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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wird jedenfalls um so leichter der Fall sein, wenn das Ausland mit Sicherheit
annimmt, daß die deutsche Sozialdemokratie das Reich an der Verteidigung seiner
Rechte und seiner Interessen verhindern will. Solcher Glaube würde nun zwar
im Ernstfalle grobe Enttäuschungen erleben, aber jedenfalls wird durch solche Er¬
klärungen das uns unfreundliche gegnerische Ausland ermutigt. Das ist eine Politik,
die sich als Landes- und Reichsverrat qualifiziert und nur unter dem Schutze der
parlamentarischen Immunität, wie wir sie in Deutschland versteh", zu dulden ist.
Die Sozialdemokratie treibt mit allen Kräften dem Punkte zu, an dem wir uns
alle -- hoffentlich nicht zu spät -- bewußt werden müssen, daß die Erhaltung
der staatliche" Ordnung doch der erste aller Staatszwecke und das
oberste aller politischen Güter ist, deren Uncmtcistbarkeit nicht durch einen
"z* Mißbrauch der Verfassung gefährdet werden darf.




Von neuen Kunstschriften

nennen wir heute für den Weihnachtseinkauf
inmitten der jetzigen Kunstschreibeflut nur zwei. Der Sammlung des alten Berliner
Museums, die seit einem Jahre in besonders vornehmer und maßvoll dekorativer
Weise im Kaiser-Friedrich-Museum auf der Spreeinsel angeordnet ist, ist ein
soeben erschienener Band des Modernen Cicerone*) gewidmet, verfaßt von dem
neuen Inhaber des kunstgeschichtlichen Lehrstuhls an der Charlottenburger Hoch¬
schule, Schubring. Was Schubring vielleicht vor allen jüngern Kunsthistorikern
voraus hat, ist seine warme Herzensvornehmheit und die Gabe der prägnantesten Dar¬
stellung psychologischer Dramen; aus seinen breiten Kenntnissen sticht die Vertrautheit
rin der italienischen Alltagspsyche hervor. Das italienische Quattrocento und die
Rembrandtsammlung sind die Glanzgebiete des Berliner Museums, und gerade ihnen
ist Schubring in einer energisch und taktvoll belehrenden Weise gerecht geworden.
Das Buch ist natürlich zunächst für die Hemd der Besucher der in den letzten dreißig
Jahren unter Bode so herrlich vermehrten Sammlung gedacht; mit seinen zahlreichen
Abbildungen wird es aber auch daheim gute Dienste tun. Möge es auf manchem
Weihnachtstischplatz als eine Gewähr für einen künftigen nicht flüchtigen Besuch
des Kaiser-Friedrich-Museums liegen; es "setzt keine Kenntnisse, wohl aber den guten
Willen voraus, in Geduld sich den künstlerischen und geistigen Mächten hinzugeben,
die in den Jahrhunderten vom Beginne der christlichen Epoche bis zum Anfang
des neunzehnten bei den Völkern des Nordens und des Südens in Bild, Stein
und Metall ihre monumentale Prägung gefunden haben."

Mit besondrer Genugtuung weisen wir dann darauf hin, daß die zweibändige
Darstellung der "Kunst der Renaissance in Italien"**) unsers verehrten Mit¬
arbeiters Philippi seit kurzem in zweiter, vermehrter Auflage vorliegt. Mit uns
schätzen unsre Leser an Philippi ruhige Reife des Urteils, die sauberste Klarheit der
Darstellung nicht ohne persönlichen Accent und eine eigne, zuverlässige kulturgeschicht¬
liche Grundierung seines Vertrags. Wie wertvoll ist uns Philippis feinfühliges
literarisches Verständnis, wenn er uns vor ein Porträt eines Schriftstellers führt
wie das des Castiglione von Raffael! Und ein Meisterzug seines Buches ist es,
daß die Darstellung da ihre größte Schlichtheit gewinnt, wo die gewaltigste Kunst
zu uns reden will, bei der Besprechung von Michelangelos sixtinischer Kapellendecke:
der Leser wird nicht okkupiert, sondern auf die Sache hin befreit. "Die neue Auf¬
lage hat eine großenteils erneute Illustration erhalten, und durch die Verkleinerung
der Abbildungen wurde so viel Raum gewonnen, daß der Text erheblich erweitert
werden konnte. Vieles ist umgearbeitet ... das einzelne ist überall mehr aus¬
geführt, fehlerhaftes nach Kräften verbessert."






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh, Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig
-) Moderner Cicerone: Berlin. 1. Das Kaiser-Friedrich-Museum von Paul Schu¬
bring. Mit 276 Abbildungen und 2 Grundrissen. Stuttgart, Berlin, Leipzig, Union.
Leipzig, E. A. Seemann. Erster Band mit 200, zweiter Band mit 260 Abbildungen
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wird jedenfalls um so leichter der Fall sein, wenn das Ausland mit Sicherheit
annimmt, daß die deutsche Sozialdemokratie das Reich an der Verteidigung seiner
Rechte und seiner Interessen verhindern will. Solcher Glaube würde nun zwar
im Ernstfalle grobe Enttäuschungen erleben, aber jedenfalls wird durch solche Er¬
klärungen das uns unfreundliche gegnerische Ausland ermutigt. Das ist eine Politik,
die sich als Landes- und Reichsverrat qualifiziert und nur unter dem Schutze der
parlamentarischen Immunität, wie wir sie in Deutschland versteh», zu dulden ist.
Die Sozialdemokratie treibt mit allen Kräften dem Punkte zu, an dem wir uns
alle — hoffentlich nicht zu spät — bewußt werden müssen, daß die Erhaltung
der staatliche» Ordnung doch der erste aller Staatszwecke und das
oberste aller politischen Güter ist, deren Uncmtcistbarkeit nicht durch einen
»z* Mißbrauch der Verfassung gefährdet werden darf.




Von neuen Kunstschriften

nennen wir heute für den Weihnachtseinkauf
inmitten der jetzigen Kunstschreibeflut nur zwei. Der Sammlung des alten Berliner
Museums, die seit einem Jahre in besonders vornehmer und maßvoll dekorativer
Weise im Kaiser-Friedrich-Museum auf der Spreeinsel angeordnet ist, ist ein
soeben erschienener Band des Modernen Cicerone*) gewidmet, verfaßt von dem
neuen Inhaber des kunstgeschichtlichen Lehrstuhls an der Charlottenburger Hoch¬
schule, Schubring. Was Schubring vielleicht vor allen jüngern Kunsthistorikern
voraus hat, ist seine warme Herzensvornehmheit und die Gabe der prägnantesten Dar¬
stellung psychologischer Dramen; aus seinen breiten Kenntnissen sticht die Vertrautheit
rin der italienischen Alltagspsyche hervor. Das italienische Quattrocento und die
Rembrandtsammlung sind die Glanzgebiete des Berliner Museums, und gerade ihnen
ist Schubring in einer energisch und taktvoll belehrenden Weise gerecht geworden.
Das Buch ist natürlich zunächst für die Hemd der Besucher der in den letzten dreißig
Jahren unter Bode so herrlich vermehrten Sammlung gedacht; mit seinen zahlreichen
Abbildungen wird es aber auch daheim gute Dienste tun. Möge es auf manchem
Weihnachtstischplatz als eine Gewähr für einen künftigen nicht flüchtigen Besuch
des Kaiser-Friedrich-Museums liegen; es „setzt keine Kenntnisse, wohl aber den guten
Willen voraus, in Geduld sich den künstlerischen und geistigen Mächten hinzugeben,
die in den Jahrhunderten vom Beginne der christlichen Epoche bis zum Anfang
des neunzehnten bei den Völkern des Nordens und des Südens in Bild, Stein
und Metall ihre monumentale Prägung gefunden haben."

Mit besondrer Genugtuung weisen wir dann darauf hin, daß die zweibändige
Darstellung der „Kunst der Renaissance in Italien"**) unsers verehrten Mit¬
arbeiters Philippi seit kurzem in zweiter, vermehrter Auflage vorliegt. Mit uns
schätzen unsre Leser an Philippi ruhige Reife des Urteils, die sauberste Klarheit der
Darstellung nicht ohne persönlichen Accent und eine eigne, zuverlässige kulturgeschicht¬
liche Grundierung seines Vertrags. Wie wertvoll ist uns Philippis feinfühliges
literarisches Verständnis, wenn er uns vor ein Porträt eines Schriftstellers führt
wie das des Castiglione von Raffael! Und ein Meisterzug seines Buches ist es,
daß die Darstellung da ihre größte Schlichtheit gewinnt, wo die gewaltigste Kunst
zu uns reden will, bei der Besprechung von Michelangelos sixtinischer Kapellendecke:
der Leser wird nicht okkupiert, sondern auf die Sache hin befreit. „Die neue Auf¬
lage hat eine großenteils erneute Illustration erhalten, und durch die Verkleinerung
der Abbildungen wurde so viel Raum gewonnen, daß der Text erheblich erweitert
werden konnte. Vieles ist umgearbeitet ... das einzelne ist überall mehr aus¬
geführt, fehlerhaftes nach Kräften verbessert."






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh, Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig
-) Moderner Cicerone: Berlin. 1. Das Kaiser-Friedrich-Museum von Paul Schu¬
bring. Mit 276 Abbildungen und 2 Grundrissen. Stuttgart, Berlin, Leipzig, Union.
Leipzig, E. A. Seemann. Erster Band mit 200, zweiter Band mit 260 Abbildungen
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[0632] Maßgebliches und Unmaßgebliches Wird jedenfalls um so leichter der Fall sein, wenn das Ausland mit Sicherheit annimmt, daß die deutsche Sozialdemokratie das Reich an der Verteidigung seiner Rechte und seiner Interessen verhindern will. Solcher Glaube würde nun zwar im Ernstfalle grobe Enttäuschungen erleben, aber jedenfalls wird durch solche Er¬ klärungen das uns unfreundliche gegnerische Ausland ermutigt. Das ist eine Politik, die sich als Landes- und Reichsverrat qualifiziert und nur unter dem Schutze der parlamentarischen Immunität, wie wir sie in Deutschland versteh», zu dulden ist. Die Sozialdemokratie treibt mit allen Kräften dem Punkte zu, an dem wir uns alle — hoffentlich nicht zu spät — bewußt werden müssen, daß die Erhaltung der staatliche» Ordnung doch der erste aller Staatszwecke und das oberste aller politischen Güter ist, deren Uncmtcistbarkeit nicht durch einen »z* Mißbrauch der Verfassung gefährdet werden darf. Von neuen Kunstschriften nennen wir heute für den Weihnachtseinkauf inmitten der jetzigen Kunstschreibeflut nur zwei. Der Sammlung des alten Berliner Museums, die seit einem Jahre in besonders vornehmer und maßvoll dekorativer Weise im Kaiser-Friedrich-Museum auf der Spreeinsel angeordnet ist, ist ein soeben erschienener Band des Modernen Cicerone*) gewidmet, verfaßt von dem neuen Inhaber des kunstgeschichtlichen Lehrstuhls an der Charlottenburger Hoch¬ schule, Schubring. Was Schubring vielleicht vor allen jüngern Kunsthistorikern voraus hat, ist seine warme Herzensvornehmheit und die Gabe der prägnantesten Dar¬ stellung psychologischer Dramen; aus seinen breiten Kenntnissen sticht die Vertrautheit rin der italienischen Alltagspsyche hervor. Das italienische Quattrocento und die Rembrandtsammlung sind die Glanzgebiete des Berliner Museums, und gerade ihnen ist Schubring in einer energisch und taktvoll belehrenden Weise gerecht geworden. Das Buch ist natürlich zunächst für die Hemd der Besucher der in den letzten dreißig Jahren unter Bode so herrlich vermehrten Sammlung gedacht; mit seinen zahlreichen Abbildungen wird es aber auch daheim gute Dienste tun. Möge es auf manchem Weihnachtstischplatz als eine Gewähr für einen künftigen nicht flüchtigen Besuch des Kaiser-Friedrich-Museums liegen; es „setzt keine Kenntnisse, wohl aber den guten Willen voraus, in Geduld sich den künstlerischen und geistigen Mächten hinzugeben, die in den Jahrhunderten vom Beginne der christlichen Epoche bis zum Anfang des neunzehnten bei den Völkern des Nordens und des Südens in Bild, Stein und Metall ihre monumentale Prägung gefunden haben." Mit besondrer Genugtuung weisen wir dann darauf hin, daß die zweibändige Darstellung der „Kunst der Renaissance in Italien"**) unsers verehrten Mit¬ arbeiters Philippi seit kurzem in zweiter, vermehrter Auflage vorliegt. Mit uns schätzen unsre Leser an Philippi ruhige Reife des Urteils, die sauberste Klarheit der Darstellung nicht ohne persönlichen Accent und eine eigne, zuverlässige kulturgeschicht¬ liche Grundierung seines Vertrags. Wie wertvoll ist uns Philippis feinfühliges literarisches Verständnis, wenn er uns vor ein Porträt eines Schriftstellers führt wie das des Castiglione von Raffael! Und ein Meisterzug seines Buches ist es, daß die Darstellung da ihre größte Schlichtheit gewinnt, wo die gewaltigste Kunst zu uns reden will, bei der Besprechung von Michelangelos sixtinischer Kapellendecke: der Leser wird nicht okkupiert, sondern auf die Sache hin befreit. „Die neue Auf¬ lage hat eine großenteils erneute Illustration erhalten, und durch die Verkleinerung der Abbildungen wurde so viel Raum gewonnen, daß der Text erheblich erweitert werden konnte. Vieles ist umgearbeitet ... das einzelne ist überall mehr aus¬ geführt, fehlerhaftes nach Kräften verbessert." Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh, Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig -) Moderner Cicerone: Berlin. 1. Das Kaiser-Friedrich-Museum von Paul Schu¬ bring. Mit 276 Abbildungen und 2 Grundrissen. Stuttgart, Berlin, Leipzig, Union. Leipzig, E. A. Seemann. Erster Band mit 200, zweiter Band mit 260 Abbildungen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/632>, abgerufen am 15.01.2025.