Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Dieser Vorschlag fand Beifall. Schön. Also wer nun? Alfred Schelling. Meine Herren, sagte da ein Mitglied der Kommission, von dem übrigens Ja, aber, hieß es, würde sich denn Ermsdorf überhaupt an der Konkurrenz Man kann ihn ja Sortieren. Das geschah denn auch bei Gelegenheit des Dämmerschoppens mit großer Das sah man ein. Und so einen angesehenen Mann wie Ermsdorf wollte (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel Die Lage am Jahresschluß. Die Erdbebenkatastrophe in Italien. Jswolskis Dumarede und die europäische Lage. Zentrumsfeindschaft gegen den Reichskanzler. Die Apostel des ewigen Friedens durchleben unbehagliche Zeiten. Zwar ist Maßgebliches und Unmaßgebliches Dieser Vorschlag fand Beifall. Schön. Also wer nun? Alfred Schelling. Meine Herren, sagte da ein Mitglied der Kommission, von dem übrigens Ja, aber, hieß es, würde sich denn Ermsdorf überhaupt an der Konkurrenz Man kann ihn ja Sortieren. Das geschah denn auch bei Gelegenheit des Dämmerschoppens mit großer Das sah man ein. Und so einen angesehenen Mann wie Ermsdorf wollte (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel Die Lage am Jahresschluß. Die Erdbebenkatastrophe in Italien. Jswolskis Dumarede und die europäische Lage. Zentrumsfeindschaft gegen den Reichskanzler. Die Apostel des ewigen Friedens durchleben unbehagliche Zeiten. Zwar ist <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0111" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/312462"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_468"> Dieser Vorschlag fand Beifall. Schön. Also wer nun? Alfred Schelling.<lb/> Natürlich Alfred Schelling. Und zweitens? Zweitens Baurat Himmelby in Char-<lb/> lyttenburg. Gut. Zweitens Himmelby. Und drittens? Man wußte wirklich nicht<lb/> gleich einen dritten Namen zu nennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_469"> Meine Herren, sagte da ein Mitglied der Kommission, von dem übrigens<lb/> bekannt war, daß es mit Baurat Ermsdorf befreundet war, warum suchen Sie denn<lb/> nach fremden Kapazitäten, da sie Kapazitäten am eignen Orte haben? Es sei doch<lb/> wahrlich kein Grund vorhanden, den Baurat Ermsdorf zu übergehn, der die Stadt<lb/> mit so vielen schönen Villen geschmückt habe, der eine hohe Steuer zahle, und durch<lb/> den viel Geld nach Neusiedel gekommen sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_470"> Ja, aber, hieß es, würde sich denn Ermsdorf überhaupt an der Konkurrenz<lb/> beteiligen wollen?</p><lb/> <p xml:id="ID_471"> Man kann ihn ja Sortieren.</p><lb/> <p xml:id="ID_472"> Das geschah denn auch bei Gelegenheit des Dämmerschoppens mit großer<lb/> Feinheit. Ermsdorf war ein jovialer Herr, aber dabei ein geriebner alter Fuchs.<lb/> Er antwortete auf die vorsichtige Frage, ob er sich wohl vielleicht, das heißt unter<lb/> Umständen oder gewissen gegebne» Bedingungen an einer Konkurrenz beteiligen<lb/> würde, mit lauter Fröhlichkeit: Natürlich, meine Herren. Das heißt, um ganz<lb/> offen zu sein, es liegt mir nicht allzuviel an dem Bau. Wissen Sie, daran wird<lb/> nicht viel verdient. Aber für das Geschäft ist es wichtig. Es wäre mir doch<lb/> fatal, wenn es hieße: Da bauen sie nun in Neusiedel ein Theater und haben den<lb/> Ermsdorf am Orte und fordern ihn nicht einmal zur Konkurrenz auf. Also mit¬<lb/> machen würde ich gern, am Gewinn der Konkurrenz liegt mir nicht viel.</p><lb/> <p xml:id="ID_473"> Das sah man ein. Und so einen angesehenen Mann wie Ermsdorf wollte<lb/> man doch auch nicht schädigen. 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Aber das ist doch nicht das, was die „Pazifisten" — dieses schreckliche Wort<lb/> hat sich ja nun einmal eingebürgert — erhoffen und ersehnen. Nicht wachsende<lb/> Einsicht und zunehmende brüderliche Gesinnung unter den Völkern verhindern den<lb/> Ausbruch eines Krieges; im Gegenteil, nie haben die Zeitumstände klarer gezeigt,<lb/> baß nur die nüchterne Abwägung der Machtverhältnisse und die kühle Berechnung<lb/> der erreichbaren Gewinnobjekte einzelne Mächte verhindern, die Fackel in den</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0111]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Dieser Vorschlag fand Beifall. Schön. Also wer nun? Alfred Schelling.
Natürlich Alfred Schelling. Und zweitens? Zweitens Baurat Himmelby in Char-
lyttenburg. Gut. Zweitens Himmelby. Und drittens? Man wußte wirklich nicht
gleich einen dritten Namen zu nennen.
Meine Herren, sagte da ein Mitglied der Kommission, von dem übrigens
bekannt war, daß es mit Baurat Ermsdorf befreundet war, warum suchen Sie denn
nach fremden Kapazitäten, da sie Kapazitäten am eignen Orte haben? Es sei doch
wahrlich kein Grund vorhanden, den Baurat Ermsdorf zu übergehn, der die Stadt
mit so vielen schönen Villen geschmückt habe, der eine hohe Steuer zahle, und durch
den viel Geld nach Neusiedel gekommen sei.
Ja, aber, hieß es, würde sich denn Ermsdorf überhaupt an der Konkurrenz
beteiligen wollen?
Man kann ihn ja Sortieren.
Das geschah denn auch bei Gelegenheit des Dämmerschoppens mit großer
Feinheit. Ermsdorf war ein jovialer Herr, aber dabei ein geriebner alter Fuchs.
Er antwortete auf die vorsichtige Frage, ob er sich wohl vielleicht, das heißt unter
Umständen oder gewissen gegebne» Bedingungen an einer Konkurrenz beteiligen
würde, mit lauter Fröhlichkeit: Natürlich, meine Herren. Das heißt, um ganz
offen zu sein, es liegt mir nicht allzuviel an dem Bau. Wissen Sie, daran wird
nicht viel verdient. Aber für das Geschäft ist es wichtig. Es wäre mir doch
fatal, wenn es hieße: Da bauen sie nun in Neusiedel ein Theater und haben den
Ermsdorf am Orte und fordern ihn nicht einmal zur Konkurrenz auf. Also mit¬
machen würde ich gern, am Gewinn der Konkurrenz liegt mir nicht viel.
Das sah man ein. Und so einen angesehenen Mann wie Ermsdorf wollte
man doch auch nicht schädigen. Und es hatte doch auch gar keine Konsequenzen,
wenn man ihn als dritten auf die Liste setzte.
(Fortsetzung folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel
Die Lage am Jahresschluß. Die Erdbebenkatastrophe in Italien. Jswolskis
Dumarede und die europäische Lage. Zentrumsfeindschaft gegen den Reichskanzler.
Die Apostel des ewigen Friedens durchleben unbehagliche Zeiten. Zwar ist
der Friede in Europa bisher gewahrt worden, und mehr als das: kein europäischer
Staatsmann hat in der letzten Zeit zu einer Schilderung der politischen Lage das Wort
ergriffen, ohne zugleich nicht nur der Hoffnung, sondern auch der Zuversicht Aus¬
druck zu geben, daß der Friede auch für weitere absehbare Zeit erhalten bleiben
wird. Aber das ist doch nicht das, was die „Pazifisten" — dieses schreckliche Wort
hat sich ja nun einmal eingebürgert — erhoffen und ersehnen. Nicht wachsende
Einsicht und zunehmende brüderliche Gesinnung unter den Völkern verhindern den
Ausbruch eines Krieges; im Gegenteil, nie haben die Zeitumstände klarer gezeigt,
baß nur die nüchterne Abwägung der Machtverhältnisse und die kühle Berechnung
der erreichbaren Gewinnobjekte einzelne Mächte verhindern, die Fackel in den
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