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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

tragen, sind aber nachgerade hoch genug besteuert. Es ist also geradezu die Pflicht
des Reiches, seine weitern Bedürfnisse durch den Massenkonsum und dessen
Besteuerung zu decken. Hierbei steht voran der Tabak. Mit der abgedroschnen
Phrase von der "Pfeife des armen Mannes" kommt diesesmal hoffentlich niemand.
Es ist doch ein seltsames Verlangen, daß ein Steuerobjekt, das in andern Ländern
einen wesentlichen Teil der Staatslasten trägt, im Deutschen Reich allein der
Popularitätshascherei der Parteien zuliebe sakrosankt bleiben soll. Außerdem
werden bei einer stärkern Besteuerung des Tabaks die Frauen und die Kinder, die
eigentliche Familie, nicht getroffen, sondern nur der Teil der männlichen Deutschen,
der sich den Luxus des Rauchers gönnt, und die dauernd oder vorübergehend in
Deutschland weilenden Fremden. Denn daß es ein Luxus ist, beweisen die zahl¬
reichen Nichtraucher anch in den arbeitenden Klassen, beim Militär usw., die heute
noch auf dem Standpunkt jenes Bauern aus der Zeit des Großen Kurfürsten stehn:
"Gnädiger Herr Düwel, ick frete keen Fu'r!" Der aber, dem das Rauchen eine
angenehme Gewohnheit ist, gibt es nicht auf, auch wenn ihn die Sache je nach
der Qualität seines Tabaks jährlich 25 bis 40 Mark mehr kostet. Es wird darum
weder eine Pfeife noch eine Zigarre weniger geraucht werden, auch kommt der
Tabakindustrie die jährliche Zunahme der Bevölkerung um eine Million Köpfe,
also fünfhunderttausend männliche Deutsche, wovon doch wohl wenigstens die Hälfte
raucht, zugute. Man darf heute die Zahl der Raucher in Deutschland, den Fremden¬
verkehr eingeschlossen, sicherlich auf zehn Millionen veranschlagen.

Soviel von dein, was in Deutschland "in die Luft gepasst wird." Dazu
kommt, was in Deutschland vertrunken wird. Die enormen Zahlen sind schon oft
genug genannt worden. Wenn auf jede Flasche Bier eine Abgabe von 1 Pfennig
gelegt würde -- es würde deshalb nicht eine Flasche weniger getrunken werden,
der Pfennig aber würde dem Reiche sehr nützlich sein. Man braucht sich nur zu
vergegenwärtigen, daß in München ein vollgeschänkles Litermaß Hofbräu 24 Pfennige
kostet, in Berlin 60 Pfennige! Das Publikum in Norddeutschland, das sich eine
so enorme Besteuerung des Bieres durch die Schänkstätten gefallen läßt, sollte gegen
eine verschwindende Mehrbesteuerung von Reichs wegen nichts einzuwenden haben.
Die großartigen Bierpaläste, die sich in unsern Großstädten aneinander reihen,
werden doch nur von dem "Zuviel" erbaut, das an dem einzelnen Glase Bier
haftet. Mau findet überall die Bereicherung des Zwischenhandels oder die über¬
mäßige Preisbildung so tadelnswert, weshalb nicht beim Bier, das eine sehr
kräftige Mehrbesteuernng vertragen kann, ohne daß es nötig ist, die Kosten auf
das Publikum abzuwälzen? Selbstverständlich lassen sich dagegen, wie überhaupt
gegen jede Steuer, tausend Gründe vorbringen, Freiwillige sind leicht zum Sturm
auf feindliche Batterien, aber niemals zum Steuerzahler zu finden. Aber das
Reich muß leben, muß in Sicherheit existieren und darf dies nicht auf Kosten
der Einzelstaaten tun. Möge uns das Jahr 1905 endlich die ersehnte Lösung
"H" bringen!



Neue Linienschiffe.

Mi
t Spannung hatte man in Marinefachkreisen nähern
Mitteilungen über Bauart, Bewaffnung und Panzerung der neuesten englischen
Linienschiffe entgegengesehen. Diese Einzelheiten sind nun vor einiger Zeit im
englischen Parlament amtlich bekanntgegeben worden und verdienen es, auch in
weitern Kreisen Beachtung zu finden. Die neuen Schiffe, Lord Nelsonklasse ge¬
nannt, sind nach den Angaben der Marine-Rundschau 16500 Tonnen groß und
sollen 18 Seemeilen laufen. Ihr Gürtelpanzer wird in der Mitte 30,5 Zenti¬
meter dick sein, und als Bewaffnung erhalten sie vier Hauptgeschütze von 30,5 Zenti¬
meter Kaliber und eine Mittelartillerie von zehn 23,4-Zentimetergeschützen (die
leichten Schnellfeuer- und die Maschinenkanonen sowie die Torpedoarmierung lassen
wir hier und im folgenden überall außer Betracht). Der Fortschritt gegenüber der
vorausgegangnen King Edwardklnsse besteht erstens in der Erhöhung der Gürtel-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

tragen, sind aber nachgerade hoch genug besteuert. Es ist also geradezu die Pflicht
des Reiches, seine weitern Bedürfnisse durch den Massenkonsum und dessen
Besteuerung zu decken. Hierbei steht voran der Tabak. Mit der abgedroschnen
Phrase von der „Pfeife des armen Mannes" kommt diesesmal hoffentlich niemand.
Es ist doch ein seltsames Verlangen, daß ein Steuerobjekt, das in andern Ländern
einen wesentlichen Teil der Staatslasten trägt, im Deutschen Reich allein der
Popularitätshascherei der Parteien zuliebe sakrosankt bleiben soll. Außerdem
werden bei einer stärkern Besteuerung des Tabaks die Frauen und die Kinder, die
eigentliche Familie, nicht getroffen, sondern nur der Teil der männlichen Deutschen,
der sich den Luxus des Rauchers gönnt, und die dauernd oder vorübergehend in
Deutschland weilenden Fremden. Denn daß es ein Luxus ist, beweisen die zahl¬
reichen Nichtraucher anch in den arbeitenden Klassen, beim Militär usw., die heute
noch auf dem Standpunkt jenes Bauern aus der Zeit des Großen Kurfürsten stehn:
„Gnädiger Herr Düwel, ick frete keen Fu'r!" Der aber, dem das Rauchen eine
angenehme Gewohnheit ist, gibt es nicht auf, auch wenn ihn die Sache je nach
der Qualität seines Tabaks jährlich 25 bis 40 Mark mehr kostet. Es wird darum
weder eine Pfeife noch eine Zigarre weniger geraucht werden, auch kommt der
Tabakindustrie die jährliche Zunahme der Bevölkerung um eine Million Köpfe,
also fünfhunderttausend männliche Deutsche, wovon doch wohl wenigstens die Hälfte
raucht, zugute. Man darf heute die Zahl der Raucher in Deutschland, den Fremden¬
verkehr eingeschlossen, sicherlich auf zehn Millionen veranschlagen.

Soviel von dein, was in Deutschland „in die Luft gepasst wird." Dazu
kommt, was in Deutschland vertrunken wird. Die enormen Zahlen sind schon oft
genug genannt worden. Wenn auf jede Flasche Bier eine Abgabe von 1 Pfennig
gelegt würde — es würde deshalb nicht eine Flasche weniger getrunken werden,
der Pfennig aber würde dem Reiche sehr nützlich sein. Man braucht sich nur zu
vergegenwärtigen, daß in München ein vollgeschänkles Litermaß Hofbräu 24 Pfennige
kostet, in Berlin 60 Pfennige! Das Publikum in Norddeutschland, das sich eine
so enorme Besteuerung des Bieres durch die Schänkstätten gefallen läßt, sollte gegen
eine verschwindende Mehrbesteuerung von Reichs wegen nichts einzuwenden haben.
Die großartigen Bierpaläste, die sich in unsern Großstädten aneinander reihen,
werden doch nur von dem „Zuviel" erbaut, das an dem einzelnen Glase Bier
haftet. Mau findet überall die Bereicherung des Zwischenhandels oder die über¬
mäßige Preisbildung so tadelnswert, weshalb nicht beim Bier, das eine sehr
kräftige Mehrbesteuernng vertragen kann, ohne daß es nötig ist, die Kosten auf
das Publikum abzuwälzen? Selbstverständlich lassen sich dagegen, wie überhaupt
gegen jede Steuer, tausend Gründe vorbringen, Freiwillige sind leicht zum Sturm
auf feindliche Batterien, aber niemals zum Steuerzahler zu finden. Aber das
Reich muß leben, muß in Sicherheit existieren und darf dies nicht auf Kosten
der Einzelstaaten tun. Möge uns das Jahr 1905 endlich die ersehnte Lösung
»H» bringen!



Neue Linienschiffe.

Mi
t Spannung hatte man in Marinefachkreisen nähern
Mitteilungen über Bauart, Bewaffnung und Panzerung der neuesten englischen
Linienschiffe entgegengesehen. Diese Einzelheiten sind nun vor einiger Zeit im
englischen Parlament amtlich bekanntgegeben worden und verdienen es, auch in
weitern Kreisen Beachtung zu finden. Die neuen Schiffe, Lord Nelsonklasse ge¬
nannt, sind nach den Angaben der Marine-Rundschau 16500 Tonnen groß und
sollen 18 Seemeilen laufen. Ihr Gürtelpanzer wird in der Mitte 30,5 Zenti¬
meter dick sein, und als Bewaffnung erhalten sie vier Hauptgeschütze von 30,5 Zenti¬
meter Kaliber und eine Mittelartillerie von zehn 23,4-Zentimetergeschützen (die
leichten Schnellfeuer- und die Maschinenkanonen sowie die Torpedoarmierung lassen
wir hier und im folgenden überall außer Betracht). Der Fortschritt gegenüber der
vorausgegangnen King Edwardklnsse besteht erstens in der Erhöhung der Gürtel-


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[0775] Maßgebliches und Unmaßgebliches tragen, sind aber nachgerade hoch genug besteuert. Es ist also geradezu die Pflicht des Reiches, seine weitern Bedürfnisse durch den Massenkonsum und dessen Besteuerung zu decken. Hierbei steht voran der Tabak. Mit der abgedroschnen Phrase von der „Pfeife des armen Mannes" kommt diesesmal hoffentlich niemand. Es ist doch ein seltsames Verlangen, daß ein Steuerobjekt, das in andern Ländern einen wesentlichen Teil der Staatslasten trägt, im Deutschen Reich allein der Popularitätshascherei der Parteien zuliebe sakrosankt bleiben soll. Außerdem werden bei einer stärkern Besteuerung des Tabaks die Frauen und die Kinder, die eigentliche Familie, nicht getroffen, sondern nur der Teil der männlichen Deutschen, der sich den Luxus des Rauchers gönnt, und die dauernd oder vorübergehend in Deutschland weilenden Fremden. Denn daß es ein Luxus ist, beweisen die zahl¬ reichen Nichtraucher anch in den arbeitenden Klassen, beim Militär usw., die heute noch auf dem Standpunkt jenes Bauern aus der Zeit des Großen Kurfürsten stehn: „Gnädiger Herr Düwel, ick frete keen Fu'r!" Der aber, dem das Rauchen eine angenehme Gewohnheit ist, gibt es nicht auf, auch wenn ihn die Sache je nach der Qualität seines Tabaks jährlich 25 bis 40 Mark mehr kostet. Es wird darum weder eine Pfeife noch eine Zigarre weniger geraucht werden, auch kommt der Tabakindustrie die jährliche Zunahme der Bevölkerung um eine Million Köpfe, also fünfhunderttausend männliche Deutsche, wovon doch wohl wenigstens die Hälfte raucht, zugute. Man darf heute die Zahl der Raucher in Deutschland, den Fremden¬ verkehr eingeschlossen, sicherlich auf zehn Millionen veranschlagen. Soviel von dein, was in Deutschland „in die Luft gepasst wird." Dazu kommt, was in Deutschland vertrunken wird. Die enormen Zahlen sind schon oft genug genannt worden. Wenn auf jede Flasche Bier eine Abgabe von 1 Pfennig gelegt würde — es würde deshalb nicht eine Flasche weniger getrunken werden, der Pfennig aber würde dem Reiche sehr nützlich sein. Man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, daß in München ein vollgeschänkles Litermaß Hofbräu 24 Pfennige kostet, in Berlin 60 Pfennige! Das Publikum in Norddeutschland, das sich eine so enorme Besteuerung des Bieres durch die Schänkstätten gefallen läßt, sollte gegen eine verschwindende Mehrbesteuerung von Reichs wegen nichts einzuwenden haben. Die großartigen Bierpaläste, die sich in unsern Großstädten aneinander reihen, werden doch nur von dem „Zuviel" erbaut, das an dem einzelnen Glase Bier haftet. Mau findet überall die Bereicherung des Zwischenhandels oder die über¬ mäßige Preisbildung so tadelnswert, weshalb nicht beim Bier, das eine sehr kräftige Mehrbesteuernng vertragen kann, ohne daß es nötig ist, die Kosten auf das Publikum abzuwälzen? Selbstverständlich lassen sich dagegen, wie überhaupt gegen jede Steuer, tausend Gründe vorbringen, Freiwillige sind leicht zum Sturm auf feindliche Batterien, aber niemals zum Steuerzahler zu finden. Aber das Reich muß leben, muß in Sicherheit existieren und darf dies nicht auf Kosten der Einzelstaaten tun. Möge uns das Jahr 1905 endlich die ersehnte Lösung »H» bringen! Neue Linienschiffe. Mi t Spannung hatte man in Marinefachkreisen nähern Mitteilungen über Bauart, Bewaffnung und Panzerung der neuesten englischen Linienschiffe entgegengesehen. Diese Einzelheiten sind nun vor einiger Zeit im englischen Parlament amtlich bekanntgegeben worden und verdienen es, auch in weitern Kreisen Beachtung zu finden. Die neuen Schiffe, Lord Nelsonklasse ge¬ nannt, sind nach den Angaben der Marine-Rundschau 16500 Tonnen groß und sollen 18 Seemeilen laufen. Ihr Gürtelpanzer wird in der Mitte 30,5 Zenti¬ meter dick sein, und als Bewaffnung erhalten sie vier Hauptgeschütze von 30,5 Zenti¬ meter Kaliber und eine Mittelartillerie von zehn 23,4-Zentimetergeschützen (die leichten Schnellfeuer- und die Maschinenkanonen sowie die Torpedoarmierung lassen wir hier und im folgenden überall außer Betracht). Der Fortschritt gegenüber der vorausgegangnen King Edwardklnsse besteht erstens in der Erhöhung der Gürtel-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/775>, abgerufen am 26.06.2024.