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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Und gegen Ende der interessanten Abhandlung: "Man muß auf allen Wegen
den Ehebruch verhindern und auf jede Weise die Eheschließung begünstigen. Der
Staat hat dies wohl verstanden und dem Ehebruch jede Entschuldigung genommen,
indem er die Wiederverheiratung erlaubte. Die Kirche zieht im Gegensatz dazu
Polyandrie und Polygamie vor: weil sie die Integrität ihres despotischen Apparats
retten will."

Madam schließt: "Ich habe niemand denunziert; ich will sogar die Schul¬
digen nicht betrüben. Aber ihr abscheulicher Geldhandel muß aufhören. Ich habe
die Sache und nicht die Tatsachen, den Diebstahl und nicht die Diebe genannt.
Das ist barmherzig. Möge diese Barmherzigkeit denen zugute kommen, die wegen
der ungerechten Fernhaltu in. ng von den Sakramenten verzweifeln."




"Unsre auswärtige Politik und die deutsche Tagespresse."

Das
kleine Maßgebliche im letzten Hefte hat die beabsichtigte Wirkung gehabt. Einige
der Blätter, die gemeint waren, haben sich getroffen gefühlt, und eines davon hat
dem Artikel eine eingehendere Kritik gewidmet, also ihm zu größerer Verbreitung
verholfen. Darüber sei hiermit dankend quittiert. Eine weitere sachliche Polemik
wäre zwecklos. Nur zwei Mißverständnisse seien berichtigt. 1. Unter "namenlosen"
Leuten hat unser Artikel natürlich nicht solche verstanden, die ihre Aufsätze nicht
unterzeichnen, was bekanntlich in politischen deutschen Blättern aus guten Gründen
wenig oder gar nicht üblich ist, sondern solche, die im allgemeinen unbekannt sind,
"keinen Namen haben." 2. Wir verlangen von der Tagespresse selbstverständlich
nicht, daß sie zu den Ereignissen schweigt, Wohl aber, daß sie sie unbefangen und
sachlich und mit einiger Bescheidenheit betrachtet, und das vermissen wir in einem
großen Teil dieser unabhängigen Presse. Im übrigen glauben die Mitarbeiter der
Grenzboten von der neuesten deutschen Geschichte ebensoviel zu wissen wie andre
Leute, und sie treten für die Politik der Reichsregicrung aus eigner selbständiger
Überzeugung ein. Wer das nicht glaubt oder nicht begreift, dem ist nicht zu helfen,
d Die Redaktion er läßt es eben bleiben. -->--






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig


Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger
persönlich richten (I, Grunow, Firma: Fr. Will> Grunow, Jnselstraße 20).

Die Manuskripte werden deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers
geschrieben mit breitem Rande erbeten.






Maßgebliches und Unmaßgebliches

Und gegen Ende der interessanten Abhandlung: „Man muß auf allen Wegen
den Ehebruch verhindern und auf jede Weise die Eheschließung begünstigen. Der
Staat hat dies wohl verstanden und dem Ehebruch jede Entschuldigung genommen,
indem er die Wiederverheiratung erlaubte. Die Kirche zieht im Gegensatz dazu
Polyandrie und Polygamie vor: weil sie die Integrität ihres despotischen Apparats
retten will."

Madam schließt: „Ich habe niemand denunziert; ich will sogar die Schul¬
digen nicht betrüben. Aber ihr abscheulicher Geldhandel muß aufhören. Ich habe
die Sache und nicht die Tatsachen, den Diebstahl und nicht die Diebe genannt.
Das ist barmherzig. Möge diese Barmherzigkeit denen zugute kommen, die wegen
der ungerechten Fernhaltu in. ng von den Sakramenten verzweifeln."




„Unsre auswärtige Politik und die deutsche Tagespresse."

Das
kleine Maßgebliche im letzten Hefte hat die beabsichtigte Wirkung gehabt. Einige
der Blätter, die gemeint waren, haben sich getroffen gefühlt, und eines davon hat
dem Artikel eine eingehendere Kritik gewidmet, also ihm zu größerer Verbreitung
verholfen. Darüber sei hiermit dankend quittiert. Eine weitere sachliche Polemik
wäre zwecklos. Nur zwei Mißverständnisse seien berichtigt. 1. Unter „namenlosen"
Leuten hat unser Artikel natürlich nicht solche verstanden, die ihre Aufsätze nicht
unterzeichnen, was bekanntlich in politischen deutschen Blättern aus guten Gründen
wenig oder gar nicht üblich ist, sondern solche, die im allgemeinen unbekannt sind,
„keinen Namen haben." 2. Wir verlangen von der Tagespresse selbstverständlich
nicht, daß sie zu den Ereignissen schweigt, Wohl aber, daß sie sie unbefangen und
sachlich und mit einiger Bescheidenheit betrachtet, und das vermissen wir in einem
großen Teil dieser unabhängigen Presse. Im übrigen glauben die Mitarbeiter der
Grenzboten von der neuesten deutschen Geschichte ebensoviel zu wissen wie andre
Leute, und sie treten für die Politik der Reichsregicrung aus eigner selbständiger
Überzeugung ein. Wer das nicht glaubt oder nicht begreift, dem ist nicht zu helfen,
d Die Redaktion er läßt es eben bleiben. -->--






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig


Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger
persönlich richten (I, Grunow, Firma: Fr. Will> Grunow, Jnselstraße 20).

Die Manuskripte werden deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers
geschrieben mit breitem Rande erbeten.






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[0250] Maßgebliches und Unmaßgebliches Und gegen Ende der interessanten Abhandlung: „Man muß auf allen Wegen den Ehebruch verhindern und auf jede Weise die Eheschließung begünstigen. Der Staat hat dies wohl verstanden und dem Ehebruch jede Entschuldigung genommen, indem er die Wiederverheiratung erlaubte. Die Kirche zieht im Gegensatz dazu Polyandrie und Polygamie vor: weil sie die Integrität ihres despotischen Apparats retten will." Madam schließt: „Ich habe niemand denunziert; ich will sogar die Schul¬ digen nicht betrüben. Aber ihr abscheulicher Geldhandel muß aufhören. Ich habe die Sache und nicht die Tatsachen, den Diebstahl und nicht die Diebe genannt. Das ist barmherzig. Möge diese Barmherzigkeit denen zugute kommen, die wegen der ungerechten Fernhaltu in. ng von den Sakramenten verzweifeln." „Unsre auswärtige Politik und die deutsche Tagespresse." Das kleine Maßgebliche im letzten Hefte hat die beabsichtigte Wirkung gehabt. Einige der Blätter, die gemeint waren, haben sich getroffen gefühlt, und eines davon hat dem Artikel eine eingehendere Kritik gewidmet, also ihm zu größerer Verbreitung verholfen. Darüber sei hiermit dankend quittiert. Eine weitere sachliche Polemik wäre zwecklos. Nur zwei Mißverständnisse seien berichtigt. 1. Unter „namenlosen" Leuten hat unser Artikel natürlich nicht solche verstanden, die ihre Aufsätze nicht unterzeichnen, was bekanntlich in politischen deutschen Blättern aus guten Gründen wenig oder gar nicht üblich ist, sondern solche, die im allgemeinen unbekannt sind, „keinen Namen haben." 2. Wir verlangen von der Tagespresse selbstverständlich nicht, daß sie zu den Ereignissen schweigt, Wohl aber, daß sie sie unbefangen und sachlich und mit einiger Bescheidenheit betrachtet, und das vermissen wir in einem großen Teil dieser unabhängigen Presse. Im übrigen glauben die Mitarbeiter der Grenzboten von der neuesten deutschen Geschichte ebensoviel zu wissen wie andre Leute, und sie treten für die Politik der Reichsregicrung aus eigner selbständiger Überzeugung ein. Wer das nicht glaubt oder nicht begreift, dem ist nicht zu helfen, d Die Redaktion er läßt es eben bleiben. -->-- Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger persönlich richten (I, Grunow, Firma: Fr. Will> Grunow, Jnselstraße 20). Die Manuskripte werden deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers geschrieben mit breitem Rande erbeten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/250>, abgerufen am 13.11.2024.