Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.Splitter von seinem hochgesteckten Ziele war, bleibt der Streit, ob er künstlerisch scheiterte Erstaunlich ist der in Anbetracht des Gebotenen überaus geringe Sub¬ Splitter Von männlicher Seite wird den Frauen vorgeworfen, daß M so viel von Es gibt nichts Trennenderes als etwas Unausgesprochenes zwischen zwei Splitter von seinem hochgesteckten Ziele war, bleibt der Streit, ob er künstlerisch scheiterte Erstaunlich ist der in Anbetracht des Gebotenen überaus geringe Sub¬ Splitter Von männlicher Seite wird den Frauen vorgeworfen, daß M so viel von Es gibt nichts Trennenderes als etwas Unausgesprochenes zwischen zwei <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0096" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315093"/> <fw type="header" place="top"> Splitter</fw><lb/> <p xml:id="ID_278" prev="#ID_277"> von seinem hochgesteckten Ziele war, bleibt der Streit, ob er künstlerisch scheiterte<lb/> oder nicht, ein müßiges Beginnen. Gewiß hat 'er in den letzten Jahren im<lb/> Bestreben, seinen Arbeiten den Charakter des Hervorgebrachten zu nehmen, um<lb/> ihnen den des gesetzmäßig Gewordenen zu verleihen, der wahren Kunstvollendung,<lb/> fast alle seine Bildwerke verquält und der Vernichtung nahe gebracht; aber es<lb/> besteht kein Grund, daraus zu folgern, ^daß ihm die Kraft versagt geblieben<lb/> wäre, das Höchste zu leisten, wenn es ihm vergönnt gewesen wäre weiterzuleben.<lb/> Wie dem auch sein mag, gewiß ist, daß das getrübte, unvollendete und zerstückte,<lb/> lückenhafte, in bedeutenden Teilen fragmentarische Lebenswerk Marsch' zu unsern<lb/> wichtigsten Besitztümern zählt. Mit Recht sagt der Prospekt über die Buch¬<lb/> publikation, daß der ungebrochene Idealismus des Kämpfers Marsch uns einen<lb/> neuen Maßstab für das Sittliche verheißt, und daß sich dem unausbleiblichen<lb/> Einfluß des Künstlers auf die Malerei das Beispiel einer von keiner Kleinheit<lb/> getrübten Seele gesellt; ein Beispiel, das weit über die enge Sphäre des Kunst¬<lb/> problems hinausragt. Mich dünkt es ein gutes Zeichen der Zeit, daß in ihr<lb/> dem Andenken eines großen Deutschen ein so schönes Denkmal errichtet werden<lb/> konnte, wie die dreibändige Publikation mit ihren ungefähr 1200 sehens- und<lb/> lesenswerten Seiten eins darstellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_279"> Erstaunlich ist der in Anbetracht des Gebotenen überaus geringe Sub¬<lb/> skriptionspreis von 60 Mark für das dreibändige Werk, von dem der erste Band<lb/> die eingehende Biographie, die Darstellung der Entwicklung und die kritische<lb/> Würdigung der künstlerischen Arbeit Marsch', der zweite Band den Katalog aller<lb/> dem Verfasser Meier-Graefe bekannten Gemälde und' Zeichnungen neben deren<lb/> farbenanalvtischen Beschreibung, der dritte Band die Briefe von Marsch' an<lb/> Bayersdorfer, Böcklin, Bohm, Conrad Fiedler, Adolf Hildebrand, Georg<lb/> v. Markes, Graf Schack, Arthur Dollmann u. a., die den ersten Band er¬<lb/> gänzenden Notizen und die Bibliographie enthält.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Splitter</head><lb/> <p xml:id="ID_280"> Von männlicher Seite wird den Frauen vorgeworfen, daß M so viel von<lb/> Frauenrechten, nie aber von Frauenpflichten redeten. Der Vorwurf fällt in sich<lb/> zusammen. Als ob man nötig hätte, über das zu sprechen, was man in Jahr¬<lb/> tausenden bewiesen hat!</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_281"> Es gibt nichts Trennenderes als etwas Unausgesprochenes zwischen zwei<lb/> Menschen^ — Etwas, was der eine weiß, der andere nur empfindet und das unüber¬<lb/> windlicher, als die festeste Scheidewand, nicht zuläßt, daß sie sich die Hände reichen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0096]
Splitter
von seinem hochgesteckten Ziele war, bleibt der Streit, ob er künstlerisch scheiterte
oder nicht, ein müßiges Beginnen. Gewiß hat 'er in den letzten Jahren im
Bestreben, seinen Arbeiten den Charakter des Hervorgebrachten zu nehmen, um
ihnen den des gesetzmäßig Gewordenen zu verleihen, der wahren Kunstvollendung,
fast alle seine Bildwerke verquält und der Vernichtung nahe gebracht; aber es
besteht kein Grund, daraus zu folgern, ^daß ihm die Kraft versagt geblieben
wäre, das Höchste zu leisten, wenn es ihm vergönnt gewesen wäre weiterzuleben.
Wie dem auch sein mag, gewiß ist, daß das getrübte, unvollendete und zerstückte,
lückenhafte, in bedeutenden Teilen fragmentarische Lebenswerk Marsch' zu unsern
wichtigsten Besitztümern zählt. Mit Recht sagt der Prospekt über die Buch¬
publikation, daß der ungebrochene Idealismus des Kämpfers Marsch uns einen
neuen Maßstab für das Sittliche verheißt, und daß sich dem unausbleiblichen
Einfluß des Künstlers auf die Malerei das Beispiel einer von keiner Kleinheit
getrübten Seele gesellt; ein Beispiel, das weit über die enge Sphäre des Kunst¬
problems hinausragt. Mich dünkt es ein gutes Zeichen der Zeit, daß in ihr
dem Andenken eines großen Deutschen ein so schönes Denkmal errichtet werden
konnte, wie die dreibändige Publikation mit ihren ungefähr 1200 sehens- und
lesenswerten Seiten eins darstellt.
Erstaunlich ist der in Anbetracht des Gebotenen überaus geringe Sub¬
skriptionspreis von 60 Mark für das dreibändige Werk, von dem der erste Band
die eingehende Biographie, die Darstellung der Entwicklung und die kritische
Würdigung der künstlerischen Arbeit Marsch', der zweite Band den Katalog aller
dem Verfasser Meier-Graefe bekannten Gemälde und' Zeichnungen neben deren
farbenanalvtischen Beschreibung, der dritte Band die Briefe von Marsch' an
Bayersdorfer, Böcklin, Bohm, Conrad Fiedler, Adolf Hildebrand, Georg
v. Markes, Graf Schack, Arthur Dollmann u. a., die den ersten Band er¬
gänzenden Notizen und die Bibliographie enthält.
Splitter
Von männlicher Seite wird den Frauen vorgeworfen, daß M so viel von
Frauenrechten, nie aber von Frauenpflichten redeten. Der Vorwurf fällt in sich
zusammen. Als ob man nötig hätte, über das zu sprechen, was man in Jahr¬
tausenden bewiesen hat!
Es gibt nichts Trennenderes als etwas Unausgesprochenes zwischen zwei
Menschen^ — Etwas, was der eine weiß, der andere nur empfindet und das unüber¬
windlicher, als die festeste Scheidewand, nicht zuläßt, daß sie sich die Hände reichen.
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