Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Der Verfasser der vorliegenden Schilderungen protestiert gegen diese auf Auf den Vorwurf der Verunglimpfung und der Verhöhnung der amerika¬ Er kann dies um so ruhiger und gleichmütiger, als er selbst von der Tüchtigkeit Maßgebliches und Unmaßgebliches Was können wir von der Weltausstellung in Brüssel lernen? Seit Jahren schon wird immer wieder die Frage erörtert, ob es nicht richtig wäre, Der Erfolg ist nicht zu bestreiten. Bietet er aber eine Gewähr für ein Eine Folge der Pünktlichkeit der Deutschen ist die Vollständigkeit und Zu¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches Der Verfasser der vorliegenden Schilderungen protestiert gegen diese auf Auf den Vorwurf der Verunglimpfung und der Verhöhnung der amerika¬ Er kann dies um so ruhiger und gleichmütiger, als er selbst von der Tüchtigkeit Maßgebliches und Unmaßgebliches Was können wir von der Weltausstellung in Brüssel lernen? Seit Jahren schon wird immer wieder die Frage erörtert, ob es nicht richtig wäre, Der Erfolg ist nicht zu bestreiten. Bietet er aber eine Gewähr für ein Eine Folge der Pünktlichkeit der Deutschen ist die Vollständigkeit und Zu¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0362" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/316651"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1598"> Der Verfasser der vorliegenden Schilderungen protestiert gegen diese auf<lb/> beiden Seiten des Ozeans übliche Phrase, und er würde den Zweck dieser<lb/> Betrachtungen für erfüllt halten, wenn die Mehrzahl der Leser seinen Protest<lb/> durch ebendiese Schilderungen für berechtigt und begründet ansehen würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1599"> Auf den Vorwurf der Verunglimpfung und der Verhöhnung der amerika¬<lb/> nischen Lebensanschauungen, Verhältnisse und Zustände macht sich der Verfasser<lb/> gefaßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1600"> Er kann dies um so ruhiger und gleichmütiger, als er selbst von der Tüchtigkeit<lb/> des amerikanischen Volkes und der großen Rolle, die es in der zukünftigen<lb/> Kulturentwicklung der Menschheit spielen wird, tief durchdrungen ist, mindestens<lb/> ebenso tief wie irgendeiner jener vorwurfsvollen Tadler. Aber gerade weil er davon<lb/> so tief durchdrungen ist, weil er trotz alledem und alledem so fest an die Zukunft<lb/> der Vereinigten Staaten von Amerika als wirkliches Land der Freiheit glaubt,<lb/> deshalb hofft er so zuversichtlich darauf, daß sich das amerikanische Volk allmählich<lb/> von jenen unwürdigen Banden der Heuchelei frei machen werde, die es bis<lb/> jetzt noch daran verhindern, daß jene schöne Hoffnung in Erfüllung gehe!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Was können wir von der Weltausstellung in Brüssel lernen?</head><lb/> <p xml:id="ID_1601"> Seit Jahren schon wird immer wieder die Frage erörtert, ob es nicht richtig wäre,<lb/> in Deutschland eine Weltausstellung ins Leben zu rufen, wobei in erster Linie<lb/> natürlich immer an Berlin als Ausstellungsstadt gedacht wird. 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In erster Linie hat da offenbar die<lb/> Pünktlichkeit gewirkt, mit der sie eröffnet werden konnte. In den andren Ab¬<lb/> teilungen waren noch Anfang Juli, nachdem über ein Drittel der Ausstellungs¬<lb/> dauer verstrichen war, große Teile der Hallen mit Vorhängen verkleidet, hinter<lb/> denen eifrig gearbeitet wurde, vereinzelt traf man noch ganz leere Stände; in der<lb/> allgemeinen Maschinenhalle war man noch bei der Montage einer großen Kraft¬<lb/> maschine und es sah nicht so aus, als ob sie so bald betriebsfähig werden sollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1603"> Eine Folge der Pünktlichkeit der Deutschen ist die Vollständigkeit und Zu¬<lb/> verlässigkeit ihres Katalogs, — in den anderen Abteilungen hapert es damit sehr —,<lb/> es ist also dem ernsthaften Ausstellungsbesucher verhältnismäßig leicht gemacht, sich<lb/> zurechtzufinden.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0362]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Der Verfasser der vorliegenden Schilderungen protestiert gegen diese auf
beiden Seiten des Ozeans übliche Phrase, und er würde den Zweck dieser
Betrachtungen für erfüllt halten, wenn die Mehrzahl der Leser seinen Protest
durch ebendiese Schilderungen für berechtigt und begründet ansehen würde.
Auf den Vorwurf der Verunglimpfung und der Verhöhnung der amerika¬
nischen Lebensanschauungen, Verhältnisse und Zustände macht sich der Verfasser
gefaßt.
Er kann dies um so ruhiger und gleichmütiger, als er selbst von der Tüchtigkeit
des amerikanischen Volkes und der großen Rolle, die es in der zukünftigen
Kulturentwicklung der Menschheit spielen wird, tief durchdrungen ist, mindestens
ebenso tief wie irgendeiner jener vorwurfsvollen Tadler. Aber gerade weil er davon
so tief durchdrungen ist, weil er trotz alledem und alledem so fest an die Zukunft
der Vereinigten Staaten von Amerika als wirkliches Land der Freiheit glaubt,
deshalb hofft er so zuversichtlich darauf, daß sich das amerikanische Volk allmählich
von jenen unwürdigen Banden der Heuchelei frei machen werde, die es bis
jetzt noch daran verhindern, daß jene schöne Hoffnung in Erfüllung gehe!
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Was können wir von der Weltausstellung in Brüssel lernen?
Seit Jahren schon wird immer wieder die Frage erörtert, ob es nicht richtig wäre,
in Deutschland eine Weltausstellung ins Leben zu rufen, wobei in erster Linie
natürlich immer an Berlin als Ausstellungsstadt gedacht wird. Die stehende
Antwort ist dann: die Welt, Deutschland insbesondere, und die deutsche Industrie
sind ausstellungsmüde und daher ist ein Erfolg nicht zu erwarten. Aber bei jeder
von einer anderen Nation veranstalteten Weltausstellung taucht die Frage wieder
auf und das Wort von der Allsstellungsmüdigkeit wird für ein leeres Schlagwort
erklärt. Neuerdings hat wieder der Erfolg der deutschen Abteilung auf der Welt¬
ausstellung in Brüssel, die Schmeicheleien, die deshalb von allen Seiten auf uns
einströmten, die Hoffnungen der Ausstellungsfreunde aufs neue belebt.
Der Erfolg ist nicht zu bestreiten. Bietet er aber eine Gewähr für ein
Gelingen einer Weltausstellung in Berlin? Um die Frage beantworten zu können,
muß man etwas näher darauf eingehen, wie dem: die gute Meinung über die
deutsche Ausstellung zustande gekommen ist. In erster Linie hat da offenbar die
Pünktlichkeit gewirkt, mit der sie eröffnet werden konnte. In den andren Ab¬
teilungen waren noch Anfang Juli, nachdem über ein Drittel der Ausstellungs¬
dauer verstrichen war, große Teile der Hallen mit Vorhängen verkleidet, hinter
denen eifrig gearbeitet wurde, vereinzelt traf man noch ganz leere Stände; in der
allgemeinen Maschinenhalle war man noch bei der Montage einer großen Kraft¬
maschine und es sah nicht so aus, als ob sie so bald betriebsfähig werden sollte.
Eine Folge der Pünktlichkeit der Deutschen ist die Vollständigkeit und Zu¬
verlässigkeit ihres Katalogs, — in den anderen Abteilungen hapert es damit sehr —,
es ist also dem ernsthaften Ausstellungsbesucher verhältnismäßig leicht gemacht, sich
zurechtzufinden.
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