Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Recht und die Pflicht der Armee, den entlassenen Mann dahin abzuliefern, von wo Der "preußische sozialdemokratische Parteitag" hat seine Absichten hauptsäch¬ Elsässischer Sprachwitz. Der längere Zeit unterbrochne Druck des Wörter¬ *) Soeben folgt ein zweites, das den Schluß von B-P, das ganze R und den Anfang
"on S bringt. Maßgebliches und Unmaßgebliches Recht und die Pflicht der Armee, den entlassenen Mann dahin abzuliefern, von wo Der „preußische sozialdemokratische Parteitag" hat seine Absichten hauptsäch¬ Elsässischer Sprachwitz. Der längere Zeit unterbrochne Druck des Wörter¬ *) Soeben folgt ein zweites, das den Schluß von B-P, das ganze R und den Anfang
«on S bringt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0067" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/87544"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_249" prev="#ID_248"> Recht und die Pflicht der Armee, den entlassenen Mann dahin abzuliefern, von wo<lb/> sie ihn übernommen hat, wenn er inzwischen nicht anderweitig versorgt ist. Es<lb/> ist doch nichts Geringes, wenn in jeden: September 250()()() Mann ans dem Heere<lb/> in den bürgerlichen Beruf zurücktreten und von den Truppen einfach auf die Straße<lb/> gesetzt werden, die sich dieser Leute nur zu bereitwillig annimmt. Selbstverständlich<lb/> bliebe der Entlassene bis zur Entlassung am Ziele des Transportzuges „im Dienst,"<lb/> und diese Transportzüge könnten mit Hilfe der Heimatsbehörden vielleicht auch noch<lb/> auf weitere Strecken durchgeführt werden. Auch für die Sicherung der Disziplin<lb/> auf diesen Zügen gäbe es wohl noch manche einfache Mittel, z. B. Untersagen des<lb/> Aufrollens der Achselklappen während der Dauer des dienstlichen Transports, Bahn-<lb/> hofswachen an allen großem Stationen und eine Zugwache im Zuge wie bei allen<lb/> Militärtransporten. Doch — in dieser Hinsicht bedarf die Armee keines Rates.</p><lb/> <p xml:id="ID_250"> Der „preußische sozialdemokratische Parteitag" hat seine Absichten hauptsäch¬<lb/> lich auf die Revolutionierung der ländlichen Arbeitermassen, auf die Revo¬<lb/> lutionierung der Eisenbnhnangestellten und -arbeiter, und auf die Schule gerichtet.<lb/> (Beseitigung des Religionsunterrichts und des patriotischen Lesestoffs aus den<lb/> Schulbüchern.) Die Sozialdemokratie schickt sich damit an, die feste Burg des<lb/> preußischen Staates regelrecht zu belagern, und man soll es nicht unterschätzen,<lb/> was mich auf diesem Gebiete die Initiative und die Offensive bedeuten. Es gibt<lb/> ja Leute, die in allem solchen Vorgehn der Sozialdemokratie immer nur den<lb/> Beweis finden wollen, daß diese auf dem besten Wege sei, sich zu einer „großen<lb/> Reformpartei" zu entwickeln. Eine „große Reformpartet" war der französische<lb/> Nationalkonvent seinerzeit auch, ja er hatte sogar dem Auslande gegenüber noch<lb/> ein starkes französisches Nationalgefühl, das unsrer deutschen Sozialdemokratie,<lb/> wenigstens nach dem Katechismus ihrer Führer, vollständig abgeht. Seit vierzehn<lb/> Jahren ist die Sozialdemokratie unstreitig in stetem Vordringen begriffen, wir<lb/> verspüren den von ihr ausgehenden Hauch deutlich genug in der gesamten Reichs-<lb/> gesetzgebung. Hoffentlich nimmt Preußen den Kampf auf, den sich der Reichstag<lb/><note type="byline"> »Z*</note> versagt</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Elsässischer Sprachwitz.</head> <p xml:id="ID_251" next="#ID_252"> Der längere Zeit unterbrochne Druck des Wörter¬<lb/> buchs der Elsässischen Mundarten, das E. Martin und H. Lienhart im Auf¬<lb/> trage der Landesverwaltung von Elsaß-Lothringen herausgeben (Straßburg, Trübner),<lb/> wird jetzt fortgesetzt, und die Herausgeber hoffen ihn, nachdem sich die Erweiterung<lb/> des Umfangs auf das Doppelte nötig erwiesen hat, nun rasch zu Ende führen zu<lb/> können. Ein neuerdings erschienenes Heft des Werkes*) behandelt den größten Teil der<lb/> mit B und P anfangenden Wörter zusammen, da diese beiden Anlaute, der eine schwach<lb/> und stimulos wie der andre, im Elsaß fast nirgends unterschieden werden. Wir<lb/> notieren daraus aufs Geratewohl für unsre Leser ein paar unfreiwillige und frei¬<lb/> willige Sprachwitze, die vielleicht auch ihnen Spaß machen. Das bekannte, im<lb/> Elsaß natürlich erst recht verbreitete ?asss - 1s - tsmps zerlegt die elsässische Dorf¬<lb/> etymologie nicht übel in die beiden Wörter „Bosseln und Dank": Uf Bossel und<lb/> Dank — zum bloßen Zeitvertreib, für nichts und wieder nichts. Von einem<lb/> scheinheiligen Beter, der immer vor den Heiligenbildern hockt, sagt man anschaulich:<lb/> Ma meint, er will alle Heilige d' Füeß abbeten. Bleibt ein Besuch bis spät in<lb/> die Nacht hinein da, so bemerkt die Hausfrau ruhig zu ihrem Mann: Ja, zur<lb/> wen (wollen) ins Bett ge, daß die Lie (Leute) heim könne, sust halte zur sie noch<lb/> laug uf! In Dunzenhausen wird erzählt: Ein Bauer goß sein Glas immer bis<lb/> an den Rand voll und rief dann stets: Bich! (d. i. Potz!), da sagte einmal der<lb/> Knecht, dessen Glas er nur zu drei Vierteln füllte: Bur. gebet zur an Bich! Zu<lb/> allerlei Scherzausdrücken dienen Birne und Pflaume. Schollebirne heißt zunächst<lb/> eine große, harte Spätbirne, dann aber auch die nackte Ferse, die aus dem zer-</p><lb/> <note xml:id="FID_5" place="foot"> *) Soeben folgt ein zweites, das den Schluß von B-P, das ganze R und den Anfang<lb/> «on S bringt.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0067]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Recht und die Pflicht der Armee, den entlassenen Mann dahin abzuliefern, von wo
sie ihn übernommen hat, wenn er inzwischen nicht anderweitig versorgt ist. Es
ist doch nichts Geringes, wenn in jeden: September 250()()() Mann ans dem Heere
in den bürgerlichen Beruf zurücktreten und von den Truppen einfach auf die Straße
gesetzt werden, die sich dieser Leute nur zu bereitwillig annimmt. Selbstverständlich
bliebe der Entlassene bis zur Entlassung am Ziele des Transportzuges „im Dienst,"
und diese Transportzüge könnten mit Hilfe der Heimatsbehörden vielleicht auch noch
auf weitere Strecken durchgeführt werden. Auch für die Sicherung der Disziplin
auf diesen Zügen gäbe es wohl noch manche einfache Mittel, z. B. Untersagen des
Aufrollens der Achselklappen während der Dauer des dienstlichen Transports, Bahn-
hofswachen an allen großem Stationen und eine Zugwache im Zuge wie bei allen
Militärtransporten. Doch — in dieser Hinsicht bedarf die Armee keines Rates.
Der „preußische sozialdemokratische Parteitag" hat seine Absichten hauptsäch¬
lich auf die Revolutionierung der ländlichen Arbeitermassen, auf die Revo¬
lutionierung der Eisenbnhnangestellten und -arbeiter, und auf die Schule gerichtet.
(Beseitigung des Religionsunterrichts und des patriotischen Lesestoffs aus den
Schulbüchern.) Die Sozialdemokratie schickt sich damit an, die feste Burg des
preußischen Staates regelrecht zu belagern, und man soll es nicht unterschätzen,
was mich auf diesem Gebiete die Initiative und die Offensive bedeuten. Es gibt
ja Leute, die in allem solchen Vorgehn der Sozialdemokratie immer nur den
Beweis finden wollen, daß diese auf dem besten Wege sei, sich zu einer „großen
Reformpartei" zu entwickeln. Eine „große Reformpartet" war der französische
Nationalkonvent seinerzeit auch, ja er hatte sogar dem Auslande gegenüber noch
ein starkes französisches Nationalgefühl, das unsrer deutschen Sozialdemokratie,
wenigstens nach dem Katechismus ihrer Führer, vollständig abgeht. Seit vierzehn
Jahren ist die Sozialdemokratie unstreitig in stetem Vordringen begriffen, wir
verspüren den von ihr ausgehenden Hauch deutlich genug in der gesamten Reichs-
gesetzgebung. Hoffentlich nimmt Preußen den Kampf auf, den sich der Reichstag
»Z* versagt
Elsässischer Sprachwitz. Der längere Zeit unterbrochne Druck des Wörter¬
buchs der Elsässischen Mundarten, das E. Martin und H. Lienhart im Auf¬
trage der Landesverwaltung von Elsaß-Lothringen herausgeben (Straßburg, Trübner),
wird jetzt fortgesetzt, und die Herausgeber hoffen ihn, nachdem sich die Erweiterung
des Umfangs auf das Doppelte nötig erwiesen hat, nun rasch zu Ende führen zu
können. Ein neuerdings erschienenes Heft des Werkes*) behandelt den größten Teil der
mit B und P anfangenden Wörter zusammen, da diese beiden Anlaute, der eine schwach
und stimulos wie der andre, im Elsaß fast nirgends unterschieden werden. Wir
notieren daraus aufs Geratewohl für unsre Leser ein paar unfreiwillige und frei¬
willige Sprachwitze, die vielleicht auch ihnen Spaß machen. Das bekannte, im
Elsaß natürlich erst recht verbreitete ?asss - 1s - tsmps zerlegt die elsässische Dorf¬
etymologie nicht übel in die beiden Wörter „Bosseln und Dank": Uf Bossel und
Dank — zum bloßen Zeitvertreib, für nichts und wieder nichts. Von einem
scheinheiligen Beter, der immer vor den Heiligenbildern hockt, sagt man anschaulich:
Ma meint, er will alle Heilige d' Füeß abbeten. Bleibt ein Besuch bis spät in
die Nacht hinein da, so bemerkt die Hausfrau ruhig zu ihrem Mann: Ja, zur
wen (wollen) ins Bett ge, daß die Lie (Leute) heim könne, sust halte zur sie noch
laug uf! In Dunzenhausen wird erzählt: Ein Bauer goß sein Glas immer bis
an den Rand voll und rief dann stets: Bich! (d. i. Potz!), da sagte einmal der
Knecht, dessen Glas er nur zu drei Vierteln füllte: Bur. gebet zur an Bich! Zu
allerlei Scherzausdrücken dienen Birne und Pflaume. Schollebirne heißt zunächst
eine große, harte Spätbirne, dann aber auch die nackte Ferse, die aus dem zer-
*) Soeben folgt ein zweites, das den Schluß von B-P, das ganze R und den Anfang
«on S bringt.
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