Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Die Selbständigkeitsbewegung in Indien undertfünfzig Jahre herrschen die Engländer in Kalkutta. Erst , Beim Ausbruch des Aufstandes schützte man die Bevölkerung des cmglo- Grenzboten II 1907 63
Die Selbständigkeitsbewegung in Indien undertfünfzig Jahre herrschen die Engländer in Kalkutta. Erst , Beim Ausbruch des Aufstandes schützte man die Bevölkerung des cmglo- Grenzboten II 1907 63
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0493" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302481"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341885_301987/figures/grenzboten_341885_301987_302481_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Die Selbständigkeitsbewegung in Indien</head><lb/> <p xml:id="ID_2190"> undertfünfzig Jahre herrschen die Engländer in Kalkutta. Erst<lb/> allmählich fügte sich Hindostan der fremden Gewalt. Seit 1817<lb/> ist die Eroberung im wesentlichen vollendet. Doch erst in dem<lb/> großen Aufstände von 1857 erreichten die Widerstandszuckungen<lb/> —l ihr Ende. Ein halbes Jahrhundert war seit jener erschütternden<lb/> Katastrophe am 10. Ma dieses Jahres verflossen, als neue Bewegungen die<lb/> 'Mnerung an jene Zeit wachriefen und auch Besorgnisse erzeugten, als ob die<lb/> "elem Hunderte von Millionen, die sich seitdem freiwillig dem fremden Regiment<lb/> »esugt hatten, wohl einmal wieder ihre Kräfte mit denen der Engländer<lb/> '"essen möchten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2191" next="#ID_2192"> , Beim Ausbruch des Aufstandes schützte man die Bevölkerung des cmglo-<lb/> wdlschen Reiches auf 175 Millionen Seelen, darunter etwa 25 Millionen in<lb/> ^ ^allenstaaten. Landesherr war noch nicht der britische Staat, sondern eine<lb/> Aktiengesellschaft, die Ostindische Kompagnie. Sie verfügte über ein Heer von<lb/> ^0 000 Mann, unter denen man 50000 Europäer zählte, keineswegs die besten<lb/> einende der weißen Nasse. Die eingebogen Truppen bestanden aus Hindus<lb/> ""d Mohammedanern. Die englische Verwaltung brachte durch an sich ruhen-<lb/> "che aber auch durch unbesonnene Maßregeln das Kunststück fertig, die beiden<lb/> großen Religionsgemeinschaften untereinander zu versöhnen und gegen die<lb/> Engländer aufzubringen. Man hatte die Hindus durch löbliche Neuerungen,<lb/> ^erbot des Kindermordes und der Witwenverbrennung, Einführung von<lb/> Mädchenschulen und Impfzwang aufgeregt. Die Mohammedaner waren politisch<lb/> erbittert durch die Vernichtung ihrer selbständigen Staaten. Beide entrüstete<lb/> man aufs höchste, indem man den Soldaten Patronen gab, die mit Tierfett<lb/> ^schmiert waren. Die Hindus glaubten, das Fett komme von dem ihnen<lb/> Öligen Rinde, die Mohammedaner entsetzten sich über die ihnen zugemutete<lb/> Verunreinigung mit dem Schwein. Es bildete sich eine Verschwörung aus, die<lb/> I.chon vor dem 10. Mai 1857 hier und da zum Ausbruch kam, die jedoch<lb/> überwältigt schien. An jenem Tage aber brach es explosionsartig los. Die</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1907 63</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0493]
[Abbildung]
Die Selbständigkeitsbewegung in Indien
undertfünfzig Jahre herrschen die Engländer in Kalkutta. Erst
allmählich fügte sich Hindostan der fremden Gewalt. Seit 1817
ist die Eroberung im wesentlichen vollendet. Doch erst in dem
großen Aufstände von 1857 erreichten die Widerstandszuckungen
—l ihr Ende. Ein halbes Jahrhundert war seit jener erschütternden
Katastrophe am 10. Ma dieses Jahres verflossen, als neue Bewegungen die
'Mnerung an jene Zeit wachriefen und auch Besorgnisse erzeugten, als ob die
"elem Hunderte von Millionen, die sich seitdem freiwillig dem fremden Regiment
»esugt hatten, wohl einmal wieder ihre Kräfte mit denen der Engländer
'"essen möchten.
, Beim Ausbruch des Aufstandes schützte man die Bevölkerung des cmglo-
wdlschen Reiches auf 175 Millionen Seelen, darunter etwa 25 Millionen in
^ ^allenstaaten. Landesherr war noch nicht der britische Staat, sondern eine
Aktiengesellschaft, die Ostindische Kompagnie. Sie verfügte über ein Heer von
^0 000 Mann, unter denen man 50000 Europäer zählte, keineswegs die besten
einende der weißen Nasse. Die eingebogen Truppen bestanden aus Hindus
""d Mohammedanern. Die englische Verwaltung brachte durch an sich ruhen-
"che aber auch durch unbesonnene Maßregeln das Kunststück fertig, die beiden
großen Religionsgemeinschaften untereinander zu versöhnen und gegen die
Engländer aufzubringen. Man hatte die Hindus durch löbliche Neuerungen,
^erbot des Kindermordes und der Witwenverbrennung, Einführung von
Mädchenschulen und Impfzwang aufgeregt. Die Mohammedaner waren politisch
erbittert durch die Vernichtung ihrer selbständigen Staaten. Beide entrüstete
man aufs höchste, indem man den Soldaten Patronen gab, die mit Tierfett
^schmiert waren. Die Hindus glaubten, das Fett komme von dem ihnen
Öligen Rinde, die Mohammedaner entsetzten sich über die ihnen zugemutete
Verunreinigung mit dem Schwein. Es bildete sich eine Verschwörung aus, die
I.chon vor dem 10. Mai 1857 hier und da zum Ausbruch kam, die jedoch
überwältigt schien. An jenem Tage aber brach es explosionsartig los. Die
Grenzboten II 1907 63
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |