werden
soll, daß sie ihre Schuldigkeit nicht mit dem
genügenden Weitblick getan habe, so muß man
die Industrie mit der derzeitigen Lage des
Weltmarktes entschuldigen und lieber selbst
eingestehen, daß man die Industrie nicht recht¬
zeitig und weitblickend genug ermuntert hat.
Die Feststellung dieses Tatbestandes ist
eine Forderung der Gerechtigkeit besonders
deshalb, weil sich die Motorenindustrie aus
Rücksicht auf die Heereslieferungen nicht recht
gegen eine andere Auslegung wehren kann.
> Aus gleicher Rücksicht kann sie auch nicht zur
Sprache bringen, daß sie unter einem Druck
seufzt, welchen die Verstcindnislosigkeit der be¬
rufenen Behörden für das kaufmännische Wesen
hervorgebracht hat.
Zum Beweise sei folgendes angeführt!
Im Herbst 1910 schrieb die französische Heeres¬
verwaltung einen Wettbewerb für Flugzeuge
nebst Motoren zum Herbst 1911 aus und
machte gleichzeitig die Bedingungen bekannt.
Ein Jahr später, im Herbst 1911, schrieb die
deutsche Heeresverwaltung einen Wettbewerb
für Flugzeuge und Motoren zum Herbst 1912
aus, machte aber die Bedingungen nicht be¬
kannt. Jetzt, im Monat Mai, steht endlich
zu hoffen, daß die Bedingungen veröffentlicht
werden. Während also die entwickeltere fran¬
zösische Industrie ein volles Jahr für die Vor¬
bereitungen zum Wettbewerb Zeit hatte, kom¬
men für die auf diesem Gebiete weniger
fortgeschrittene deutsche Industrie höchstens vier
Monate in Betracht.
Solche Dinge sind zu ernst, um über¬
gangen zu werden; denn bisher kann man
noch keinen deutschen nationalen Wettbewerb
für Flugzeuge ausschreiben, ohne daß fran¬
zösische Motoren zugelassen werden müssen.
Damit ist aber weder dem militärischen Flug¬
wesen noch der späteren Konkurrenz auf dem
Weltmarkte gedient. Die Preisausschreibung
Seiner Majestät des Kaisers für den besten
Flugmotor ist ein Beleg dafür, daß die be¬
rufenen Stellen bisher nicht weitschauend genug
vorgegangen sind. Die Industrie braucht zu
gesunder Entwicklung Stetigkeit. Sie muß
auch einen ungefähren Überblick darüber haben,
wie groß der Mindestbedarf im Laufe eines
Jahres sein wird. Die Franzosen haben diesen-
Umstände dadurch Rechnung getragen, daß sie
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