Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.Reichsspicgel Nepotismus und Cliquenwirtschaft Eingang in die Armee finden und daß tat¬ Angesichts der zahlreichen Klagen hat sich der Herr Kriegsminister W. v, R, Verkehrspolitik Kabelpolitik -- Der deutsch-atlantische Verkehr -- Deutsch-Atlantische Tclegraphen- gcsellschaft -- Die deutsch-niederländische Telegraphengesellschaft -- Osteuropäische Telegraphengesellschast -- Kolonialfragen -- Drahtlose Telegraphie Deutschland war bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts fast für seine Reichsspicgel Nepotismus und Cliquenwirtschaft Eingang in die Armee finden und daß tat¬ Angesichts der zahlreichen Klagen hat sich der Herr Kriegsminister W. v, R, Verkehrspolitik Kabelpolitik — Der deutsch-atlantische Verkehr — Deutsch-Atlantische Tclegraphen- gcsellschaft — Die deutsch-niederländische Telegraphengesellschaft — Osteuropäische Telegraphengesellschast — Kolonialfragen — Drahtlose Telegraphie Deutschland war bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts fast für seine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0199" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318482"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspicgel</fw><lb/> <p xml:id="ID_954" prev="#ID_953"> Nepotismus und Cliquenwirtschaft Eingang in die Armee finden und daß tat¬<lb/> sächlich die Auslese nicht nach der Tüchtigkeit, sondern nach Familienbeziehungen<lb/> erfolgt. Wenn auch die Klagen im Reichstag über Bevorzugung des Adels in<lb/> der Armee für jeden mit den Verhältnissen näher Vertrauten übertrieben erscheinen,<lb/> so muß doch der Wahrheit gemäß festgestellt werden, daß Äußerungen im Munde<lb/> von Offizieren häufiger gehört werden, die in der Behauptung gipfeln: „Der<lb/> und der ist vorpatentiert, weil er mit dem und dem verwandt ist". Es lassen<lb/> sich auch hier und da schon Beispiele feststellen, wo es außerordentlich schwer<lb/> fällt, einen sachlichen Grund für die Vorpatentieruug zu finden. Damit aber<lb/> kommen wir wieder zu der im vorigen Artikel aufgestellten These, daß das<lb/> Offizierkorps tatsächlich im Zusammenhang mit seiner Überalterung durch fehler¬<lb/> hafte Ausnutzung vorhandener Mittel der automatischen Zweiteilung<lb/> verfällt, wenn nicht rechtzeitig reformatorisch eingegriffen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_955"> Angesichts der zahlreichen Klagen hat sich der Herr Kriegsminister<lb/> entschlossen, neue Wege zur Abschaffung der zutage getretenen Mißstände zu<lb/> suchen. Es ist die Einberufung einer Kommission in Aussicht genommen,<lb/> die eine Neuregelung des Offiziersersatzes ins Auge fassen soll. Wie verlautet,<lb/> soll die Kommission ausschließlich aus aktiven Offizieren zusammengesetzt werden.</p><lb/> <note type="byline"> W. v, R,</note><lb/> </div> <div n="2"> <head> Verkehrspolitik</head><lb/> <note type="argument"> Kabelpolitik — Der deutsch-atlantische Verkehr — Deutsch-Atlantische Tclegraphen-<lb/> gcsellschaft — Die deutsch-niederländische Telegraphengesellschaft — Osteuropäische<lb/> Telegraphengesellschast — Kolonialfragen — Drahtlose Telegraphie</note><lb/> <p xml:id="ID_956" next="#ID_957"> Deutschland war bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts fast für seine<lb/> ganzen internationalen Telegraphenbeziehungen auf englische Linien angewiesen.<lb/> Nur die russische und transsibirische Linie und die in Wladiwostock anschließenden,<lb/> an der Ostküste Ostasiens entlang laufenden Kabel der russisch-dänischen „Großen<lb/> Nordischen Telegraphengesellschaft" stellten einen von englischen Linien freien<lb/> Weg nach Ostasien her. Dagegen mußten für den wichtigen deutsch-atlan¬<lb/> tischen Verkehr fast nur englische Kabel benutzt werden. Hier besaß die<lb/> „Vereinigte Deutsche Telegraphengesellschaft" Unterseeverbindungen nach Valentia<lb/> (Irland), dem Ausgangspunkt der „Ungko American Telegraph Company" in<lb/> London, die vertraglich bis zum Ablauf des Jahres 1899 die Weiterbeförderung<lb/> der deutsch-amerikanische,: Telegramme übernommen hatte. Da Deutschland<lb/> demnach bis zu diesen: Zeitpunkt an die englische Gesellschaft gebunden war,<lb/> wurde als Vorbereitung 1896 ein Kabel von Emden nach Vigo an der spanischen<lb/> Westküste gelegt. Es sollte nach Erlangung der Landungserlaubnis auf den<lb/> Azoren von der portugiesischen Regierung bis dorthin und dann bis New Jork<lb/> verlängert werden. Hiervon kam man jedoch ab, weil die portugiesische Negierung<lb/> die Landungserlaubnis nur für ein direktes Kabel nach den Azoren gewähren<lb/> wollte. Das Vigo-Kabel wurde nun ausschließlich für den übrigens zu seiner<lb/> vollen Ausnutzung hinreichend starken Verkehr mit der Iberischen Halbinsel,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0199]
Reichsspicgel
Nepotismus und Cliquenwirtschaft Eingang in die Armee finden und daß tat¬
sächlich die Auslese nicht nach der Tüchtigkeit, sondern nach Familienbeziehungen
erfolgt. Wenn auch die Klagen im Reichstag über Bevorzugung des Adels in
der Armee für jeden mit den Verhältnissen näher Vertrauten übertrieben erscheinen,
so muß doch der Wahrheit gemäß festgestellt werden, daß Äußerungen im Munde
von Offizieren häufiger gehört werden, die in der Behauptung gipfeln: „Der
und der ist vorpatentiert, weil er mit dem und dem verwandt ist". Es lassen
sich auch hier und da schon Beispiele feststellen, wo es außerordentlich schwer
fällt, einen sachlichen Grund für die Vorpatentieruug zu finden. Damit aber
kommen wir wieder zu der im vorigen Artikel aufgestellten These, daß das
Offizierkorps tatsächlich im Zusammenhang mit seiner Überalterung durch fehler¬
hafte Ausnutzung vorhandener Mittel der automatischen Zweiteilung
verfällt, wenn nicht rechtzeitig reformatorisch eingegriffen wird.
Angesichts der zahlreichen Klagen hat sich der Herr Kriegsminister
entschlossen, neue Wege zur Abschaffung der zutage getretenen Mißstände zu
suchen. Es ist die Einberufung einer Kommission in Aussicht genommen,
die eine Neuregelung des Offiziersersatzes ins Auge fassen soll. Wie verlautet,
soll die Kommission ausschließlich aus aktiven Offizieren zusammengesetzt werden.
W. v, R,
Verkehrspolitik
Kabelpolitik — Der deutsch-atlantische Verkehr — Deutsch-Atlantische Tclegraphen-
gcsellschaft — Die deutsch-niederländische Telegraphengesellschaft — Osteuropäische
Telegraphengesellschast — Kolonialfragen — Drahtlose Telegraphie
Deutschland war bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts fast für seine
ganzen internationalen Telegraphenbeziehungen auf englische Linien angewiesen.
Nur die russische und transsibirische Linie und die in Wladiwostock anschließenden,
an der Ostküste Ostasiens entlang laufenden Kabel der russisch-dänischen „Großen
Nordischen Telegraphengesellschaft" stellten einen von englischen Linien freien
Weg nach Ostasien her. Dagegen mußten für den wichtigen deutsch-atlan¬
tischen Verkehr fast nur englische Kabel benutzt werden. Hier besaß die
„Vereinigte Deutsche Telegraphengesellschaft" Unterseeverbindungen nach Valentia
(Irland), dem Ausgangspunkt der „Ungko American Telegraph Company" in
London, die vertraglich bis zum Ablauf des Jahres 1899 die Weiterbeförderung
der deutsch-amerikanische,: Telegramme übernommen hatte. Da Deutschland
demnach bis zu diesen: Zeitpunkt an die englische Gesellschaft gebunden war,
wurde als Vorbereitung 1896 ein Kabel von Emden nach Vigo an der spanischen
Westküste gelegt. Es sollte nach Erlangung der Landungserlaubnis auf den
Azoren von der portugiesischen Regierung bis dorthin und dann bis New Jork
verlängert werden. Hiervon kam man jedoch ab, weil die portugiesische Negierung
die Landungserlaubnis nur für ein direktes Kabel nach den Azoren gewähren
wollte. Das Vigo-Kabel wurde nun ausschließlich für den übrigens zu seiner
vollen Ausnutzung hinreichend starken Verkehr mit der Iberischen Halbinsel,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |