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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Der Mönch von Ivoinfelden

gegen diese Verbote vergingen, wurden sie obendrein noch mit harten Geldbußen
belegt. Schämt sich das reiche England nicht vor der so oft als nnzivilisiert
verrufnen Türkei? Ist das die Art, in der Großbritannien Zivilisation und
geordnete Verhältnisse verbreitet, wie es so oft selbstgefällig von sich selbst sagt?

So wie es mit der Bewässerung ist, so steht es auch um den Plan eines
großen Hafens in Amochosto (Famagusta) und der Eisenbahn, die diese Stadt
mit Larnaka und Leukosia (Nikosia) verbinden soll. Das zeigen deutlich die
beiden Erlasse, das Gesetz VII von 1898 und das Gesetz XVII von 1900.
Nach beiden sollen die Kosten dieses Unternehmens ans dem ungerechten "Heu-
schreckenfonds" und andern Steuern gedeckt werden. Und da wagt man noch
in London zu sagen, die Cyvrioten hätten allen Grund, mit der Verwaltung
zufrieden zu sein, und sollten sich über die väterliche Negierung freuen. Wahrlich,
Herr Chacalli ist vollständig im Rechte, wenn er in seinem Buche ausruft:
O Gerechtigkeit! Bist du den Söhnen Englands nicht mehr bekannt? oder:
Die britische Negierung von Cypern ist weit davon entfernt, väterlich zu sein,
und unwürdig eiuer großen und zivilisierten Nation. Denn es ist wirklich un¬
würdig und unmenschlich grausam, von einem Lande, das im Jahre Werte von
uugesühr 800000 Pfund Sterling erzeugt, mehr als 200000 Pfund Sterling,
also mehr als ein Viertel der ganzen Einkünfte herauszuziehen und dann noch
für alle möglichen Unternehmungen, die, wie der Hafen von Amochosto, nur
zum Vorteil Englands geplant werden, und für die dringendsten Bedürfnisse,
wie es die Bewässerung ist, besondre neue Steuern zu erheben. Für das ein¬
fachste und billigste Beförderungsmittel, die Landstraßen, geschieht im Verhältnis
nur sehr wenig. Einige Straßen verbinden die größten Orte der Insel, aber
für einen bequemen und raschen Verkehr im ganzen Gebiete, der auch den Be¬
wohnern wegen des leichtern Transports ihrer Waren von größtem Nutzen
wäre, ist noch sehr wenig geschehn, und die Herstellung von Dorfstraßen, die
auch für den Wagenverkehr möglich sind, wurde durch ein besondres Gesetz den
Bewohnern der Dörfer selbst übertragen, und nun müssen sie diese Straßen
mit ihrem eignen Gelde oder ihrer eignen Arbeit, die doch am Felde nötiger
W6re. bauen. Schluß folgt)




9er Mönch von Weinfelder
Julius R. Haarhaus Novelle von (Schluß) 7

rei Tage und drei Nächte blieben die Weinfelder auf dem Kirchhof.
Die Bewohner der Nachbardörfer, die von der Katastrophe Kunde
erhalten hatten, stellten sich ein und staunten mit stillem Grauen
das neuentstandne Maar an. Und wer mit leeren Händen gekommen
war, der eilte gewöhnlich, von Mitleid mit den Heimatlosen bewegt,
nach Hause und schleppte herbei, was er von seinen Vorräten an
Mehl, Erbsen und Speck entbehren konnte. Da überdies die warme Jahreszeit
das Übermächten unter freiem Himmel erlaubte, so gewöhnten sich die Obdachlosen


Der Mönch von Ivoinfelden

gegen diese Verbote vergingen, wurden sie obendrein noch mit harten Geldbußen
belegt. Schämt sich das reiche England nicht vor der so oft als nnzivilisiert
verrufnen Türkei? Ist das die Art, in der Großbritannien Zivilisation und
geordnete Verhältnisse verbreitet, wie es so oft selbstgefällig von sich selbst sagt?

So wie es mit der Bewässerung ist, so steht es auch um den Plan eines
großen Hafens in Amochosto (Famagusta) und der Eisenbahn, die diese Stadt
mit Larnaka und Leukosia (Nikosia) verbinden soll. Das zeigen deutlich die
beiden Erlasse, das Gesetz VII von 1898 und das Gesetz XVII von 1900.
Nach beiden sollen die Kosten dieses Unternehmens ans dem ungerechten „Heu-
schreckenfonds" und andern Steuern gedeckt werden. Und da wagt man noch
in London zu sagen, die Cyvrioten hätten allen Grund, mit der Verwaltung
zufrieden zu sein, und sollten sich über die väterliche Negierung freuen. Wahrlich,
Herr Chacalli ist vollständig im Rechte, wenn er in seinem Buche ausruft:
O Gerechtigkeit! Bist du den Söhnen Englands nicht mehr bekannt? oder:
Die britische Negierung von Cypern ist weit davon entfernt, väterlich zu sein,
und unwürdig eiuer großen und zivilisierten Nation. Denn es ist wirklich un¬
würdig und unmenschlich grausam, von einem Lande, das im Jahre Werte von
uugesühr 800000 Pfund Sterling erzeugt, mehr als 200000 Pfund Sterling,
also mehr als ein Viertel der ganzen Einkünfte herauszuziehen und dann noch
für alle möglichen Unternehmungen, die, wie der Hafen von Amochosto, nur
zum Vorteil Englands geplant werden, und für die dringendsten Bedürfnisse,
wie es die Bewässerung ist, besondre neue Steuern zu erheben. Für das ein¬
fachste und billigste Beförderungsmittel, die Landstraßen, geschieht im Verhältnis
nur sehr wenig. Einige Straßen verbinden die größten Orte der Insel, aber
für einen bequemen und raschen Verkehr im ganzen Gebiete, der auch den Be¬
wohnern wegen des leichtern Transports ihrer Waren von größtem Nutzen
wäre, ist noch sehr wenig geschehn, und die Herstellung von Dorfstraßen, die
auch für den Wagenverkehr möglich sind, wurde durch ein besondres Gesetz den
Bewohnern der Dörfer selbst übertragen, und nun müssen sie diese Straßen
mit ihrem eignen Gelde oder ihrer eignen Arbeit, die doch am Felde nötiger
W6re. bauen. Schluß folgt)




9er Mönch von Weinfelder
Julius R. Haarhaus Novelle von (Schluß) 7

rei Tage und drei Nächte blieben die Weinfelder auf dem Kirchhof.
Die Bewohner der Nachbardörfer, die von der Katastrophe Kunde
erhalten hatten, stellten sich ein und staunten mit stillem Grauen
das neuentstandne Maar an. Und wer mit leeren Händen gekommen
war, der eilte gewöhnlich, von Mitleid mit den Heimatlosen bewegt,
nach Hause und schleppte herbei, was er von seinen Vorräten an
Mehl, Erbsen und Speck entbehren konnte. Da überdies die warme Jahreszeit
das Übermächten unter freiem Himmel erlaubte, so gewöhnten sich die Obdachlosen


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[0598] Der Mönch von Ivoinfelden gegen diese Verbote vergingen, wurden sie obendrein noch mit harten Geldbußen belegt. Schämt sich das reiche England nicht vor der so oft als nnzivilisiert verrufnen Türkei? Ist das die Art, in der Großbritannien Zivilisation und geordnete Verhältnisse verbreitet, wie es so oft selbstgefällig von sich selbst sagt? So wie es mit der Bewässerung ist, so steht es auch um den Plan eines großen Hafens in Amochosto (Famagusta) und der Eisenbahn, die diese Stadt mit Larnaka und Leukosia (Nikosia) verbinden soll. Das zeigen deutlich die beiden Erlasse, das Gesetz VII von 1898 und das Gesetz XVII von 1900. Nach beiden sollen die Kosten dieses Unternehmens ans dem ungerechten „Heu- schreckenfonds" und andern Steuern gedeckt werden. Und da wagt man noch in London zu sagen, die Cyvrioten hätten allen Grund, mit der Verwaltung zufrieden zu sein, und sollten sich über die väterliche Negierung freuen. Wahrlich, Herr Chacalli ist vollständig im Rechte, wenn er in seinem Buche ausruft: O Gerechtigkeit! Bist du den Söhnen Englands nicht mehr bekannt? oder: Die britische Negierung von Cypern ist weit davon entfernt, väterlich zu sein, und unwürdig eiuer großen und zivilisierten Nation. Denn es ist wirklich un¬ würdig und unmenschlich grausam, von einem Lande, das im Jahre Werte von uugesühr 800000 Pfund Sterling erzeugt, mehr als 200000 Pfund Sterling, also mehr als ein Viertel der ganzen Einkünfte herauszuziehen und dann noch für alle möglichen Unternehmungen, die, wie der Hafen von Amochosto, nur zum Vorteil Englands geplant werden, und für die dringendsten Bedürfnisse, wie es die Bewässerung ist, besondre neue Steuern zu erheben. Für das ein¬ fachste und billigste Beförderungsmittel, die Landstraßen, geschieht im Verhältnis nur sehr wenig. Einige Straßen verbinden die größten Orte der Insel, aber für einen bequemen und raschen Verkehr im ganzen Gebiete, der auch den Be¬ wohnern wegen des leichtern Transports ihrer Waren von größtem Nutzen wäre, ist noch sehr wenig geschehn, und die Herstellung von Dorfstraßen, die auch für den Wagenverkehr möglich sind, wurde durch ein besondres Gesetz den Bewohnern der Dörfer selbst übertragen, und nun müssen sie diese Straßen mit ihrem eignen Gelde oder ihrer eignen Arbeit, die doch am Felde nötiger W6re. bauen. Schluß folgt) 9er Mönch von Weinfelder Julius R. Haarhaus Novelle von (Schluß) 7 rei Tage und drei Nächte blieben die Weinfelder auf dem Kirchhof. Die Bewohner der Nachbardörfer, die von der Katastrophe Kunde erhalten hatten, stellten sich ein und staunten mit stillem Grauen das neuentstandne Maar an. Und wer mit leeren Händen gekommen war, der eilte gewöhnlich, von Mitleid mit den Heimatlosen bewegt, nach Hause und schleppte herbei, was er von seinen Vorräten an Mehl, Erbsen und Speck entbehren konnte. Da überdies die warme Jahreszeit das Übermächten unter freiem Himmel erlaubte, so gewöhnten sich die Obdachlosen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/598>, abgerufen am 13.11.2024.