Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.Zur Schicksalsstunde des ehemaligen Königreichs Hannover zu stören, und die "gewaltige" englische Koalition verschwand hinter einem s. Li. Zur Hchicksalsstunde des ehemaligen Königreichs Hannover von G. v. Bismarck 1 is König Georg von Hannover im Jahre 1866 den Entschluß Nun befand sich König Georg in der Lage, an seinem Hoflager einen ^) Veröffentlicht in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung vom 3. und 4. November 1874,
abgedruckt bei Zlegidi, Band III, Ur. 1022S. Zur Schicksalsstunde des ehemaligen Königreichs Hannover zu stören, und die „gewaltige" englische Koalition verschwand hinter einem s. Li. Zur Hchicksalsstunde des ehemaligen Königreichs Hannover von G. v. Bismarck 1 is König Georg von Hannover im Jahre 1866 den Entschluß Nun befand sich König Georg in der Lage, an seinem Hoflager einen ^) Veröffentlicht in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung vom 3. und 4. November 1874,
abgedruckt bei Zlegidi, Band III, Ur. 1022S. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0015" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/313718"/> <fw type="header" place="top"> Zur Schicksalsstunde des ehemaligen Königreichs Hannover</fw><lb/> <p xml:id="ID_23" prev="#ID_22"> zu stören, und die „gewaltige" englische Koalition verschwand hinter einem<lb/> Häufchen Zeitungspapier. Unsre Diplomatie hat sich als gut unterrichtet er¬<lb/> wiesen, ihrer würdevollen Haltung dankt Deutschland und mit ihm ganz Europa<lb/> den Frieden. Aber das deutsche Volk dankt ihr auch das erhebende Bewußt¬<lb/> sein, nach außen hin stark genug zu sein, um im Innern einen tiefgehenden<lb/> Reinigungsprozeß durchmachen zu können.</p><lb/> <note type="byline"> s. Li.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur Hchicksalsstunde des ehemaligen Königreichs<lb/> Hannover<lb/><note type="byline"> von G. v. Bismarck</note> 1</head><lb/> <p xml:id="ID_24"> is König Georg von Hannover im Jahre 1866 den Entschluß<lb/> faßte, die preußischen Vorschlüge schroff zurückweisen zu lassen,<lb/> hoffte er auf Österreich und — auf Frankreich. Auch nachdem<lb/> er sein Land verloren hatte, setzte er seine Hoffnung auf das<lb/> Ausland. So schreibt er in dem letzten seiner sieben Briefe, dein<lb/> Vom 13. Juni 1869, an seinen in Paris lebenden Agenten Meding:") „Da<lb/> ich nur das eine Ziel mit der strengsten Konsequenz und nie ermattender<lb/> Energie verfolge, unter Gottes gnädigem Beistand und Segen ein großes und<lb/> mächtiges Welfenreich wiederherzustellen und meinen Thron wieder aufzu¬<lb/> richten, sowie von den teuern Meinigen umgeben als König in alter Selb¬<lb/> ständigkeit und Unabhängigkeit zu meinem teuern und so beispiellos treuen<lb/> Volke heimzukehren, überdies auch mit des Allmächtigen Hilfe meinen Thron<lb/> und mein Reich mit eignen Waffen als Verbündeter Frankreichs und Öster¬<lb/> reichs mir wieder zu erobern." Die Ereignisse der Jahre 1870/71 haben<lb/> diesen Zielen alle Voraussetzungen abgeschnitten. Der blinde Monarch jedoch<lb/> war und blieb das Opfer welsischer Starrköpfigkeit, romantischer Auffassungen<lb/> u»d gänzlich unzulänglicher Ratgeber.</p><lb/> <p xml:id="ID_25" next="#ID_26"> Nun befand sich König Georg in der Lage, an seinem Hoflager einen<lb/> Gesandten Preußens beglaubigt zu sehen, dem unbedingt Vertrauen zu schenken<lb/> er Wohl alle Ursache gehabt hätte; auch dann noch, als die durch eigne und<lb/> seiner Berater Schuld schon aufs Äußerste gespannten Beziehungen mit dem<lb/> mächtigen Nachbarstaate den Bruch fast unvermeidlich erscheinen ließen. Dieser<lb/> Preußische Gesandte, der Prinz Gustav Asenburg-Büdingen, hatte es sich stets</p><lb/> <note xml:id="FID_2" place="foot"> ^) Veröffentlicht in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung vom 3. und 4. November 1874,<lb/> abgedruckt bei Zlegidi, Band III, Ur. 1022S.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
Zur Schicksalsstunde des ehemaligen Königreichs Hannover
zu stören, und die „gewaltige" englische Koalition verschwand hinter einem
Häufchen Zeitungspapier. Unsre Diplomatie hat sich als gut unterrichtet er¬
wiesen, ihrer würdevollen Haltung dankt Deutschland und mit ihm ganz Europa
den Frieden. Aber das deutsche Volk dankt ihr auch das erhebende Bewußt¬
sein, nach außen hin stark genug zu sein, um im Innern einen tiefgehenden
Reinigungsprozeß durchmachen zu können.
s. Li.
Zur Hchicksalsstunde des ehemaligen Königreichs
Hannover
von G. v. Bismarck 1
is König Georg von Hannover im Jahre 1866 den Entschluß
faßte, die preußischen Vorschlüge schroff zurückweisen zu lassen,
hoffte er auf Österreich und — auf Frankreich. Auch nachdem
er sein Land verloren hatte, setzte er seine Hoffnung auf das
Ausland. So schreibt er in dem letzten seiner sieben Briefe, dein
Vom 13. Juni 1869, an seinen in Paris lebenden Agenten Meding:") „Da
ich nur das eine Ziel mit der strengsten Konsequenz und nie ermattender
Energie verfolge, unter Gottes gnädigem Beistand und Segen ein großes und
mächtiges Welfenreich wiederherzustellen und meinen Thron wieder aufzu¬
richten, sowie von den teuern Meinigen umgeben als König in alter Selb¬
ständigkeit und Unabhängigkeit zu meinem teuern und so beispiellos treuen
Volke heimzukehren, überdies auch mit des Allmächtigen Hilfe meinen Thron
und mein Reich mit eignen Waffen als Verbündeter Frankreichs und Öster¬
reichs mir wieder zu erobern." Die Ereignisse der Jahre 1870/71 haben
diesen Zielen alle Voraussetzungen abgeschnitten. Der blinde Monarch jedoch
war und blieb das Opfer welsischer Starrköpfigkeit, romantischer Auffassungen
u»d gänzlich unzulänglicher Ratgeber.
Nun befand sich König Georg in der Lage, an seinem Hoflager einen
Gesandten Preußens beglaubigt zu sehen, dem unbedingt Vertrauen zu schenken
er Wohl alle Ursache gehabt hätte; auch dann noch, als die durch eigne und
seiner Berater Schuld schon aufs Äußerste gespannten Beziehungen mit dem
mächtigen Nachbarstaate den Bruch fast unvermeidlich erscheinen ließen. Dieser
Preußische Gesandte, der Prinz Gustav Asenburg-Büdingen, hatte es sich stets
^) Veröffentlicht in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung vom 3. und 4. November 1874,
abgedruckt bei Zlegidi, Band III, Ur. 1022S.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |