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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Elizabeth Percy

waffneten Soldaten neben der Tür. Vor ihnen allen, den Rücken dem flammenden
Feuer im Kamin zugewandt, saß der weißhaarige Lautenspieler, der Veteran von
Marston Moor und Irland. Er saß da, gebeugt und alt, das hölzerne Bein
vorgestreckt, sein Gesicht vor Eifer und Anstrengung rot; neben ihm am Boden lag
sein verschlissener flacher Hut, in den so viele gute Menschen gleichgiltig ihre
Kupfermünzen geworfen hatten, aber auf dessen Boden jetzt des armen Harry Percy
zwei blanke Goldstücke schimmerten.

Das Lied von Heißsporn war kaum beendet, als aus der Küche her ein ge¬
waltiges Geräusch, ein Lärm -- viele Stimmen -- hereindrang, eine davon
klarer und befehlerischer als die andern. Die Tür tat sich auf, und über die hohe
Schwelle trat ein vornehmer reisender Herr mit Goldtressen auf seinem scharlach¬
roten Rock, gewaltige weiße Straußenfedern auf dem Hut, die, als er den Kopf
entblößte, über den Boden des Zimmers hinfegten.

Alle Anwesenden richteten ihre Augen auf ihn, hinter ihm sah man zwei
andre Männer. Lady Sophia vergaß völlig ihre Pagenkleidung, sprang auf und
ging dem fremden Herrn entgegen. Sie war dunkelrot vor Freude geworden.

Ihr, sagte sie verwundert. Ihr? Seid Ihr zurückgekommen?

Nein, welch eine Überraschung, Madame -- er breitete beide Hände aus,
ganz wie ein Franzose getan haben würde. Welch ein Zusammentreffen! Ich lange
mit einem Schiff aus meinem Heimatlande in Newcastle an, reise sofort bis Aork
und ... Er beugte sich über ihre Hand: Vous voM, Sophie -- vous mßms!

Lady Sophia hatte niemals so gut ausgesehen mit einem feinen Erröten der
Wangen, mit strahlenden Augen, glücklich, sodaß sie zitterte. Lady Elizabeth hatte
sich wie die andern vorgebeugt -- sie betrachtete aufmerksam verwundert die Be¬
gegnung ihrer Base mit dem strahlenden Fremden, und ganz natürlich, wie eine
souveräne Fürstin, die das Recht hat, alles zu wissen, fragte sie laut und langsam:
Wer ist denn das, Cousine Sophia?

Lady Sophia wandte sich um. Ebenso laut, bereitwillig erklärend, fast mit
Triumph in der Stimme antwortete sie:

Das ist der vielbesvrochne schwedische Graf, den Seine Majestät König Karl
seinen Mama-miMon zu nennen pflegt.

Der Fremde verneigte sich tief, als sie König Karls des Zweiten Namen
aussprach -- Graf Karl Johann Königsmark.


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Den "vielbesprochnen" schwedischen Grafen hatte Lady Sophia Karl Königs-
-nark genannt. Und obwohl selbst die wenig welterfahrne Elizabeth Percy sehen
k°unde. daß sie in bezug auf ihn parteiisch war. mußte sie doch als sie späterhin
"in Abend im Schlafzimmer der Base diese neugierig nach dem fremden Kavalier
ausfragte, aestelin daß sie wirklich ein Recht hatte, ihn so zu nennen. Das war
^ um damit zu Prahlen, als der strunMnnige
"Ub einfältige Sir Thomas, den Lady Sophia doch, solange dle Werbung :in
Gange war. bis in die Wolken erhoben hatte.

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Elizabeth Percy

waffneten Soldaten neben der Tür. Vor ihnen allen, den Rücken dem flammenden
Feuer im Kamin zugewandt, saß der weißhaarige Lautenspieler, der Veteran von
Marston Moor und Irland. Er saß da, gebeugt und alt, das hölzerne Bein
vorgestreckt, sein Gesicht vor Eifer und Anstrengung rot; neben ihm am Boden lag
sein verschlissener flacher Hut, in den so viele gute Menschen gleichgiltig ihre
Kupfermünzen geworfen hatten, aber auf dessen Boden jetzt des armen Harry Percy
zwei blanke Goldstücke schimmerten.

Das Lied von Heißsporn war kaum beendet, als aus der Küche her ein ge¬
waltiges Geräusch, ein Lärm — viele Stimmen — hereindrang, eine davon
klarer und befehlerischer als die andern. Die Tür tat sich auf, und über die hohe
Schwelle trat ein vornehmer reisender Herr mit Goldtressen auf seinem scharlach¬
roten Rock, gewaltige weiße Straußenfedern auf dem Hut, die, als er den Kopf
entblößte, über den Boden des Zimmers hinfegten.

Alle Anwesenden richteten ihre Augen auf ihn, hinter ihm sah man zwei
andre Männer. Lady Sophia vergaß völlig ihre Pagenkleidung, sprang auf und
ging dem fremden Herrn entgegen. Sie war dunkelrot vor Freude geworden.

Ihr, sagte sie verwundert. Ihr? Seid Ihr zurückgekommen?

Nein, welch eine Überraschung, Madame — er breitete beide Hände aus,
ganz wie ein Franzose getan haben würde. Welch ein Zusammentreffen! Ich lange
mit einem Schiff aus meinem Heimatlande in Newcastle an, reise sofort bis Aork
und ... Er beugte sich über ihre Hand: Vous voM, Sophie — vous mßms!

Lady Sophia hatte niemals so gut ausgesehen mit einem feinen Erröten der
Wangen, mit strahlenden Augen, glücklich, sodaß sie zitterte. Lady Elizabeth hatte
sich wie die andern vorgebeugt — sie betrachtete aufmerksam verwundert die Be¬
gegnung ihrer Base mit dem strahlenden Fremden, und ganz natürlich, wie eine
souveräne Fürstin, die das Recht hat, alles zu wissen, fragte sie laut und langsam:
Wer ist denn das, Cousine Sophia?

Lady Sophia wandte sich um. Ebenso laut, bereitwillig erklärend, fast mit
Triumph in der Stimme antwortete sie:

Das ist der vielbesvrochne schwedische Graf, den Seine Majestät König Karl
seinen Mama-miMon zu nennen pflegt.

Der Fremde verneigte sich tief, als sie König Karls des Zweiten Namen
aussprach — Graf Karl Johann Königsmark.


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Den „vielbesprochnen" schwedischen Grafen hatte Lady Sophia Karl Königs-
-nark genannt. Und obwohl selbst die wenig welterfahrne Elizabeth Percy sehen
k°unde. daß sie in bezug auf ihn parteiisch war. mußte sie doch als sie späterhin
«in Abend im Schlafzimmer der Base diese neugierig nach dem fremden Kavalier
ausfragte, aestelin daß sie wirklich ein Recht hatte, ihn so zu nennen. Das war
^ um damit zu Prahlen, als der strunMnnige
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Gange war. bis in die Wolken erhoben hatte.

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[0379] Elizabeth Percy waffneten Soldaten neben der Tür. Vor ihnen allen, den Rücken dem flammenden Feuer im Kamin zugewandt, saß der weißhaarige Lautenspieler, der Veteran von Marston Moor und Irland. Er saß da, gebeugt und alt, das hölzerne Bein vorgestreckt, sein Gesicht vor Eifer und Anstrengung rot; neben ihm am Boden lag sein verschlissener flacher Hut, in den so viele gute Menschen gleichgiltig ihre Kupfermünzen geworfen hatten, aber auf dessen Boden jetzt des armen Harry Percy zwei blanke Goldstücke schimmerten. Das Lied von Heißsporn war kaum beendet, als aus der Küche her ein ge¬ waltiges Geräusch, ein Lärm — viele Stimmen — hereindrang, eine davon klarer und befehlerischer als die andern. Die Tür tat sich auf, und über die hohe Schwelle trat ein vornehmer reisender Herr mit Goldtressen auf seinem scharlach¬ roten Rock, gewaltige weiße Straußenfedern auf dem Hut, die, als er den Kopf entblößte, über den Boden des Zimmers hinfegten. Alle Anwesenden richteten ihre Augen auf ihn, hinter ihm sah man zwei andre Männer. Lady Sophia vergaß völlig ihre Pagenkleidung, sprang auf und ging dem fremden Herrn entgegen. Sie war dunkelrot vor Freude geworden. Ihr, sagte sie verwundert. Ihr? Seid Ihr zurückgekommen? Nein, welch eine Überraschung, Madame — er breitete beide Hände aus, ganz wie ein Franzose getan haben würde. Welch ein Zusammentreffen! Ich lange mit einem Schiff aus meinem Heimatlande in Newcastle an, reise sofort bis Aork und ... Er beugte sich über ihre Hand: Vous voM, Sophie — vous mßms! Lady Sophia hatte niemals so gut ausgesehen mit einem feinen Erröten der Wangen, mit strahlenden Augen, glücklich, sodaß sie zitterte. Lady Elizabeth hatte sich wie die andern vorgebeugt — sie betrachtete aufmerksam verwundert die Be¬ gegnung ihrer Base mit dem strahlenden Fremden, und ganz natürlich, wie eine souveräne Fürstin, die das Recht hat, alles zu wissen, fragte sie laut und langsam: Wer ist denn das, Cousine Sophia? Lady Sophia wandte sich um. Ebenso laut, bereitwillig erklärend, fast mit Triumph in der Stimme antwortete sie: Das ist der vielbesvrochne schwedische Graf, den Seine Majestät König Karl seinen Mama-miMon zu nennen pflegt. Der Fremde verneigte sich tief, als sie König Karls des Zweiten Namen aussprach — Graf Karl Johann Königsmark. 6 Den „vielbesprochnen" schwedischen Grafen hatte Lady Sophia Karl Königs- -nark genannt. Und obwohl selbst die wenig welterfahrne Elizabeth Percy sehen k°unde. daß sie in bezug auf ihn parteiisch war. mußte sie doch als sie späterhin «in Abend im Schlafzimmer der Base diese neugierig nach dem fremden Kavalier ausfragte, aestelin daß sie wirklich ein Recht hatte, ihn so zu nennen. Das war ^ um damit zu Prahlen, als der strunMnnige "Ub einfältige Sir Thomas, den Lady Sophia doch, solange dle Werbung :in Gange war. bis in die Wolken erhoben hatte. N-'^.-^ T.«Pi° d°w„ h.«- r,d-» °»-°>, °b°r si° gi°«- -I«t, d-es s,es «. «°» d-n

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/379>, abgerufen am 26.12.2024.