Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.Rcichsspiegel Reichsspiegel Politik Reichsbote und Zentrum -- Der deutsche Arbeiter -- Gefahr des UltrnnwntanismuS -- Rom und die Kirchemmum -- Neue Lohnkämpfe in Sicht -- Gewerkschaften und Unternehmer, Es beginnt zu tagen! Nun sieht sich auch der Reichsbote zu dem Bekenntnis So schreibt das Blatt unserer positiv gerichteten Pastoren! Diese Äußerung an dieser Stelle ist gerade im gegenwärtigen Augenblick Grenzboten I 1911 > J
Rcichsspiegel Reichsspiegel Politik Reichsbote und Zentrum — Der deutsche Arbeiter — Gefahr des UltrnnwntanismuS — Rom und die Kirchemmum — Neue Lohnkämpfe in Sicht — Gewerkschaften und Unternehmer, Es beginnt zu tagen! Nun sieht sich auch der Reichsbote zu dem Bekenntnis So schreibt das Blatt unserer positiv gerichteten Pastoren! Diese Äußerung an dieser Stelle ist gerade im gegenwärtigen Augenblick Grenzboten I 1911 > J
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Rcichsspiegel
Reichsspiegel
Politik
Reichsbote und Zentrum — Der deutsche Arbeiter — Gefahr des UltrnnwntanismuS
— Rom und die Kirchemmum — Neue Lohnkämpfe in Sicht — Gewerkschaften und
Unternehmer,
Es beginnt zu tagen! Nun sieht sich auch der Reichsbote zu dem Bekenntnis
gezwungen, zu dem sich nach und nach evangelische und katholische Kreise, denen
ihre germanische Kultur teuer ist, schon längst bekehren mußten. Neben der
sozialdemokratischen Gefahr besteht eine größere, die ultramontane. „Wenn
nur die Erwägung die Regierung untätig macht, daß man in Deutschland das
Zentrum im Kampfe gegen die Sozialdemokratie nicht glaubt entbehren zu können
und darum lieber ruhig zusieht, wie ein anderer großer Teil des Volkes dem
Vaterlande entfremdet werden soll, so ist das ein verhängnisvoller Trugschluß;
denn so schwer auch die Gefahren sein mögen, die von der Sozialdemokratie
drohen, diese wird sich an ihrer stetig wachsenden Begehrlichkeit schließlich selbst
verbluten. Was aber Rom erst in neue geistige Fesseln geschlagen hat, daran
kranken die Völker jahrhundertelang, und deshalb ist der Preis der römischen
Knechtschaft zu hoch, wenn nur um diesen die Abwehr der Sozialdemokratie
möglich wäre."
So schreibt das Blatt unserer positiv gerichteten Pastoren!
Diese Äußerung an dieser Stelle ist gerade im gegenwärtigen Augenblick
von erheblicher Bedeutung. Nach den Experimenten und nach aller Agitation,
die seit zehn Jahren getrieben wurde, um die Sozialdemokratie zu bekämpfen,
hatte sich in den wohlhabenderen Schichten der Bevölkerung der Blick getrübt
für alles, was soziale Organisation heißt. Man ist so weit gegangen, die über¬
wältigende Mehrheit des deutschen Volks der Vaterlaudslosigkeit, des Republi¬
kanismus und noch mancher anderer Staatsverbrechen zu zeihen, lediglich, weil
sie sich im Kampfe um ihre materielle und politische Besserstellung gerade der
Mittel bedienten, die ihnen geboten wurden. Diese Mittel stammten nun
freilich aus der Hexenküche der internationalen Sozialdemokratie. Doch war
dies nicht als eine Schuld der deutschen Arbeiter zu verbunden. Die
Hoffnung, daß die Arbeiterschaft sich auch in Deutschland in politisch
neutralen Organisationen zusammenschließen würde, mußte schon im Jahre
1869 aufgegeben werden. Die Arbeitgeber standen der Gewerkschafts,
bewegung aus bekannten materiellen Gründen feindlich gegenüber. Die gesamte
Literatur wurde aber einseitig durch die Führer der Sozialdemokratie besorgt.
Dementsprechend vermochten auch die rechtsstehenden Parteien der Frage nicht
mit der notwendigen Sachlichkeit gegenüberzutreten; bei ihnen verband sich der
Begriff der nationalen Wirtschaft fast ausschließlich mit der individuellen Be-
tätigung des Unternehmers. Einige Zweifel in die Richtigkeit solcher Auffassungen
Grenzboten I 1911 > J
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