Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches oder vielleicht der Frau -- ich weiß es nicht; aber einerlei, er ist doch in beiden "Bei dieser echten Kaufmannsart ist die Erklärung nicht so schwer," meinte "Ja, gefragt habe ich. Sie gab keine direkte Antwort. Sie sagte nur: Ach, Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel Der Zar in Potsdam -- Die neuen Diplomaten -- Ssasonow -- Seine Haupt¬ kunst -- Frankreich vor neuen Problemen. Wie jede Monarchenbegegnung, so hat auch der Besuch des Zaren in Maßgebliches und Unmaßgebliches oder vielleicht der Frau — ich weiß es nicht; aber einerlei, er ist doch in beiden „Bei dieser echten Kaufmannsart ist die Erklärung nicht so schwer," meinte „Ja, gefragt habe ich. Sie gab keine direkte Antwort. Sie sagte nur: Ach, Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel Der Zar in Potsdam — Die neuen Diplomaten — Ssasonow — Seine Haupt¬ kunst — Frankreich vor neuen Problemen. Wie jede Monarchenbegegnung, so hat auch der Besuch des Zaren in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0287" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317238"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1295" prev="#ID_1294"> oder vielleicht der Frau — ich weiß es nicht; aber einerlei, er ist doch in beiden<lb/> Fällen der Vetter Mahadas. Er nennt sie jedoch Marja Titowna und Sie, während<lb/> sie ihn Jgnatij oder Jgnaschka und Du anredet. Überhaupt spricht sie wegwerfend<lb/> mit nur wie mit einem Diener oder noch schlechter."</p><lb/> <p xml:id="ID_1296"> „Bei dieser echten Kaufmannsart ist die Erklärung nicht so schwer," meinte<lb/> der Vater. „Er hat wahrscheinlich das Unglück, arm zu sein, und das ist bei<lb/> solchen Leuten allemal ein Verbrechen. Hast du Marja Titowna nicht darum<lb/> befragt?"</p><lb/> <p xml:id="ID_1297"> „Ja, gefragt habe ich. Sie gab keine direkte Antwort. Sie sagte nur: Ach,<lb/> der dumme Jgnaschka I" (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Reichsspiegel</head><lb/> <note type="argument"> Der Zar in Potsdam — Die neuen Diplomaten — Ssasonow — Seine Haupt¬<lb/> kunst — Frankreich vor neuen Problemen.</note><lb/> <p xml:id="ID_1298"> Wie jede Monarchenbegegnung, so hat auch der Besuch des Zaren in<lb/> Potsdam am Freitag, den 3. d. M., der Presse Gelegenheit gegeben, sich darüber<lb/> M verbreitern, ob der Besuch lediglich als ein Akt der Höflichkeit oder als ein<lb/> solcher von politischer Tragweite anzusprechen sei. In der russischen Presse wird<lb/> die politische Bedeutung des Besuches freimütig zugegeben, in der französischen<lb/> sucht man geflissentlich seinen familiären Charakter zu unterstreichen und ihm jede<lb/> Politische Tragweite abzusprechen. Wenn sich die Chefs zweier Handelshäuser<lb/> besuchen, begnügen sie sich gewöhnlich nicht mit Unterhaltungen über die Kinder;<lb/> wenn sie aber zu dem Besuch auch ihre Prokuristen beordern, dann darf man<lb/> getrost annehmen, daß die Unterhaltungen sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf<lb/> ganz bestimmte, aktuelle Fragen ihrer beiderseitigen Geschäftsbeziehungen erstrecken<lb/> werden. Dann hilft kein Vertuschen und Ableugnen: für die Konkurrenz steht die<lb/> Tatsache fest, daß bei dem Besuch ernsthaft von Geschäften die Rede gewesen ist. —<lb/> Zar Nikolaus der Zweite hat sich den neuen Minister für die auswärtigen An¬<lb/> gelegenheiten seines Reichs, Herrn Ssasonow, aus Petersburg kommen lassen,<lb/> Kaiser Wilhelm hat außer den Berliner leitenden Diplomaten anch seinen Peters¬<lb/> burger Botschafter, den Grafen Pourtalös, und den Militärbevollmächtigten Herrn<lb/> von Hintze nach Potsdam beordert. Einen solchen Stab von praktisch tätigen<lb/> Diplomaten bietet man nicht auf, um lediglich Pflichten familiärer Höflichkeit<lb/> nachzukommen, und so halten wir uns auch für berechtigt, trotz ihres privaten<lb/> Charakters in der Potsdamer Zusammenkunft einen politisch bedeutsamen Vorgang<lb/> Zu sehen, dessen Folgen sich in kürzerer oder längerer Frist bemerkbar machen<lb/> müssen. Zum Überfluß lesen wir heute in der „Norddeutschen Allg. Ztg.": „Die<lb/> Zusammenkunft hat Gelegenheit geboten zu wiederholten Besprechungen zwischen<lb/> den Souveränen und den deutschen und russischen Staatsmännern und zu einem<lb/> beide Teile befriedigenden Gedankenaustausch über politische Dinge."</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0287]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
oder vielleicht der Frau — ich weiß es nicht; aber einerlei, er ist doch in beiden
Fällen der Vetter Mahadas. Er nennt sie jedoch Marja Titowna und Sie, während
sie ihn Jgnatij oder Jgnaschka und Du anredet. Überhaupt spricht sie wegwerfend
mit nur wie mit einem Diener oder noch schlechter."
„Bei dieser echten Kaufmannsart ist die Erklärung nicht so schwer," meinte
der Vater. „Er hat wahrscheinlich das Unglück, arm zu sein, und das ist bei
solchen Leuten allemal ein Verbrechen. Hast du Marja Titowna nicht darum
befragt?"
„Ja, gefragt habe ich. Sie gab keine direkte Antwort. Sie sagte nur: Ach,
der dumme Jgnaschka I" (Fortsetzung folgt.)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel
Der Zar in Potsdam — Die neuen Diplomaten — Ssasonow — Seine Haupt¬
kunst — Frankreich vor neuen Problemen.
Wie jede Monarchenbegegnung, so hat auch der Besuch des Zaren in
Potsdam am Freitag, den 3. d. M., der Presse Gelegenheit gegeben, sich darüber
M verbreitern, ob der Besuch lediglich als ein Akt der Höflichkeit oder als ein
solcher von politischer Tragweite anzusprechen sei. In der russischen Presse wird
die politische Bedeutung des Besuches freimütig zugegeben, in der französischen
sucht man geflissentlich seinen familiären Charakter zu unterstreichen und ihm jede
Politische Tragweite abzusprechen. Wenn sich die Chefs zweier Handelshäuser
besuchen, begnügen sie sich gewöhnlich nicht mit Unterhaltungen über die Kinder;
wenn sie aber zu dem Besuch auch ihre Prokuristen beordern, dann darf man
getrost annehmen, daß die Unterhaltungen sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf
ganz bestimmte, aktuelle Fragen ihrer beiderseitigen Geschäftsbeziehungen erstrecken
werden. Dann hilft kein Vertuschen und Ableugnen: für die Konkurrenz steht die
Tatsache fest, daß bei dem Besuch ernsthaft von Geschäften die Rede gewesen ist. —
Zar Nikolaus der Zweite hat sich den neuen Minister für die auswärtigen An¬
gelegenheiten seines Reichs, Herrn Ssasonow, aus Petersburg kommen lassen,
Kaiser Wilhelm hat außer den Berliner leitenden Diplomaten anch seinen Peters¬
burger Botschafter, den Grafen Pourtalös, und den Militärbevollmächtigten Herrn
von Hintze nach Potsdam beordert. Einen solchen Stab von praktisch tätigen
Diplomaten bietet man nicht auf, um lediglich Pflichten familiärer Höflichkeit
nachzukommen, und so halten wir uns auch für berechtigt, trotz ihres privaten
Charakters in der Potsdamer Zusammenkunft einen politisch bedeutsamen Vorgang
Zu sehen, dessen Folgen sich in kürzerer oder längerer Frist bemerkbar machen
müssen. Zum Überfluß lesen wir heute in der „Norddeutschen Allg. Ztg.": „Die
Zusammenkunft hat Gelegenheit geboten zu wiederholten Besprechungen zwischen
den Souveränen und den deutschen und russischen Staatsmännern und zu einem
beide Teile befriedigenden Gedankenaustausch über politische Dinge."
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |