Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Lrnst Abbe Endlich wäre zu erwägen, in welcher Form die staatliche Behörde die Adolf Barrels, der uns in den Monographien zur deutschen Kultur¬ R. Art.^g Lrnst Abbe i s gibt heutzutage Menschen, die mau als die modernen Heiligen Lrnst Abbe Endlich wäre zu erwägen, in welcher Form die staatliche Behörde die Adolf Barrels, der uns in den Monographien zur deutschen Kultur¬ R. Art.^g Lrnst Abbe i s gibt heutzutage Menschen, die mau als die modernen Heiligen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0510" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302498"/> <fw type="header" place="top"> Lrnst Abbe</fw><lb/> <p xml:id="ID_2240"> Endlich wäre zu erwägen, in welcher Form die staatliche Behörde die<lb/> Erklärung abzugeben habe, von der der Verkauf oder das Verbot abhängen<lb/> soll. Man wird am ersten an die sogenannten Unschüdlichkeitszeugnisse<lb/> denken, die jetzt von den Generalkommissionen ausgegeben werden, wenn kleine<lb/> Parzellen von einem mit Hypotheken belasteten Besitztum abverkauft werden.<lb/> Darin wird dem Grundbuchrichter bekundet, daß solche Parzellen ohne be¬<lb/> sondre Freigabeerklürung der Gläubiger lasten- und hypothekenfrei abgeschrieben<lb/> werden dürfen. In ähnlicher Form müßte dem Grundbuchamt ein Zeugnis<lb/> des Inhalts vorgelegt werden, daß das Grundstück unbeschadet der Aufsaugung<lb/> des bäuerlichen Besitzes ausgelassen werden darf. Fehlt dann ein derartiges<lb/> Zeugnis, so wird die Auflassung verweigert, sobald ein städtischer Großkapitalist<lb/> kaufen und die Eintragung in das Grundbuch bewirken will. Doch für diese<lb/> Einzelfragen würden sich wohl befriedigende Lösungen finden lassen, wenn die<lb/> Sache selbst durchführbar wäre und Aussicht ans Erfolg hätte. Aber davon<lb/> ist wohl, wenn die vorstehenden Erörterungen zutreffen, nicht zu denken. Das<lb/> Bestreben der Antragsteller ist anerkennenswert, aber das Mittel wohl nicht<lb/> das richtige. Ob es überhaupt ein solches allgemein brauchbares und wirk¬<lb/> sames gibt, mag bezweifelt werden; die Zeitströmung läßt sich nnn einmal<lb/> durch Gesetze nicht eindämmen, und kleinliche Mittel werden hinweggeschwemmt,<lb/> wenn sie nicht auf festem Boden stehen und im Volkswillen begründet sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_2241"> Adolf Barrels, der uns in den Monographien zur deutschen Kultur¬<lb/> geschichte den Bauer in der deutscheu Vergangenheit geschildert hat, schließt<lb/> sein hübsches Buch mit den zuversichtlichen Worten: „Wohl spricht man anch<lb/> jetzt noch von dem Bauernstande als einer untergehenden Welt, wohl meint<lb/> mau immer uoch, daß die Bauernwirtschaft der in industrieller Weise betricbnen<lb/> Großwirtschaft einst werde weichen müssen, aber die tatsächlichen Verhältnisse<lb/> zeigen doch immer deutlicher an, daß da uur der Wunsch der Vater des Ge¬<lb/> dankens ist. Die Zeitbewcgung geht jetzt unzweifelhaft gegen den industriellen<lb/> Radiknlismns, und es steht zu hoffen, daß noch jahrhundertelang der deutsche<lb/> Bauernstand den unerschöpflichen Boden deutscher Volkskraft bilden werde."</p><lb/> <note type="byline"> R. Art.^g</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Lrnst Abbe</head><lb/> <p xml:id="ID_2242" next="#ID_2243"> i s gibt heutzutage Menschen, die mau als die modernen Heiligen<lb/> bezeichnen darf. Ein Heiliger ist ein Mann, den Gott — die<lb/> alten Griechen sagten: ein Gott, unsre Modernen ziehen vor:<lb/> eine Idee — in dem Grade erfüllt und beherrscht, daß der<lb/> ^ Enthusiast nur noch als Werkzeug seines Daimonions zu denken,<lb/> zu fühlen, zu handeln vermag, daß seine Individualität in dieser Seele seiner<lb/> Seele untergeht oder doch in vollkommner Harmonie mit ihr lebt. ErnstWM<lb/> MW</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0510]
Lrnst Abbe
Endlich wäre zu erwägen, in welcher Form die staatliche Behörde die
Erklärung abzugeben habe, von der der Verkauf oder das Verbot abhängen
soll. Man wird am ersten an die sogenannten Unschüdlichkeitszeugnisse
denken, die jetzt von den Generalkommissionen ausgegeben werden, wenn kleine
Parzellen von einem mit Hypotheken belasteten Besitztum abverkauft werden.
Darin wird dem Grundbuchrichter bekundet, daß solche Parzellen ohne be¬
sondre Freigabeerklürung der Gläubiger lasten- und hypothekenfrei abgeschrieben
werden dürfen. In ähnlicher Form müßte dem Grundbuchamt ein Zeugnis
des Inhalts vorgelegt werden, daß das Grundstück unbeschadet der Aufsaugung
des bäuerlichen Besitzes ausgelassen werden darf. Fehlt dann ein derartiges
Zeugnis, so wird die Auflassung verweigert, sobald ein städtischer Großkapitalist
kaufen und die Eintragung in das Grundbuch bewirken will. Doch für diese
Einzelfragen würden sich wohl befriedigende Lösungen finden lassen, wenn die
Sache selbst durchführbar wäre und Aussicht ans Erfolg hätte. Aber davon
ist wohl, wenn die vorstehenden Erörterungen zutreffen, nicht zu denken. Das
Bestreben der Antragsteller ist anerkennenswert, aber das Mittel wohl nicht
das richtige. Ob es überhaupt ein solches allgemein brauchbares und wirk¬
sames gibt, mag bezweifelt werden; die Zeitströmung läßt sich nnn einmal
durch Gesetze nicht eindämmen, und kleinliche Mittel werden hinweggeschwemmt,
wenn sie nicht auf festem Boden stehen und im Volkswillen begründet sind.
Adolf Barrels, der uns in den Monographien zur deutschen Kultur¬
geschichte den Bauer in der deutscheu Vergangenheit geschildert hat, schließt
sein hübsches Buch mit den zuversichtlichen Worten: „Wohl spricht man anch
jetzt noch von dem Bauernstande als einer untergehenden Welt, wohl meint
mau immer uoch, daß die Bauernwirtschaft der in industrieller Weise betricbnen
Großwirtschaft einst werde weichen müssen, aber die tatsächlichen Verhältnisse
zeigen doch immer deutlicher an, daß da uur der Wunsch der Vater des Ge¬
dankens ist. Die Zeitbewcgung geht jetzt unzweifelhaft gegen den industriellen
Radiknlismns, und es steht zu hoffen, daß noch jahrhundertelang der deutsche
Bauernstand den unerschöpflichen Boden deutscher Volkskraft bilden werde."
R. Art.^g
Lrnst Abbe
i s gibt heutzutage Menschen, die mau als die modernen Heiligen
bezeichnen darf. Ein Heiliger ist ein Mann, den Gott — die
alten Griechen sagten: ein Gott, unsre Modernen ziehen vor:
eine Idee — in dem Grade erfüllt und beherrscht, daß der
^ Enthusiast nur noch als Werkzeug seines Daimonions zu denken,
zu fühlen, zu handeln vermag, daß seine Individualität in dieser Seele seiner
Seele untergeht oder doch in vollkommner Harmonie mit ihr lebt. ErnstWM
MW
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