Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.Das japanische Heer dann aber hätte er auch mit Preußen nicht den Vertrag vom 29. September Das japanische Heer N. v. Boguslawski*) von meer den Großmächten, deren bald sich berührende, bald sich kreu¬ Gegenwärtig ist unter den Staaten, mit denen Rußland im fernen Osten Von dem Obersten N- D. Boguslawski im russischen Generalstak ist Anfang dieses
Wahres unmittelbar vor Ausbruch des russisch-japanischen Krieges unter Mitwirkung des russischen ^Neralstabes in Petersburg ein Werk über Japan erschienen, das u. a. den Zweck verfolgt, "Starke ,ab Schwäche des Landes vom militärischen Standpunkt aus zu untersuchen," also ein ^°weis mehr dafür, daß Nußland den Krieg mit Japan hat kommen sehen. In diesem Werk, als "militärisch-geographisch-statistische Übersicht" bezeichnet wird, ist eine Menge neues, wertvolles Material über Japan und seine Bewohner zusammengetragen. Handel und Schiff¬ ahrt, Gewerbe und Industrie, klimatische und Bodenverhältnisse, Steuer-, Finanz-, Bildungs- u"d Unterrichtswesen -- alles erfährt an der Hand der erreichbaren in- und ausländischen ^"eratur, des Materials des russischen Generalstabes und japanischer Quellen eine gründliche, °urch zahlreiche Tabellen übersichtlich gemachte Darstellung. Da das zeitgemäße Werk in Deutsch- ^"d noch unbekannt ist, teile ich hier aus der Abteilung über das japanische Heer eine Probe in deutscher Übersetzung mit. Die authentischen Daten namentlich über die Mohn- '"achungsverhältnisse dürften gegenwärtig besonderm Interesse begegnen. Adolf des Das japanische Heer dann aber hätte er auch mit Preußen nicht den Vertrag vom 29. September Das japanische Heer N. v. Boguslawski*) von meer den Großmächten, deren bald sich berührende, bald sich kreu¬ Gegenwärtig ist unter den Staaten, mit denen Rußland im fernen Osten Von dem Obersten N- D. Boguslawski im russischen Generalstak ist Anfang dieses
Wahres unmittelbar vor Ausbruch des russisch-japanischen Krieges unter Mitwirkung des russischen ^Neralstabes in Petersburg ein Werk über Japan erschienen, das u. a. den Zweck verfolgt, "Starke ,ab Schwäche des Landes vom militärischen Standpunkt aus zu untersuchen," also ein ^°weis mehr dafür, daß Nußland den Krieg mit Japan hat kommen sehen. In diesem Werk, als „militärisch-geographisch-statistische Übersicht" bezeichnet wird, ist eine Menge neues, wertvolles Material über Japan und seine Bewohner zusammengetragen. Handel und Schiff¬ ahrt, Gewerbe und Industrie, klimatische und Bodenverhältnisse, Steuer-, Finanz-, Bildungs- u»d Unterrichtswesen — alles erfährt an der Hand der erreichbaren in- und ausländischen ^"eratur, des Materials des russischen Generalstabes und japanischer Quellen eine gründliche, °urch zahlreiche Tabellen übersichtlich gemachte Darstellung. Da das zeitgemäße Werk in Deutsch- ^«d noch unbekannt ist, teile ich hier aus der Abteilung über das japanische Heer eine Probe in deutscher Übersetzung mit. Die authentischen Daten namentlich über die Mohn- '"achungsverhältnisse dürften gegenwärtig besonderm Interesse begegnen. Adolf des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0195" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/293814"/> <fw type="header" place="top"> Das japanische Heer</fw><lb/> <p xml:id="ID_755" prev="#ID_754"> dann aber hätte er auch mit Preußen nicht den Vertrag vom 29. September<lb/> 1867 über die Zinsenzahlung aus seinem Hausvermögen schließen dürfen, und<lb/> jedenfalls hatte ein deutscher Fürst, der sich mit dem Nationalfeindc gegen<lb/> Deutschland verbünden wollte, in Deutschland jedes Recht verwirkt. Dies sollte<lb/><note type="byline"> ^</note> heutzutage keinem Deutsche» zweifelhaft sein. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das japanische Heer<lb/><note type="byline"> N. v. Boguslawski*)</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_756"> meer den Großmächten, deren bald sich berührende, bald sich kreu¬<lb/> zende Interessen eine beständige Kriegsbereitschaft fordern, nimmt<lb/> Japan eine Sonderstellung ein. Infolge seiner geographischen<lb/> Lage von den europäischen Machtzentren weit entfernt, hat es<lb/> als Nachbarn die wenig kriegerisch angelegten Reiche China und<lb/> Korea; Rußland kommt ihm in einem spärlich bevölkerten, unwirtlichen Grenz¬<lb/> gebiet nahe, das keine geeignete Basis für Angriffsbewegungen gibt. Endlich<lb/> sichert die insulare Lage des Landes seine Grenzen in beträchtlichem Maße<lb/> gegen feindliche Angriffe: während der fünfundzwanzig Jahrhunderte seines Be¬<lb/> stehens hat das japanische Reich nur einen kriegerischen Ansturm von außen<lb/> abzuwehren gehabt, unter dem Begründer der Mongolendhnastie Kublai Chan<lb/> ^andre 1281. So kann man denn weder in den natürlichen Existenz¬<lb/> bedingungen noch in der historischen Vergangenheit Japans irgend einen Um¬<lb/> stand finden, der die Notwendigkeit einer Landesverteidigung, einer beständigen<lb/> Vermehrung der Seestreitkräfte, der allmählichen Vergrößerung der Landarmee<lb/> und der Stärkung der militärischen Stellung während der letzten dreißig Jahre<lb/> auf Kosten der wirtschaftlichen beweisen könnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_757" next="#ID_758"> Gegenwärtig ist unter den Staaten, mit denen Rußland im fernen Osten<lb/> u? Berührung kommt, Japan der einzige, der über eine nach europäischem<lb/> -Rüster organisierte Armee verfügt, und der von allen Bevölkerungsklassen nicht</p><lb/> <note xml:id="FID_24" place="foot"> Von dem Obersten N- D. Boguslawski im russischen Generalstak ist Anfang dieses<lb/> Wahres unmittelbar vor Ausbruch des russisch-japanischen Krieges unter Mitwirkung des russischen<lb/> ^Neralstabes in Petersburg ein Werk über Japan erschienen, das u. a. den Zweck verfolgt,<lb/> "Starke ,ab Schwäche des Landes vom militärischen Standpunkt aus zu untersuchen," also ein<lb/> ^°weis mehr dafür, daß Nußland den Krieg mit Japan hat kommen sehen. In diesem Werk,<lb/> als „militärisch-geographisch-statistische Übersicht" bezeichnet wird, ist eine Menge neues,<lb/> wertvolles Material über Japan und seine Bewohner zusammengetragen. Handel und Schiff¬<lb/> ahrt, Gewerbe und Industrie, klimatische und Bodenverhältnisse, Steuer-, Finanz-, Bildungs-<lb/> u»d Unterrichtswesen — alles erfährt an der Hand der erreichbaren in- und ausländischen<lb/> ^"eratur, des Materials des russischen Generalstabes und japanischer Quellen eine gründliche,<lb/> °urch zahlreiche Tabellen übersichtlich gemachte Darstellung. Da das zeitgemäße Werk in Deutsch-<lb/> ^«d noch unbekannt ist, teile ich hier aus der Abteilung über das japanische Heer eine<lb/> Probe in deutscher Übersetzung mit. Die authentischen Daten namentlich über die Mohn-<lb/> '"achungsverhältnisse dürften gegenwärtig besonderm Interesse begegnen.<note type="byline"> Adolf des</note> </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0195]
Das japanische Heer
dann aber hätte er auch mit Preußen nicht den Vertrag vom 29. September
1867 über die Zinsenzahlung aus seinem Hausvermögen schließen dürfen, und
jedenfalls hatte ein deutscher Fürst, der sich mit dem Nationalfeindc gegen
Deutschland verbünden wollte, in Deutschland jedes Recht verwirkt. Dies sollte
^ heutzutage keinem Deutsche» zweifelhaft sein.
Das japanische Heer
N. v. Boguslawski*) von
meer den Großmächten, deren bald sich berührende, bald sich kreu¬
zende Interessen eine beständige Kriegsbereitschaft fordern, nimmt
Japan eine Sonderstellung ein. Infolge seiner geographischen
Lage von den europäischen Machtzentren weit entfernt, hat es
als Nachbarn die wenig kriegerisch angelegten Reiche China und
Korea; Rußland kommt ihm in einem spärlich bevölkerten, unwirtlichen Grenz¬
gebiet nahe, das keine geeignete Basis für Angriffsbewegungen gibt. Endlich
sichert die insulare Lage des Landes seine Grenzen in beträchtlichem Maße
gegen feindliche Angriffe: während der fünfundzwanzig Jahrhunderte seines Be¬
stehens hat das japanische Reich nur einen kriegerischen Ansturm von außen
abzuwehren gehabt, unter dem Begründer der Mongolendhnastie Kublai Chan
^andre 1281. So kann man denn weder in den natürlichen Existenz¬
bedingungen noch in der historischen Vergangenheit Japans irgend einen Um¬
stand finden, der die Notwendigkeit einer Landesverteidigung, einer beständigen
Vermehrung der Seestreitkräfte, der allmählichen Vergrößerung der Landarmee
und der Stärkung der militärischen Stellung während der letzten dreißig Jahre
auf Kosten der wirtschaftlichen beweisen könnte.
Gegenwärtig ist unter den Staaten, mit denen Rußland im fernen Osten
u? Berührung kommt, Japan der einzige, der über eine nach europäischem
-Rüster organisierte Armee verfügt, und der von allen Bevölkerungsklassen nicht
Von dem Obersten N- D. Boguslawski im russischen Generalstak ist Anfang dieses
Wahres unmittelbar vor Ausbruch des russisch-japanischen Krieges unter Mitwirkung des russischen
^Neralstabes in Petersburg ein Werk über Japan erschienen, das u. a. den Zweck verfolgt,
"Starke ,ab Schwäche des Landes vom militärischen Standpunkt aus zu untersuchen," also ein
^°weis mehr dafür, daß Nußland den Krieg mit Japan hat kommen sehen. In diesem Werk,
als „militärisch-geographisch-statistische Übersicht" bezeichnet wird, ist eine Menge neues,
wertvolles Material über Japan und seine Bewohner zusammengetragen. Handel und Schiff¬
ahrt, Gewerbe und Industrie, klimatische und Bodenverhältnisse, Steuer-, Finanz-, Bildungs-
u»d Unterrichtswesen — alles erfährt an der Hand der erreichbaren in- und ausländischen
^"eratur, des Materials des russischen Generalstabes und japanischer Quellen eine gründliche,
°urch zahlreiche Tabellen übersichtlich gemachte Darstellung. Da das zeitgemäße Werk in Deutsch-
^«d noch unbekannt ist, teile ich hier aus der Abteilung über das japanische Heer eine
Probe in deutscher Übersetzung mit. Die authentischen Daten namentlich über die Mohn-
'"achungsverhältnisse dürften gegenwärtig besonderm Interesse begegnen. Adolf des
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |