Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.Qualitätsbezeichnungen Dr. Heinrich pndor von MGin die Konkurrenz auszuschalten, bedient man sich im gewerblichen Es ist noch nicht lange her, daß uns die Augen über die Unrechtmäßigkeit ") Vgl. Näheres hierüber in dem Artikel des Verfassers "Jndustrieschutz" in der
"Zeitschrift für Jndustrierccht", August 1909. Qualitätsbezeichnungen Dr. Heinrich pndor von MGin die Konkurrenz auszuschalten, bedient man sich im gewerblichen Es ist noch nicht lange her, daß uns die Augen über die Unrechtmäßigkeit ") Vgl. Näheres hierüber in dem Artikel des Verfassers „Jndustrieschutz" in der
„Zeitschrift für Jndustrierccht", August 1909. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0388" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/316677"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341891_316288/figures/grenzboten_341891_316288_316677_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Qualitätsbezeichnungen<lb/><note type="byline"> Dr. Heinrich pndor</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_1670"> MGin die Konkurrenz auszuschalten, bedient man sich im gewerblichen<lb/> wie im geschäftlichen Leben zumeist nicht des Mittels der Erhöhung<lb/> zder Qualität einer Ware, sondern der Verbilligung derselben.<lb/> Solange nun diese Verbilligung nicht auf Kosten der Qualität<lb/> geschieht, sondern mit Hilfe technischer Errungenschaften, ist nichts<lb/> dagegen einzuwenden. Sobald aber diese Verbilligung in der Art einer Qualitäts¬<lb/> verschleierung mittels einer Vortäuschung echten oder wertvolleren Materiales<lb/> durch ein unechtes und minder wertvolles Material (Materialfälschung und<lb/> Materialverfälschung) geschieht, liegt eine Form des unlauteren Wettbewerbes<lb/> vor, liegt ein Vergehen gegen Treu und Glauben, liegt eine arglistige<lb/> Täuschung vor.</p><lb/> <p xml:id="ID_1671"> Es ist noch nicht lange her, daß uns die Augen über die Unrechtmäßigkeit<lb/> dieses Konkurrenzkampfes aufgegangen sind. Früher meinte man, daß man es<lb/> hier mit einer begreiflichen und verzeihlichen Form der schrankenlosen Konkurrenz<lb/> als Folge der Gewerbefreiheit zu tun habe. Das Gewissen erwachte zuerst in<lb/> den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in München, wo Joseph<lb/> Bauschinger, Professor an der Technischen Hochschule in München und Vorstand<lb/> der mit ihr verbundenen mechanisch-technischen Versuchsanstalt für Baumaterialien,<lb/> im Jahre 1885 die erste Versammlung zur Aufstellung von Vereinbarungen<lb/> und einheitlichen Prüfungsmethoden von Bau- und Konstruktionsmaterialien<lb/> einberief. Er war es auch, der der in Berlin zu demselben Zweck lagerten<lb/> internationalen Konferenz 1890 präsidierte, aus der der Internationale Verband<lb/> für die Materialprüfungen der Technik hervorging. Bauschinger starb im Jahre<lb/> 1893 in München. In München wirkte ferner der große Hygieniker Max<lb/> von Pettenkofer, dem das deutsche Nahrungsmittelbuch, also die Materialkontrolle<lb/> auf dem Gebiete der Ernährung, zu danken ist. Erinnert sei dabei an Petten-<lb/> kofers Tätigkeit an der Münze, an seine Bestrebungen zur Affinierung des Goldes<lb/> und Verbreitung des Platins. In München wirkte ferner A. W. Keim, den: wir<lb/> das deutsche Farbenbuch zu danken haben werden. Auf dem rechtlichen Gebiete<lb/> begann die Bewegung Anfang der neunziger Jahre in Berlin").</p><lb/> <note xml:id="FID_40" place="foot"> ") Vgl. Näheres hierüber in dem Artikel des Verfassers „Jndustrieschutz" in der<lb/> „Zeitschrift für Jndustrierccht", August 1909.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0388]
[Abbildung]
Qualitätsbezeichnungen
Dr. Heinrich pndor von
MGin die Konkurrenz auszuschalten, bedient man sich im gewerblichen
wie im geschäftlichen Leben zumeist nicht des Mittels der Erhöhung
zder Qualität einer Ware, sondern der Verbilligung derselben.
Solange nun diese Verbilligung nicht auf Kosten der Qualität
geschieht, sondern mit Hilfe technischer Errungenschaften, ist nichts
dagegen einzuwenden. Sobald aber diese Verbilligung in der Art einer Qualitäts¬
verschleierung mittels einer Vortäuschung echten oder wertvolleren Materiales
durch ein unechtes und minder wertvolles Material (Materialfälschung und
Materialverfälschung) geschieht, liegt eine Form des unlauteren Wettbewerbes
vor, liegt ein Vergehen gegen Treu und Glauben, liegt eine arglistige
Täuschung vor.
Es ist noch nicht lange her, daß uns die Augen über die Unrechtmäßigkeit
dieses Konkurrenzkampfes aufgegangen sind. Früher meinte man, daß man es
hier mit einer begreiflichen und verzeihlichen Form der schrankenlosen Konkurrenz
als Folge der Gewerbefreiheit zu tun habe. Das Gewissen erwachte zuerst in
den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in München, wo Joseph
Bauschinger, Professor an der Technischen Hochschule in München und Vorstand
der mit ihr verbundenen mechanisch-technischen Versuchsanstalt für Baumaterialien,
im Jahre 1885 die erste Versammlung zur Aufstellung von Vereinbarungen
und einheitlichen Prüfungsmethoden von Bau- und Konstruktionsmaterialien
einberief. Er war es auch, der der in Berlin zu demselben Zweck lagerten
internationalen Konferenz 1890 präsidierte, aus der der Internationale Verband
für die Materialprüfungen der Technik hervorging. Bauschinger starb im Jahre
1893 in München. In München wirkte ferner der große Hygieniker Max
von Pettenkofer, dem das deutsche Nahrungsmittelbuch, also die Materialkontrolle
auf dem Gebiete der Ernährung, zu danken ist. Erinnert sei dabei an Petten-
kofers Tätigkeit an der Münze, an seine Bestrebungen zur Affinierung des Goldes
und Verbreitung des Platins. In München wirkte ferner A. W. Keim, den: wir
das deutsche Farbenbuch zu danken haben werden. Auf dem rechtlichen Gebiete
begann die Bewegung Anfang der neunziger Jahre in Berlin").
") Vgl. Näheres hierüber in dem Artikel des Verfassers „Jndustrieschutz" in der
„Zeitschrift für Jndustrierccht", August 1909.
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