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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Höhen den Wert der geschmackvoll aus¬
gestatteten Veröffentlichung, die auf vielen
Weihnachtstischen als froh begrüßte Gabe zu
--l finden sein möge.

Länder- und Völkerkunde

Mit Zeppelin nach Spitzbergen. Bilder
von der Studienreise der deutschen arktischen
Zeppelin-Expedition. Herausgegeben von
A. Miethe und H.Hcrgcsell. Mit zweihundert¬
einundzwanzig Textillustrationen, sechzehn
schwarzen Tafeln nach Naturaufnahmen und
zweiunddreißig farbigen Tafeln nach Photo¬
graphischen Aufnahmen in natürlichen Farben.
Berlin, Deutsches Verlagshaus Borg n. Co.

Weniger von der wissenschaftlichen Aus¬
beute der Expedition als von den Erlebnissen
der einzelnen Mitglieder liest man im vor¬
liegenden Band. Fast alle Teilnehmer der
Fahrt kommen hierbei selbst zu Worte. Den
Reigen eröffnet Prinz Heinrich von Preußen,
der im Vorwort die Veranlassung zu dieser
Nordlandsfahrt kurz charakterisiert. Professor
Hergesell gibt eine kurze Abhandlung über den
Zweck und die Aufgaben der Expedition und
in einem späteren Abschnitt eine Darstellung
der Fahrten des Begleitschiffes "Fönix", sowie
Aufschlüsse über die nerologischen und meteo¬
rologischen Ergebnisse. Prof. v. Drygalski
schildert die Vereisung Spitzbergens, die in
der neuesten Zeit, wie er durch Glctscherunter-
suchungen feststellte, einen bemerkenswerten
Rückgang ausweist. Aufsätze der übrigen Teil¬
nehmer über deren Spezialgebiete schließen sich
um. Den Kern des Buches bildet die prächtige,
mit einem erquickenden Humor gewürzte Schil¬
derung der Fahrt aus der Feder Prof. Dr.
Miethes. Wohl kaum jemals vorher ist eine
so gut ausgestattete Expedition in den Ge¬
wässern des hohen Nordens gewesen. Professor
Miethe sagt darüber: "Es geht uns dank aller
neuzeitlichen Hilfsmittel so gut, daß wir oft mit
einem gewissen Schamgefühl daran denken, was
hier im Norden schon Tausende von Menschen
gelitten und geduldet haben, während wir,
umgeben vom Behagen, ja Überfluß, unter
strahlendem Himmel und warmem Sonnen¬
schein,, diese unbeschreibliche Natur genießen."
Im Schlußkapitel nimmt Graf Zeppelin das
Wort, um mit Befriedigung die Möglichkeit
der Erforschung arktischer Länder mit Hilfe

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von Luftschiffer seines Systems zu konstatieren
und solche Forschungsfahrten für nicht zu ferne
Zeit in Aussicht zu stellen. Einen besonderen
Schmuck deS Werkes bilden die zahlreichen
Abbildungen, vor allem die Tafeln mit den
wundervollen farbigen Naturaufnahmen, die
zum weitaus größten Teil der Meisterhand
Miethes entstammen.

sah.
Religion (Selbstanzeige)

Aus dem Leid um dieLage der evangelischen
Landeskirche ist eine Schrift erwachsen, die ich
vor ein Paar Wochen veröffentlicht habe, und
die dem Herrn Herausgeber dieser Zeitschrift
Veranlassung gegeben hat, mir die Spalten der
Grenzboten (Heft 48 und 49) zu öffnen. Die
Schrift trägt den Titel: "Entwurf eines
Gesetzes betreffend die Religionsfreiheit im
Preußischen Staate" (Tübingen 19t 1, I. C.
B. Mohr, 1,60 M,). Sie ist nicht etwa ein
Produkt der Erregung über den Fall Jatho.
Ihre Wurzeln liegen tiefer. Der Verlauf
dieses Falles hat nur die Richtigkeit der An¬
sicht bestätigt, die sich mir in jahrelanger kirch¬
licher Praxis gebildet hat,, nämlich, daß der
Mangel an Religionsfreiheit im Preußischen
Staate allmählich zu einer schweren Gefahr
für die Religion selbst wird. Ich habe den
Weg gewählt, einen in Paragraphen geglie¬
derten, bis ins einzelne ausgeführten Entwurf
eines Staatsgesetzes vorzulegen, obwohl ich
mir natürlich bewußt war, welche schweren
Bedenken einem solchen Unternehmen von der
Hand eines nicht juristisch geschulten Fach¬
mannes entgegenstehen. Ich muß es in den
Kauf nehmen, daß die Fachleute eine solche
Arbeit als Dilettantenwerk gering schätzen. Es
ist Dilettantenwerk. Der Entwurf verhält
sich zu einem brauchbaren Gesetz nicht anders
als die Skizze eines Mannes, der sich ein
neues Haus bauen möchte, zu dem durch¬
geführten Grundriß des Architekten, der den Bau
selbst ausführen soll. Aber, wie es schwerlich
einen anderen Weg gibt, dem Architekten die
Bedürfnisse des Auftraggebers klarzumachen,
so wußte ich keinen anderen Weg, um den
zur Gesetzgebung berufenen Faktoren die Be¬
dürfnisse der Religion anschaulich vor Augen zu
stellen. ES muß fallen die staatsbürgerliche
Benachteiligung der Dissidenten und Juden und
um deswegen der obligatorische konfessionelle

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Höhen den Wert der geschmackvoll aus¬
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Weihnachtstischen als froh begrüßte Gabe zu
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Länder- und Völkerkunde

Mit Zeppelin nach Spitzbergen. Bilder
von der Studienreise der deutschen arktischen
Zeppelin-Expedition. Herausgegeben von
A. Miethe und H.Hcrgcsell. Mit zweihundert¬
einundzwanzig Textillustrationen, sechzehn
schwarzen Tafeln nach Naturaufnahmen und
zweiunddreißig farbigen Tafeln nach Photo¬
graphischen Aufnahmen in natürlichen Farben.
Berlin, Deutsches Verlagshaus Borg n. Co.

Weniger von der wissenschaftlichen Aus¬
beute der Expedition als von den Erlebnissen
der einzelnen Mitglieder liest man im vor¬
liegenden Band. Fast alle Teilnehmer der
Fahrt kommen hierbei selbst zu Worte. Den
Reigen eröffnet Prinz Heinrich von Preußen,
der im Vorwort die Veranlassung zu dieser
Nordlandsfahrt kurz charakterisiert. Professor
Hergesell gibt eine kurze Abhandlung über den
Zweck und die Aufgaben der Expedition und
in einem späteren Abschnitt eine Darstellung
der Fahrten des Begleitschiffes „Fönix", sowie
Aufschlüsse über die nerologischen und meteo¬
rologischen Ergebnisse. Prof. v. Drygalski
schildert die Vereisung Spitzbergens, die in
der neuesten Zeit, wie er durch Glctscherunter-
suchungen feststellte, einen bemerkenswerten
Rückgang ausweist. Aufsätze der übrigen Teil¬
nehmer über deren Spezialgebiete schließen sich
um. Den Kern des Buches bildet die prächtige,
mit einem erquickenden Humor gewürzte Schil¬
derung der Fahrt aus der Feder Prof. Dr.
Miethes. Wohl kaum jemals vorher ist eine
so gut ausgestattete Expedition in den Ge¬
wässern des hohen Nordens gewesen. Professor
Miethe sagt darüber: „Es geht uns dank aller
neuzeitlichen Hilfsmittel so gut, daß wir oft mit
einem gewissen Schamgefühl daran denken, was
hier im Norden schon Tausende von Menschen
gelitten und geduldet haben, während wir,
umgeben vom Behagen, ja Überfluß, unter
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schein,, diese unbeschreibliche Natur genießen."
Im Schlußkapitel nimmt Graf Zeppelin das
Wort, um mit Befriedigung die Möglichkeit
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von Luftschiffer seines Systems zu konstatieren
und solche Forschungsfahrten für nicht zu ferne
Zeit in Aussicht zu stellen. Einen besonderen
Schmuck deS Werkes bilden die zahlreichen
Abbildungen, vor allem die Tafeln mit den
wundervollen farbigen Naturaufnahmen, die
zum weitaus größten Teil der Meisterhand
Miethes entstammen.

sah.
Religion (Selbstanzeige)

Aus dem Leid um dieLage der evangelischen
Landeskirche ist eine Schrift erwachsen, die ich
vor ein Paar Wochen veröffentlicht habe, und
die dem Herrn Herausgeber dieser Zeitschrift
Veranlassung gegeben hat, mir die Spalten der
Grenzboten (Heft 48 und 49) zu öffnen. Die
Schrift trägt den Titel: „Entwurf eines
Gesetzes betreffend die Religionsfreiheit im
Preußischen Staate" (Tübingen 19t 1, I. C.
B. Mohr, 1,60 M,). Sie ist nicht etwa ein
Produkt der Erregung über den Fall Jatho.
Ihre Wurzeln liegen tiefer. Der Verlauf
dieses Falles hat nur die Richtigkeit der An¬
sicht bestätigt, die sich mir in jahrelanger kirch¬
licher Praxis gebildet hat,, nämlich, daß der
Mangel an Religionsfreiheit im Preußischen
Staate allmählich zu einer schweren Gefahr
für die Religion selbst wird. Ich habe den
Weg gewählt, einen in Paragraphen geglie¬
derten, bis ins einzelne ausgeführten Entwurf
eines Staatsgesetzes vorzulegen, obwohl ich
mir natürlich bewußt war, welche schweren
Bedenken einem solchen Unternehmen von der
Hand eines nicht juristisch geschulten Fach¬
mannes entgegenstehen. Ich muß es in den
Kauf nehmen, daß die Fachleute eine solche
Arbeit als Dilettantenwerk gering schätzen. Es
ist Dilettantenwerk. Der Entwurf verhält
sich zu einem brauchbaren Gesetz nicht anders
als die Skizze eines Mannes, der sich ein
neues Haus bauen möchte, zu dem durch¬
geführten Grundriß des Architekten, der den Bau
selbst ausführen soll. Aber, wie es schwerlich
einen anderen Weg gibt, dem Architekten die
Bedürfnisse des Auftraggebers klarzumachen,
so wußte ich keinen anderen Weg, um den
zur Gesetzgebung berufenen Faktoren die Be¬
dürfnisse der Religion anschaulich vor Augen zu
stellen. ES muß fallen die staatsbürgerliche
Benachteiligung der Dissidenten und Juden und
um deswegen der obligatorische konfessionelle

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[0615] Maßgebliches und Unmaßgebliches Höhen den Wert der geschmackvoll aus¬ gestatteten Veröffentlichung, die auf vielen Weihnachtstischen als froh begrüßte Gabe zu —l finden sein möge. Länder- und Völkerkunde Mit Zeppelin nach Spitzbergen. Bilder von der Studienreise der deutschen arktischen Zeppelin-Expedition. Herausgegeben von A. Miethe und H.Hcrgcsell. Mit zweihundert¬ einundzwanzig Textillustrationen, sechzehn schwarzen Tafeln nach Naturaufnahmen und zweiunddreißig farbigen Tafeln nach Photo¬ graphischen Aufnahmen in natürlichen Farben. Berlin, Deutsches Verlagshaus Borg n. Co. Weniger von der wissenschaftlichen Aus¬ beute der Expedition als von den Erlebnissen der einzelnen Mitglieder liest man im vor¬ liegenden Band. Fast alle Teilnehmer der Fahrt kommen hierbei selbst zu Worte. Den Reigen eröffnet Prinz Heinrich von Preußen, der im Vorwort die Veranlassung zu dieser Nordlandsfahrt kurz charakterisiert. Professor Hergesell gibt eine kurze Abhandlung über den Zweck und die Aufgaben der Expedition und in einem späteren Abschnitt eine Darstellung der Fahrten des Begleitschiffes „Fönix", sowie Aufschlüsse über die nerologischen und meteo¬ rologischen Ergebnisse. Prof. v. Drygalski schildert die Vereisung Spitzbergens, die in der neuesten Zeit, wie er durch Glctscherunter- suchungen feststellte, einen bemerkenswerten Rückgang ausweist. Aufsätze der übrigen Teil¬ nehmer über deren Spezialgebiete schließen sich um. Den Kern des Buches bildet die prächtige, mit einem erquickenden Humor gewürzte Schil¬ derung der Fahrt aus der Feder Prof. Dr. Miethes. Wohl kaum jemals vorher ist eine so gut ausgestattete Expedition in den Ge¬ wässern des hohen Nordens gewesen. Professor Miethe sagt darüber: „Es geht uns dank aller neuzeitlichen Hilfsmittel so gut, daß wir oft mit einem gewissen Schamgefühl daran denken, was hier im Norden schon Tausende von Menschen gelitten und geduldet haben, während wir, umgeben vom Behagen, ja Überfluß, unter strahlendem Himmel und warmem Sonnen¬ schein,, diese unbeschreibliche Natur genießen." Im Schlußkapitel nimmt Graf Zeppelin das Wort, um mit Befriedigung die Möglichkeit der Erforschung arktischer Länder mit Hilfe von Luftschiffer seines Systems zu konstatieren und solche Forschungsfahrten für nicht zu ferne Zeit in Aussicht zu stellen. Einen besonderen Schmuck deS Werkes bilden die zahlreichen Abbildungen, vor allem die Tafeln mit den wundervollen farbigen Naturaufnahmen, die zum weitaus größten Teil der Meisterhand Miethes entstammen. sah. Religion (Selbstanzeige) Aus dem Leid um dieLage der evangelischen Landeskirche ist eine Schrift erwachsen, die ich vor ein Paar Wochen veröffentlicht habe, und die dem Herrn Herausgeber dieser Zeitschrift Veranlassung gegeben hat, mir die Spalten der Grenzboten (Heft 48 und 49) zu öffnen. Die Schrift trägt den Titel: „Entwurf eines Gesetzes betreffend die Religionsfreiheit im Preußischen Staate" (Tübingen 19t 1, I. C. B. Mohr, 1,60 M,). Sie ist nicht etwa ein Produkt der Erregung über den Fall Jatho. Ihre Wurzeln liegen tiefer. Der Verlauf dieses Falles hat nur die Richtigkeit der An¬ sicht bestätigt, die sich mir in jahrelanger kirch¬ licher Praxis gebildet hat,, nämlich, daß der Mangel an Religionsfreiheit im Preußischen Staate allmählich zu einer schweren Gefahr für die Religion selbst wird. Ich habe den Weg gewählt, einen in Paragraphen geglie¬ derten, bis ins einzelne ausgeführten Entwurf eines Staatsgesetzes vorzulegen, obwohl ich mir natürlich bewußt war, welche schweren Bedenken einem solchen Unternehmen von der Hand eines nicht juristisch geschulten Fach¬ mannes entgegenstehen. Ich muß es in den Kauf nehmen, daß die Fachleute eine solche Arbeit als Dilettantenwerk gering schätzen. Es ist Dilettantenwerk. Der Entwurf verhält sich zu einem brauchbaren Gesetz nicht anders als die Skizze eines Mannes, der sich ein neues Haus bauen möchte, zu dem durch¬ geführten Grundriß des Architekten, der den Bau selbst ausführen soll. Aber, wie es schwerlich einen anderen Weg gibt, dem Architekten die Bedürfnisse des Auftraggebers klarzumachen, so wußte ich keinen anderen Weg, um den zur Gesetzgebung berufenen Faktoren die Be¬ dürfnisse der Religion anschaulich vor Augen zu stellen. ES muß fallen die staatsbürgerliche Benachteiligung der Dissidenten und Juden und um deswegen der obligatorische konfessionelle

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_319600/615>, abgerufen am 03.07.2024.