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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Charente (La Rochelle, Rochefort, Ile d'Aix, Ile d'Oleron, Sendremündnng)
und der Gironde (Nohnu und Blase) mit Küstenbefestigungen gedeckt. Dus
ältere Gravelines bei Dünkirchen ist seit April 1902 aufgegeben worden, ebenso
wie die Landfront von Lorient und die UmWallungen von La Rochelle und
Rochefort, (Militärwochenblatt 1902, Sy. 1159.) Dagegen ist die Stellung von
Brest durch den Ausbau der Forts auf der Jusel Quessant in der letzten Zeit
wesentlich verstärkt worden, (Militürwochenblatt 1905, Sy. 2827.)

Während Frankreich zum Schutze seiner Küste einer großen Anzahl von
Befestigungsanlagen bedürfte und dabei doch noch, wie ein Blick auf die Karte
lehrt, eine ganze Reihe ungedeckter Stellen aufweist, ist das Verhältnis für
Deutschland mit seiner kürzern und nicht leicht zugänglichen Nordseeküste weit
günstiger. Hier sind nur die Zugänge zu den großen Strömen durch starke
Werke an der untern Elbe (Cuxhaven, Brnnsbüttel), auf Helgoland und an der
untern Weser (Geestemünde) und daneben natürlich auch die Einfahrt nach Wil-
helmshaven gedeckt. Daß die Emsmündung, die neuerdings durch die Vertiefung
des Emdner Hafens an Bedeutung gewonnen hat, nicht befestigt ist, mag seinen
Grund darin haben, daß die Moore und Sümpfe des Hinterlandes einer Lan¬
dungstruppe schwere natürliche Hindernisse bereiten. Dagegen ist bekannt, daß
die Küste von Jütland lind die dänische Grenze ungedeckt sind, und darauf beruhte
das Gerücht, das im vorigen Sommer durch die Enthüllungen des französischen
Exministers Deleasse entstand, wonach England versuchen würde, im Kriegsfalle
eine größere Armee in Schleswig-Holstein zu landen. Eine starke Sicherung
Kiels und des Nordostseekanals von der Landseite erscheint hier entschieden not¬
wendig. (Siehe hierzu das Buch: Seestern, 1906, das gerade diesen Punkt ein¬
gehend mit erläutert.) Daß bei der eminenten Bedeutung, die die Eid- und
die Wesermündung für Deutschlands Handels- und Kriegsmarine haben, ein
englisches Helgoland als Stützpunkt englischer Schiffe eine fürchterliche Gefahr
in sich schließen würde, ist einleuchtend. Man wird deshalb heute auch kaum mehr
behaupten können, daß der 1890 dafür gezahlte Preis zu hoch gewesen wäre.

(Schluß folgt)




Anastasius Grün
Ein Gedenkblatt zur hundertsten Wiederkehr seines Geburtstages
w. Berg von(Schluß)

ach der Vollendung der "Spnziergänge" sann Anastasius Green
auf ein neues Werk, das auch in gewisser Beziehung politisch,
aber doch in ganz andrer Art innerlich sehr viel dichterischer sein
sollte. Hatte er als "Spaziergänger" dus vor Augen liegende
handgreifliche Elend der Metternichscheu Ära behandelt, so verließ
er in der neuen Gedichtsammlung, die 1835 zu Leipzig unter dem Gesamttitel
"Schutt" erschien, deu österreichischen Boden und trat hinaus in das Gebiet


Charente (La Rochelle, Rochefort, Ile d'Aix, Ile d'Oleron, Sendremündnng)
und der Gironde (Nohnu und Blase) mit Küstenbefestigungen gedeckt. Dus
ältere Gravelines bei Dünkirchen ist seit April 1902 aufgegeben worden, ebenso
wie die Landfront von Lorient und die UmWallungen von La Rochelle und
Rochefort, (Militärwochenblatt 1902, Sy. 1159.) Dagegen ist die Stellung von
Brest durch den Ausbau der Forts auf der Jusel Quessant in der letzten Zeit
wesentlich verstärkt worden, (Militürwochenblatt 1905, Sy. 2827.)

Während Frankreich zum Schutze seiner Küste einer großen Anzahl von
Befestigungsanlagen bedürfte und dabei doch noch, wie ein Blick auf die Karte
lehrt, eine ganze Reihe ungedeckter Stellen aufweist, ist das Verhältnis für
Deutschland mit seiner kürzern und nicht leicht zugänglichen Nordseeküste weit
günstiger. Hier sind nur die Zugänge zu den großen Strömen durch starke
Werke an der untern Elbe (Cuxhaven, Brnnsbüttel), auf Helgoland und an der
untern Weser (Geestemünde) und daneben natürlich auch die Einfahrt nach Wil-
helmshaven gedeckt. Daß die Emsmündung, die neuerdings durch die Vertiefung
des Emdner Hafens an Bedeutung gewonnen hat, nicht befestigt ist, mag seinen
Grund darin haben, daß die Moore und Sümpfe des Hinterlandes einer Lan¬
dungstruppe schwere natürliche Hindernisse bereiten. Dagegen ist bekannt, daß
die Küste von Jütland lind die dänische Grenze ungedeckt sind, und darauf beruhte
das Gerücht, das im vorigen Sommer durch die Enthüllungen des französischen
Exministers Deleasse entstand, wonach England versuchen würde, im Kriegsfalle
eine größere Armee in Schleswig-Holstein zu landen. Eine starke Sicherung
Kiels und des Nordostseekanals von der Landseite erscheint hier entschieden not¬
wendig. (Siehe hierzu das Buch: Seestern, 1906, das gerade diesen Punkt ein¬
gehend mit erläutert.) Daß bei der eminenten Bedeutung, die die Eid- und
die Wesermündung für Deutschlands Handels- und Kriegsmarine haben, ein
englisches Helgoland als Stützpunkt englischer Schiffe eine fürchterliche Gefahr
in sich schließen würde, ist einleuchtend. Man wird deshalb heute auch kaum mehr
behaupten können, daß der 1890 dafür gezahlte Preis zu hoch gewesen wäre.

(Schluß folgt)




Anastasius Grün
Ein Gedenkblatt zur hundertsten Wiederkehr seines Geburtstages
w. Berg von(Schluß)

ach der Vollendung der „Spnziergänge" sann Anastasius Green
auf ein neues Werk, das auch in gewisser Beziehung politisch,
aber doch in ganz andrer Art innerlich sehr viel dichterischer sein
sollte. Hatte er als „Spaziergänger" dus vor Augen liegende
handgreifliche Elend der Metternichscheu Ära behandelt, so verließ
er in der neuen Gedichtsammlung, die 1835 zu Leipzig unter dem Gesamttitel
„Schutt" erschien, deu österreichischen Boden und trat hinaus in das Gebiet


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/140>, abgerufen am 26.12.2024.