Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.Kleine Anzeigen Die llberschristzeile 2 M" jede weitere Zeile 1 M. Sprachlehverin. Mehr Achtung vor Frankreich! von prost Dr. Ld, Heyck is 1870 sah sich Frankreich als die "große" Nation und ward Um so mehr war nun die Wiederherstellung um jeden Preis das einzig Grenzbojen I 1010 49
Kleine Anzeigen Die llberschristzeile 2 M„ jede weitere Zeile 1 M. Sprachlehverin. Mehr Achtung vor Frankreich! von prost Dr. Ld, Heyck is 1870 sah sich Frankreich als die „große" Nation und ward Um so mehr war nun die Wiederherstellung um jeden Preis das einzig Grenzbojen I 1010 49
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0397" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315394"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341891_314996/figures/grenzboten_341891_314996_315394_000.jpg"/><lb/> </div> <div> <floatingText> <body> <div type="advertisement"> <p> Kleine Anzeigen Die llberschristzeile 2 M„ jede weitere Zeile 1 M. Sprachlehverin.<lb/> Deutsche, staatlich geprüfte Sprachlehrer«! erteilt<lb/> Unterricht mich Französisch und Englisch und vecmssichtigt<lb/> Schularbeiten. Berlin V. Offerten unter A. B. 5<lb/> an die Expedition der „Grenzboten", </p> </div> </body> </floatingText> </div> <div n="1"> <head> Mehr Achtung vor Frankreich!<lb/><note type="byline"> von prost Dr. Ld, Heyck</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1751"> is 1870 sah sich Frankreich als die „große" Nation und ward<lb/> von dein übrigen Festland im ganzen entsprechend eingeschätzt.<lb/> Daß tatsächlich England Vormacht und Vorrang besaß, störte<lb/> nicht viel, denn universalgeschichtliche Wendungen brauchen Jahr¬<lb/> zehnte und zuweilen Jahrhunderte, bis sie von jedermann begriffen<lb/> werden. Das Geschehnis von 1870 bedeutete demnach mehr als einen ver¬<lb/> lorenen großen Krieg oder als die Döbacle einer episodischen Regierungsform;<lb/> es enthielt die europäische Entthronung der Nation. Zwar keine unvorbereitete.<lb/> Ihre Geschichte beginnt spätestens mit den politischen Torheiten unter Ludwig XV.,<lb/> die man gewöhnlich der Pompadour in die Rokokoschuhe schiebt, weil immer<lb/> das oberflächlich Bequemste dazu genommen wird, daß es die „Schuld hat".<lb/> Das ancien röZime begründete die Lage, Bonaparte hat sie nicht wieder ändern<lb/> können, England blieb Sieger. Bei Belle-Alliance endeten seine zwanzigjährigen<lb/> Sorgen, es ward nun wieder unbehelligt die erste Macht, die sämtliche Fäden<lb/> mit leichter Mühe lenkte, die Weltherrscherin, die es auf den Schlachtfeldern<lb/> Friedrichs des Großen nebst denen in Kanada und vorher schon auf denen des<lb/> spanischen Erbfolgekrieges geworden war. England uns weit voraus erhob die<lb/> Hand des germanischen Volkstums über die Weltgeltung der Romanen. Preußen,<lb/> das durch Menschenalter hierzu nur sekundär geholfen hatte, trat endlich selb¬<lb/> ständig hervor und machte die Wendung so aus der Nähe sichtbar wie noch nie.<lb/> Verantwortlich ist es letzten Endes nicht für sie, aber es brachte sie zum ein¬<lb/> drücklichsten, erschreckenden Bewußtsein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1752" next="#ID_1753"> Um so mehr war nun die Wiederherstellung um jeden Preis das einzig<lb/> Denkbare für eine Nation, die noch zuletzt in Gambettas tüchtiger Führung die<lb/> unverlorenen sittlichen Kräfte offenbart. Der Revanchegedanke wäre ohne den</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbojen I 1010 49</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0397]
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Kleine Anzeigen Die llberschristzeile 2 M„ jede weitere Zeile 1 M. Sprachlehverin.
Deutsche, staatlich geprüfte Sprachlehrer«! erteilt
Unterricht mich Französisch und Englisch und vecmssichtigt
Schularbeiten. Berlin V. Offerten unter A. B. 5
an die Expedition der „Grenzboten",
Mehr Achtung vor Frankreich!
von prost Dr. Ld, Heyck
is 1870 sah sich Frankreich als die „große" Nation und ward
von dein übrigen Festland im ganzen entsprechend eingeschätzt.
Daß tatsächlich England Vormacht und Vorrang besaß, störte
nicht viel, denn universalgeschichtliche Wendungen brauchen Jahr¬
zehnte und zuweilen Jahrhunderte, bis sie von jedermann begriffen
werden. Das Geschehnis von 1870 bedeutete demnach mehr als einen ver¬
lorenen großen Krieg oder als die Döbacle einer episodischen Regierungsform;
es enthielt die europäische Entthronung der Nation. Zwar keine unvorbereitete.
Ihre Geschichte beginnt spätestens mit den politischen Torheiten unter Ludwig XV.,
die man gewöhnlich der Pompadour in die Rokokoschuhe schiebt, weil immer
das oberflächlich Bequemste dazu genommen wird, daß es die „Schuld hat".
Das ancien röZime begründete die Lage, Bonaparte hat sie nicht wieder ändern
können, England blieb Sieger. Bei Belle-Alliance endeten seine zwanzigjährigen
Sorgen, es ward nun wieder unbehelligt die erste Macht, die sämtliche Fäden
mit leichter Mühe lenkte, die Weltherrscherin, die es auf den Schlachtfeldern
Friedrichs des Großen nebst denen in Kanada und vorher schon auf denen des
spanischen Erbfolgekrieges geworden war. England uns weit voraus erhob die
Hand des germanischen Volkstums über die Weltgeltung der Romanen. Preußen,
das durch Menschenalter hierzu nur sekundär geholfen hatte, trat endlich selb¬
ständig hervor und machte die Wendung so aus der Nähe sichtbar wie noch nie.
Verantwortlich ist es letzten Endes nicht für sie, aber es brachte sie zum ein¬
drücklichsten, erschreckenden Bewußtsein.
Um so mehr war nun die Wiederherstellung um jeden Preis das einzig
Denkbare für eine Nation, die noch zuletzt in Gambettas tüchtiger Führung die
unverlorenen sittlichen Kräfte offenbart. Der Revanchegedanke wäre ohne den
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