Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Reichsspiegel nisation gibt es genügend, wie sich unschwer beweisen ließe. Nur darf das Gou¬ Nun noch ein paar Worte über den kolonialen Eisenbahnbau! Nach Bank und Geld Die Kohlenproduzenten als Reeber -- Fiskus und Rheinschiffahrt -- Besserung am internationalen Eisenmarkt -- Roheisensyndikat -- Börse und Geldmarkt -- Russische Eisenbahnen und deren Anleihen Seit geraumer Zeit findet ein zähes Ringen der Kohlenproduzenten und Reichsspiegel nisation gibt es genügend, wie sich unschwer beweisen ließe. Nur darf das Gou¬ Nun noch ein paar Worte über den kolonialen Eisenbahnbau! Nach Bank und Geld Die Kohlenproduzenten als Reeber — Fiskus und Rheinschiffahrt — Besserung am internationalen Eisenmarkt — Roheisensyndikat — Börse und Geldmarkt — Russische Eisenbahnen und deren Anleihen Seit geraumer Zeit findet ein zähes Ringen der Kohlenproduzenten und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0201" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319150"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspiegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_1308" prev="#ID_1307"> nisation gibt es genügend, wie sich unschwer beweisen ließe. Nur darf das Gou¬<lb/> vernement die Leute nicht abschrecken, wie es dies in einer amtlichen Broschüre<lb/> tut, sondern sich lieber auf den Standpunkt des Farmervereins stellen, jedoch mit<lb/> dem Unterschied, daß nur Leute hereingelassen werden, die eine weiße Frau mit¬<lb/> bringen. Eine tüchtige Frau scheut sich nicht, mit ihrem Manne von vom anzufangen;<lb/> es muß nicht gleich eine Villa mit fertiger Pflanzung dastehen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1309"> Nun noch ein paar Worte über den kolonialen Eisenbahnbau! Nach<lb/> allerlei Hemmungen ist jetzt endlich die Anfangsstrecke der Kameruner Nordbahn<lb/> fertig geworden; ob sie wirklich den ursprünglich vorgesehenen Endpunkt erreicht<lb/> hat, ist noch nicht einmal sicher bekannt. Man spricht davon, daß bei der Trassierung<lb/> der Linie Fehler begangen worden seien, die später der Kolonie noch Kopfzerbrechen<lb/> machen dürften. In Togo ist die Landungsbrücke eingestürzt. Der Neubau dürfte<lb/> das Reich Millionen kosten, und einstweilen muß mindestens ein Jahr lang nach<lb/> der alten lebensgefährlichen und verlustreichen Methode gelandet werden. Auch<lb/> hier sollen Konstruktionsfehler vorgekommen sein. Es scheint uns angebracht, daß<lb/> die Regierung bei Abnahme der Verkehrsanlagen von den Baufirmen eine etwas<lb/> schärfere Kontrolle ausübt, sonst werden wir noch manche Überraschungen erleben.<lb/> Desgleichen wäre darauf zu sehen, daß beim kolonialen Eisenbahnbau streng aus<lb/> die Verwendung von deutschem Personal gesehen wird. Die jüngsten Ereignisse<lb/> in Südwest, bei denen anscheinend von der Baufirma verschiedentlich vertragswidrig<lb/> gehandelt und auch mit unwahren Angaben vorgegangen ist, dürfen sich nicht<lb/> wiederholen. Das Geld der deutschen Steuerzahler soll in den deutschen Kolonien<lb/> nach Möglichkeit in deutsche Taschen fließen, das ist eine nationale Selbst¬<lb/> v<note type="byline"> Rudolf Wagner</note> erständlichkeit! </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Bank und Geld</head><lb/> <note type="argument"> Die Kohlenproduzenten als Reeber — Fiskus und Rheinschiffahrt — Besserung am<lb/> internationalen Eisenmarkt — Roheisensyndikat — Börse und Geldmarkt — Russische<lb/> Eisenbahnen und deren Anleihen</note><lb/> <p xml:id="ID_1310" next="#ID_1311"> Seit geraumer Zeit findet ein zähes Ringen der Kohlenproduzenten und<lb/> Kohlenhändler um die Ausdehnung ihrer Schiffahrtsinteressen auf dem Rhein statt.<lb/> Die Verbindung zwischen Kohlenhandel und Reedereibetrieb ist eine ganz natür¬<lb/> liche. Der Kohlenhandel muß danach streben, die Verfrachtung in eigener Hand<lb/> zu haben, um unter Zuhilfenahme geeigneter und rechtzeitig gefüllter Lagerstätten<lb/> die Versorgung des Konsums jederzeit unter Aufwendung der geringsten Spesen<lb/> aufrecht erhalten zu können. Aus diesem Grunde haben schon längst die Firmen,<lb/> die den Großvertrieb der oberschlesischen Kohle innehaben, Emanuel Friedländer<lb/> u. Co. und Caesar Wollheim, eine ansehnliche Flotte auf Oder und Spree<lb/> unterhalten. Die gleiche Politik verfolgen die Kohlenproduzenten im Westen, wo<lb/> nicht nur die Namen Stinnes und Hamlet auf die Vereinigung von Schiffahrt und<lb/> Kohlenproduktion hinweisen, sondern auch eine Anzahl der großen Aktiengesell¬<lb/> schaften Harpen, Gelsenkirchen, Krupp sich im Laufe der Jahre eigene Organisa¬<lb/> tionen für die Durchführung ihrer Wassertransporte geschaffen hat. In letzter<lb/> Zeit war es namentlich Hugo Stiunes, der danach strebte, sich eine weitreichende<lb/> Grundlage für den Kohleilhandel durch eine Anzahl ineinandergreifender Projekte.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0201]
Reichsspiegel
nisation gibt es genügend, wie sich unschwer beweisen ließe. Nur darf das Gou¬
vernement die Leute nicht abschrecken, wie es dies in einer amtlichen Broschüre
tut, sondern sich lieber auf den Standpunkt des Farmervereins stellen, jedoch mit
dem Unterschied, daß nur Leute hereingelassen werden, die eine weiße Frau mit¬
bringen. Eine tüchtige Frau scheut sich nicht, mit ihrem Manne von vom anzufangen;
es muß nicht gleich eine Villa mit fertiger Pflanzung dastehen!
Nun noch ein paar Worte über den kolonialen Eisenbahnbau! Nach
allerlei Hemmungen ist jetzt endlich die Anfangsstrecke der Kameruner Nordbahn
fertig geworden; ob sie wirklich den ursprünglich vorgesehenen Endpunkt erreicht
hat, ist noch nicht einmal sicher bekannt. Man spricht davon, daß bei der Trassierung
der Linie Fehler begangen worden seien, die später der Kolonie noch Kopfzerbrechen
machen dürften. In Togo ist die Landungsbrücke eingestürzt. Der Neubau dürfte
das Reich Millionen kosten, und einstweilen muß mindestens ein Jahr lang nach
der alten lebensgefährlichen und verlustreichen Methode gelandet werden. Auch
hier sollen Konstruktionsfehler vorgekommen sein. Es scheint uns angebracht, daß
die Regierung bei Abnahme der Verkehrsanlagen von den Baufirmen eine etwas
schärfere Kontrolle ausübt, sonst werden wir noch manche Überraschungen erleben.
Desgleichen wäre darauf zu sehen, daß beim kolonialen Eisenbahnbau streng aus
die Verwendung von deutschem Personal gesehen wird. Die jüngsten Ereignisse
in Südwest, bei denen anscheinend von der Baufirma verschiedentlich vertragswidrig
gehandelt und auch mit unwahren Angaben vorgegangen ist, dürfen sich nicht
wiederholen. Das Geld der deutschen Steuerzahler soll in den deutschen Kolonien
nach Möglichkeit in deutsche Taschen fließen, das ist eine nationale Selbst¬
v Rudolf Wagner erständlichkeit!
Bank und Geld
Die Kohlenproduzenten als Reeber — Fiskus und Rheinschiffahrt — Besserung am
internationalen Eisenmarkt — Roheisensyndikat — Börse und Geldmarkt — Russische
Eisenbahnen und deren Anleihen
Seit geraumer Zeit findet ein zähes Ringen der Kohlenproduzenten und
Kohlenhändler um die Ausdehnung ihrer Schiffahrtsinteressen auf dem Rhein statt.
Die Verbindung zwischen Kohlenhandel und Reedereibetrieb ist eine ganz natür¬
liche. Der Kohlenhandel muß danach streben, die Verfrachtung in eigener Hand
zu haben, um unter Zuhilfenahme geeigneter und rechtzeitig gefüllter Lagerstätten
die Versorgung des Konsums jederzeit unter Aufwendung der geringsten Spesen
aufrecht erhalten zu können. Aus diesem Grunde haben schon längst die Firmen,
die den Großvertrieb der oberschlesischen Kohle innehaben, Emanuel Friedländer
u. Co. und Caesar Wollheim, eine ansehnliche Flotte auf Oder und Spree
unterhalten. Die gleiche Politik verfolgen die Kohlenproduzenten im Westen, wo
nicht nur die Namen Stinnes und Hamlet auf die Vereinigung von Schiffahrt und
Kohlenproduktion hinweisen, sondern auch eine Anzahl der großen Aktiengesell¬
schaften Harpen, Gelsenkirchen, Krupp sich im Laufe der Jahre eigene Organisa¬
tionen für die Durchführung ihrer Wassertransporte geschaffen hat. In letzter
Zeit war es namentlich Hugo Stiunes, der danach strebte, sich eine weitreichende
Grundlage für den Kohleilhandel durch eine Anzahl ineinandergreifender Projekte.
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