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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Sine Plauderei für die Kieler Woche

>on einer weitern Verstärkung der Flotte hat seit dem Dresdner
Flottenvereinstage nicht viel mehr verlautet Dort hatte man
auf Antrag des Generals Keim beschlossen, für die Ernchwng
eines dritt n Doppelgeschwaders bis zum Jahre 1913. unter Ver-
i M)t auf Materialreserve und Flottenflaggschiffe zu agite ren
Nach einer neuern Publikation des genannten Generals würden alö Verstärkung
gegen das Flottengesetz von 1900 zehn Linienschiffe, ein großer Kreuzer, acht
kleine Kreuzer und acht Torpedobootdivisiouen gebaut werden müssen av-
züglich der noch bestehenden Regierungsvorlage betreffend die Auslandschiffe
Der in Dresden anwesende Vertreter des Reichsmarineamts hat zu Antrag uno
Beschluß geschwiegen und es abgelehnt, zu der Frage irgendwie Stellung zu
nehmen; später ist der Vorschlag sogar ausdrücklich als Privatarbeit des Flotten¬
vereins bezeichnet worden, woran das Reichsmarineamt keinerlei Anteil habe.
Der schwächste Punkt in dem Beschluß des Flottenvereins ist ledenfalls der
Verzicht auf die Materialreserve. Die Vorgänge im russisch-^apamschen Kriege
lehren, wie dringend notwendig die Materialreserve für verteidigende sowohl als
für angreifende Flotten ist. Im russisch-japanischen Kriege is zum einmal
den Seculum ein so umfassender und leider s° wir sauer Geb auch
gemacht worden, und da wohl wenig Aussicht ist. dieses Zerstorungsnnttel auf
dem Wege internationaler Abmachungen völlig zu beseitigen - auch im Land¬
kriege wird das Miuenwesen ja immer seiue Geltung behalten ?° '"us en
eben auch alle Flotten mit der rechtzeitigen Beschaffung des Ersatzes für Schiffe,
die durch Seculum versenkt worden sind, rechnen. Es ist also nicht anganglich
die Materialreserve von vornherein für den Frontdienst festzulegen, mes wäre
eine starke Schwächung der ganzen Flotte.

Die deutsche Marine hat unter dem jetzigen Staats, ekretar allmählich das
durch das Flottcngesetz nnr teilweise sanktionierte Prinzip angenommen zugleich
mit jeder Division ein Ersatzschiff als Materialreserve zu bauen erstens ^damit ein dem Typ der übrigen Schiffe der Division durchaus gleiches Schiff
In habe., auf dem sich Offiziere und Mannschaften, wenn sie von einem andern
Schiff der Division ans das Ersatzschiff übergehn, ohne weiteres zurechtfinden.
Zweitens, weil der Ban entsprechend billiger wird, wenn die für den Bau der


Grenzboten II 1904



Sine Plauderei für die Kieler Woche

>on einer weitern Verstärkung der Flotte hat seit dem Dresdner
Flottenvereinstage nicht viel mehr verlautet Dort hatte man
auf Antrag des Generals Keim beschlossen, für die Ernchwng
eines dritt n Doppelgeschwaders bis zum Jahre 1913. unter Ver-
i M)t auf Materialreserve und Flottenflaggschiffe zu agite ren
Nach einer neuern Publikation des genannten Generals würden alö Verstärkung
gegen das Flottengesetz von 1900 zehn Linienschiffe, ein großer Kreuzer, acht
kleine Kreuzer und acht Torpedobootdivisiouen gebaut werden müssen av-
züglich der noch bestehenden Regierungsvorlage betreffend die Auslandschiffe
Der in Dresden anwesende Vertreter des Reichsmarineamts hat zu Antrag uno
Beschluß geschwiegen und es abgelehnt, zu der Frage irgendwie Stellung zu
nehmen; später ist der Vorschlag sogar ausdrücklich als Privatarbeit des Flotten¬
vereins bezeichnet worden, woran das Reichsmarineamt keinerlei Anteil habe.
Der schwächste Punkt in dem Beschluß des Flottenvereins ist ledenfalls der
Verzicht auf die Materialreserve. Die Vorgänge im russisch-^apamschen Kriege
lehren, wie dringend notwendig die Materialreserve für verteidigende sowohl als
für angreifende Flotten ist. Im russisch-japanischen Kriege is zum einmal
den Seculum ein so umfassender und leider s° wir sauer Geb auch
gemacht worden, und da wohl wenig Aussicht ist. dieses Zerstorungsnnttel auf
dem Wege internationaler Abmachungen völlig zu beseitigen - auch im Land¬
kriege wird das Miuenwesen ja immer seiue Geltung behalten ?° '"us en
eben auch alle Flotten mit der rechtzeitigen Beschaffung des Ersatzes für Schiffe,
die durch Seculum versenkt worden sind, rechnen. Es ist also nicht anganglich
die Materialreserve von vornherein für den Frontdienst festzulegen, mes wäre
eine starke Schwächung der ganzen Flotte.

Die deutsche Marine hat unter dem jetzigen Staats, ekretar allmählich das
durch das Flottcngesetz nnr teilweise sanktionierte Prinzip angenommen zugleich
mit jeder Division ein Ersatzschiff als Materialreserve zu bauen erstens ^damit ein dem Typ der übrigen Schiffe der Division durchaus gleiches Schiff
In habe., auf dem sich Offiziere und Mannschaften, wenn sie von einem andern
Schiff der Division ans das Ersatzschiff übergehn, ohne weiteres zurechtfinden.
Zweitens, weil der Ban entsprechend billiger wird, wenn die für den Bau der


Grenzboten II 1904
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[0553] [Abbildung] Sine Plauderei für die Kieler Woche >on einer weitern Verstärkung der Flotte hat seit dem Dresdner Flottenvereinstage nicht viel mehr verlautet Dort hatte man auf Antrag des Generals Keim beschlossen, für die Ernchwng eines dritt n Doppelgeschwaders bis zum Jahre 1913. unter Ver- i M)t auf Materialreserve und Flottenflaggschiffe zu agite ren Nach einer neuern Publikation des genannten Generals würden alö Verstärkung gegen das Flottengesetz von 1900 zehn Linienschiffe, ein großer Kreuzer, acht kleine Kreuzer und acht Torpedobootdivisiouen gebaut werden müssen av- züglich der noch bestehenden Regierungsvorlage betreffend die Auslandschiffe Der in Dresden anwesende Vertreter des Reichsmarineamts hat zu Antrag uno Beschluß geschwiegen und es abgelehnt, zu der Frage irgendwie Stellung zu nehmen; später ist der Vorschlag sogar ausdrücklich als Privatarbeit des Flotten¬ vereins bezeichnet worden, woran das Reichsmarineamt keinerlei Anteil habe. Der schwächste Punkt in dem Beschluß des Flottenvereins ist ledenfalls der Verzicht auf die Materialreserve. Die Vorgänge im russisch-^apamschen Kriege lehren, wie dringend notwendig die Materialreserve für verteidigende sowohl als für angreifende Flotten ist. Im russisch-japanischen Kriege is zum einmal den Seculum ein so umfassender und leider s° wir sauer Geb auch gemacht worden, und da wohl wenig Aussicht ist. dieses Zerstorungsnnttel auf dem Wege internationaler Abmachungen völlig zu beseitigen - auch im Land¬ kriege wird das Miuenwesen ja immer seiue Geltung behalten ?° '"us en eben auch alle Flotten mit der rechtzeitigen Beschaffung des Ersatzes für Schiffe, die durch Seculum versenkt worden sind, rechnen. Es ist also nicht anganglich die Materialreserve von vornherein für den Frontdienst festzulegen, mes wäre eine starke Schwächung der ganzen Flotte. Die deutsche Marine hat unter dem jetzigen Staats, ekretar allmählich das durch das Flottcngesetz nnr teilweise sanktionierte Prinzip angenommen zugleich mit jeder Division ein Ersatzschiff als Materialreserve zu bauen erstens ^damit ein dem Typ der übrigen Schiffe der Division durchaus gleiches Schiff In habe., auf dem sich Offiziere und Mannschaften, wenn sie von einem andern Schiff der Division ans das Ersatzschiff übergehn, ohne weiteres zurechtfinden. Zweitens, weil der Ban entsprechend billiger wird, wenn die für den Bau der Grenzboten II 1904

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/553>, abgerufen am 13.11.2024.