Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Hangobardische Zieste in Lividate an Gemeinden nicht immer für mehrere anstatt nur für ein Jahr bewilligen Langobardische Reste in (Lividale von F. Biehringer ieblich an sanft gerundete Grashügel angeschmiegt, deren weiche Allerdings wäre es verfehlt, Cividale mit der Voraussetzung zu betreten, Hangobardische Zieste in Lividate an Gemeinden nicht immer für mehrere anstatt nur für ein Jahr bewilligen Langobardische Reste in (Lividale von F. Biehringer ieblich an sanft gerundete Grashügel angeschmiegt, deren weiche Allerdings wäre es verfehlt, Cividale mit der Voraussetzung zu betreten, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0268" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297400"/> <fw type="header" place="top"> Hangobardische Zieste in Lividate</fw><lb/> <p xml:id="ID_1172" prev="#ID_1171"> an Gemeinden nicht immer für mehrere anstatt nur für ein Jahr bewilligen<lb/> könnten, ob die Beamten, die ein Dienstaversum beziehn, dieses nicht ebenso<lb/> wie ihren Gehalt vierteljährlich anstatt monatlich bekommen, und ob die vielen<lb/> weitläufigen Bescheinigungen, die die Oberrechnungskammer fordert, nicht eine<lb/> wesentliche Einschränkung erfahren dürften.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Langobardische Reste in (Lividale<lb/><note type="byline"> von F. Biehringer</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1173"> ieblich an sanft gerundete Grashügel angeschmiegt, deren weiche<lb/> Linien sich nach Norden zu in spitz ansteigende, waldbedeckte Höhen-<lb/> züge verlieren, über deuen fern am Horizont in lang sich hin¬<lb/> ziehender, unuuterbrochuer Bergkette das jäh aufragende, schroffe<lb/> Gestein der Venezianer Alpen zum Vorschein kommt, erhebt sich im<lb/> blühenden, rebenumsponnenen Gelände Cividale, die ehemalige Hauptstadt Friauls<lb/> und die Geburtsstätte des Paulus Diakonus, des Geschichtschreibers der Lango¬<lb/> barden. Ein Hauch träumerischer Beschaulichkeit lagert über dem fern von der<lb/> großen Heerstraße liegenden, nnr durch eine Zweigbahn mit Udine verbundnen<lb/> Orte. Öde und menschenleer erscheinen die engen, sauber gehaltnen Straßen,<lb/> auf deren Pflaster laut der Schritt des rasch Dahineilenden hallt, während oben<lb/> an den mit grünen Läden geschmückten, einstöckigen Häuserreihen manchmal<lb/> flüchtig der Schatten einer Gestalt hinhuscht, oder sich wohl auch mit leisem<lb/> Knarren ein Fenster öffnet und neugierige, verwunderte Blicke dem Fremd¬<lb/> ling folgen, der sich in diese Weltabgeschiedenheit verliert. Denn Cividale<lb/> nimmt unter den vielen Kunststätten der apenninischen Halbinsel, die durch ihre<lb/> Denkmäler aus dem Altertum oder den glänzenden Tagen der Renaissance all¬<lb/> jährlich das sehnsüchtig erstrebte Ziel zahlloser Pilgcrscharen sind, nur eine sehr<lb/> untergeordnete Stellung ein. Aber dieser bescheiden hindämmernde Ort birgt<lb/> doch einen Schatz in sich, der ihm zwar nicht die flüchtige Beachtung der großen<lb/> Menge, wohl aber das bleibende Interesse der Leute sichert, die Kunstwerke nicht<lb/> an sich, sondern im Rahmen ihrer Zeit als den Ausdruck einer bestimmten Stufe<lb/> in der Kulturentwicklung betrachten. Es haben sich ja hier die einzigen be¬<lb/> glaubigten Skulpturüberreste des deutschen Stammes erhalten, der bei seinem<lb/> Einfall in italienisches Gebiet rücksichtsloser als irgendein andres germanisches<lb/> Volk hauste, dort in wilder ungezügelter Naturkraft die letzten antiken Über¬<lb/> lieferungen über deu Haufen warf und mit beispielloser Zähigkeit an den Sitten<lb/> und Gewohnheiten der Altvordern festhaltend während zwei Jahrhunderten Italien<lb/> beherrschte, bis das durch äußere und innere Kämpfe zerrüttete Reich unter der<lb/> Hand eines Stärkern in Trümmer ging.</p><lb/> <p xml:id="ID_1174" next="#ID_1175"> Allerdings wäre es verfehlt, Cividale mit der Voraussetzung zu betreten,<lb/> hier eine Stadt, die der Schöpfung des großen Ostgotenkönigs zur Seite z«<lb/> stellen wäre, el» Klein-Ravenna zu finde». An Bildung und Gesittung standen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0268]
Hangobardische Zieste in Lividate
an Gemeinden nicht immer für mehrere anstatt nur für ein Jahr bewilligen
könnten, ob die Beamten, die ein Dienstaversum beziehn, dieses nicht ebenso
wie ihren Gehalt vierteljährlich anstatt monatlich bekommen, und ob die vielen
weitläufigen Bescheinigungen, die die Oberrechnungskammer fordert, nicht eine
wesentliche Einschränkung erfahren dürften.
Langobardische Reste in (Lividale
von F. Biehringer
ieblich an sanft gerundete Grashügel angeschmiegt, deren weiche
Linien sich nach Norden zu in spitz ansteigende, waldbedeckte Höhen-
züge verlieren, über deuen fern am Horizont in lang sich hin¬
ziehender, unuuterbrochuer Bergkette das jäh aufragende, schroffe
Gestein der Venezianer Alpen zum Vorschein kommt, erhebt sich im
blühenden, rebenumsponnenen Gelände Cividale, die ehemalige Hauptstadt Friauls
und die Geburtsstätte des Paulus Diakonus, des Geschichtschreibers der Lango¬
barden. Ein Hauch träumerischer Beschaulichkeit lagert über dem fern von der
großen Heerstraße liegenden, nnr durch eine Zweigbahn mit Udine verbundnen
Orte. Öde und menschenleer erscheinen die engen, sauber gehaltnen Straßen,
auf deren Pflaster laut der Schritt des rasch Dahineilenden hallt, während oben
an den mit grünen Läden geschmückten, einstöckigen Häuserreihen manchmal
flüchtig der Schatten einer Gestalt hinhuscht, oder sich wohl auch mit leisem
Knarren ein Fenster öffnet und neugierige, verwunderte Blicke dem Fremd¬
ling folgen, der sich in diese Weltabgeschiedenheit verliert. Denn Cividale
nimmt unter den vielen Kunststätten der apenninischen Halbinsel, die durch ihre
Denkmäler aus dem Altertum oder den glänzenden Tagen der Renaissance all¬
jährlich das sehnsüchtig erstrebte Ziel zahlloser Pilgcrscharen sind, nur eine sehr
untergeordnete Stellung ein. Aber dieser bescheiden hindämmernde Ort birgt
doch einen Schatz in sich, der ihm zwar nicht die flüchtige Beachtung der großen
Menge, wohl aber das bleibende Interesse der Leute sichert, die Kunstwerke nicht
an sich, sondern im Rahmen ihrer Zeit als den Ausdruck einer bestimmten Stufe
in der Kulturentwicklung betrachten. Es haben sich ja hier die einzigen be¬
glaubigten Skulpturüberreste des deutschen Stammes erhalten, der bei seinem
Einfall in italienisches Gebiet rücksichtsloser als irgendein andres germanisches
Volk hauste, dort in wilder ungezügelter Naturkraft die letzten antiken Über¬
lieferungen über deu Haufen warf und mit beispielloser Zähigkeit an den Sitten
und Gewohnheiten der Altvordern festhaltend während zwei Jahrhunderten Italien
beherrschte, bis das durch äußere und innere Kämpfe zerrüttete Reich unter der
Hand eines Stärkern in Trümmer ging.
Allerdings wäre es verfehlt, Cividale mit der Voraussetzung zu betreten,
hier eine Stadt, die der Schöpfung des großen Ostgotenkönigs zur Seite z«
stellen wäre, el» Klein-Ravenna zu finde». An Bildung und Gesittung standen
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