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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

die uralte Zeit zurück und aus dieser wieder vorwärts in eine uns schon näher
liegende. Schon im Babylonischen ist mit der Zahl 7 mehrfach der Begriff des
Bösen verbunden, so in der Erzählung von dem siebenstufigen Tempel, der, weil
er bis in den Himmel reichte, als Zeugnis eines zum Trotz gegen die Götter er¬
richteten Menschenwerth aufgefaßt wurde (vgl. hierzu den biblischen Turmbau zu
Babel und die der griechischen Mythologie angehörende Übereinandertürmung der
Berge Olymp, Ossa und Pelion, um die Götter zu bekämpfen). Ebenso sind als
etwas Böses die 7 Plejaden gedacht, die während der vierzehn Tage ihrer Un-
sichtbarkeit die böse, rauhe Winterszeit repräsentieren. Die Babylonier kannten auch
einen siebenten Tag als Unglückstag, an dem manches unterlassen werden soll, weil
seine Ausführung Unheil bringt, und nach einer jüdischen Überlieferung, die eine
Anlehnung an die eben erwähnte Vorstellung bekunden würde, hat Moses den
siebenten Tag als Ruhetag deshalb gewählt, weil Arbeiten um diesem doch nicht
gediehen. Ob nun Wohl von diesen babylonisch-heidnischen Auffassungen der 7 als
einer Unglückszahl etwas in den christlichen Anschauungskreis, richtiger gesagt, in
den christlichen Aberglauben übergegangen sein mag? Es scheint, daß diese Frage
mit Ja beantwortet werden muß; denn erstens hat Tacitus (Histor. 5, 4) diese
über Moses verbreitete Überlieferung ausdrücklich auch für die erste nachchristliche
Zeit bezeugt, zweitens aber kommt als Bestätigung die Idee von dem "Gesang der
Sphären" hinzu. In dem Gedicht "Das eleusische Fest" spricht Schiller von "der
Monde heil'gen Gang, welche still gemessen schreiten in melodischem Gesang" und
drückt damit die hellenische Anschauung aus, daß die ewig regelmäßige Abwechslung
der Tages- und Jahreszeiten aus einem in der Musik liegenden Takt beruht, eine
Anschauung, die wahrscheinlich auch einer babylonischen entnommen ist. Nach dieser
stammen nämlich die 7 Töne der Oktave von den 7 verschiednen Tönen der 7 Planeten
her, und da der siebente dem Nergal, dem Unglücksplaneten, angehört, also etwas
Böses in sich schließt, so war in der alten christlichen Kunst die Septime verboten
und ist es noch heute in der schottischen wu.Äczs, WviA. Demnach kann als ziemlich
sicher hingestellt werden, daß schon in das erste Christentum aus dem mit dem
Babylonischen eng zusammenhängenden und von ihm stark beeinflußten Judentum
(was nach den letzten orientalischen Forschungen nicht mehr bezweifelt werden kann;
vgl. hierbei auch Ezechiel 9, wo die 7 Boden Gottes vom Norden, d. h. vom
Orte des Verderbens her erwähnt werden) die Vorstellung der Sieben als einer mit
dem Bösen verknüpften Zahl herübergenommen worden ist. Als sehr wichtig für
den hier unternommenen Erklärungsversuch des Ausdrucks "die böse Sieben" kam
nun noch der Umstand hinzu, daß die siebente Bitte des christlichen Vaterunsers
lautete: erlöse uns vou dem Übel (nach der Fassung der reformierten Kirche: von
dem Bösen). Beim Auswendiglernen des Vaterunsers nach dem Katechismus und
beim Abfragen in der Schule ging und geht noch heute dem Aussagen dieser Worte
die Frage voraus: Wie lautet die siebente Bitte? So hat sich unwillkürlich früh¬
zeitig schon nach dem Gehör mit der Zahl 7 der Begriff des Bösen verbunden,
und so ist Wohl sehr leicht der Gebrauch entstanden, zu sagen: die böse Sieben.
Daß sich nun diese Bezeichnung fast ausschließlich auf weibliche Personen und unter
diesen wieder auf die Vertreterinnen der ältern Jahrgänge übertragen hat, dürfte
seinen Grund in einer gewissen Ungerechtigkeit des männlichen Geschlechts gegenüber
dem weiblichen haben, was vielleicht zu bedauern, aber nicht mehr zu ändern ist.
Einen Beweis dafür, daß wir den malitiösen Ausdruck mit besonderm Recht aus
dem Wortlaute des Vaterunsers ableiten, dürfen wir in der Redensart sehen: Sie
( L. S. er?) ist von der siebenten Bitte.


Herr Dr. Moritz de Jorge

b
ehauptet, daß der Artikel Ein neuer
Messias im 38. Heft zahlreiche tatsächliche Unrichtigkeiten enthalte, und bittet
uns, wenigstens zwei davon zu berichtigen. Wir tun es mit seinen Worten:
"Erstens schreibe ich mich schon seit mehreren Jahren (seit meiner Trennung von


Maßgebliches und Unmaßgebliches

die uralte Zeit zurück und aus dieser wieder vorwärts in eine uns schon näher
liegende. Schon im Babylonischen ist mit der Zahl 7 mehrfach der Begriff des
Bösen verbunden, so in der Erzählung von dem siebenstufigen Tempel, der, weil
er bis in den Himmel reichte, als Zeugnis eines zum Trotz gegen die Götter er¬
richteten Menschenwerth aufgefaßt wurde (vgl. hierzu den biblischen Turmbau zu
Babel und die der griechischen Mythologie angehörende Übereinandertürmung der
Berge Olymp, Ossa und Pelion, um die Götter zu bekämpfen). Ebenso sind als
etwas Böses die 7 Plejaden gedacht, die während der vierzehn Tage ihrer Un-
sichtbarkeit die böse, rauhe Winterszeit repräsentieren. Die Babylonier kannten auch
einen siebenten Tag als Unglückstag, an dem manches unterlassen werden soll, weil
seine Ausführung Unheil bringt, und nach einer jüdischen Überlieferung, die eine
Anlehnung an die eben erwähnte Vorstellung bekunden würde, hat Moses den
siebenten Tag als Ruhetag deshalb gewählt, weil Arbeiten um diesem doch nicht
gediehen. Ob nun Wohl von diesen babylonisch-heidnischen Auffassungen der 7 als
einer Unglückszahl etwas in den christlichen Anschauungskreis, richtiger gesagt, in
den christlichen Aberglauben übergegangen sein mag? Es scheint, daß diese Frage
mit Ja beantwortet werden muß; denn erstens hat Tacitus (Histor. 5, 4) diese
über Moses verbreitete Überlieferung ausdrücklich auch für die erste nachchristliche
Zeit bezeugt, zweitens aber kommt als Bestätigung die Idee von dem „Gesang der
Sphären" hinzu. In dem Gedicht „Das eleusische Fest" spricht Schiller von „der
Monde heil'gen Gang, welche still gemessen schreiten in melodischem Gesang" und
drückt damit die hellenische Anschauung aus, daß die ewig regelmäßige Abwechslung
der Tages- und Jahreszeiten aus einem in der Musik liegenden Takt beruht, eine
Anschauung, die wahrscheinlich auch einer babylonischen entnommen ist. Nach dieser
stammen nämlich die 7 Töne der Oktave von den 7 verschiednen Tönen der 7 Planeten
her, und da der siebente dem Nergal, dem Unglücksplaneten, angehört, also etwas
Böses in sich schließt, so war in der alten christlichen Kunst die Septime verboten
und ist es noch heute in der schottischen wu.Äczs, WviA. Demnach kann als ziemlich
sicher hingestellt werden, daß schon in das erste Christentum aus dem mit dem
Babylonischen eng zusammenhängenden und von ihm stark beeinflußten Judentum
(was nach den letzten orientalischen Forschungen nicht mehr bezweifelt werden kann;
vgl. hierbei auch Ezechiel 9, wo die 7 Boden Gottes vom Norden, d. h. vom
Orte des Verderbens her erwähnt werden) die Vorstellung der Sieben als einer mit
dem Bösen verknüpften Zahl herübergenommen worden ist. Als sehr wichtig für
den hier unternommenen Erklärungsversuch des Ausdrucks „die böse Sieben" kam
nun noch der Umstand hinzu, daß die siebente Bitte des christlichen Vaterunsers
lautete: erlöse uns vou dem Übel (nach der Fassung der reformierten Kirche: von
dem Bösen). Beim Auswendiglernen des Vaterunsers nach dem Katechismus und
beim Abfragen in der Schule ging und geht noch heute dem Aussagen dieser Worte
die Frage voraus: Wie lautet die siebente Bitte? So hat sich unwillkürlich früh¬
zeitig schon nach dem Gehör mit der Zahl 7 der Begriff des Bösen verbunden,
und so ist Wohl sehr leicht der Gebrauch entstanden, zu sagen: die böse Sieben.
Daß sich nun diese Bezeichnung fast ausschließlich auf weibliche Personen und unter
diesen wieder auf die Vertreterinnen der ältern Jahrgänge übertragen hat, dürfte
seinen Grund in einer gewissen Ungerechtigkeit des männlichen Geschlechts gegenüber
dem weiblichen haben, was vielleicht zu bedauern, aber nicht mehr zu ändern ist.
Einen Beweis dafür, daß wir den malitiösen Ausdruck mit besonderm Recht aus
dem Wortlaute des Vaterunsers ableiten, dürfen wir in der Redensart sehen: Sie
( L. S. er?) ist von der siebenten Bitte.


Herr Dr. Moritz de Jorge

b
ehauptet, daß der Artikel Ein neuer
Messias im 38. Heft zahlreiche tatsächliche Unrichtigkeiten enthalte, und bittet
uns, wenigstens zwei davon zu berichtigen. Wir tun es mit seinen Worten:
„Erstens schreibe ich mich schon seit mehreren Jahren (seit meiner Trennung von


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[0361] Maßgebliches und Unmaßgebliches die uralte Zeit zurück und aus dieser wieder vorwärts in eine uns schon näher liegende. Schon im Babylonischen ist mit der Zahl 7 mehrfach der Begriff des Bösen verbunden, so in der Erzählung von dem siebenstufigen Tempel, der, weil er bis in den Himmel reichte, als Zeugnis eines zum Trotz gegen die Götter er¬ richteten Menschenwerth aufgefaßt wurde (vgl. hierzu den biblischen Turmbau zu Babel und die der griechischen Mythologie angehörende Übereinandertürmung der Berge Olymp, Ossa und Pelion, um die Götter zu bekämpfen). Ebenso sind als etwas Böses die 7 Plejaden gedacht, die während der vierzehn Tage ihrer Un- sichtbarkeit die böse, rauhe Winterszeit repräsentieren. Die Babylonier kannten auch einen siebenten Tag als Unglückstag, an dem manches unterlassen werden soll, weil seine Ausführung Unheil bringt, und nach einer jüdischen Überlieferung, die eine Anlehnung an die eben erwähnte Vorstellung bekunden würde, hat Moses den siebenten Tag als Ruhetag deshalb gewählt, weil Arbeiten um diesem doch nicht gediehen. Ob nun Wohl von diesen babylonisch-heidnischen Auffassungen der 7 als einer Unglückszahl etwas in den christlichen Anschauungskreis, richtiger gesagt, in den christlichen Aberglauben übergegangen sein mag? Es scheint, daß diese Frage mit Ja beantwortet werden muß; denn erstens hat Tacitus (Histor. 5, 4) diese über Moses verbreitete Überlieferung ausdrücklich auch für die erste nachchristliche Zeit bezeugt, zweitens aber kommt als Bestätigung die Idee von dem „Gesang der Sphären" hinzu. In dem Gedicht „Das eleusische Fest" spricht Schiller von „der Monde heil'gen Gang, welche still gemessen schreiten in melodischem Gesang" und drückt damit die hellenische Anschauung aus, daß die ewig regelmäßige Abwechslung der Tages- und Jahreszeiten aus einem in der Musik liegenden Takt beruht, eine Anschauung, die wahrscheinlich auch einer babylonischen entnommen ist. Nach dieser stammen nämlich die 7 Töne der Oktave von den 7 verschiednen Tönen der 7 Planeten her, und da der siebente dem Nergal, dem Unglücksplaneten, angehört, also etwas Böses in sich schließt, so war in der alten christlichen Kunst die Septime verboten und ist es noch heute in der schottischen wu.Äczs, WviA. Demnach kann als ziemlich sicher hingestellt werden, daß schon in das erste Christentum aus dem mit dem Babylonischen eng zusammenhängenden und von ihm stark beeinflußten Judentum (was nach den letzten orientalischen Forschungen nicht mehr bezweifelt werden kann; vgl. hierbei auch Ezechiel 9, wo die 7 Boden Gottes vom Norden, d. h. vom Orte des Verderbens her erwähnt werden) die Vorstellung der Sieben als einer mit dem Bösen verknüpften Zahl herübergenommen worden ist. Als sehr wichtig für den hier unternommenen Erklärungsversuch des Ausdrucks „die böse Sieben" kam nun noch der Umstand hinzu, daß die siebente Bitte des christlichen Vaterunsers lautete: erlöse uns vou dem Übel (nach der Fassung der reformierten Kirche: von dem Bösen). Beim Auswendiglernen des Vaterunsers nach dem Katechismus und beim Abfragen in der Schule ging und geht noch heute dem Aussagen dieser Worte die Frage voraus: Wie lautet die siebente Bitte? So hat sich unwillkürlich früh¬ zeitig schon nach dem Gehör mit der Zahl 7 der Begriff des Bösen verbunden, und so ist Wohl sehr leicht der Gebrauch entstanden, zu sagen: die böse Sieben. Daß sich nun diese Bezeichnung fast ausschließlich auf weibliche Personen und unter diesen wieder auf die Vertreterinnen der ältern Jahrgänge übertragen hat, dürfte seinen Grund in einer gewissen Ungerechtigkeit des männlichen Geschlechts gegenüber dem weiblichen haben, was vielleicht zu bedauern, aber nicht mehr zu ändern ist. Einen Beweis dafür, daß wir den malitiösen Ausdruck mit besonderm Recht aus dem Wortlaute des Vaterunsers ableiten, dürfen wir in der Redensart sehen: Sie ( L. S. er?) ist von der siebenten Bitte. Herr Dr. Moritz de Jorge b ehauptet, daß der Artikel Ein neuer Messias im 38. Heft zahlreiche tatsächliche Unrichtigkeiten enthalte, und bittet uns, wenigstens zwei davon zu berichtigen. Wir tun es mit seinen Worten: „Erstens schreibe ich mich schon seit mehreren Jahren (seit meiner Trennung von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/361>, abgerufen am 26.06.2024.