Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.pfarrergestalten in neuern Dichterwerken Man sieht, wie ich hoffe, schon aus diesem Wenigen, daß in diesem Buche pfarrergestalten in neuern Dichterwerken Heinrich vanneil von in >s ist auffallend, wie häufig jetzt Pfarrer im Mittelpunkt von Werke der ersten Art werden natürlich außerhalb der Grenzpfähle katho¬ pfarrergestalten in neuern Dichterwerken Man sieht, wie ich hoffe, schon aus diesem Wenigen, daß in diesem Buche pfarrergestalten in neuern Dichterwerken Heinrich vanneil von in >s ist auffallend, wie häufig jetzt Pfarrer im Mittelpunkt von Werke der ersten Art werden natürlich außerhalb der Grenzpfähle katho¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0362" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302350"/> <fw type="header" place="top"> pfarrergestalten in neuern Dichterwerken</fw><lb/> <p xml:id="ID_1546"> Man sieht, wie ich hoffe, schon aus diesem Wenigen, daß in diesem Buche<lb/> über Lessing weit mehr zu finden ist als eine bloße Darstellung seiner An¬<lb/> sichten. Es ist, wie alle Schriften Schrempfs, wie zum Beispiel auch sein<lb/> „Martin Luther", der so manche Verwandtschaft mit dieser neuen Arbeit auf¬<lb/> weist, ein durch und durch erlebtes Buch; und gerade weil der Verfasser alles<lb/> das, was Lessing so stark beschäftigt hat, selbst durcherlebt und immer wieder<lb/> durchgedacht hat, vermag er aus Lessings oft sehr „exoterischer" Ausdrucks¬<lb/> weise die „esoterischen", wesentlichen Elemente herauszuschälen und mit einer<lb/> bisher kaum erreichten Klarheit die innern Verbindungsfäden in den fragmen¬<lb/> tarischen Arbeiten aufzuzeigen. Es ist unter diesen Umständen durchaus natürlich<lb/> und kann nur erfreuliche Früchte zeitigen, daß er bei einer solchen intensiven<lb/> Einfühlung in Lessings Geist und bei so vielen Berührungspunkten in Charakter<lb/> und Denken die Linien, die Lessing bloß angefangen hat, an manchen Punkten<lb/> vollendet, vollendet in demselben Geist dämonischer Wahrheitsliebe, den er<lb/> seinem Helden nachrühmt. Mag dabei manches stark Subjektive mit unter¬<lb/> laufen — das bedeutet nichts gegenüber dem großen Gewinn, daß wir auf<lb/> diese Weise mit Macht hineingezogen werden in das innere Leben eines unsrer<lb/><note type="byline"> or. Mohr i</note> größten und besten Geister. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> pfarrergestalten in neuern Dichterwerken<lb/><note type="byline"> Heinrich vanneil </note> von in</head><lb/> <p xml:id="ID_1547"> >s ist auffallend, wie häufig jetzt Pfarrer im Mittelpunkt von<lb/> Dichterwerken stehn. Es gilt das für Pfarrer beider christlichen<lb/> Hauptkonfessionen. Wie die katholische Kirche das Feststehende<lb/> repräsentiert, so ist Wohl auch im allgemeinen die Schätzung des<lb/> I katholischen Priesters dieselbe geblieben. Nach der Lehre der<lb/> katholischen Kirche wird ja der Priester durch die Weihe über die andern<lb/> Menschen erhoben, sodaß noch heute in gutkatholischen Dichterwerken der Priester<lb/> oft mit etwas übermenschlich idealen Zügen gezeichnet wird. Wenn nun, zumal<lb/> in Österreich, weite Kreise jetzt der alten Kirche kritisch, ja ablehnend gegen-<lb/> überstehn, so erklärt es sich, daß viele sich bemüht haben, das innere Leben des<lb/> Priesters, seine Freuden und seine Leiden rein menschlich zu verstehn. Bei der<lb/> augenblicklichen Lage ist es nur zu verständlich, daß mit besondrer Vorliebe<lb/> Priester betrachtet worden sind, die durch verschuldete oder unverschuldete<lb/> Differenzen mit der herrschenden Richtung in innere Nöte gekommen waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1548" next="#ID_1549"> Werke der ersten Art werden natürlich außerhalb der Grenzpfähle katho¬<lb/> lischen Kirchentums selten beachtet werden. Um des Verfassers willen verdient<lb/> vielleicht das Werk von Arthur Achleitner „Der Eiskaplan" Beachtung, eine Er¬<lb/> zählung aus dem Hochgebirge (Mainz, Kirchheim, 1904. 233 Seiten. 2,50 Mark).</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0362]
pfarrergestalten in neuern Dichterwerken
Man sieht, wie ich hoffe, schon aus diesem Wenigen, daß in diesem Buche
über Lessing weit mehr zu finden ist als eine bloße Darstellung seiner An¬
sichten. Es ist, wie alle Schriften Schrempfs, wie zum Beispiel auch sein
„Martin Luther", der so manche Verwandtschaft mit dieser neuen Arbeit auf¬
weist, ein durch und durch erlebtes Buch; und gerade weil der Verfasser alles
das, was Lessing so stark beschäftigt hat, selbst durcherlebt und immer wieder
durchgedacht hat, vermag er aus Lessings oft sehr „exoterischer" Ausdrucks¬
weise die „esoterischen", wesentlichen Elemente herauszuschälen und mit einer
bisher kaum erreichten Klarheit die innern Verbindungsfäden in den fragmen¬
tarischen Arbeiten aufzuzeigen. Es ist unter diesen Umständen durchaus natürlich
und kann nur erfreuliche Früchte zeitigen, daß er bei einer solchen intensiven
Einfühlung in Lessings Geist und bei so vielen Berührungspunkten in Charakter
und Denken die Linien, die Lessing bloß angefangen hat, an manchen Punkten
vollendet, vollendet in demselben Geist dämonischer Wahrheitsliebe, den er
seinem Helden nachrühmt. Mag dabei manches stark Subjektive mit unter¬
laufen — das bedeutet nichts gegenüber dem großen Gewinn, daß wir auf
diese Weise mit Macht hineingezogen werden in das innere Leben eines unsrer
or. Mohr i größten und besten Geister.
pfarrergestalten in neuern Dichterwerken
Heinrich vanneil von in
>s ist auffallend, wie häufig jetzt Pfarrer im Mittelpunkt von
Dichterwerken stehn. Es gilt das für Pfarrer beider christlichen
Hauptkonfessionen. Wie die katholische Kirche das Feststehende
repräsentiert, so ist Wohl auch im allgemeinen die Schätzung des
I katholischen Priesters dieselbe geblieben. Nach der Lehre der
katholischen Kirche wird ja der Priester durch die Weihe über die andern
Menschen erhoben, sodaß noch heute in gutkatholischen Dichterwerken der Priester
oft mit etwas übermenschlich idealen Zügen gezeichnet wird. Wenn nun, zumal
in Österreich, weite Kreise jetzt der alten Kirche kritisch, ja ablehnend gegen-
überstehn, so erklärt es sich, daß viele sich bemüht haben, das innere Leben des
Priesters, seine Freuden und seine Leiden rein menschlich zu verstehn. Bei der
augenblicklichen Lage ist es nur zu verständlich, daß mit besondrer Vorliebe
Priester betrachtet worden sind, die durch verschuldete oder unverschuldete
Differenzen mit der herrschenden Richtung in innere Nöte gekommen waren.
Werke der ersten Art werden natürlich außerhalb der Grenzpfähle katho¬
lischen Kirchentums selten beachtet werden. Um des Verfassers willen verdient
vielleicht das Werk von Arthur Achleitner „Der Eiskaplan" Beachtung, eine Er¬
zählung aus dem Hochgebirge (Mainz, Kirchheim, 1904. 233 Seiten. 2,50 Mark).
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