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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

auch nicht in Hamburg, sondern in Ostasien. Über Deutschlands Haltung bei einem
künftigen russisch-japanischen Friedensschluß weiß man heute in Berlin sicherlich so
wenig wie in Tokio. Deutschland könnte dabei doch überhaupt nur dann aktiv
mitwirken, wenn entweder der Friedensschluß durch einen Kongreß erfolgte oder
wenn deutsche Interessen berührt würden. Sonst hat Deutschland selbstverständlich
gar keinen andern Wunsch, als den Frieden in Ostasien möglichst bald und mög¬
lichst dauerhaft hergestellt zu sehen. Die Bedingungen der Dauer aber -- und
darin sind wir wohl mit den meisten Mächten einig -- wären durch einen Frieden,
der Rußlands Stellung in Ostasien stark beeinträchtigte, kaum gegeben, denn Nu߬
land würde früher oder später darauf bedacht sein, die Verlorne Stellung wiederzu¬
gewinnen. Japan hat allerdings erklärt, nur für die Integrität Koreas und Chinas
zu kämpfen, aber die "Integrität" Koreas würde zweifellos gleichbedeutend sein
mit einem japanischen Protektorat; ebenso würde die Integrität Chinas doch wohl
gleichfalls ein Überwiegen des japanischen Einflusses, wenn nicht mehr, bedeuten.
Es sind das Begriffe, die erst völkerrechtlich fixiert werden müssen, und an deren
Formulierung England, Amerika, Frankreich mindestens ebenso großes Interesse
haben wie Deutschland. Was den "schuldigen Dank" anbelangt, so hat der Ost¬
asiatische Lloyd schon darauf hingewiesen, daß der Schüler dem Lehrer zu Dank
verpflichtet zu sein Pflegt, nicht umgekehrt.

Dieser publizistische Ausbruch übler Laune -- für mehr kann man ihn, wie
gesagt, nicht halten -- beweist immerhin, daß draußen auf dem Weltmeere das
Einsetzen eines weit schärfern Windes, als er zurzeit in der kontinentalen Politik
zu erwarten ist, weniger zu den Unmöglichkeiten gehört, und daß es nicht ratsam
ist, unbewaffnet auf den Weltmarkt zu gehn. Es ist wohl mit einiger Sicherheit
anzunehmen, daß in den Unterredungen zwischen Kaiser Wilhelm und König Edward
die ostasiatischen Angelegenheiten eine Hauptrolle spielen werden. Französische Blätter
haben zwar angekündigt, der König überbringe seinem kaiserlichen Neffen die Ver¬
sicherung, daß die französisch-englische Entente nichts gegen Deutschland enthalte, aber
gerade die Ankündigung macht die Tatsache wenig glaublich. Die französische Politik
hat so starke Bedürfnisse nach Anlehnung, daß sie jetzt, wo ihr die russische Anlehnung
auf absehbare Zeit keinen Nutzen gewährt, um so lieber nach der englischen ge¬
griffen hat. Damit ist ein Beistand für Rußland in Ostasien ausgeschlossen, und
England braucht infolgedessen gegen Japan keine bewaffneten Bündnispflichten zu
üben. Damit haben beide Teile, England und Frankreich, erreicht, was ihnen am
Herzen lag, und haben sich zugleich den Weg durch gegenseitige Zugeständnisse von
*K* recht verschiednen Wert freigemacht.




Die gelbe Gefahr.

Es war begreiflich, daß die Erfolge der Japaner den
europäischen Zeitungen Gelegenheit geben würden, sich wieder über die sogenannte
gelbe Gefahr auszulassen. Man fragt sich mit Besorgnis: Was soll aus dem
Abendlande werden, wenn die Japaner das Dreihundert- oder Vierhundertmillionen-
reich der Mitte, diesen unerschöpflichen Ozean von Menschen, unter ihre Gefolg¬
schaft bringen und dann alle die unzähligen Chinesen militärisch ausbilden? Daß
ein solcher Gedanke etwas Beunruhigendes hat, läßt sich nicht bestreiten. Sehe"
wir uns jedoch die Dinge etwas näher an, so verlieren sie den größten Teil ihres
schreckhaften Wesens.

Zunächst muß immer wieder betont werden, daß die Chinesen kein kriegerisches
Volk sind und sich auch schwerlich dazu erziehn lassen. Eins von ihren viele"
guten Sprichwörtern sagt: Die Berge verändern ihre Gestalt, und die Fiuh^
wechseln ihren Lauf, aber die angebornen Sitten der Menschen bleiben immer die¬
selben. Würde das jetzige chinesische Reich von einem Volke bewohnt von ähnlicher
Angriffslust, wie sie früher die Türken und die Mongolen hatten, ja dann w"re
es berechtigt, von einer sehr ernsten Gefahr zu reden. In Europa scheint me"


Maßgebliches und Unmaßgebliches

auch nicht in Hamburg, sondern in Ostasien. Über Deutschlands Haltung bei einem
künftigen russisch-japanischen Friedensschluß weiß man heute in Berlin sicherlich so
wenig wie in Tokio. Deutschland könnte dabei doch überhaupt nur dann aktiv
mitwirken, wenn entweder der Friedensschluß durch einen Kongreß erfolgte oder
wenn deutsche Interessen berührt würden. Sonst hat Deutschland selbstverständlich
gar keinen andern Wunsch, als den Frieden in Ostasien möglichst bald und mög¬
lichst dauerhaft hergestellt zu sehen. Die Bedingungen der Dauer aber — und
darin sind wir wohl mit den meisten Mächten einig — wären durch einen Frieden,
der Rußlands Stellung in Ostasien stark beeinträchtigte, kaum gegeben, denn Nu߬
land würde früher oder später darauf bedacht sein, die Verlorne Stellung wiederzu¬
gewinnen. Japan hat allerdings erklärt, nur für die Integrität Koreas und Chinas
zu kämpfen, aber die „Integrität" Koreas würde zweifellos gleichbedeutend sein
mit einem japanischen Protektorat; ebenso würde die Integrität Chinas doch wohl
gleichfalls ein Überwiegen des japanischen Einflusses, wenn nicht mehr, bedeuten.
Es sind das Begriffe, die erst völkerrechtlich fixiert werden müssen, und an deren
Formulierung England, Amerika, Frankreich mindestens ebenso großes Interesse
haben wie Deutschland. Was den „schuldigen Dank" anbelangt, so hat der Ost¬
asiatische Lloyd schon darauf hingewiesen, daß der Schüler dem Lehrer zu Dank
verpflichtet zu sein Pflegt, nicht umgekehrt.

Dieser publizistische Ausbruch übler Laune — für mehr kann man ihn, wie
gesagt, nicht halten — beweist immerhin, daß draußen auf dem Weltmeere das
Einsetzen eines weit schärfern Windes, als er zurzeit in der kontinentalen Politik
zu erwarten ist, weniger zu den Unmöglichkeiten gehört, und daß es nicht ratsam
ist, unbewaffnet auf den Weltmarkt zu gehn. Es ist wohl mit einiger Sicherheit
anzunehmen, daß in den Unterredungen zwischen Kaiser Wilhelm und König Edward
die ostasiatischen Angelegenheiten eine Hauptrolle spielen werden. Französische Blätter
haben zwar angekündigt, der König überbringe seinem kaiserlichen Neffen die Ver¬
sicherung, daß die französisch-englische Entente nichts gegen Deutschland enthalte, aber
gerade die Ankündigung macht die Tatsache wenig glaublich. Die französische Politik
hat so starke Bedürfnisse nach Anlehnung, daß sie jetzt, wo ihr die russische Anlehnung
auf absehbare Zeit keinen Nutzen gewährt, um so lieber nach der englischen ge¬
griffen hat. Damit ist ein Beistand für Rußland in Ostasien ausgeschlossen, und
England braucht infolgedessen gegen Japan keine bewaffneten Bündnispflichten zu
üben. Damit haben beide Teile, England und Frankreich, erreicht, was ihnen am
Herzen lag, und haben sich zugleich den Weg durch gegenseitige Zugeständnisse von
*K* recht verschiednen Wert freigemacht.




Die gelbe Gefahr.

Es war begreiflich, daß die Erfolge der Japaner den
europäischen Zeitungen Gelegenheit geben würden, sich wieder über die sogenannte
gelbe Gefahr auszulassen. Man fragt sich mit Besorgnis: Was soll aus dem
Abendlande werden, wenn die Japaner das Dreihundert- oder Vierhundertmillionen-
reich der Mitte, diesen unerschöpflichen Ozean von Menschen, unter ihre Gefolg¬
schaft bringen und dann alle die unzähligen Chinesen militärisch ausbilden? Daß
ein solcher Gedanke etwas Beunruhigendes hat, läßt sich nicht bestreiten. Sehe«
wir uns jedoch die Dinge etwas näher an, so verlieren sie den größten Teil ihres
schreckhaften Wesens.

Zunächst muß immer wieder betont werden, daß die Chinesen kein kriegerisches
Volk sind und sich auch schwerlich dazu erziehn lassen. Eins von ihren viele"
guten Sprichwörtern sagt: Die Berge verändern ihre Gestalt, und die Fiuh^
wechseln ihren Lauf, aber die angebornen Sitten der Menschen bleiben immer die¬
selben. Würde das jetzige chinesische Reich von einem Volke bewohnt von ähnlicher
Angriffslust, wie sie früher die Türken und die Mongolen hatten, ja dann w«re
es berechtigt, von einer sehr ernsten Gefahr zu reden. In Europa scheint me»


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[0728] Maßgebliches und Unmaßgebliches auch nicht in Hamburg, sondern in Ostasien. Über Deutschlands Haltung bei einem künftigen russisch-japanischen Friedensschluß weiß man heute in Berlin sicherlich so wenig wie in Tokio. Deutschland könnte dabei doch überhaupt nur dann aktiv mitwirken, wenn entweder der Friedensschluß durch einen Kongreß erfolgte oder wenn deutsche Interessen berührt würden. Sonst hat Deutschland selbstverständlich gar keinen andern Wunsch, als den Frieden in Ostasien möglichst bald und mög¬ lichst dauerhaft hergestellt zu sehen. Die Bedingungen der Dauer aber — und darin sind wir wohl mit den meisten Mächten einig — wären durch einen Frieden, der Rußlands Stellung in Ostasien stark beeinträchtigte, kaum gegeben, denn Nu߬ land würde früher oder später darauf bedacht sein, die Verlorne Stellung wiederzu¬ gewinnen. Japan hat allerdings erklärt, nur für die Integrität Koreas und Chinas zu kämpfen, aber die „Integrität" Koreas würde zweifellos gleichbedeutend sein mit einem japanischen Protektorat; ebenso würde die Integrität Chinas doch wohl gleichfalls ein Überwiegen des japanischen Einflusses, wenn nicht mehr, bedeuten. Es sind das Begriffe, die erst völkerrechtlich fixiert werden müssen, und an deren Formulierung England, Amerika, Frankreich mindestens ebenso großes Interesse haben wie Deutschland. Was den „schuldigen Dank" anbelangt, so hat der Ost¬ asiatische Lloyd schon darauf hingewiesen, daß der Schüler dem Lehrer zu Dank verpflichtet zu sein Pflegt, nicht umgekehrt. Dieser publizistische Ausbruch übler Laune — für mehr kann man ihn, wie gesagt, nicht halten — beweist immerhin, daß draußen auf dem Weltmeere das Einsetzen eines weit schärfern Windes, als er zurzeit in der kontinentalen Politik zu erwarten ist, weniger zu den Unmöglichkeiten gehört, und daß es nicht ratsam ist, unbewaffnet auf den Weltmarkt zu gehn. Es ist wohl mit einiger Sicherheit anzunehmen, daß in den Unterredungen zwischen Kaiser Wilhelm und König Edward die ostasiatischen Angelegenheiten eine Hauptrolle spielen werden. Französische Blätter haben zwar angekündigt, der König überbringe seinem kaiserlichen Neffen die Ver¬ sicherung, daß die französisch-englische Entente nichts gegen Deutschland enthalte, aber gerade die Ankündigung macht die Tatsache wenig glaublich. Die französische Politik hat so starke Bedürfnisse nach Anlehnung, daß sie jetzt, wo ihr die russische Anlehnung auf absehbare Zeit keinen Nutzen gewährt, um so lieber nach der englischen ge¬ griffen hat. Damit ist ein Beistand für Rußland in Ostasien ausgeschlossen, und England braucht infolgedessen gegen Japan keine bewaffneten Bündnispflichten zu üben. Damit haben beide Teile, England und Frankreich, erreicht, was ihnen am Herzen lag, und haben sich zugleich den Weg durch gegenseitige Zugeständnisse von *K* recht verschiednen Wert freigemacht. Die gelbe Gefahr. Es war begreiflich, daß die Erfolge der Japaner den europäischen Zeitungen Gelegenheit geben würden, sich wieder über die sogenannte gelbe Gefahr auszulassen. Man fragt sich mit Besorgnis: Was soll aus dem Abendlande werden, wenn die Japaner das Dreihundert- oder Vierhundertmillionen- reich der Mitte, diesen unerschöpflichen Ozean von Menschen, unter ihre Gefolg¬ schaft bringen und dann alle die unzähligen Chinesen militärisch ausbilden? Daß ein solcher Gedanke etwas Beunruhigendes hat, läßt sich nicht bestreiten. Sehe« wir uns jedoch die Dinge etwas näher an, so verlieren sie den größten Teil ihres schreckhaften Wesens. Zunächst muß immer wieder betont werden, daß die Chinesen kein kriegerisches Volk sind und sich auch schwerlich dazu erziehn lassen. Eins von ihren viele" guten Sprichwörtern sagt: Die Berge verändern ihre Gestalt, und die Fiuh^ wechseln ihren Lauf, aber die angebornen Sitten der Menschen bleiben immer die¬ selben. Würde das jetzige chinesische Reich von einem Volke bewohnt von ähnlicher Angriffslust, wie sie früher die Türken und die Mongolen hatten, ja dann w«re es berechtigt, von einer sehr ernsten Gefahr zu reden. In Europa scheint me»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/728>, abgerufen am 13.11.2024.