Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.Die deutschen Schiffahrtsabgaben und das Ausland Denn so empfindlich und reizbar, wie wir Reichsdeutsche in allem sind, was Die deutschen Schiffahrtsabgaben und das Ausland ME Die wirtschaftlichen Nachteile dieses preußischen Sieges haben wir bereits Aber die Einführung der Wasserzölle auf den bedeutsamsten schiffbaren Die deutschen Schiffahrtsabgaben und das Ausland Denn so empfindlich und reizbar, wie wir Reichsdeutsche in allem sind, was Die deutschen Schiffahrtsabgaben und das Ausland ME Die wirtschaftlichen Nachteile dieses preußischen Sieges haben wir bereits Aber die Einführung der Wasserzölle auf den bedeutsamsten schiffbaren <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0525" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315517"/> <fw type="header" place="top"> Die deutschen Schiffahrtsabgaben und das Ausland</fw><lb/> <p xml:id="ID_2266" prev="#ID_2265"> Denn so empfindlich und reizbar, wie wir Reichsdeutsche in allem sind, was<lb/> unsere eigene liebe Persönlichkeit angeht, genau so empfindlich ist der Schweizer<lb/> überall da, wo er mit Recht oder Unrecht eine reichsdeutsche Einmischung in<lb/> die Angelegenheiten seines Landes wittert. Und dann, wer selber im Glashause<lb/> sitzt, soll nach andern nicht mit Steinen werfen: die schamlose Bevorzugung der<lb/> französischen Sprache als der „vornehmeren" kann man in Stuttgarter und<lb/> Berliner Gasthöfen ebensogut erleben wie in Zürich und Bern. Also alles<lb/> mahnt uns: Fangen wir bei uns selber mit der Pflege reindeutscher Sprache,<lb/> wahrhaft deutscher Gesinnung und Lebensführung an; dann folgt das andere,<lb/> die Festhaltung der Deutschschweizer beim geistigen Deutschland, ganz von<lb/> selbst nach.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die deutschen Schiffahrtsabgaben und das Ausland</head><lb/> <p xml:id="ID_2267"> ME<lb/> Murch die Vorabstimmung im Bundesrat über den preußischen Entwurf<lb/> betreffs Wiedereinführung der Schiffahrtsabgaben ist diese bedeut¬<lb/> same Frage grundsätzlich entschieden worden, und zwar im Sinne<lb/> Preußens. Alle Hoffnungen der Abgabengegner auf das Festbleiben<lb/> von mindestens vier thüringischen Staaten, wodurch eine Ver¬<lb/> fassungsänderung unmöglich gewesen wäre, sind fehlgeschlagen. Nur die beiden<lb/> Reuß haben im Verein mit Sachsen, Hessen und Baden, die durch die Schiffahrts¬<lb/> abgaben am meisten betroffenen Staaten, dem führenden Bruder im Reiche die<lb/> Stirne geboten. Erst am 26. Januar ist Sachsen-Meiningen abgefallen, so daß<lb/> die für Preußen günstige Stimmung also erst in zwölfter Stunde eingetreten ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_2268"> Die wirtschaftlichen Nachteile dieses preußischen Sieges haben wir bereits<lb/> in Nummer 6 erörtert, auf die innerpolitischen kommen wir gelegentlich noch<lb/> zurück. Der Sieg Preußens scheint uns ein Pyrrhussieg des Reichsgedankens!</p><lb/> <p xml:id="ID_2269"> Aber die Einführung der Wasserzölle auf den bedeutsamsten schiffbaren<lb/> Strömen berührt die reichsdeutschen Interessen nicht allein. Von der für<lb/> Dreihunderttonnenkähne zugänglichen Elbstraße gehören 109 Ku österreichischen<lb/> Landen an und die Mündungen des Rheins liegen im Königreiche der Nieder¬<lb/> lande. Sonnt ergibt sich also die Notwendigkeit, mit diesen beiden Staaten ein<lb/> Einverständnis zu erzielen. Im Falle einer Oberrheinregulierung bis zum<lb/> Bodensee wird auch eine Vereinbarung mit der Schweiz erforderlich. Als in<lb/> den Flitterwochen des Deutschen Reichs die Abgabenfreiheit auf den deutschen<lb/> Flüssen gewährleistet wurde, da sprach man von einer der größten Errungen¬<lb/> schaften des internationalen Verkehrs und begrüßte die neue Maßnahme als</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0525]
Die deutschen Schiffahrtsabgaben und das Ausland
Denn so empfindlich und reizbar, wie wir Reichsdeutsche in allem sind, was
unsere eigene liebe Persönlichkeit angeht, genau so empfindlich ist der Schweizer
überall da, wo er mit Recht oder Unrecht eine reichsdeutsche Einmischung in
die Angelegenheiten seines Landes wittert. Und dann, wer selber im Glashause
sitzt, soll nach andern nicht mit Steinen werfen: die schamlose Bevorzugung der
französischen Sprache als der „vornehmeren" kann man in Stuttgarter und
Berliner Gasthöfen ebensogut erleben wie in Zürich und Bern. Also alles
mahnt uns: Fangen wir bei uns selber mit der Pflege reindeutscher Sprache,
wahrhaft deutscher Gesinnung und Lebensführung an; dann folgt das andere,
die Festhaltung der Deutschschweizer beim geistigen Deutschland, ganz von
selbst nach.
Die deutschen Schiffahrtsabgaben und das Ausland
ME
Murch die Vorabstimmung im Bundesrat über den preußischen Entwurf
betreffs Wiedereinführung der Schiffahrtsabgaben ist diese bedeut¬
same Frage grundsätzlich entschieden worden, und zwar im Sinne
Preußens. Alle Hoffnungen der Abgabengegner auf das Festbleiben
von mindestens vier thüringischen Staaten, wodurch eine Ver¬
fassungsänderung unmöglich gewesen wäre, sind fehlgeschlagen. Nur die beiden
Reuß haben im Verein mit Sachsen, Hessen und Baden, die durch die Schiffahrts¬
abgaben am meisten betroffenen Staaten, dem führenden Bruder im Reiche die
Stirne geboten. Erst am 26. Januar ist Sachsen-Meiningen abgefallen, so daß
die für Preußen günstige Stimmung also erst in zwölfter Stunde eingetreten ist.
Die wirtschaftlichen Nachteile dieses preußischen Sieges haben wir bereits
in Nummer 6 erörtert, auf die innerpolitischen kommen wir gelegentlich noch
zurück. Der Sieg Preußens scheint uns ein Pyrrhussieg des Reichsgedankens!
Aber die Einführung der Wasserzölle auf den bedeutsamsten schiffbaren
Strömen berührt die reichsdeutschen Interessen nicht allein. Von der für
Dreihunderttonnenkähne zugänglichen Elbstraße gehören 109 Ku österreichischen
Landen an und die Mündungen des Rheins liegen im Königreiche der Nieder¬
lande. Sonnt ergibt sich also die Notwendigkeit, mit diesen beiden Staaten ein
Einverständnis zu erzielen. Im Falle einer Oberrheinregulierung bis zum
Bodensee wird auch eine Vereinbarung mit der Schweiz erforderlich. Als in
den Flitterwochen des Deutschen Reichs die Abgabenfreiheit auf den deutschen
Flüssen gewährleistet wurde, da sprach man von einer der größten Errungen¬
schaften des internationalen Verkehrs und begrüßte die neue Maßnahme als
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