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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Die Damen auf lNarkby
18

Es war an einem der letzten Tage vor Weihnachten, einem Tag mit glänzendem
Reif und weißem, fast undurchsichtigem Nebel, der nun schon seit einer Woche
anhielt. Aus der Entfernung sah Groß-Markby da mitten im Walde wie ein
von riesigen Spinnweben umsponnenes Märchenschloß aus. Wenn man aber nur
etwas näher kam, sah man, wie die Flammen von dürren Reisigbüscheln durch
die geöffnete Tür des gemauerten Backofens drüben am Brauhaus herausschlugen;
der Schein leuchtete weit über den Hofplatz bis zu der Mauer des gerade gegen¬
überliegenden Holzstalls, wo das gefrorne Wild in Reihen aufgehängt war;
denn mit diesem konnte man sich erst befassen, wenn die Schlächterei endlich vorüber
war. Drunten in der geräumigen "Kellerstube" zermalmten die großen Fleisch-
Hackmaschinen unverdrossen das Wurstfleisch, das die Mägde mit erstarrten Fingern
in ellenlange, durch Hornringe ausgespannte Därme stopften, während ein paar
Knechte, die mit Hand anlegten, für den Humor sorgten. Und Jungfer Alla kam
mit Kaffee und neugebacknen, noch dampfenden Weißbrötchen, damit die "Ärmsten"
inwendig auskauen könnten.

In wattiertem Mantel und mit Binsenschuhen über den Stiefeln saß Julie
schon den ganzen Nachmittag da unten und half Speck schneiden. Jungfer Alla
hatte sie jede Weihnacht, die sie zuhnuse feierte, schou als ganz kleines Mädchen
dazu angehalten, damit sie "weiße Hände" bekomme. Nun aber nahm Julie ihre
Ringe vom Fensterbrett und erklärte, was auch seine Richtigkeit hatte, daß sie ganz
steif gefroren sei.

Jetzt können Sie auch ruhig gehn, sagte Jungfer Alla gnädig und betrachtete
genau Juliens Arbeit. Sophie, wandte sie sich an eine der Mägde, bringen Sie
dem Fräulein etwas Wasser, damit sie sich die Hände waschen kann, und dann
trinkt sie eine Tasse Kaffee mit uns, ehe sie geht.

Julie sah ihre eigne Mundtnsse mit dem gemalten Monogramm schon auf
dem Brett stehn und wußte, daß sie die Jungfer tödlich beleidigen würde, wenn
sie den Kaffee ablehnte. Sie schaute in aller Stille bekümmert auf ihre Uhr . . .
o ja, wenn sie sich beeilte!

Aber die arme Julie war nicht dazu geschaffen, sich zu beeilen. Und dann
mußte sie sich natürlich auch etwas hübsch machen und das Haar frisch aufstecken.
Es dämmerte schon stark, als sie von allen Weihnachtsvorbereitungen weg nach
dem Hohlweg uuter den Birken schlich, wo sie und Erik -- was ja Bibbi be¬
zeugen konnte -- sich im geheimen zu treffen pflegten.

Ja, obgleich zwischen ihr und Arvid nun alles vorbei war, und Briants und
Olga, ja sogar auch die Pröpstin wußten, wie die Sachen standen, so . ..
Nein, es ging doch nicht an, sich offen mit Erik zu zeigen -- jetzt noch nicht!
Ganz Markby wußte natürlich, daß alles gerade umgedreht war, und daß gewisser¬
maßen alle die Plätze miteinander getauscht hatten, aber etwas zu sagen, das
wagte man doch nicht. Beide Hände tief in den Manteltaschen stand Erik schon
wartend unter einer großen Hängebirke, als Julie endlich in aller Eile den Ab¬
hang herunterlief. Der trockne weiße Reifschnee stob von Gras und Büschen auf
ihr schwarzes Kleid -- ihre Augen strahlten unter der nachlässig aufgesetzten Pelz¬
mütze. Niemand -- ausgenommen Erik -- hätte das ruhige korrekte Fräulein
Sack wieder erkannt.

Zu spät . . . wie gewöhnlich! -- Er hielt ihr seine Uhr hin. Bist du je
einmal in deinem Leben zu früh oder auch nur rechtzeitig gekommen?

Als ob ich etwas dafür könnte, Erik! Du siehst ja, wie ich mich beeilt habe.
Und dann, gerade als ich gehn wollte -- sie schaute zweifelnd ans --, da bekam
ich einen Brief von Arvid.

Korrespondiert ihr jetzt miteinander? fragte er ironisch. Auf zwanzig Schritt
Entfernung? Worüber denn?

Er hat mir nur etwas geschickt -- sie sah ihn etwas unruhig an.


Die Damen auf lNarkby
18

Es war an einem der letzten Tage vor Weihnachten, einem Tag mit glänzendem
Reif und weißem, fast undurchsichtigem Nebel, der nun schon seit einer Woche
anhielt. Aus der Entfernung sah Groß-Markby da mitten im Walde wie ein
von riesigen Spinnweben umsponnenes Märchenschloß aus. Wenn man aber nur
etwas näher kam, sah man, wie die Flammen von dürren Reisigbüscheln durch
die geöffnete Tür des gemauerten Backofens drüben am Brauhaus herausschlugen;
der Schein leuchtete weit über den Hofplatz bis zu der Mauer des gerade gegen¬
überliegenden Holzstalls, wo das gefrorne Wild in Reihen aufgehängt war;
denn mit diesem konnte man sich erst befassen, wenn die Schlächterei endlich vorüber
war. Drunten in der geräumigen „Kellerstube" zermalmten die großen Fleisch-
Hackmaschinen unverdrossen das Wurstfleisch, das die Mägde mit erstarrten Fingern
in ellenlange, durch Hornringe ausgespannte Därme stopften, während ein paar
Knechte, die mit Hand anlegten, für den Humor sorgten. Und Jungfer Alla kam
mit Kaffee und neugebacknen, noch dampfenden Weißbrötchen, damit die „Ärmsten"
inwendig auskauen könnten.

In wattiertem Mantel und mit Binsenschuhen über den Stiefeln saß Julie
schon den ganzen Nachmittag da unten und half Speck schneiden. Jungfer Alla
hatte sie jede Weihnacht, die sie zuhnuse feierte, schou als ganz kleines Mädchen
dazu angehalten, damit sie „weiße Hände" bekomme. Nun aber nahm Julie ihre
Ringe vom Fensterbrett und erklärte, was auch seine Richtigkeit hatte, daß sie ganz
steif gefroren sei.

Jetzt können Sie auch ruhig gehn, sagte Jungfer Alla gnädig und betrachtete
genau Juliens Arbeit. Sophie, wandte sie sich an eine der Mägde, bringen Sie
dem Fräulein etwas Wasser, damit sie sich die Hände waschen kann, und dann
trinkt sie eine Tasse Kaffee mit uns, ehe sie geht.

Julie sah ihre eigne Mundtnsse mit dem gemalten Monogramm schon auf
dem Brett stehn und wußte, daß sie die Jungfer tödlich beleidigen würde, wenn
sie den Kaffee ablehnte. Sie schaute in aller Stille bekümmert auf ihre Uhr . . .
o ja, wenn sie sich beeilte!

Aber die arme Julie war nicht dazu geschaffen, sich zu beeilen. Und dann
mußte sie sich natürlich auch etwas hübsch machen und das Haar frisch aufstecken.
Es dämmerte schon stark, als sie von allen Weihnachtsvorbereitungen weg nach
dem Hohlweg uuter den Birken schlich, wo sie und Erik — was ja Bibbi be¬
zeugen konnte — sich im geheimen zu treffen pflegten.

Ja, obgleich zwischen ihr und Arvid nun alles vorbei war, und Briants und
Olga, ja sogar auch die Pröpstin wußten, wie die Sachen standen, so . ..
Nein, es ging doch nicht an, sich offen mit Erik zu zeigen — jetzt noch nicht!
Ganz Markby wußte natürlich, daß alles gerade umgedreht war, und daß gewisser¬
maßen alle die Plätze miteinander getauscht hatten, aber etwas zu sagen, das
wagte man doch nicht. Beide Hände tief in den Manteltaschen stand Erik schon
wartend unter einer großen Hängebirke, als Julie endlich in aller Eile den Ab¬
hang herunterlief. Der trockne weiße Reifschnee stob von Gras und Büschen auf
ihr schwarzes Kleid — ihre Augen strahlten unter der nachlässig aufgesetzten Pelz¬
mütze. Niemand — ausgenommen Erik — hätte das ruhige korrekte Fräulein
Sack wieder erkannt.

Zu spät . . . wie gewöhnlich! — Er hielt ihr seine Uhr hin. Bist du je
einmal in deinem Leben zu früh oder auch nur rechtzeitig gekommen?

Als ob ich etwas dafür könnte, Erik! Du siehst ja, wie ich mich beeilt habe.
Und dann, gerade als ich gehn wollte — sie schaute zweifelnd ans —, da bekam
ich einen Brief von Arvid.

Korrespondiert ihr jetzt miteinander? fragte er ironisch. Auf zwanzig Schritt
Entfernung? Worüber denn?

Er hat mir nur etwas geschickt — sie sah ihn etwas unruhig an.


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[0588] Die Damen auf lNarkby 18 Es war an einem der letzten Tage vor Weihnachten, einem Tag mit glänzendem Reif und weißem, fast undurchsichtigem Nebel, der nun schon seit einer Woche anhielt. Aus der Entfernung sah Groß-Markby da mitten im Walde wie ein von riesigen Spinnweben umsponnenes Märchenschloß aus. Wenn man aber nur etwas näher kam, sah man, wie die Flammen von dürren Reisigbüscheln durch die geöffnete Tür des gemauerten Backofens drüben am Brauhaus herausschlugen; der Schein leuchtete weit über den Hofplatz bis zu der Mauer des gerade gegen¬ überliegenden Holzstalls, wo das gefrorne Wild in Reihen aufgehängt war; denn mit diesem konnte man sich erst befassen, wenn die Schlächterei endlich vorüber war. Drunten in der geräumigen „Kellerstube" zermalmten die großen Fleisch- Hackmaschinen unverdrossen das Wurstfleisch, das die Mägde mit erstarrten Fingern in ellenlange, durch Hornringe ausgespannte Därme stopften, während ein paar Knechte, die mit Hand anlegten, für den Humor sorgten. Und Jungfer Alla kam mit Kaffee und neugebacknen, noch dampfenden Weißbrötchen, damit die „Ärmsten" inwendig auskauen könnten. In wattiertem Mantel und mit Binsenschuhen über den Stiefeln saß Julie schon den ganzen Nachmittag da unten und half Speck schneiden. Jungfer Alla hatte sie jede Weihnacht, die sie zuhnuse feierte, schou als ganz kleines Mädchen dazu angehalten, damit sie „weiße Hände" bekomme. Nun aber nahm Julie ihre Ringe vom Fensterbrett und erklärte, was auch seine Richtigkeit hatte, daß sie ganz steif gefroren sei. Jetzt können Sie auch ruhig gehn, sagte Jungfer Alla gnädig und betrachtete genau Juliens Arbeit. Sophie, wandte sie sich an eine der Mägde, bringen Sie dem Fräulein etwas Wasser, damit sie sich die Hände waschen kann, und dann trinkt sie eine Tasse Kaffee mit uns, ehe sie geht. Julie sah ihre eigne Mundtnsse mit dem gemalten Monogramm schon auf dem Brett stehn und wußte, daß sie die Jungfer tödlich beleidigen würde, wenn sie den Kaffee ablehnte. Sie schaute in aller Stille bekümmert auf ihre Uhr . . . o ja, wenn sie sich beeilte! Aber die arme Julie war nicht dazu geschaffen, sich zu beeilen. Und dann mußte sie sich natürlich auch etwas hübsch machen und das Haar frisch aufstecken. Es dämmerte schon stark, als sie von allen Weihnachtsvorbereitungen weg nach dem Hohlweg uuter den Birken schlich, wo sie und Erik — was ja Bibbi be¬ zeugen konnte — sich im geheimen zu treffen pflegten. Ja, obgleich zwischen ihr und Arvid nun alles vorbei war, und Briants und Olga, ja sogar auch die Pröpstin wußten, wie die Sachen standen, so . .. Nein, es ging doch nicht an, sich offen mit Erik zu zeigen — jetzt noch nicht! Ganz Markby wußte natürlich, daß alles gerade umgedreht war, und daß gewisser¬ maßen alle die Plätze miteinander getauscht hatten, aber etwas zu sagen, das wagte man doch nicht. Beide Hände tief in den Manteltaschen stand Erik schon wartend unter einer großen Hängebirke, als Julie endlich in aller Eile den Ab¬ hang herunterlief. Der trockne weiße Reifschnee stob von Gras und Büschen auf ihr schwarzes Kleid — ihre Augen strahlten unter der nachlässig aufgesetzten Pelz¬ mütze. Niemand — ausgenommen Erik — hätte das ruhige korrekte Fräulein Sack wieder erkannt. Zu spät . . . wie gewöhnlich! — Er hielt ihr seine Uhr hin. Bist du je einmal in deinem Leben zu früh oder auch nur rechtzeitig gekommen? Als ob ich etwas dafür könnte, Erik! Du siehst ja, wie ich mich beeilt habe. Und dann, gerade als ich gehn wollte — sie schaute zweifelnd ans —, da bekam ich einen Brief von Arvid. Korrespondiert ihr jetzt miteinander? fragte er ironisch. Auf zwanzig Schritt Entfernung? Worüber denn? Er hat mir nur etwas geschickt — sie sah ihn etwas unruhig an.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/588>, abgerufen am 26.06.2024.