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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Takt mit, dem köstlichsten Besitz jedes Menschen. Wir schaden der Familie durch
Überschätzung des Nepotismus.

"Wenn wir aus Familienrücksichten jemand in Amt und Würden bringen, so setzen
wir damit die Berufsarbeit herab und schädigen das Volksleben. Die Vetternwirtschaft ist
ein Krebsschaden, der unnachsichtlich bekämpft werden nutz." Unterschätzen wir die Familie
aber auch nicht. Wie köstlich ist ein starkes, stilles Familienleben. Schöner als in rauchigen
Bierpalästen und Tanzsälen sind wir in der Kinderstube oder im trauten Wohnzimmer
aufgehoben. Die Märchenwelt mit ihrem bestrickenden Zauber schreitet mit leisem Schritt
herein und schlingt unzerreitzbare Bande um Eltern und Kinder. Die großen christlichen
Feste rühren lange vor ihrem öffentlichen Nahen hier unser aller Herz und lassen uns Eltern
mit Kinderaugen all das Herrliche, was da kommen soll, erschauen. Zwanglos erziehen
Eltern und Kinder hier sich gegenseitig".

Wir können das Buch Kindermanns aufs wärmste empfehlen.


Melchior Lechter

hat für das Landesmuseum in Münster ein monumentales
Glasgemälde vollendet, das vor seiner Überführung in der Akademie am Pariser¬
platz zugänglich gemacht ist. Diese Kunst der Glasmalerei, die in gotischer Zeit
ihre glanzvolle und berauschende Schönheit entfaltet hatte, war in den Jahr¬
hunderten verblaßt und entstellt. Es ist aus den früheren Werken Lechters bekannt,
daß er in hingebender Arbeit die Geheimnisse des Handwerks, die Bedingungen
der Färbung neu errungen hat. Die Glut seiner Farben stand unter der gegen¬
wärtigen Kunst der Glasmaler wie ein Wunder. Das große Werk, das uns
sichtbar gemacht wurde, fand denn auch die wohl unbestrittene Anerkennung als
Werk einer neuen technischen Höhe. Auftritten wurde nur der Geist des Dargestellten.

Den oberen Raum des Mittelfeldes nimmt der gotische Tempel ein; von seiner
Höhe strahlt das Licht. Im rechten Seitenflügel schwebt in warmem, abendlichen
Schimmer die Gestalt der ars numsna, mit goldenen Rosen bekränzt. Ans dem
linken Flügel, in kälteren blauen Licht die ars ooelestina. Unten am Tempel fließt
die heilige Quelle; die Künste drängen heran, um zu schöpfen. Die Leidenschaft
der ganzen Komposition in sich fassend liegt in sternenübersätem antikem Mantel der
Erbauer des Tempels am Boden. Wunderbar sind die schmückenden Formen und die
tiesfunkelnden Farben des Hintergrundes, alles ist hohe, aber gebändigte Leidenschaft.

Die Schauenden, die sich zur Eröffnung der Ausstellung versammelt hatten,
standen unter dem zwingenden Banne des weihevollen Bildes; selbst das Flüstern
scheute sich, die Stille zu durchbrechen. Es soll hier nicht berührt werden, wie
sehr auch heute noch die erhabene Mystik unseres deutschen Mittelalters verkannt
wird; es kann durchaus zugegeben werden, daß die alles in sich saugende Kraft
der Mhstik der Kunst sehr gefährlich werden kann. Aber für einen Fachmann ist
es nicht zweifelhaft, daß Lechter von dieser Seite keine Gefahren drohen. Ich
erinnre etwa an seine Federzeichnungen italienischer Landschaften oder an seine
Portrütköpfe, deren höchst eindringkches Formcnstudium ihn als Zeichner im
engen, ich möchte sagen im handwerklichen Sinne erweist. Die Schönheit seiner
Zeichnungen besteht in der schlechthin makellosen Linienführung, der reinen bestimmten
Form; nie streben sie im Dutzendsinne nach Stimmung und Eindruck. Die jetzt
ausgestellte" Skizzen für die Gestalten des Glasbildes sind ein Beweis zugleich
für das erstaunliche Können des Zeichners und des Stilisten.

Lechter sucht nicht aus Haß gegen die sichtbare Welt die mystische Erleuchtung,
sondern aus Freude an der Reinigung und Erhöhung der Daseinsformen. Es
ist die Mystik der künstlerischen Leidenschaft, nicht der Askese; des Reichtums, nicht
der Armut. Der Künstler, der hochgestimmt jede Befleckung, jedes Niedrige schmerzhaft
empfindet, muß sich auch in der Wahl des Stoffes offenbaren und indem er


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Takt mit, dem köstlichsten Besitz jedes Menschen. Wir schaden der Familie durch
Überschätzung des Nepotismus.

„Wenn wir aus Familienrücksichten jemand in Amt und Würden bringen, so setzen
wir damit die Berufsarbeit herab und schädigen das Volksleben. Die Vetternwirtschaft ist
ein Krebsschaden, der unnachsichtlich bekämpft werden nutz." Unterschätzen wir die Familie
aber auch nicht. Wie köstlich ist ein starkes, stilles Familienleben. Schöner als in rauchigen
Bierpalästen und Tanzsälen sind wir in der Kinderstube oder im trauten Wohnzimmer
aufgehoben. Die Märchenwelt mit ihrem bestrickenden Zauber schreitet mit leisem Schritt
herein und schlingt unzerreitzbare Bande um Eltern und Kinder. Die großen christlichen
Feste rühren lange vor ihrem öffentlichen Nahen hier unser aller Herz und lassen uns Eltern
mit Kinderaugen all das Herrliche, was da kommen soll, erschauen. Zwanglos erziehen
Eltern und Kinder hier sich gegenseitig".

Wir können das Buch Kindermanns aufs wärmste empfehlen.


Melchior Lechter

hat für das Landesmuseum in Münster ein monumentales
Glasgemälde vollendet, das vor seiner Überführung in der Akademie am Pariser¬
platz zugänglich gemacht ist. Diese Kunst der Glasmalerei, die in gotischer Zeit
ihre glanzvolle und berauschende Schönheit entfaltet hatte, war in den Jahr¬
hunderten verblaßt und entstellt. Es ist aus den früheren Werken Lechters bekannt,
daß er in hingebender Arbeit die Geheimnisse des Handwerks, die Bedingungen
der Färbung neu errungen hat. Die Glut seiner Farben stand unter der gegen¬
wärtigen Kunst der Glasmaler wie ein Wunder. Das große Werk, das uns
sichtbar gemacht wurde, fand denn auch die wohl unbestrittene Anerkennung als
Werk einer neuen technischen Höhe. Auftritten wurde nur der Geist des Dargestellten.

Den oberen Raum des Mittelfeldes nimmt der gotische Tempel ein; von seiner
Höhe strahlt das Licht. Im rechten Seitenflügel schwebt in warmem, abendlichen
Schimmer die Gestalt der ars numsna, mit goldenen Rosen bekränzt. Ans dem
linken Flügel, in kälteren blauen Licht die ars ooelestina. Unten am Tempel fließt
die heilige Quelle; die Künste drängen heran, um zu schöpfen. Die Leidenschaft
der ganzen Komposition in sich fassend liegt in sternenübersätem antikem Mantel der
Erbauer des Tempels am Boden. Wunderbar sind die schmückenden Formen und die
tiesfunkelnden Farben des Hintergrundes, alles ist hohe, aber gebändigte Leidenschaft.

Die Schauenden, die sich zur Eröffnung der Ausstellung versammelt hatten,
standen unter dem zwingenden Banne des weihevollen Bildes; selbst das Flüstern
scheute sich, die Stille zu durchbrechen. Es soll hier nicht berührt werden, wie
sehr auch heute noch die erhabene Mystik unseres deutschen Mittelalters verkannt
wird; es kann durchaus zugegeben werden, daß die alles in sich saugende Kraft
der Mhstik der Kunst sehr gefährlich werden kann. Aber für einen Fachmann ist
es nicht zweifelhaft, daß Lechter von dieser Seite keine Gefahren drohen. Ich
erinnre etwa an seine Federzeichnungen italienischer Landschaften oder an seine
Portrütköpfe, deren höchst eindringkches Formcnstudium ihn als Zeichner im
engen, ich möchte sagen im handwerklichen Sinne erweist. Die Schönheit seiner
Zeichnungen besteht in der schlechthin makellosen Linienführung, der reinen bestimmten
Form; nie streben sie im Dutzendsinne nach Stimmung und Eindruck. Die jetzt
ausgestellte» Skizzen für die Gestalten des Glasbildes sind ein Beweis zugleich
für das erstaunliche Können des Zeichners und des Stilisten.

Lechter sucht nicht aus Haß gegen die sichtbare Welt die mystische Erleuchtung,
sondern aus Freude an der Reinigung und Erhöhung der Daseinsformen. Es
ist die Mystik der künstlerischen Leidenschaft, nicht der Askese; des Reichtums, nicht
der Armut. Der Künstler, der hochgestimmt jede Befleckung, jedes Niedrige schmerzhaft
empfindet, muß sich auch in der Wahl des Stoffes offenbaren und indem er


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[0055] Maßgebliches und Unmaßgebliches Takt mit, dem köstlichsten Besitz jedes Menschen. Wir schaden der Familie durch Überschätzung des Nepotismus. „Wenn wir aus Familienrücksichten jemand in Amt und Würden bringen, so setzen wir damit die Berufsarbeit herab und schädigen das Volksleben. Die Vetternwirtschaft ist ein Krebsschaden, der unnachsichtlich bekämpft werden nutz." Unterschätzen wir die Familie aber auch nicht. Wie köstlich ist ein starkes, stilles Familienleben. Schöner als in rauchigen Bierpalästen und Tanzsälen sind wir in der Kinderstube oder im trauten Wohnzimmer aufgehoben. Die Märchenwelt mit ihrem bestrickenden Zauber schreitet mit leisem Schritt herein und schlingt unzerreitzbare Bande um Eltern und Kinder. Die großen christlichen Feste rühren lange vor ihrem öffentlichen Nahen hier unser aller Herz und lassen uns Eltern mit Kinderaugen all das Herrliche, was da kommen soll, erschauen. Zwanglos erziehen Eltern und Kinder hier sich gegenseitig". Wir können das Buch Kindermanns aufs wärmste empfehlen. Melchior Lechter hat für das Landesmuseum in Münster ein monumentales Glasgemälde vollendet, das vor seiner Überführung in der Akademie am Pariser¬ platz zugänglich gemacht ist. Diese Kunst der Glasmalerei, die in gotischer Zeit ihre glanzvolle und berauschende Schönheit entfaltet hatte, war in den Jahr¬ hunderten verblaßt und entstellt. Es ist aus den früheren Werken Lechters bekannt, daß er in hingebender Arbeit die Geheimnisse des Handwerks, die Bedingungen der Färbung neu errungen hat. Die Glut seiner Farben stand unter der gegen¬ wärtigen Kunst der Glasmaler wie ein Wunder. Das große Werk, das uns sichtbar gemacht wurde, fand denn auch die wohl unbestrittene Anerkennung als Werk einer neuen technischen Höhe. Auftritten wurde nur der Geist des Dargestellten. Den oberen Raum des Mittelfeldes nimmt der gotische Tempel ein; von seiner Höhe strahlt das Licht. Im rechten Seitenflügel schwebt in warmem, abendlichen Schimmer die Gestalt der ars numsna, mit goldenen Rosen bekränzt. Ans dem linken Flügel, in kälteren blauen Licht die ars ooelestina. Unten am Tempel fließt die heilige Quelle; die Künste drängen heran, um zu schöpfen. Die Leidenschaft der ganzen Komposition in sich fassend liegt in sternenübersätem antikem Mantel der Erbauer des Tempels am Boden. Wunderbar sind die schmückenden Formen und die tiesfunkelnden Farben des Hintergrundes, alles ist hohe, aber gebändigte Leidenschaft. Die Schauenden, die sich zur Eröffnung der Ausstellung versammelt hatten, standen unter dem zwingenden Banne des weihevollen Bildes; selbst das Flüstern scheute sich, die Stille zu durchbrechen. Es soll hier nicht berührt werden, wie sehr auch heute noch die erhabene Mystik unseres deutschen Mittelalters verkannt wird; es kann durchaus zugegeben werden, daß die alles in sich saugende Kraft der Mhstik der Kunst sehr gefährlich werden kann. Aber für einen Fachmann ist es nicht zweifelhaft, daß Lechter von dieser Seite keine Gefahren drohen. Ich erinnre etwa an seine Federzeichnungen italienischer Landschaften oder an seine Portrütköpfe, deren höchst eindringkches Formcnstudium ihn als Zeichner im engen, ich möchte sagen im handwerklichen Sinne erweist. Die Schönheit seiner Zeichnungen besteht in der schlechthin makellosen Linienführung, der reinen bestimmten Form; nie streben sie im Dutzendsinne nach Stimmung und Eindruck. Die jetzt ausgestellte» Skizzen für die Gestalten des Glasbildes sind ein Beweis zugleich für das erstaunliche Können des Zeichners und des Stilisten. Lechter sucht nicht aus Haß gegen die sichtbare Welt die mystische Erleuchtung, sondern aus Freude an der Reinigung und Erhöhung der Daseinsformen. Es ist die Mystik der künstlerischen Leidenschaft, nicht der Askese; des Reichtums, nicht der Armut. Der Künstler, der hochgestimmt jede Befleckung, jedes Niedrige schmerzhaft empfindet, muß sich auch in der Wahl des Stoffes offenbaren und indem er

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996/55>, abgerufen am 04.07.2024.