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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Der alte Burckhardt

auf ihre", Diwcin ruht, muß in jenen Zeiten der unaufhörlichen ParteMmpfe und
Scharunitzcl wie eine traurige Ironie erschienen sein

In San Francesco konnte ich einige Bruchstücke seines Bilderzyklus aus dein
Leben der Franziskanermönche studieren. Es ist leider herzlich wenig. Eine redselige
alte Frau die mir in dieser Kirche die Honneurs machte, fand das auch. Sie sprach
nur von'it mio ^mvrogio I^orsnMtti, den sie für den größten Maler Italiens
hielt, und der unheilbare Schmerz ihres Lebens war der Brand im Jahre 1K55.
der so viel von den Kunstwerken ihres Lieblings vernichtet hat. Mit Schauern
der Ehrfurcht zeigte sie mir nachher die Kapellen der noch lebenden Adelsfamilien.
deren Hühner und Gänse" sie mir auftischte. Zum Schluß führte sie mich an die
Grabplatte der armen Pia Tolomei. die der Dautele,er ans dem fünften Gesänge
des Purgatorio kennt. Sie ist unter der Schar der eines gewaltsamen, daher n^
bußfertigen Todes Gestorbnen, da ihr Gemahl Ne lo belin Pwtra sie in einem seiner
Schlösser in der Maremma heimlich hatte toten lassen; man we.ß acht genau ob
aus Eifersucht oder um eine andre heiraten zu können. Darum sagt sie zu Dante:




Der alte Burckhardt
Otto Eduard Schmidt Line Skizze ans dem Erzgebirge von

us dem Warmbach des Bärsgründels und dein Riesengrund-
bächlein strömt ein wenig oberhalb der Ladenmühle in tiefster
Waldeinsamkeit ein etwas größerer Bach, die Biela, zusammen.
Über rotgrünes Porphyrgestein, unter überhängenden Moospolstern
hindurch, aus denen die rote Heide blüht, murmelt sie munter
-"-""-"-"^ dahin; einen Augenblick sich besinnend und sammelnd bildet sie an
der Grenze zwischen dem Wald- und dem Wiesengelände einen träumerischen,
dunkelgrünen Weiher, durcheilt die schmalen Wiesen des untern Hirschsprungcr
Tales und stürzt sich dann in jäherm Gefälle über die Granitblöcke eines hoch¬
stämmigen Buchenwaldes der größern Müglitz entgegen, die sie unterhalb der
altersgrauen Feste Bäreustein ereilt. Ungefähr in der Mitte ihres Laufs bespült
sie ein wundersames Erdenstück. Eine aus dem Bielcital links zur Falkeuhainer
Höhe emporkletternde Bergschlucht bildet um ihrem sich verbreiternden untern Ende
einen spitzwinkligen, sammetgrünen Wiesengrund, dessen sonnige Heiterkeit durch
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yvuen Banane en, me recyrs uno imo" vu-^ ^^..."^ ^."^ un^uuiucn, uno
sanften Lieblichkeit des grünen Flecks zwischen ehren macht diesen Erdenwinkel
so reizvoll, besonders für den, der zur Frühlingszeit von der Falkcnhainer
Höhe kommend wie in einem Zaubertrichter unten in der Tiefe einen grün¬
weißen dreieckigen Teppich für Elfen und Sylphen ausgebreitet sieht.


Grenzboten II 1908 68
Der alte Burckhardt

auf ihre», Diwcin ruht, muß in jenen Zeiten der unaufhörlichen ParteMmpfe und
Scharunitzcl wie eine traurige Ironie erschienen sein

In San Francesco konnte ich einige Bruchstücke seines Bilderzyklus aus dein
Leben der Franziskanermönche studieren. Es ist leider herzlich wenig. Eine redselige
alte Frau die mir in dieser Kirche die Honneurs machte, fand das auch. Sie sprach
nur von'it mio ^mvrogio I^orsnMtti, den sie für den größten Maler Italiens
hielt, und der unheilbare Schmerz ihres Lebens war der Brand im Jahre 1K55.
der so viel von den Kunstwerken ihres Lieblings vernichtet hat. Mit Schauern
der Ehrfurcht zeigte sie mir nachher die Kapellen der noch lebenden Adelsfamilien.
deren Hühner und Gänse" sie mir auftischte. Zum Schluß führte sie mich an die
Grabplatte der armen Pia Tolomei. die der Dautele,er ans dem fünften Gesänge
des Purgatorio kennt. Sie ist unter der Schar der eines gewaltsamen, daher n^
bußfertigen Todes Gestorbnen, da ihr Gemahl Ne lo belin Pwtra sie in einem seiner
Schlösser in der Maremma heimlich hatte toten lassen; man we.ß acht genau ob
aus Eifersucht oder um eine andre heiraten zu können. Darum sagt sie zu Dante:




Der alte Burckhardt
Otto Eduard Schmidt Line Skizze ans dem Erzgebirge von

us dem Warmbach des Bärsgründels und dein Riesengrund-
bächlein strömt ein wenig oberhalb der Ladenmühle in tiefster
Waldeinsamkeit ein etwas größerer Bach, die Biela, zusammen.
Über rotgrünes Porphyrgestein, unter überhängenden Moospolstern
hindurch, aus denen die rote Heide blüht, murmelt sie munter
-»-«»-»-«^ dahin; einen Augenblick sich besinnend und sammelnd bildet sie an
der Grenze zwischen dem Wald- und dem Wiesengelände einen träumerischen,
dunkelgrünen Weiher, durcheilt die schmalen Wiesen des untern Hirschsprungcr
Tales und stürzt sich dann in jäherm Gefälle über die Granitblöcke eines hoch¬
stämmigen Buchenwaldes der größern Müglitz entgegen, die sie unterhalb der
altersgrauen Feste Bäreustein ereilt. Ungefähr in der Mitte ihres Laufs bespült
sie ein wundersames Erdenstück. Eine aus dem Bielcital links zur Falkeuhainer
Höhe emporkletternde Bergschlucht bildet um ihrem sich verbreiternden untern Ende
einen spitzwinkligen, sammetgrünen Wiesengrund, dessen sonnige Heiterkeit durch
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sanften Lieblichkeit des grünen Flecks zwischen ehren macht diesen Erdenwinkel
so reizvoll, besonders für den, der zur Frühlingszeit von der Falkcnhainer
Höhe kommend wie in einem Zaubertrichter unten in der Tiefe einen grün¬
weißen dreieckigen Teppich für Elfen und Sylphen ausgebreitet sieht.


Grenzboten II 1908 68
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[0537] Der alte Burckhardt auf ihre», Diwcin ruht, muß in jenen Zeiten der unaufhörlichen ParteMmpfe und Scharunitzcl wie eine traurige Ironie erschienen sein In San Francesco konnte ich einige Bruchstücke seines Bilderzyklus aus dein Leben der Franziskanermönche studieren. Es ist leider herzlich wenig. Eine redselige alte Frau die mir in dieser Kirche die Honneurs machte, fand das auch. Sie sprach nur von'it mio ^mvrogio I^orsnMtti, den sie für den größten Maler Italiens hielt, und der unheilbare Schmerz ihres Lebens war der Brand im Jahre 1K55. der so viel von den Kunstwerken ihres Lieblings vernichtet hat. Mit Schauern der Ehrfurcht zeigte sie mir nachher die Kapellen der noch lebenden Adelsfamilien. deren Hühner und Gänse" sie mir auftischte. Zum Schluß führte sie mich an die Grabplatte der armen Pia Tolomei. die der Dautele,er ans dem fünften Gesänge des Purgatorio kennt. Sie ist unter der Schar der eines gewaltsamen, daher n^ bußfertigen Todes Gestorbnen, da ihr Gemahl Ne lo belin Pwtra sie in einem seiner Schlösser in der Maremma heimlich hatte toten lassen; man we.ß acht genau ob aus Eifersucht oder um eine andre heiraten zu können. Darum sagt sie zu Dante: Der alte Burckhardt Otto Eduard Schmidt Line Skizze ans dem Erzgebirge von us dem Warmbach des Bärsgründels und dein Riesengrund- bächlein strömt ein wenig oberhalb der Ladenmühle in tiefster Waldeinsamkeit ein etwas größerer Bach, die Biela, zusammen. Über rotgrünes Porphyrgestein, unter überhängenden Moospolstern hindurch, aus denen die rote Heide blüht, murmelt sie munter -»-«»-»-«^ dahin; einen Augenblick sich besinnend und sammelnd bildet sie an der Grenze zwischen dem Wald- und dem Wiesengelände einen träumerischen, dunkelgrünen Weiher, durcheilt die schmalen Wiesen des untern Hirschsprungcr Tales und stürzt sich dann in jäherm Gefälle über die Granitblöcke eines hoch¬ stämmigen Buchenwaldes der größern Müglitz entgegen, die sie unterhalb der altersgrauen Feste Bäreustein ereilt. Ungefähr in der Mitte ihres Laufs bespült sie ein wundersames Erdenstück. Eine aus dem Bielcital links zur Falkeuhainer Höhe emporkletternde Bergschlucht bildet um ihrem sich verbreiternden untern Ende einen spitzwinkligen, sammetgrünen Wiesengrund, dessen sonnige Heiterkeit durch ^ '....... ^>us^ol^,»„^»„ yvuen Banane en, me recyrs uno imo» vu-^ ^^...»^ ^.»^ un^uuiucn, uno sanften Lieblichkeit des grünen Flecks zwischen ehren macht diesen Erdenwinkel so reizvoll, besonders für den, der zur Frühlingszeit von der Falkcnhainer Höhe kommend wie in einem Zaubertrichter unten in der Tiefe einen grün¬ weißen dreieckigen Teppich für Elfen und Sylphen ausgebreitet sieht. Grenzboten II 1908 68

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/537>, abgerufen am 24.07.2024.