Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.Die Kulturgrundlagen der russischen und der japanischen Literatur Die Besprechung der Akademie zu Jena greift schon mehr in das wissen¬ Die Kulturgrundlagen der russischen und der japanischen Literatur R. Dieterich von se man sich darüber einig, daß der russisch-japanische Krieg und In den Grundlagen der Kulturen Rußlands und Japans beobachten wir Die Kulturgrundlagen der russischen und der japanischen Literatur Die Besprechung der Akademie zu Jena greift schon mehr in das wissen¬ Die Kulturgrundlagen der russischen und der japanischen Literatur R. Dieterich von se man sich darüber einig, daß der russisch-japanische Krieg und In den Grundlagen der Kulturen Rußlands und Japans beobachten wir <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0423" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/312108"/> <fw type="header" place="top"> Die Kulturgrundlagen der russischen und der japanischen Literatur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1687"> Die Besprechung der Akademie zu Jena greift schon mehr in das wissen¬<lb/> schaftlich-literarische Gebiet hinüber und braucht uns deshalb hier nicht zu<lb/> beschäftigen. Auch gehörte diese Anstalt ja nur zum Teil zu Weimar, da sie<lb/> von vier ernestinischen Fürsten unterhalten wurde. Aber auch hier verrät die<lb/> Überfülle der Gebote und Verbote, wie schwer es den nutritoros wurde, mit der<lb/> zum Teil recht leichtsinnigen und gewalttätiger Jugend fertig zu werden und<lb/> den Geist einer neuen Zeit, der sich zunächst in rohen und abstoßenden Formen<lb/><note type="byline"> Julius R. Haarhaus</note> geltend zu machen begann, im Zaume zu halten. </p><lb/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341887_311740/figures/grenzboten_341887_311740_312108_004.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Kulturgrundlagen<lb/> der russischen und der japanischen Literatur<lb/><note type="byline"> R. Dieterich</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_1688"> se man sich darüber einig, daß der russisch-japanische Krieg und<lb/> sein Ausgang nichts Geringeres bedeutet als einen Sieg des öst¬<lb/> lichen Asiens über das östliche Europa, so wird es lehrreich sein,<lb/> zu untersuchen, wie sich das geistig-seelische Leben beider Völker<lb/> zueinander verhält, und ob dieses schon die Ansätze zu den Er¬<lb/> gebnissen erkennen läßt, die die Kulturüberlegenheit der Japaner gegenüber den<lb/> Russen offenbart haben. Eine Gegenüberstellung der russischen und der japa¬<lb/> nischen literarischen Kultur und ihrer Grundlagen wird zur Lösung dieser Frage<lb/> vielleicht einiges beitragen. Eine willkommne Gelegenheit zu einer solchen<lb/> Gegenüberstellung bieten uns die beiden neuesten Darstellungen der russischen<lb/> und der japanischen Literatur, die in dem großen und mustergiltigen Sammel¬<lb/> werk der „Literaturen des Ostens" in Amelangs Verlag erschienen sind, be¬<lb/> arbeitet von zwei so bedeutenden Fachmännern wie Al. Bruckner in Berlin und<lb/> K. Florenz in Tokio. Durch Heraushebung zweier charakteristischer Literaturen<lb/> des europäischen und des asiatischen Ostens soll dem Leser zugleich eine Probe<lb/> des dankenswerten Unternehmens vorgeführt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1689" next="#ID_1690"> In den Grundlagen der Kulturen Rußlands und Japans beobachten wir<lb/> zunächst einige hervorstechende Übereinstimmungen. Beide ruhen auf einer ältern,<lb/> höhern Kultur, die ihrerseits durch ihre Abkömmlinge überholt, ja überwunden<lb/> worden ist: ist die russische Kultur ein Kind der byzantinischen, so die japanische<lb/> ein Kind der chinesischen Kultur. China und Byzanz pflegt man ja gern zu¬<lb/> sammenzustellen als Jubegriffe aller geistigen Stabilität und Sterilität. Wie<lb/> Hütten sie aber dann so kulturzeugend wirken können? Diese Frage zu be¬<lb/> antworten, ist hier nicht unsre Aufgabe; wer sich darüber unterrichten will,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0423]
Die Kulturgrundlagen der russischen und der japanischen Literatur
Die Besprechung der Akademie zu Jena greift schon mehr in das wissen¬
schaftlich-literarische Gebiet hinüber und braucht uns deshalb hier nicht zu
beschäftigen. Auch gehörte diese Anstalt ja nur zum Teil zu Weimar, da sie
von vier ernestinischen Fürsten unterhalten wurde. Aber auch hier verrät die
Überfülle der Gebote und Verbote, wie schwer es den nutritoros wurde, mit der
zum Teil recht leichtsinnigen und gewalttätiger Jugend fertig zu werden und
den Geist einer neuen Zeit, der sich zunächst in rohen und abstoßenden Formen
Julius R. Haarhaus geltend zu machen begann, im Zaume zu halten.
[Abbildung]
Die Kulturgrundlagen
der russischen und der japanischen Literatur
R. Dieterich von
se man sich darüber einig, daß der russisch-japanische Krieg und
sein Ausgang nichts Geringeres bedeutet als einen Sieg des öst¬
lichen Asiens über das östliche Europa, so wird es lehrreich sein,
zu untersuchen, wie sich das geistig-seelische Leben beider Völker
zueinander verhält, und ob dieses schon die Ansätze zu den Er¬
gebnissen erkennen läßt, die die Kulturüberlegenheit der Japaner gegenüber den
Russen offenbart haben. Eine Gegenüberstellung der russischen und der japa¬
nischen literarischen Kultur und ihrer Grundlagen wird zur Lösung dieser Frage
vielleicht einiges beitragen. Eine willkommne Gelegenheit zu einer solchen
Gegenüberstellung bieten uns die beiden neuesten Darstellungen der russischen
und der japanischen Literatur, die in dem großen und mustergiltigen Sammel¬
werk der „Literaturen des Ostens" in Amelangs Verlag erschienen sind, be¬
arbeitet von zwei so bedeutenden Fachmännern wie Al. Bruckner in Berlin und
K. Florenz in Tokio. Durch Heraushebung zweier charakteristischer Literaturen
des europäischen und des asiatischen Ostens soll dem Leser zugleich eine Probe
des dankenswerten Unternehmens vorgeführt werden.
In den Grundlagen der Kulturen Rußlands und Japans beobachten wir
zunächst einige hervorstechende Übereinstimmungen. Beide ruhen auf einer ältern,
höhern Kultur, die ihrerseits durch ihre Abkömmlinge überholt, ja überwunden
worden ist: ist die russische Kultur ein Kind der byzantinischen, so die japanische
ein Kind der chinesischen Kultur. China und Byzanz pflegt man ja gern zu¬
sammenzustellen als Jubegriffe aller geistigen Stabilität und Sterilität. Wie
Hütten sie aber dann so kulturzeugend wirken können? Diese Frage zu be¬
antworten, ist hier nicht unsre Aufgabe; wer sich darüber unterrichten will,
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