Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.Rassedienst Rassedienst von Prof. Dr. Erich Becher s ist zu etwas selbstverständlichen geworden, daß Naturerkenntnis Die Benutzung anorganischer Naturerscheinungen, wie etwa des Feuers, Rassedieust, Rassehygiene oder Eugenik ist ein Zweig der Technik des Rassedienst Rassedienst von Prof. Dr. Erich Becher s ist zu etwas selbstverständlichen geworden, daß Naturerkenntnis Die Benutzung anorganischer Naturerscheinungen, wie etwa des Feuers, Rassedieust, Rassehygiene oder Eugenik ist ein Zweig der Technik des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0451" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318734"/> <fw type="header" place="top"> Rassedienst</fw><lb/> </div> <div n="1"> <head> Rassedienst<lb/><note type="byline"> von Prof. Dr. Erich Becher</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1969"> s ist zu etwas selbstverständlichen geworden, daß Naturerkenntnis<lb/> Naturbeherrschung ermöglicht. Die Fortschritte der exakten Natur¬<lb/> wissenschaften seit Beginn der Neuzeit haben die Kräfte der anorga¬<lb/> nischen Natur den Zwecken der Menschheit in steigendem Maße<lb/> dienstbar gemacht. Die Benutzung der toten Naturkräfte durch<lb/> die Maschine hat der Kultur der Gegenwart ein eigenes Gepräge gegeben.<lb/> Wenn von Naturbeherrschung die Rede ist, so denken wir zunächst an die<lb/> Erfolge der Technik, an die Verwertung der Kräfte der toten Natur, an<lb/> Lokomotiven oder elektrische Maschinen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1970"> Die Benutzung anorganischer Naturerscheinungen, wie etwa des Feuers,<lb/> durch den Menschen ist eine uralte Errungenschaft primitiver Kultur; aber uralt<lb/> ist auch die Verwertung einfachster Kenntnisse über Pflanzen- und Tierwelt, wie<lb/> sie der Viehzucht und dein Ackerbau zugrunde liegen. Das Wissen um die<lb/> Erscheinungen des Lebens hat seit der Renaissance stetige und erhebliche, aber<lb/> zunächst doch viel langsamere Fortschritte gemacht als die physikalische Forschung,<lb/> und dementsprechend waren auch die Erfolge in der Beherrschung der lebenden<lb/> Natur, so bedeutend sie in Landwirtschaft und Heilkunde sein mochten, nicht so<lb/> umwälzend wie der Siegeszug der industriellen Technik. Indessen haben seit<lb/> einem halben Jahrhundert die Wissenschaften vom Lebendigen ihrem schwierigen<lb/> Gegenstande in rascher Folge Einsichten abgerungen, die schnell praktische Be¬<lb/> deutung erlangten, indem sie z. B. die ganze Medizin und Hygiene umgestalteten.<lb/> Unter den Gedanken, die vor einem halben Jahrhundert die biologischen Wissen¬<lb/> schaften in ein an schnellen Erfolgen reiches Stadium überführten, steht die<lb/> Entwicklungslehre Darwins an erster Stelle.</p><lb/> <p xml:id="ID_1971" next="#ID_1972"> Rassedieust, Rassehygiene oder Eugenik ist ein Zweig der Technik des<lb/> Lebendigen, der aus der biologischen Entwicklungstheorie Darwins hervorwuchs;<lb/> er steht übrigens mit der bereits viel älteren Praxis der Vervollkommnung von<lb/> Nutztieren und -pflanzen durch Zuchtwahl in engem Zusammenhang. Schon<lb/> griechische Dichter und Denker, wie Theognis und Plato, haben den Gedanken<lb/> einer Züchtung vollkommenerer Menschen durch Paarung wertvollen Menschen¬<lb/> materials ins Auge gefaßt und die Staatsromane späterer Jahrhunderte haben<lb/> den Vorschlag des genialsten Utopisten oftmals aufgenommen. Die Erfolge der<lb/> k'instlichen Zuchtwahl, wie sie Tier- und Pflanzenzüchter zur Verbesserung der<lb/> Rassen und zur Hervorbringung neuer Formen benutzten, dienten Darwin zur<lb/> Begründung seiner Lehre von der Höherbildung der Lebewesen durch natürliche<lb/> Zuchtwahl, durch die züchtende Wirkung des Kampfes ums Dasein. Bei der<lb/> Ausdehnung der Entwicklungslehre auf den Menschen mußten Darwin und der<lb/> Mitbegründer der Zuchtwahlhypothese, Wallace, auf die Frage stoßen, welche<lb/> Rolle die entwicklungsfördernden Faktoren in der Kulturmenschheit spielen. Ein</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0451]
Rassedienst
Rassedienst
von Prof. Dr. Erich Becher
s ist zu etwas selbstverständlichen geworden, daß Naturerkenntnis
Naturbeherrschung ermöglicht. Die Fortschritte der exakten Natur¬
wissenschaften seit Beginn der Neuzeit haben die Kräfte der anorga¬
nischen Natur den Zwecken der Menschheit in steigendem Maße
dienstbar gemacht. Die Benutzung der toten Naturkräfte durch
die Maschine hat der Kultur der Gegenwart ein eigenes Gepräge gegeben.
Wenn von Naturbeherrschung die Rede ist, so denken wir zunächst an die
Erfolge der Technik, an die Verwertung der Kräfte der toten Natur, an
Lokomotiven oder elektrische Maschinen.
Die Benutzung anorganischer Naturerscheinungen, wie etwa des Feuers,
durch den Menschen ist eine uralte Errungenschaft primitiver Kultur; aber uralt
ist auch die Verwertung einfachster Kenntnisse über Pflanzen- und Tierwelt, wie
sie der Viehzucht und dein Ackerbau zugrunde liegen. Das Wissen um die
Erscheinungen des Lebens hat seit der Renaissance stetige und erhebliche, aber
zunächst doch viel langsamere Fortschritte gemacht als die physikalische Forschung,
und dementsprechend waren auch die Erfolge in der Beherrschung der lebenden
Natur, so bedeutend sie in Landwirtschaft und Heilkunde sein mochten, nicht so
umwälzend wie der Siegeszug der industriellen Technik. Indessen haben seit
einem halben Jahrhundert die Wissenschaften vom Lebendigen ihrem schwierigen
Gegenstande in rascher Folge Einsichten abgerungen, die schnell praktische Be¬
deutung erlangten, indem sie z. B. die ganze Medizin und Hygiene umgestalteten.
Unter den Gedanken, die vor einem halben Jahrhundert die biologischen Wissen¬
schaften in ein an schnellen Erfolgen reiches Stadium überführten, steht die
Entwicklungslehre Darwins an erster Stelle.
Rassedieust, Rassehygiene oder Eugenik ist ein Zweig der Technik des
Lebendigen, der aus der biologischen Entwicklungstheorie Darwins hervorwuchs;
er steht übrigens mit der bereits viel älteren Praxis der Vervollkommnung von
Nutztieren und -pflanzen durch Zuchtwahl in engem Zusammenhang. Schon
griechische Dichter und Denker, wie Theognis und Plato, haben den Gedanken
einer Züchtung vollkommenerer Menschen durch Paarung wertvollen Menschen¬
materials ins Auge gefaßt und die Staatsromane späterer Jahrhunderte haben
den Vorschlag des genialsten Utopisten oftmals aufgenommen. Die Erfolge der
k'instlichen Zuchtwahl, wie sie Tier- und Pflanzenzüchter zur Verbesserung der
Rassen und zur Hervorbringung neuer Formen benutzten, dienten Darwin zur
Begründung seiner Lehre von der Höherbildung der Lebewesen durch natürliche
Zuchtwahl, durch die züchtende Wirkung des Kampfes ums Dasein. Bei der
Ausdehnung der Entwicklungslehre auf den Menschen mußten Darwin und der
Mitbegründer der Zuchtwahlhypothese, Wallace, auf die Frage stoßen, welche
Rolle die entwicklungsfördernden Faktoren in der Kulturmenschheit spielen. Ein
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