Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches für Mexiko dasselbe Resultat zu erzielen, nur 960000 K gefordert werden. Aus¬ Volkswirtschaftliche Schriften. Der ordentliche Professor der Staats¬ Grenzboten III 1906 36
Maßgebliches und Unmaßgebliches für Mexiko dasselbe Resultat zu erzielen, nur 960000 K gefordert werden. Aus¬ Volkswirtschaftliche Schriften. Der ordentliche Professor der Staats¬ Grenzboten III 1906 36
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0285" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/300072"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1014" prev="#ID_1013"> für Mexiko dasselbe Resultat zu erzielen, nur 960000 K gefordert werden. Aus¬<lb/> schlaggebend dürften wohl für die Regierung der Vereinigten Staaten politische Er¬<lb/> wägungen sein, die die Ratifizierung des Vertrages sichern.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Volkswirtschaftliche Schriften. </head> <p xml:id="ID_1015" next="#ID_1016"> Der ordentliche Professor der Staats¬<lb/> wissenschaften an der Universität Gießen or. jur. et MI. Ma grus Biermer gibt<lb/> (bei Emil Roth in Gießen) eine Sammlung nationalökonomischer Aufsätze<lb/> und Vorträge in zwangloser Reihenfolge heraus, die sehr zu empfehlen ist. Die<lb/> uns vorliegenden acht Hefte sind sowohl einzeln als durchgehend paginiert; sie<lb/> machen zusammen den ersten Band aus, sind aber einzeln zu haben. Das erste<lb/> behandelt das Problem der ländlichen Grundentschuldung und die Organisation<lb/> des Realkredits. Die schutzzöllnerische Preispolitik gerate an allen Ecken und<lb/> Enden in Widerspruch mit der auf Hebung der lohnarbeitenden Klassen zielenden<lb/> Sozialpolitik. Darum solle man der Landwirtschaft weniger mit künstlicher Er¬<lb/> höhung der Preise ihrer Erzeugnisse als mit Erleichterung ihrer Lasten zu Hilfe<lb/> kommen. Vor allem müsse der teure, unsichere und schwierig zu beschaffende Privat-<lb/> hypothekenkredit durch den Anstaltskredit verdrängt werden, und zwar seien den<lb/> Privaten Hypothekenbanken Staatsanstalten vorzuziehn, bei denen jede Kündigungs¬<lb/> gefahr ausgeschlossen ist, und die durch den Amortisationszwang sowohl erziehend<lb/> Wirken wie auch die Entschuldung anbahnen. Das deutsche Hypothekenbankwesen<lb/> hält Biermer trotz den bekannten bedauerlichen Vorgängen für gesund, findet jedoch,<lb/> daß viele dieser Institute zu sehr im Dienste des großstädtischen Häuserbaues stehn<lb/> und mit der Grundstückspekulation zusammenhängen. Ein statistischer Nachweis des<lb/> Prozentsatzes, worin diese Banken am landwirtschaftlichen Kredit beteiligt sind, wäre<lb/> sehr erwünscht. Biermer gibt keinen; vielleicht ist ein solcher gar nicht möglich.<lb/> Von der neugegründeten hessischen Landeshypothekenbank, die er sehr lobt, teilt er<lb/> mit, daß von ihren 890 Anleihern des ersten Jahres 451 Landwirte, die übrigen<lb/> zu einem guten Teil Kleinbürger waren. Er tadelt, daß die Sparkassen dem land¬<lb/> wirtschaftlichen Kreditbedürfnis zu wenig dienen, und widmet den größten Teil des<lb/> Heftes einer ausführlichen Kritik ihrer Praxis. Das zweite Heft enthält drei Ab¬<lb/> handlungen. Die erste: Der Kampf um den Taler, hat dem Referenten große<lb/> Freude gemacht. Biermer tritt nämlich — was ja leider nichts mehr nützt —<lb/> ganz entschieden für die Ausprägung von Talern statt der unbequemen Fünfmark-<lb/> stücke ein; als Scheidemünze natürlich; der Zwangskurs für Taler, der unsre<lb/> Währung zu einer hinkenden machte, mußte freilich fallen. Was die Unvereinbar¬<lb/> keit des Talers mit dem Dezimalsystem betrifft, so sei sie nur theoretischer Natur,<lb/> da sich alle Zahlungen der Markwährung ganz gut mit Talern leisten lassen (manche,<lb/> Wie von 30, 60, 150, 300 usw. Mark, ohne daß man Zwei- und Einmarkstücke<lb/> Zu Hilfe zu nehmen braucht), und sogar der Staatssekretär habe ganz richtig gesagt:<lb/> »Wir prägen unsre Münzen nicht sür Mathematiker, sondern für das deutsche<lb/> Volk." Zu bedauern sei nur, daß die Bimetallisten die Gelegenheit wahrgenommen<lb/> haben, sich noch einmal zu regen, was die Bewegung sür den Taler diskreditieren<lb/> ">uffe. Dieser Vortrag hat dem Verfasser viele Bitten solcher eingebracht, die nach<lb/> einer klaren Beschreibung des mystischen Dinges verlangen, das man den Bimetallismus<lb/> nennt. In der Abhandlung: Der Bimetallismus und die Agrarkrise sagt<lb/> er darüber genau dasselbe, was wir zu der Zeit gesagt haben, wo sogar die<lb/> Relchstagsmehrheit noch an das Gespenst glaubte; nur daß er seine Ausführungen<lb/> mit einem reichen statistischen Material erhärtet, das über die Solidität unsrer<lb/> Goldwährung vollständig beruhigt. Das Endergebnis lautet: Der Bimetallismus<lb/> ist tot; die Seifenblase ist geplatzt. Der einzige praktische Erfolg der Bimetallisten</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 1906 36</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0285]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
für Mexiko dasselbe Resultat zu erzielen, nur 960000 K gefordert werden. Aus¬
schlaggebend dürften wohl für die Regierung der Vereinigten Staaten politische Er¬
wägungen sein, die die Ratifizierung des Vertrages sichern.
Volkswirtschaftliche Schriften. Der ordentliche Professor der Staats¬
wissenschaften an der Universität Gießen or. jur. et MI. Ma grus Biermer gibt
(bei Emil Roth in Gießen) eine Sammlung nationalökonomischer Aufsätze
und Vorträge in zwangloser Reihenfolge heraus, die sehr zu empfehlen ist. Die
uns vorliegenden acht Hefte sind sowohl einzeln als durchgehend paginiert; sie
machen zusammen den ersten Band aus, sind aber einzeln zu haben. Das erste
behandelt das Problem der ländlichen Grundentschuldung und die Organisation
des Realkredits. Die schutzzöllnerische Preispolitik gerate an allen Ecken und
Enden in Widerspruch mit der auf Hebung der lohnarbeitenden Klassen zielenden
Sozialpolitik. Darum solle man der Landwirtschaft weniger mit künstlicher Er¬
höhung der Preise ihrer Erzeugnisse als mit Erleichterung ihrer Lasten zu Hilfe
kommen. Vor allem müsse der teure, unsichere und schwierig zu beschaffende Privat-
hypothekenkredit durch den Anstaltskredit verdrängt werden, und zwar seien den
Privaten Hypothekenbanken Staatsanstalten vorzuziehn, bei denen jede Kündigungs¬
gefahr ausgeschlossen ist, und die durch den Amortisationszwang sowohl erziehend
Wirken wie auch die Entschuldung anbahnen. Das deutsche Hypothekenbankwesen
hält Biermer trotz den bekannten bedauerlichen Vorgängen für gesund, findet jedoch,
daß viele dieser Institute zu sehr im Dienste des großstädtischen Häuserbaues stehn
und mit der Grundstückspekulation zusammenhängen. Ein statistischer Nachweis des
Prozentsatzes, worin diese Banken am landwirtschaftlichen Kredit beteiligt sind, wäre
sehr erwünscht. Biermer gibt keinen; vielleicht ist ein solcher gar nicht möglich.
Von der neugegründeten hessischen Landeshypothekenbank, die er sehr lobt, teilt er
mit, daß von ihren 890 Anleihern des ersten Jahres 451 Landwirte, die übrigen
zu einem guten Teil Kleinbürger waren. Er tadelt, daß die Sparkassen dem land¬
wirtschaftlichen Kreditbedürfnis zu wenig dienen, und widmet den größten Teil des
Heftes einer ausführlichen Kritik ihrer Praxis. Das zweite Heft enthält drei Ab¬
handlungen. Die erste: Der Kampf um den Taler, hat dem Referenten große
Freude gemacht. Biermer tritt nämlich — was ja leider nichts mehr nützt —
ganz entschieden für die Ausprägung von Talern statt der unbequemen Fünfmark-
stücke ein; als Scheidemünze natürlich; der Zwangskurs für Taler, der unsre
Währung zu einer hinkenden machte, mußte freilich fallen. Was die Unvereinbar¬
keit des Talers mit dem Dezimalsystem betrifft, so sei sie nur theoretischer Natur,
da sich alle Zahlungen der Markwährung ganz gut mit Talern leisten lassen (manche,
Wie von 30, 60, 150, 300 usw. Mark, ohne daß man Zwei- und Einmarkstücke
Zu Hilfe zu nehmen braucht), und sogar der Staatssekretär habe ganz richtig gesagt:
»Wir prägen unsre Münzen nicht sür Mathematiker, sondern für das deutsche
Volk." Zu bedauern sei nur, daß die Bimetallisten die Gelegenheit wahrgenommen
haben, sich noch einmal zu regen, was die Bewegung sür den Taler diskreditieren
">uffe. Dieser Vortrag hat dem Verfasser viele Bitten solcher eingebracht, die nach
einer klaren Beschreibung des mystischen Dinges verlangen, das man den Bimetallismus
nennt. In der Abhandlung: Der Bimetallismus und die Agrarkrise sagt
er darüber genau dasselbe, was wir zu der Zeit gesagt haben, wo sogar die
Relchstagsmehrheit noch an das Gespenst glaubte; nur daß er seine Ausführungen
mit einem reichen statistischen Material erhärtet, das über die Solidität unsrer
Goldwährung vollständig beruhigt. Das Endergebnis lautet: Der Bimetallismus
ist tot; die Seifenblase ist geplatzt. Der einzige praktische Erfolg der Bimetallisten
Grenzboten III 1906 36
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