Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches undUnmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Julius Rodcnverg. Zum siebzigsten Ge¬ Rodenbergs dichterische Anfänge reichen Seine Romane, Reiscschilderungen und Paul Heyses Poetischer Wunsch vor zehn schöne Literatur Seit mehr als zehn Jahren wußten wir, Maßgebliches undUnmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Julius Rodcnverg. Zum siebzigsten Ge¬ Rodenbergs dichterische Anfänge reichen Seine Romane, Reiscschilderungen und Paul Heyses Poetischer Wunsch vor zehn schöne Literatur Seit mehr als zehn Jahren wußten wir, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0596" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318879"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341893_318282/figures/grenzboten_341893_318282_318879_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches undUnmaßgebliches</head><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_4089"> Julius Rodcnverg. Zum siebzigsten Ge¬<lb/> burtstage Julius Rodenbergs schrieb Wilhel¬<lb/> mine von Hillern: „Du hättest mit dreißig<lb/> Jahren schon achtzig sein können, mit achtzig<lb/> wirst du ein Dreißiger sein. Mit dreißig<lb/> Jahren hast du dir die Ruhestätte Kloster¬<lb/> manns Grundstück bestellt, mit achtzig wirst<lb/> du Rosen darauf Pflanzen! Das ist die Tag-<lb/> und Nachtgleiche von Jugend und Alter, die<lb/> sich in harmonischen Naturen vollzieht." Sie<lb/> hat recht behalten. Heute, da wir dem Achtzig¬<lb/> jährigen unsere Glückwünsche entbieten, haben<lb/> wir das Gefühl, als kämen die in Ehrfurcht<lb/> dargebrachten Wünsche in weiteren zehn Jahren<lb/> noch früh genug. Denn dieser junge Jubel¬<lb/> greis spottet des Alters. Mit nie erlahmendem<lb/> Eifer ist er heute wie seit siebenunddreißig<lb/> Jahren um jedes Heft seiner Deutschen<lb/> Rundschau bemüht.</p> <p xml:id="ID_4090"> Rodenbergs dichterische Anfänge reichen<lb/> in eine uns Jungen beinahe sagenhaft ge¬<lb/> wordene Ferne zurück: im Verlage von Hoff¬<lb/> mann u. Campe in Hamburg kamen fast<lb/> zu gleicher Zeit Heinrich Heines „Romanzero"<lb/> und des neunzehnjährigen Rinteler Primaners<lb/> Julius Rodenberg vierzehn geharnischte<lb/> Sonette „Für Schleswig-Holstein" heraus!<lb/> DaS warzweiJahre nach dem tollen Jahr 18431</p> <p xml:id="ID_4091"> Seine Romane, Reiscschilderungen und<lb/> Erinnerungen gehören der Literaturgeschichte<lb/> an, werden also — nicht mehr gelesen; und<lb/> doch verdienen sie, besonders die „Berliner<lb/> Bilder", ein solches Schicksal nicht. Gerade<lb/> dies letzte Werk hat Ernst von Wildenbruch<lb/> zu einem Loblied begeistert, wie es Alt-Berlin<lb/> Wohl nie sonst gesungen wurde.</p> <p xml:id="ID_4092"> Paul Heyses Poetischer Wunsch vor zehn<lb/> Jahren möge auch für das nächste Dezennium<lb/> in Erfüllung gehen:</p> <cb/><lb/> <lg xml:id="POEMID_15" type="poem"> <l/> </lg> <note type="byline"> L?. A,</note> <div n="2"> <head> schöne Literatur</head> <p xml:id="ID_4093" next="#ID_4094"> Seit mehr als zehn Jahren wußten wir,<lb/> daß Wilhelm Raave einen unvollendeten<lb/> Roman im Schreibtische verschlossen hielt,<lb/> aber mehr als den Namen „Altershausen"<lb/> konnte niemand darüber erfahren, und alle<lb/> Bitten der Freunde, ihn zu vollenden, blieben<lb/> ebenso erfolglos, als die verlockendsten An¬<lb/> gebote des Verlegers, ihn als Torso im Druck<lb/> erscheinen zu lassen. Der Alte blieb dabei,<lb/> das Buch solle erst nach seinen: Tode erscheinen.<lb/> Nachdem in seinem zweiten Maihefte der<lb/> Kunstwart mit einigen herzlich warmen Worten<lb/> zur Einführung die einleitenden Kapitel des<lb/> Romans gebracht und verschiedene Tages¬<lb/> zeitungen vielverheißende Proben daraus ab¬<lb/> gedruckt haben, ist nun des greisen Dichters<lb/> nachgelassenes Werk „Altershausen" in wür¬<lb/> diger Ausstattung sbei Otto Janke, Berlin,<lb/> Preis M. 4.—) erschienen, und den zahl¬<lb/> reichen Freunden Raabes ist die Gelegenheit<lb/> geboten, sein Vermächtnis kennen zu lernen<lb/> und das, was er vou der Höhe seiner Welt-<lb/> und Lebenserfahrung seinem Volke gegen<lb/> das Ende seines reichen Lebens zu sage»<lb/> hatte, sich zu Herzen gehen zu lassen. Denn<lb/> das mag gleich vorweg genommen werden:<lb/> wenn je in seinen Romanen und Novellen,<lb/> so hat es der Dichter in diesem seinem letzten</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0596]
[Abbildung]
Maßgebliches undUnmaßgebliches
Julius Rodcnverg. Zum siebzigsten Ge¬
burtstage Julius Rodenbergs schrieb Wilhel¬
mine von Hillern: „Du hättest mit dreißig
Jahren schon achtzig sein können, mit achtzig
wirst du ein Dreißiger sein. Mit dreißig
Jahren hast du dir die Ruhestätte Kloster¬
manns Grundstück bestellt, mit achtzig wirst
du Rosen darauf Pflanzen! Das ist die Tag-
und Nachtgleiche von Jugend und Alter, die
sich in harmonischen Naturen vollzieht." Sie
hat recht behalten. Heute, da wir dem Achtzig¬
jährigen unsere Glückwünsche entbieten, haben
wir das Gefühl, als kämen die in Ehrfurcht
dargebrachten Wünsche in weiteren zehn Jahren
noch früh genug. Denn dieser junge Jubel¬
greis spottet des Alters. Mit nie erlahmendem
Eifer ist er heute wie seit siebenunddreißig
Jahren um jedes Heft seiner Deutschen
Rundschau bemüht.
Rodenbergs dichterische Anfänge reichen
in eine uns Jungen beinahe sagenhaft ge¬
wordene Ferne zurück: im Verlage von Hoff¬
mann u. Campe in Hamburg kamen fast
zu gleicher Zeit Heinrich Heines „Romanzero"
und des neunzehnjährigen Rinteler Primaners
Julius Rodenberg vierzehn geharnischte
Sonette „Für Schleswig-Holstein" heraus!
DaS warzweiJahre nach dem tollen Jahr 18431
Seine Romane, Reiscschilderungen und
Erinnerungen gehören der Literaturgeschichte
an, werden also — nicht mehr gelesen; und
doch verdienen sie, besonders die „Berliner
Bilder", ein solches Schicksal nicht. Gerade
dies letzte Werk hat Ernst von Wildenbruch
zu einem Loblied begeistert, wie es Alt-Berlin
Wohl nie sonst gesungen wurde.
Paul Heyses Poetischer Wunsch vor zehn
Jahren möge auch für das nächste Dezennium
in Erfüllung gehen:
L?. A, schöne Literatur Seit mehr als zehn Jahren wußten wir,
daß Wilhelm Raave einen unvollendeten
Roman im Schreibtische verschlossen hielt,
aber mehr als den Namen „Altershausen"
konnte niemand darüber erfahren, und alle
Bitten der Freunde, ihn zu vollenden, blieben
ebenso erfolglos, als die verlockendsten An¬
gebote des Verlegers, ihn als Torso im Druck
erscheinen zu lassen. Der Alte blieb dabei,
das Buch solle erst nach seinen: Tode erscheinen.
Nachdem in seinem zweiten Maihefte der
Kunstwart mit einigen herzlich warmen Worten
zur Einführung die einleitenden Kapitel des
Romans gebracht und verschiedene Tages¬
zeitungen vielverheißende Proben daraus ab¬
gedruckt haben, ist nun des greisen Dichters
nachgelassenes Werk „Altershausen" in wür¬
diger Ausstattung sbei Otto Janke, Berlin,
Preis M. 4.—) erschienen, und den zahl¬
reichen Freunden Raabes ist die Gelegenheit
geboten, sein Vermächtnis kennen zu lernen
und das, was er vou der Höhe seiner Welt-
und Lebenserfahrung seinem Volke gegen
das Ende seines reichen Lebens zu sage»
hatte, sich zu Herzen gehen zu lassen. Denn
das mag gleich vorweg genommen werden:
wenn je in seinen Romanen und Novellen,
so hat es der Dichter in diesem seinem letzten
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