Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.Aus dem Lande der Freiheit und eines wird zu dem "Faust" Goethes ebensogut passen wie das andere. Nein, die Franzosen werden die Hoffnung aufgeben müssen, jemals GoetheZ Aus dem Lande der Freiheit Dr. Arthur Rochs von Der Sabbatfanatismus le der fälschlich und irreleitend "Temperenz"-Bewegung genannte Merkwürdig ist dabei nur, daß -- während in Gro߬ Während sich früher die Sabbatfanatiker hauptsächlich in den alten Fast ganz frei von Sabbatfanatikern waren bis vor etwa zehn Jahren s Aus dem Lande der Freiheit und eines wird zu dem „Faust" Goethes ebensogut passen wie das andere. Nein, die Franzosen werden die Hoffnung aufgeben müssen, jemals GoetheZ Aus dem Lande der Freiheit Dr. Arthur Rochs von Der Sabbatfanatismus le der fälschlich und irreleitend „Temperenz"-Bewegung genannte Merkwürdig ist dabei nur, daß — während in Gro߬ Während sich früher die Sabbatfanatiker hauptsächlich in den alten Fast ganz frei von Sabbatfanatikern waren bis vor etwa zehn Jahren s <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/316379"/> <fw type="header" place="top"> Aus dem Lande der Freiheit</fw><lb/> <p xml:id="ID_293" prev="#ID_292"> und eines wird zu dem „Faust" Goethes ebensogut passen wie das andere.<lb/> Falls uns auch der „Faust" Henry Batailles aufgetischt wird, so werden<lb/> die Franzosen darüber auch um keines Haares Breite Goethen näher kommen;<lb/> denn Bataille ist zwar ein großer Theaterphilosoph, aber seine Philosophie ist<lb/> aufs engste mit der des Verfassers der „Kameliendame" verwandt, und seine<lb/> Gedankentiefe kommt der seines großen Kollegen Brieux gleich.</p><lb/> <p xml:id="ID_294"> Nein, die Franzosen werden die Hoffnung aufgeben müssen, jemals GoetheZ<lb/> „Faust" bei sich einheimisch machen zu können. Das wird erst geschehen,<lb/> wenn Corneille und Racine in Deutschland eingewurzelt sind, und wenn<lb/> Shakespeare in Frankreich so eingebürgert ist wie in England und in Deutschland,<lb/> das heißt, wenn die Deutschen keine Deutschen und die Franzosen keine Franzosen<lb/> mehr sind.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus dem Lande der Freiheit<lb/><note type="byline"> Dr. Arthur Rochs</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_295"> Der Sabbatfanatismus</p><lb/> <p xml:id="ID_296"> le der fälschlich und irreleitend „Temperenz"-Bewegung genannte<lb/> amerikanische Abstinenz- und Prohibitionszwang ein britisches<lb/> Erbstück ist, so gilt dies auch von dem amerikanischen Sabbat¬<lb/> fanatismus.</p><lb/> <p xml:id="ID_297"> Merkwürdig ist dabei nur, daß — während in Gro߬<lb/> britannien selbst diese Bewegung sich immer mehr abschwächt,<lb/> und während dort der sogenannte „kontinentale" Sonntag immer mehr,<lb/> wenn auch nur ganz allmählich, in Aufnahme kommt — in den Vereinigten<lb/> Staaten sich in bezug auf diese Bewegung die entgegengesetzte Richtung geltend<lb/> macht.</p><lb/> <p xml:id="ID_298"> Während sich früher die Sabbatfanatiker hauptsächlich in den alten<lb/> puritanischen Neu-England- oder Uankeestaaten austobten, und während früher<lb/> besonders die Südstaaten von ihnen ganz verschont blieben, gilt diese Begrenzung<lb/> gegenwärtig leider nicht mehr.</p><lb/> <p xml:id="ID_299"> Fast ganz frei von Sabbatfanatikern waren bis vor etwa zehn Jahren<lb/> besonders noch Louisiana mit seiner starken lebenslustigen französischen Kreolen-<lb/> bevölkerung und Texas mit seinen vielen Deutschen und Mexikanern. Aber<lb/> das ist jetzt leider auch anders geworden und man kann es gerade an diesen<lb/> beiden eben noch als Ausnahmen hervorgehobenen Staaten sehen, wie siegreich<lb/> die Sabbatzwangsbewegnng gerade in den letzten Jahren in den Vereinigten<lb/> Staaten gewesen ist.</p><lb/> <note type="byline"> s</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
Aus dem Lande der Freiheit
und eines wird zu dem „Faust" Goethes ebensogut passen wie das andere.
Falls uns auch der „Faust" Henry Batailles aufgetischt wird, so werden
die Franzosen darüber auch um keines Haares Breite Goethen näher kommen;
denn Bataille ist zwar ein großer Theaterphilosoph, aber seine Philosophie ist
aufs engste mit der des Verfassers der „Kameliendame" verwandt, und seine
Gedankentiefe kommt der seines großen Kollegen Brieux gleich.
Nein, die Franzosen werden die Hoffnung aufgeben müssen, jemals GoetheZ
„Faust" bei sich einheimisch machen zu können. Das wird erst geschehen,
wenn Corneille und Racine in Deutschland eingewurzelt sind, und wenn
Shakespeare in Frankreich so eingebürgert ist wie in England und in Deutschland,
das heißt, wenn die Deutschen keine Deutschen und die Franzosen keine Franzosen
mehr sind.
Aus dem Lande der Freiheit
Dr. Arthur Rochs von
Der Sabbatfanatismus
le der fälschlich und irreleitend „Temperenz"-Bewegung genannte
amerikanische Abstinenz- und Prohibitionszwang ein britisches
Erbstück ist, so gilt dies auch von dem amerikanischen Sabbat¬
fanatismus.
Merkwürdig ist dabei nur, daß — während in Gro߬
britannien selbst diese Bewegung sich immer mehr abschwächt,
und während dort der sogenannte „kontinentale" Sonntag immer mehr,
wenn auch nur ganz allmählich, in Aufnahme kommt — in den Vereinigten
Staaten sich in bezug auf diese Bewegung die entgegengesetzte Richtung geltend
macht.
Während sich früher die Sabbatfanatiker hauptsächlich in den alten
puritanischen Neu-England- oder Uankeestaaten austobten, und während früher
besonders die Südstaaten von ihnen ganz verschont blieben, gilt diese Begrenzung
gegenwärtig leider nicht mehr.
Fast ganz frei von Sabbatfanatikern waren bis vor etwa zehn Jahren
besonders noch Louisiana mit seiner starken lebenslustigen französischen Kreolen-
bevölkerung und Texas mit seinen vielen Deutschen und Mexikanern. Aber
das ist jetzt leider auch anders geworden und man kann es gerade an diesen
beiden eben noch als Ausnahmen hervorgehobenen Staaten sehen, wie siegreich
die Sabbatzwangsbewegnng gerade in den letzten Jahren in den Vereinigten
Staaten gewesen ist.
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