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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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Im alten Brüssel

Ein lcmgschweifiger milchweißer Araber, von einem beflügelter Amor, einem
schlanken, zierlichen blonden Knaben geritten, zieht voll tänzelnder Grazie einen
ganzen Wald sich wiegender Orchideen daher. Die zartfarbnen Blütendolden beben
und schwanken in der blauen Sommerluft, die goldne Junisonne lugt flimmernd
hinein in diesen zitternden duftigen Blütenwald. Aus ihm hervor schaut ein
Pikantes blasses Mädchengesicht mit übergroßen schwarzen Augen, die schmalen
Wangen umrahmt von rötlichen Haar, selbst eine fremdartige Blüte wie die exo¬
tischen Blumenkinder um sie her. Eine stolze kleine Blüte, die es selbst kaum mehr
weiß, daß sie in einem düstern Keller erblüht ist und Fintje heißt. Sie fährt
spazieren in Blumen gebettet in einem Märchenland, selbst die schönste der Märchen-
Prinzessinnen. In einem wundersamen Traume fährt sie dahin. Hochmütig gleiten
ihre Augen über die Menge der Zuschauer, die nur dastehn, um sie anzustaunen.
Wie sie gaffen und die Hälse recken! Plötzlich aber gleitet ein Schatten, ein jähes
Erschrecken über das Gesicht der stolzen Blumenkönigin. Der da in der vordersten
Reihe steht, schmächtig und armselig und traurig, das ist Ovale, sie erkennt ihn
sofort. Was braucht er sich ihr in den Weg zu stellen auf ihrem traumseligen
Triumphzug durch das schöne Wunderland? Fintjes Angen sehen über ihn hinweg
wie über einen Fremden, laugsam wendet sie den Kopf nach der andern Seite.
Bleicher noch als ihre Blumen sitzt sie jetzt da, und manche von denen, an denen
sie vorüberfährt, fragen einander: Wer mag doch diese pikante Kleine sein?

Der preisgekrönte Orchideenwagen machte Sensation.

Dicht hinter ihm, sodaß der Kopf seines Fuchses die überhängenden Blüten
berührte, kutschierte auf seinem efeuüberhängten Gig der eitle, hübsche Reue', der
glückliche Komponist dieser vielbewunderten Blnmensinfonie.


13

Sie fuhren ins "Bois de la Cambre." Fintje hatte sich das längst schon
gewünscht, an einem warmen Sommerabend wie heute nach dem herrlichen Lust¬
wald zu fahren. Wohl ist sie an Sonntagnachmittngen schon dort gewesen, bei
"Moeder Lcunbic" ist sie mit Ovale und Papa Toone und andern Marolliens
eingekehrt, in der "Laiterie" aber, dem vornehmen Restaurant mitten im Walde,
wo Rene sie hinfahren will, war sie noch nie.

Das Bois de la Cambre zeigt an solchen Wochenabenden ein reservierteres,
vornehmeres Gesicht als an den plebejischen Sonntagnachmittagen. Still und feier¬
lich stehn die alten Riesenbäume zu beiden Seiten der breiten, gepflegten Wege.

Eine lichterumgürtete Insel lag die Laiterie in dem nachtdunkcln Walde. Ge¬
blendet starrte Fintje die laugen Lmnpenketten an, die sich in geschwungnen Linien
unter den hohen Bäumen hinreihten und sich fern in den schweigsamen Wald ver¬
loren. Im nähern Umkreis des Restaurationsgebäudes aber war Helles, fröhliches
Leben. Brüssels than morals gab sich hier Rendezvous. An den unzähligen
kleinen runden Tischen, die in engem Gewühl die alten Waldbäume umstanden,
war kein Platz unbesetzt.
'

Rene aber hatte sich einen Tisch reservieren lassen, keinen der ungedeckten,
gläserbestandnen Tische, an denen die Familienväter und ihre unverheirateten, ehr¬
baren Töchter saßen und bescheiden ihre kühle Limonade tranken, nein, einen Tisch
auf der großen Terrasse, wo es bunter und traulicher aussah als hier unten.

O, es war schön auf der Terrasse, zauberhaft schön in Fintjes Augen. Da
standen zwischen verbergenden Pflanzengruppen die weißgedeckten mit silbernen Ge¬
räten und blumenbemaltem Service bestellten Tische. Jeden schmückte ein bunt
umschirmtes Licht und ein Kelchglas mit wenigen leuchtenden, duftenden Blumen.
Die blauen, roten, gelben Lampen warfen ihren verklärenden Schimmer auf die
von üppigem Haar umrahmten rosigen Frauengesichter.

Auch Fintje saß an einem der weißgedeckten Tische, auch ihr schmales Gesicht
wurde von der Glut ihrer roten Tischlampe überflutet, auch sie hatte Blumen vor


Im alten Brüssel

Ein lcmgschweifiger milchweißer Araber, von einem beflügelter Amor, einem
schlanken, zierlichen blonden Knaben geritten, zieht voll tänzelnder Grazie einen
ganzen Wald sich wiegender Orchideen daher. Die zartfarbnen Blütendolden beben
und schwanken in der blauen Sommerluft, die goldne Junisonne lugt flimmernd
hinein in diesen zitternden duftigen Blütenwald. Aus ihm hervor schaut ein
Pikantes blasses Mädchengesicht mit übergroßen schwarzen Augen, die schmalen
Wangen umrahmt von rötlichen Haar, selbst eine fremdartige Blüte wie die exo¬
tischen Blumenkinder um sie her. Eine stolze kleine Blüte, die es selbst kaum mehr
weiß, daß sie in einem düstern Keller erblüht ist und Fintje heißt. Sie fährt
spazieren in Blumen gebettet in einem Märchenland, selbst die schönste der Märchen-
Prinzessinnen. In einem wundersamen Traume fährt sie dahin. Hochmütig gleiten
ihre Augen über die Menge der Zuschauer, die nur dastehn, um sie anzustaunen.
Wie sie gaffen und die Hälse recken! Plötzlich aber gleitet ein Schatten, ein jähes
Erschrecken über das Gesicht der stolzen Blumenkönigin. Der da in der vordersten
Reihe steht, schmächtig und armselig und traurig, das ist Ovale, sie erkennt ihn
sofort. Was braucht er sich ihr in den Weg zu stellen auf ihrem traumseligen
Triumphzug durch das schöne Wunderland? Fintjes Angen sehen über ihn hinweg
wie über einen Fremden, laugsam wendet sie den Kopf nach der andern Seite.
Bleicher noch als ihre Blumen sitzt sie jetzt da, und manche von denen, an denen
sie vorüberfährt, fragen einander: Wer mag doch diese pikante Kleine sein?

Der preisgekrönte Orchideenwagen machte Sensation.

Dicht hinter ihm, sodaß der Kopf seines Fuchses die überhängenden Blüten
berührte, kutschierte auf seinem efeuüberhängten Gig der eitle, hübsche Reue', der
glückliche Komponist dieser vielbewunderten Blnmensinfonie.


13

Sie fuhren ins „Bois de la Cambre." Fintje hatte sich das längst schon
gewünscht, an einem warmen Sommerabend wie heute nach dem herrlichen Lust¬
wald zu fahren. Wohl ist sie an Sonntagnachmittngen schon dort gewesen, bei
„Moeder Lcunbic" ist sie mit Ovale und Papa Toone und andern Marolliens
eingekehrt, in der „Laiterie" aber, dem vornehmen Restaurant mitten im Walde,
wo Rene sie hinfahren will, war sie noch nie.

Das Bois de la Cambre zeigt an solchen Wochenabenden ein reservierteres,
vornehmeres Gesicht als an den plebejischen Sonntagnachmittagen. Still und feier¬
lich stehn die alten Riesenbäume zu beiden Seiten der breiten, gepflegten Wege.

Eine lichterumgürtete Insel lag die Laiterie in dem nachtdunkcln Walde. Ge¬
blendet starrte Fintje die laugen Lmnpenketten an, die sich in geschwungnen Linien
unter den hohen Bäumen hinreihten und sich fern in den schweigsamen Wald ver¬
loren. Im nähern Umkreis des Restaurationsgebäudes aber war Helles, fröhliches
Leben. Brüssels than morals gab sich hier Rendezvous. An den unzähligen
kleinen runden Tischen, die in engem Gewühl die alten Waldbäume umstanden,
war kein Platz unbesetzt.
'

Rene aber hatte sich einen Tisch reservieren lassen, keinen der ungedeckten,
gläserbestandnen Tische, an denen die Familienväter und ihre unverheirateten, ehr¬
baren Töchter saßen und bescheiden ihre kühle Limonade tranken, nein, einen Tisch
auf der großen Terrasse, wo es bunter und traulicher aussah als hier unten.

O, es war schön auf der Terrasse, zauberhaft schön in Fintjes Augen. Da
standen zwischen verbergenden Pflanzengruppen die weißgedeckten mit silbernen Ge¬
räten und blumenbemaltem Service bestellten Tische. Jeden schmückte ein bunt
umschirmtes Licht und ein Kelchglas mit wenigen leuchtenden, duftenden Blumen.
Die blauen, roten, gelben Lampen warfen ihren verklärenden Schimmer auf die
von üppigem Haar umrahmten rosigen Frauengesichter.

Auch Fintje saß an einem der weißgedeckten Tische, auch ihr schmales Gesicht
wurde von der Glut ihrer roten Tischlampe überflutet, auch sie hatte Blumen vor


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[0299] Im alten Brüssel Ein lcmgschweifiger milchweißer Araber, von einem beflügelter Amor, einem schlanken, zierlichen blonden Knaben geritten, zieht voll tänzelnder Grazie einen ganzen Wald sich wiegender Orchideen daher. Die zartfarbnen Blütendolden beben und schwanken in der blauen Sommerluft, die goldne Junisonne lugt flimmernd hinein in diesen zitternden duftigen Blütenwald. Aus ihm hervor schaut ein Pikantes blasses Mädchengesicht mit übergroßen schwarzen Augen, die schmalen Wangen umrahmt von rötlichen Haar, selbst eine fremdartige Blüte wie die exo¬ tischen Blumenkinder um sie her. Eine stolze kleine Blüte, die es selbst kaum mehr weiß, daß sie in einem düstern Keller erblüht ist und Fintje heißt. Sie fährt spazieren in Blumen gebettet in einem Märchenland, selbst die schönste der Märchen- Prinzessinnen. In einem wundersamen Traume fährt sie dahin. Hochmütig gleiten ihre Augen über die Menge der Zuschauer, die nur dastehn, um sie anzustaunen. Wie sie gaffen und die Hälse recken! Plötzlich aber gleitet ein Schatten, ein jähes Erschrecken über das Gesicht der stolzen Blumenkönigin. Der da in der vordersten Reihe steht, schmächtig und armselig und traurig, das ist Ovale, sie erkennt ihn sofort. Was braucht er sich ihr in den Weg zu stellen auf ihrem traumseligen Triumphzug durch das schöne Wunderland? Fintjes Angen sehen über ihn hinweg wie über einen Fremden, laugsam wendet sie den Kopf nach der andern Seite. Bleicher noch als ihre Blumen sitzt sie jetzt da, und manche von denen, an denen sie vorüberfährt, fragen einander: Wer mag doch diese pikante Kleine sein? Der preisgekrönte Orchideenwagen machte Sensation. Dicht hinter ihm, sodaß der Kopf seines Fuchses die überhängenden Blüten berührte, kutschierte auf seinem efeuüberhängten Gig der eitle, hübsche Reue', der glückliche Komponist dieser vielbewunderten Blnmensinfonie. 13 Sie fuhren ins „Bois de la Cambre." Fintje hatte sich das längst schon gewünscht, an einem warmen Sommerabend wie heute nach dem herrlichen Lust¬ wald zu fahren. Wohl ist sie an Sonntagnachmittngen schon dort gewesen, bei „Moeder Lcunbic" ist sie mit Ovale und Papa Toone und andern Marolliens eingekehrt, in der „Laiterie" aber, dem vornehmen Restaurant mitten im Walde, wo Rene sie hinfahren will, war sie noch nie. Das Bois de la Cambre zeigt an solchen Wochenabenden ein reservierteres, vornehmeres Gesicht als an den plebejischen Sonntagnachmittagen. Still und feier¬ lich stehn die alten Riesenbäume zu beiden Seiten der breiten, gepflegten Wege. Eine lichterumgürtete Insel lag die Laiterie in dem nachtdunkcln Walde. Ge¬ blendet starrte Fintje die laugen Lmnpenketten an, die sich in geschwungnen Linien unter den hohen Bäumen hinreihten und sich fern in den schweigsamen Wald ver¬ loren. Im nähern Umkreis des Restaurationsgebäudes aber war Helles, fröhliches Leben. Brüssels than morals gab sich hier Rendezvous. An den unzähligen kleinen runden Tischen, die in engem Gewühl die alten Waldbäume umstanden, war kein Platz unbesetzt. ' Rene aber hatte sich einen Tisch reservieren lassen, keinen der ungedeckten, gläserbestandnen Tische, an denen die Familienväter und ihre unverheirateten, ehr¬ baren Töchter saßen und bescheiden ihre kühle Limonade tranken, nein, einen Tisch auf der großen Terrasse, wo es bunter und traulicher aussah als hier unten. O, es war schön auf der Terrasse, zauberhaft schön in Fintjes Augen. Da standen zwischen verbergenden Pflanzengruppen die weißgedeckten mit silbernen Ge¬ räten und blumenbemaltem Service bestellten Tische. Jeden schmückte ein bunt umschirmtes Licht und ein Kelchglas mit wenigen leuchtenden, duftenden Blumen. Die blauen, roten, gelben Lampen warfen ihren verklärenden Schimmer auf die von üppigem Haar umrahmten rosigen Frauengesichter. Auch Fintje saß an einem der weißgedeckten Tische, auch ihr schmales Gesicht wurde von der Glut ihrer roten Tischlampe überflutet, auch sie hatte Blumen vor

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/299>, abgerufen am 03.07.2024.